Namibia Tag 6: Gondwana-Park, Seeheim, Aus, Lüderitz – Benebelt

Wo ist eigentlich Lüderitz? Ich seh nichts!

geschrieben von Janni Montag, 30. März 2015 um 23:26 UhrDarstellungsfehler möglich

Hotelbewertung

SterneHotelnameZimmer
unbekanntCanyon Village
Cañon Village
BA Twin, 11
HotelUlkiges Dorf.9/10
LageMitten im Nichts, auch die Wanderwege sind langweilig.2/10
ZimmerKleine Hütten mit je zwei Appartments. Ganz nett. Tür muss mit Schlüssel geöffnet und geschlossen werden. Kostenloses aber immer wieder gestörtes WLAN. Klimanlage geht ständig von selbst aus. Deutsche Fernsehsender: was ist ein Fernseher?7/10
BadezimmerFester Duschkopf hinten in der Kabine, Amaturen ebenfalls. Wer einmal zu heißes Wasser einstellt, kriegt es nie mehr aus. Klobürste ist mir auseinander gefallen, ließ sich aber ohne Berühren wieder zusammensetzen.5/10
SauberkeitPool könnte besser sein.7/10
ServiceGut.7/10
Abendessen 1 Menü/Büffet1. Blätterteigtaschen mit Gemüse und Käsesoße: Sehr gut.9/10
2. Büffet: Mehr Auswahl an gekochtem Gemüse wäre nicht schlecht.7/10
3. kein Plan, bin zu früh gegangenN/A
Abendessen 2 Menü/Büffet1. Gemüsequiche: Ich mag keine Pilze.N/A
2. Büffet: s.o.7/10
3. Kuchen: Habe ich nicht mehr gegessen.N/A
FrühstückWenig Auswahl. Auch bei Getränken eher mau.4/10
GesamtwertungWeiterempfehlung: nein, weil zu langweilig4/10

Nobody Canna Cross It

7:58 und ich bekomme schon wieder Ärger, zu spät zu sein und dass alle nur auf mich warten, obwohl ich nicht mal der letzte bin! Einfach ignorieren, wahrscheinlich sind sie nur neidisch, dass ich meine Schlafzeit sinnvoll nutze und eine funktionierende Uhr habe.

Wir fahren vom Gondwana-Park nach Seeheim. Die Straße wird nicht mehr gewartet und ist sich selbst überlassen. Wir werden ordentlich durchgeschüttelt. Es gibt in Namibia bei bestimmten Rivieren (also den Flüssen, die nur zeitweise Wasser führen) keine Brücken. Man muss durchs Flussbett fahren. Das Löwenrivier führt heute Wasser, wir kommen aber durch. Logisch, wir sind ja auch ein Bus, das weiß man sogar in Jamaika.


Löwenrivier

In Seeheim gibt es einen alten Bahnhof, der jetzt das Hotel Taxidermy ist. Ursprünglich sollte er sogar mal das erste offizielle Bordell Namibias werden. Bis der Antrag dann nach anderthalb Jahren durch war, war das Interesse aber nicht mehr vorhanden.


Seeheim Hotel Taxidermy

Als wir Seeheim verlassen, sagt uns ein Schild: Lüderitz 294 km. Während die Gegend hier noch einigermaßen erträglich ist, wird sie im Verlauf der Fahrt immer langweiliger.


Rotrand-Landschaft bei Seeheim

Hinter Seeheim steigen wir aus und überqueren zu Fuß die Brücke über den Fischfluss. Der besteht hier aus etwa 4 Flussbetten, von denen 2 Wasser führen. Die Brücke ist entsprechend lang (geschätzt 200 m).


Fischfluss

Auf halber Strecke zwischen Seeheim und Lüderitz liegt Aus. In der Nähe gab es ein Gefangenenlager, weil die Alliierten dachten, die Deutschnamibier würden sich verschwören. Den Wächtern soll es schlechter gegangen sein als den Gefangenen, die sich Hütten aus Schrott gebaut und von einer Seuche nicht so stark dezimiert wurden.

Wir halten in Aus selbst und steigen beim Bahnhof Hotel aus, was auch ein Restaurant ist. In der Straße gibt es auch eine Tankstelle, wo ich mir was zu trinken kaufen will, aber irgendwie ist alles schon 2 oder 3 Monate abgelaufen.


Bahnhof Hotel Aus

Also ab zum Bahnhof Hotel und Essen bestellen. Irgendwie sind die da ziemlich langsam, und man braucht als Gast schon eine Ausdauer. Passt aber zum Namen: Züge sind beim Bahnhof oft verspätet, und die Leute vom Bahnhof Hotel auch. Der Reiseleiter beschwert sich bei der Cheffin, die meint, der einen Bedienung wäre was runtergefallen. Leute wie ich, die schon fertig sind (und das, obwohl ich wie gesagt erst bei der Tankstelle war, während alle anderen direkt zum Restaurant sind) können den Ort besichtigen. Insgesamt dauert es über eine Stunde, bis alle ihr Essen haben, was sie dann natürlich noch aufessen müssen.


Aus

Wir fahren weiter nach Lüderitz. Neben unserer Route befindet sich, wie fast die gesamte Reise über, die Eisenbahnstrecke. Zwischen Seeheim und Lüderitz ist sie nicht funktionsfähig. Die Deutschen haben sie damals in 8 bis 10 Monaten ohne Maschinen gebaut. Namibia baut schon die gesamten 25 Jahre seit der Unabhängigkeit daran und kriegt es nichr auf die Reihe... Die Deutschnamibier scheinen von den Deutschen mehr zu halten als von den anderen Namibiern. Unser Reiseleiter hat auch eine extreme Abneigung gegen Misch-Ehen unterschiedlicher Rassen. Das könne nicht gut gehen und anders als in der Tierwelt, wo sich Tiere wie Maultiere und Maulesel nicht vermehren können, sei das bei Menschen leider nicht so...


Dikwillem

In dem Gebiet leben Wildpferde, die einzigen der Welt. Wie die da hingekommen sind, weiß man auch nicht mehr so genau. Schon allein die Frage, ob sie von den Deutschen oder Alliierten kommen, ist unklar. Wir fahren zu einem Aussichtspunkt im Wildpferd-Gebiet. Was einige Leute für Wildpferde halten, sind in Wirklichkeit Oryxe (sollte man an den Hörnern eigentlich sofort erkennen). Außerdem gibt es Strauße. Wildpferde sind gerade keine da, weshalb wir weiter nach Lüderitz fahren und einen Halt machen, um beim derzeit guten Wetter Kolmanskoppe zu fotografieren.


Diamantenschürfer-Geisterstadt Kolmanskoppe (auch Kolmanskop genannt)
Die Stadt kommt morgen erst so richtig dran, dann gucken wir auch bei den Wildpferden nochmal vorbei.

Wir fahren durch Lüderitz nach Grossebucht und anschließend zum Diaz-Kreuz. Der Portugiese Bartolomeu Diaz hat sie zwar 1487 schon als Angra Pequena gegründet, das hatte man 1887 aber gekonnt ignoriert. Inzwischen soll Name wieder geändert werden, in einen Namen aus der Nama-Sprache: !Namiǂnûs. Der Name ist allerdings extrem schwer auszusprechen und das zweite Wort kann dann schnell mal „Fotze“ bedeuten (Nama: ǂNuis). Außerdem ist es vielleicht nicht so sinnvoll, einen der beiden bedeutendsten Häfen des Landes umzubenennen.


Bei Grossebucht


Diaz-Kreuz
Das ist im wahrsten Sinne des Wortes total beschissen (wohl von Möwen), daher nur von hier unten. Die Brücke ist letztes Jahr eingestürzt. Wenn wie jetzt kein Wasser da ist, kann man trotzdem hinlaufen.


Direkt beim Diaz-Punkt befinden sich Robben auf einer Insel.

Als wir die Buchten von Lüderitz gegen 16:30 verlassen, lichtet sich der Nebel. Toll, bringt uns jetzt auch nichts mehr. Wir besichtigen noch kurz den Hafen und checken dann im Hotel ein. Die Museen und ähnliches haben in Lüderitz erst nachmittags auf. Ich besuche die Felsenkirche und das allerdings nicht mehr geöffnete Goerke-Haus.


Felsenkirche


Goerke-Haus


Lüderitz, vom Goerke-Haus aus gesehen

Ich laufe zurück zur Felsenkirche, um sie nochmal ohne den Typen zu fotografieren, der die ganze Zeit davor saß (das Licht jetzt ist aber schlechter, sodass ich lieber doch das Bild mit dem Typen drauf genommen habe). Da kommt ein Jeep mit südafrikanischem Kennzeichen an. Ein Mann und zwei Mädels, schätzungsweise 15 und 18, steigen aus. Die Mädchen gucken mich sehr seltsam an und lachen. Sie fragen, ob ich mich an sie erinnere. Ich verneine das. Sie meinen, sie hätten mich in der Canyon Village mit der Katze spielen sehen. Sie sind mit ihrem Vater unterwegs und haben die Hotels einzeln gebucht. Daher fragen sie mich, wo meine Reise noch so hinführt. Soussusvlei, Swakopmund, Etosha-Nationalpark, Windhuk. Bei jeder Station, die ich nenne, kreischen sie lauter, bis sie am Ende eskalieren, als ob Justin Bieber persönlich da wäre (falls man da in dem Alter noch drauf steht). Sie übernachten heute im gleichen Hotel, die Hotels im Soussusvlei und Swakopmund sind aber anders (solange da nicht wie beim ersten Hotel was geändert wird). Sie kommen übrigens aus Südafrika und sind mit ihrem eigenen Auto hierher gefahren. Meine vom hohen Durchschnittsalter der Gruppe getrübte Stimmung (ich würde mal schätzen, 16 der 20 Leute in der Gruppe sind über 50, und der alte Name von Lüderitz erinnert mich an eine Freundin) ist irgendwie besser geworden.

Mein Hotelzimmer mit Mini-Balkon liegt übrigens wenige Meter direkt über dem Meer. Das Meeresrauschen ist sehr deutlich hörbar, ich hoffe ich kann schlafen.


Mein Hotelzimmer ist von den Balkons ganz rechts der der mittleren Etage.

Und auch diesen Blogpost beende ich mit einem Sonnenuntergang in unmittelbarer Nähe zum Hotel.

Als das Hotelinternet nach anderthalb Stunden Rumprobieren endlich mal will und auch noch für namibische Verhältnisse sehr schnell ist, kann ich mittels TeamSpeak meinen Bedarf an Gesprächen mit Leuten unter 30 decken, auch wenn mein Handy nicht ins Netz kommt und WhatsApp deshalb flachfällt.


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