Jordanien Tag 3 – Amman, Jerasch (Gerasa), Umm Qais (Gadara), Tabaqat Fahl (Pella), Amman – Zurück in die Antike

Heute besuchen wir zwei antike Ruinenstädte im äußersten Norden

geschrieben von Janni Montag, 23. Oktober 2017 um 21:23 Uhr

Der Bus, der heute das andere Hotel zuerst anfährt, ist 15 Minuten zu spät. 30 Minuten reichen nicht von einem Hotel zum anderen.

Heute morgen ist der Verkehr wieder sehr zäh. Wir fahren vorbei einem Krebszentrum, das der König durch Spenden erbauen ließ, und an der staatlichen Universität. 42.000 Studenten hat sie, davon 63% Frauen. Landesweit liegt der Schnitt bei 55%. Glaubt man gar nicht in so einem Land.

6,3% der Jordanier sind Anaphabeten. Schulpflicht besteht bis zu 10. Klasse. Dann kann man alles studieren, außer Medizin. Staatliche Schulen sind kostenlos, private nicht, haben aber einen besseren Ruf und kleinere Klassen. Bei Universitäten ist das mit dem Ruf genau umgekehrt. Das liegt daran, dass staatliche Universitäten Numerus Clausus haben (Studiengebühren: 1.500 Dinar im Jahr), die privaten aber nicht und jeden nehmen, der sich das leisten kann. Das wären etwa 5.000 Dinar im Jahr, also 6.000 Euro. Das ist das nominale BIP/Kopf. Das kaufkraftbereinigte BIP/Kopf beträgt hingegen über das doppelte. Kann ich nicht nachvollziehen, so teuer wie es hier ist. Zum Vergleich: In Deutschland liegt das BIP/Kopf marginal über dem kaufkraftbereinigten BIP/Kopf.

Inzwischen gibt es auch eine deutsche Universität. Dafür muss man Deutsch sprechen. Am Ende des Studiums stehen 6 Monate Ausbildung in Deutschland.

Schüler haben 3 Monate Ferien von Juni bis August – aber nichts zu tun. Schwimmbäder gibt es kaum und sie sind zu teuer. Fahrradfahren geht auch nicht. Kino ist auch zu teuer.

Wir kommen an einem Flüchtlingslager für Palästinenser vorbei. Davon gibt es 11 im Land. Die Schulen dort haben einen guten Ruf.

In Jordanien gibt es eine Rentenversicherung. Firmen mit mehr als 5 Angestellten müssen für jeden Mitarbeiter 8% des Lohnes einzahlen, der Arbeitnehmer zahlt 5%. Renteneintrittsalter ist bei 55 (Frauen) bzw. 60 (Männer). Die Krankenversicherung ist eher theoretischer Natur, da in Amman auf 5 Millionen Einwohner (real, durch Flüchtlinge) 5 Krankenhäuser kommen.

Gerasa (Jerasch)

Gerasa ist eine Ausgrabungsstätte in der heutigen Stadt Jerasch. Ausegegraben wird hier seit 1925. Die Stadt ist 5 km² groß und exisierte lange vor Christi. Derzeit hat man etwa 35% ausgegraben.

Hadriansbogen Gerasa
Hadriansbogen, 129 seinem Besuch zu Ehren erbaut und 21 Meter hoch, wieder aufgebaut
Pferderennbahn von Gerasa
Pferderennbahn, einst mit 5000 Plätzen, teilweise wieder aufgebaut und auch genutzt
Südtor von Gerasa
Südtor
Cardo Maximus von Gerasa
Cardo Maximus
Nymphäum von Gerasa
Nymphäum zu Ehren der Wassernymphen
Hardun (Schleuderschwanz)
Hardun (Schleuderschwanz), eine Agame
Nordtheater von Gerasa
Nordtheater, 165 erbaut, Platz für 2000 Leute; wir dürfen etwas für Mohammed singen und er singt was für uns
Fächerfinger
Fächerfinger, ein Gecko-Gattung
Artemistempel von Gerasa
Artemis-Tempel
Kirchen von Gerasa
3 Kirchen (eine im Vordergrund, weitere im Hintergrund), 529–539 gebaut
Südtheater von Gerasa
Südtheater, etwa 90–92 erbaut, 32 Reihen mit 5000 Plätzen
Blick vom Südtheater über Gerasa
Blick vom Südtheater über die Stadt

Vorhin hatte ich geschrieben, das Renteneintrittsalter sei bei 55 bzw. 60 Jahren. Soldaten kommen aber nach 16 Jahren in Rente und was die dann so machen, konnte man im Südtheater sehen:

Mit Pauken und Sackpfeifen: Drei Jordanier spielen Beethovens Neunte...
Die Sackpfeife ist übrigens ein mesopotamisches Instrument und kommt nicht von den Schotten.

Gadara (Umm Qais)

Die Ausgrabungsstätte und antike Stadt von Umm Qais (wörtlich: Mutter von Qais) heißt Gadara. Hier graben ausschließlich Deutsche aus.

Gadara
Gadara

Wir besuchen die Stätte eigentlich nur wegen ihres Ausblickes. Von hier sieht man den See Genezareth (Israel) und die Golanhöhen (im Sechstagekrieg durch Israel von Syrien erobert und seither besetzt).

Ausblick von Gadara Richtung Norden
Ausblick von Gadara Richtung Norden. Links See Genezareth mit dem Ort Tiberias, in der Mitte Al Mokhaba Al Tahta, links weiterhin hinten im Grünen Hamat Gader und hinten rechts die Golanhöhen (alles Israel).

Jordan-Valley-Highway

Wasser ist knapp in Jordanien. Eigentlich bräuchte man 950 Millionen Kubikmeter (knapp ein Kubikkilometer) im Jahr, hat aber nur 650 Millionen. Ein Jordanier verbraucht 83 Liter am Tag, ein Israeli 285 (Westjordanland 55, Gaza 25). Israel zapft den Jarmuk ab, der in den nun sehr kümmerlichen Jordan mündet. Mohammed vermutet, der nächste Krieg in der Region werde wegen des Wassers sein.

Wir fahren die auf dem obigen Panorama erkennbare Straße entlang. Diese ist militärisches Gebiet, aber man darf dort entlang fahren. Es befinden sich drei Checkpunkte an der Straße. Der letzte darf nur mit maximal 100 km/h befahren werden. Wer das schafft, ohne die Begrenzungen zu rammen, die einen zu Schlangenlinien zwingen, verdient meinen Respekt.

Hamat Gader
Hamat Gader (Israel), hinten rechts die Wasserflächen der Alligator-Farm (Fischfarm). An diesem Aussichtspunkt darf man aussteigen.
Zerstörte Eisenbahnbrücke
Diese Eisenbahnbrücke wurde von den Osmanen gebaut und von Israel zerstört
Plantage, im Vordergrund der Jordan
Plantage, im Vordergrund der Jordan

Wir machen kurz einen Toilettenstop in einem Restaurant oberhalb der Ausgrabungstätte Pella, die man von dort sehen kann.

Pella
Pella

Anschließend fahren wir weiter den Highway entlang. Über einen Pass erreichen wir Salt und fahren von dort zurück nach Amman.

Pass bei Salt im Licht des Sonnenuntergangs
Pass bei Salt im Licht des Sonnenuntergangs

Wieder in Amman

Es ist etwa 18 Uhr und die Straßen sind komplett verstopft. Wir brauchen etwa eine halbe Stunde vom 4-Sterne- zum 3-Sterne-Hotel.

Moschee und Halbmond
مسجد عبد اللطيف أبو قورة

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