Kreta VI Tag 13 und 14: Venetianische Festung von Réthymno, Biotopoi Nature Park, Kloster Arkádi, Knossós – Nur Ärger mit den Osmanen
Heute geht es zum Abschluss nochmal in die Vergangenheit.
Das Frühstück für 7 Euro im Omiros-Hotel ist sehr gut. Ungewöhnlich ist, dass es kaum etwas zum Selbstschmieren gibt und stattdessen eine große Auswahl an Schnittchen. In Spanien kennt man das mit fertigen Käse-Schinken-Toasts, aber hier gibt es das in vielen Varianten.
Na dann Sachen packen zum Checkout. Die beiden (ich höre immer noch nur die Frau) haben wieder lautstark ihren Spaß...
Auf Google Maps habe ich in Réthymno drei Orte markiert. Zum Glück finde ich einigermaßen schnell einen Parkplatz. Heute ist Sonntag und daher die Parkschein-App nicht nötig, sagt mein Griechisch. Kurz bei Google Translate geguckt. Ja, scheint so zu sein. Derzeit ist zwar nichts los, aber ich parke lieber mal vor einer Rampe für einen Hauseingang (also dass die vordere Stoßstange dorthin zeigt), sodass sich niemand vor mich stellen kann.
Erster Punkt ist die Kirche der vier Märtyrer, aber davor ist irgendeine Veranstaltung und der Sonnenstand auch ungünstig. Abends so gegen 18 Uhr Sonnenzeit wäre gut.
Venezianischer Brunnen Rimóndi
Auf dem Weg zur Festung, die im Nordwesten über Réthymno thront, befindet sich der Rimóndi-Brunnen. Benannt ist er nach dem venezianischen Gouverneur, der ihn 1626 erbauen ließ.

Ich weise vorsorglich darauf hin, dass der Brunnen schief ist und nicht das Foto.
Fortezza: Venetianische Festung von Réthymno (Kástro Fortétza)

Angriffe der Osmanen waren in Venezianischer Zeit immer ein Problem auf Kreta. Nach einem Angriff 1571 hatte man genug und Alvise Lando errichtete diese Burg. Schnelle Hilfe brachte es nicht, der Bau dauerte bis 1590.

Das große Gebäude in der Mitte ist die Regierung der Präfektur („Peripherie“) Réthymno. Links daneben befindet sich der Sochóra-Fußballplatz. Er ist auf Google Maps zensiert (das Regierungsgebäude aber nicht).

Letztenedlich fiel Réthymno den Osmanen 1646 dann doch in die Hände. Diese freuten sich über die unversehrt gebliebene Burg und bauten sie aus. So kommt auch die Sultan-Ibrahim-Moschee in die Mitte.


Zu den Opfern der Osmanen gehörten Angelís, Manouíl, Geórgios und Nikólaos. Sie wurden 1824 hingerichtet und nach ihnen ist die vorhin erwähnte Kirche der Vier Märtyrer (Tessáron Martýron) benannt, an der ich auf dem Rückweg wieder vorbeikomme.
Inzwischen sind alle Parkplätze in der Umgebung dicht zugeparkt. Na dann ist ja gut, dass ich mich vor die Rampe gestellt habe. So komme ich auch fix los und erreiche den...
Biotopoi Nature Park (Viótopi)
...nur fünf Minuten nach Beginn der Führung. Ich finde aber niemanden vor. Schilder zeigen vom Parkplatz an der Zufahrt zu einem geschlossenen Café (Akro-Polis) und von dort zeigt ein Schild auf ein geschlossenes Tor. Also rufe ich bei der griechischen Handynummer an, die auf Google Maps steht. Niemand geht ran. Traurig mache ich mich auf den Weg nach Arkádi, als nach 100 Metern eine deutsche Handynummer bei mir anruft: „Seid ihr gerade vom Biotopi weggefahren?“, fragt eine Frau. „Okay, ich drehe um.“
Tatsächlich ist der Park hinter dem Sportplatz (Calcetto), der wie das eben erwähnte Café wohl auch irgendwie zum Biotopoi gehört. Noch kurz was zum Namen: Es wird ausschließlich die lateinische Bezeichnung „Biotopoi“ verwendet. Ein ‚ο‘ (Ómikron) vor einem ‚ι‘ (Ióta) ist im heutigen Griechisch stumm, während diese Buchstabenkombination bei alten Entlehnungen als ‚ö‘ wiedergegeben wird, z.B. in Ökologie. Zudem wird das Β (Víta, oft falsch Bḗta genannt) als ‚v‘ gesprochen. Anders als im Deutschen wird die zweite Silbe betont. Die korrekte Transkription wäre somit Viótopi (Plural) und entspricht exakt der Aussprache.
Die polnische Voluntärin, die seit einigen Jahren immer im Sommer hierher kommt, wartet mit ihrer Gruppe aus vier Deutschen auf mich. Sie spricht selbst nicht genug Deutsch, um die Führung auf Deutsch zu machen. Dass im Winter überhaupt eine Führung stattfindet, ist eine große Ausnahme, sagt die Besitzerin. Sie ist Deutsche und hatte mal irgendwann die Chance bekommen, auf Lésvos in einem Hotel als Masseurin zu arbeiten. Über Zwischenstationen kam sie irgendwann nach Kreta, wo sie ihren griechischen Mann kennenlernte, dessen Traum dieser Park war. Sinn der Anlage ist, dass kretische Kinder etwas über die kretischen Pflanzen lernen, da Kinder und Lehrer Angst vor der Wildnis hätten, erklärt sie. Die Öffnungszeiten sind eher katastrophal. Im Winter leitet die Besitzerin die Cretan Ski School. Dann liegt nämlich auf den Bergen Schnee. Kretas Berge erreichen fast 2.500 Meter.
Dann liegt da oben 3 Meter Schnee. Aber in diesem Jahr gab es nicht viel Niederschlag, weshalb nicht viel Wasser runtergekommen ist und es dieses Jahr auf Kreta weniger grün ist. Auch gerade ist es zu trocken, November sei wie Frühling, sagt man hier.
Schon gleich zu Beginn der Führung kommt man zum Highlight des Parks: Augusta, 50, ist eine Maurische Landschildkröte. Sie kommt aber in Griechenland nur auf dem Festland vor.

Direkt danach kommen wir auch zu einem weiteren Tier, einem Jemenchamäleon. Es gibt zwar auch ein ??? Kretisches Chamäleon, aber das ist vermutlich in den 1980ern ausgestorben, weil Pestizideinsatz in Olivenplantagen seine Beute getötet hat.

Das namenlose Tier hier ist schon 8 und muss daher gefüttert werden. Normal werden sie nur 6 bis 7 Jahre alt. Es ist gerade etwas bleich, daher wird es mit einer Sprühflasche nassgespritzt. Dann geht es ihm schon deutlich besser. Normalerweise sammelt sich auf dem Lappen an seinem Kopf morgens Tau. In seinem Lebensraum in Jemen sehr wichtig.
Früher hatten sie auch ein Weibchen, aber das ist letztes Jahr gestorben.
Wir kommen vorbei an Salbei. Auf Kreta findet man oft eine Pflanze, die eindeutig nach Salbei aussieht, aber nach nichts riecht. Die Voluntärin nennt ihn Donkey Sage und sagt, dass er zudem noch giftig sei. Ich finde absolut nichts zu diesem Namen oder zu giftigem Salbei. Der echte Salbei wird zum Säubern von Weinfässern verwendet.
Und wie hat man früher Wein gepresst? Mit so einer Weinpresse:

Die fand man, als hier ein großes Hotel gebaut werden sollte, was deshalb eingestellt wurde. Da kommen dann Palmwedel auf den Boden und da dann die Weintrauben drauf. Und dann nur noch tanzen.
Vor zwei oder drei Jahren haben sie die Presse ausprobiert. Dazu war auch eine kretische Band da. Der Wein schmeckte viel intensiver als sonst, sagt die Voluntärin, und das obwohl alle vorher ihre Füße gewaschen hätten.
Endlich komme ich mla dazu, zu fragen, was diese Blumenzwiebeln sind, die überall auf Kreta im Boden stecken und hier auch. Das sind Weiße Meerzwiebeln. Die blühen zweimal im Jahr sehr schön, sind aber giftig.
Dann ist die Führung auch schon vorbei. Wir können noch zu einer Höhle gehen, die mal von Schäfern genutzt wurde, und/oder einen Hügel besteigen.


Kloster Arkádi
Heute ist Arkádi-Tag. Das wird offenbar mit einm Lauf gefeiert, denn auf der Straße von Arkádi nach Réthymno kommen mir zahlreiche Läufer entgegen. Die Polizei auch. Sie sagt nur, ich soll langsam fahren. In Deutschland wäre die Straße gesperrt worden, aber dem Griechen scheint sogar noch mehr als dem Deutschen daran zu liegen, überall mit dem Auto hinzukommen. Es existieren zahlreiche asphaltierte Straßen zu Orten, wo man sich einfach fragt, warum. Beispiel sind viele Berge und Klöster (und Berge mit Klöstern auf dem Gipfel). Und dann gibt es beliebte Orte, zu denen nur Pisten existieren. Bekanntester Ort dieser Art auf Kreta ist vermutlich Bálos.
Um das Rennen nicht unnötig zu stören, nehme ich einen Umweg, als mir Google Maps einen anbietet.


Das Kloster spielt in der kretischen Geschichte eine bedeutende Rolle, wenn nicht sogar die wichtigste. Vom 7. auf den 8. November 1866 griffen 15.000 Osmanen das Kloster an, in dem sich knapp 1.000 Personen befanden. Als die Situation aussichtslos war, sprengten sich am 9. November die verbliebenen Personen im Pulvermagazin in die Luft.

Das Kloster kostet ein paar Euro Eintritt. Dafür ist es aber auch sehr groß und man bekommt einen Flyer. Zahlreiche Räume sind zugänglich und zeigen Ausstellungen von alten Gegenständen, aber auch Waffen aus dem Befreiungskampf. Letztere hätte ich gerne fotografiert, aber das Glas spiegelt so sehr und die Waffen sind so groß, dass man sie auch mit einem Weitwinkel-Objektiv nicht fotografieren kann, wenn man die Kamera direkt ans Glas hält.

Knossós
Und wir machen es wie am letzten Tag meines ersten Besuchs auf Kreta: Zum Abschluss gibt es Knossós. Das kostet normalerweise 15 Euro, aber heute ist der erste Sonntag eines Wintermonats und da ist alles Historische in Griechenland kostenlos. Also zumindest das, was vom Staat verwaltet wird, Klöster also nicht. Ich habe also zusammen mit dem Óchi-Tag gleich zwei Tage mit freiem Eintritt mitgenommen. Davor hatte ich es bei meinen zahlreichen Griechenland-Reisen nur einmal 2021 in Olymbía („Olympia“, normal 12 Euro) geschafft, allerdings war das zufällig, weil an dem Tag die Entzündung des Olympischen Feuers und wegen panischer Angst der Chinesen vor Tibet die Stätte fast den ganzen Tag gesperrt war.
Zurück zum Thema. Wer das ganze erklärt haben möchte, kann sich entweder einen Audio-Guide runterladen, oder einen Guide nehmen (kostet 60 für eine Privattour und 20 pro Nase wenn sich 5 zufällige gleichsprachige Leute gefunden haben). Ich habe aber kein Bargeld mehr, also entfällt das.
Noch was zum Namen: Doppelbuchstaben im Griechischen dienen ausschließlich der Verwirrung. Sie haben keinerlei Bedeutung für die Aussprache. Der Grieche kennt nur das, was im Deutschen das kurze ‚O‘ ist. Seit 2022 werden in diesem Blog nahezu alle mehrsilbigen griechischen Wörter mit den Betonungszeichen versehen. Betont wird bei Knossós also die zweite Silbe.
Den zweitgrößten minoischen Palast hatten wir, jetzt kommt der größte. Wie mir erst jetzt auffällt, habe ich mir 2020 jegliche Beschreibung geschenkt. Auch die Bildunterschriften sind minimalistisch. Im Prinzip ging es damals wohl vor allem darum, ein nahezu leeres Knossós zu besuchen.
Knossós wurde ab 2100 v. Chr. errichte, dann Ende des 18. Jahrhunderts v. Chr. durch ein Erdbeben zerstört und dann wieder aufgebaut. Genutzt wurde er bis ca. 1370 v. Chr., wobei unklar ist, ob die dafür verantwortliche Zerstörung absichtlich (durch einmarschierende Mykener) oder ein Erdbeben passierte.
Es geht hier vor allem um Bilder als Ergänzung zu 2020.



Ich möchte noch die venezianische Festung (Koúles) im Hafen besuchen. Zeit wäre noch. Ich parke wie beim letzten Mal in der Straße Eféssou zwischen dem Lokal- und Fernbusbahnhof. Anders als auf Google Maps angegeben hat sie aber nicht bis 20 Uhr offen (da stimmt schon seit 1. September nicht mehr), sondern nur bis 15:30. Toll. Umsonst hierher gekommen. Die Kandína (Kantina) in der Straße hat noch nicht geöffnet. Anders als der Lokalbusbahn ist der Fernbusbahnhof ein Gebäude. Ich vermute, dass es dort etwas essbares geben muss. Tatsächlich gibt es dort einen kleinen Laden. In solchen Läden gibt es meist (teils warmes) Gebäck, so auch hier. Käsepastete (Cheese Pie) für ein paar Euro, damit ist man dann auch für den Abend satt.
Der Flieger geht pünktlich nach Athen. Eigentlich könnte ich den Shuttle des Hotels Av́ra noch kriegen. Ich finde ihn aber nicht. Als er kurz darauf an mir vorbeifährt, merke ich: Das Auto ist jetzt schwarz statt weiß. Toll. Immerhin weiß ich bei der nächsten Fahrt in einer Stunde, wie er aussieht.
Mit mir fahren zwei Holländerinnen. Sie fliegen morgen weiter nach Kýthira. Dort helfen sie eine Woche bei der Olivenernte. Eigentlich nur 2 Tage, Rest frei, aber gut. Dafür haben 650 Euro pro Person ausgegeben – ohne Flüge. Als Dank gibt’s nur 3 Liter Olivenöl. Okay, hört sich jetzt nach nicht so ’nem geilen Deal an, wenn man sich überlegt, dass mich das Hotel dort für die eine Nacht 50 Euro mit Frühstück gekostet hat... Ich gebe ihnen noch ein paar Tipps für die Freizeit.
Der Rückflug am nächsten Morgen verläuft ohne Probleme, allerdings werden wir bei der Landung in Berlin ordentlich durchgeschüttelt. Da ich mir den Zug erst abends gebucht habe, bleibe ich bis mittags im Sicherheitsbereich des BER, weil mein Laptop zum Arbeiten keinen ganzen Tag mit WLAN überlebt und es da Steckdosen gibt. Ich korrigiere: Weil es da eine Steckdose gibt. An der Ladestation für Handys neben einem Geldautomaten. Ob es außen welche gibt, weiß ich zwar nicht, aber ich will es nicht drauf ankommen lassen. Und mit der teuren aber extrem leckeren heißen Schokolade aus dem Automaten direkt neben der Handy-Ladestation will ich da auch eigentlich gar nicht weg.
Ich finde später übrigens wirklich keine Steckdose außerhalb des Sicherheitsbereichs. Die Zugfahrt nach Hause verläuft problemlos. Bald sind aber wieder Streiks.
Kríti (Kreta) VI Tag 12: Kloster Chrysoskalítissa, Elafonísi, Venizélos-Gräber Chaniá, Lerá-Höhle Stavrós – Küstentour
Und so eine Küstentour während eines Sturms! Aber das passt zum Untergang der Imperatrix, der sich als Motiv durch diesen Beitrag zieht.r essen braucht (und kann).
Die Hotelkatze ist bekommt von der Angestellten, die auch das Frühstück gemacht hat, zwei Scheiben Wurst. Sie pirscht sich an und trägt erst die erste Scheibe weg. Als sie die gefressen hat, wiederholt sie das mit der zweiten. Sie scheint auch eine Störung zu haben, so wie Méli im Hotel zuvor. Immerhin ist sie nicht aufdringlich wie die Katzen im Porto Belissario Xenodochío.
Heute besuche ich Elafonísi, den bekannten rosa Strand. 2020 war ich auch schon mal da. Diesmal ist etwas anders, denn ich nehme bis Kefáli die etwas längere Strecke über die Küstenstraße. Danach gibt es nach Elafonísi nur noch eine Straße.
Kloster Chrysoskalítissa (Moní Chrysoskalítissas)
Zwischen Kefáli und Elafonísi liegt noch ein Ort: Chrysoskalítissa. Teilweise wird er auch wie das Kloster bezeichnet, das sich auf einem Hügel westlich des Dorfes befindet.

Das Kloster kostet 2,50 Eintritt. Zugänglich sind zwei kleine Museen sowie die Klosterkirche (Katholikó) Kímisi tis Theotókou (Mariä Entschlafung). Vorm Kloster steht ein großes Schild, mit der Geschichte des Klosters und diversen Informationen.


Versteckt im Kloster hinter dem heutigen Folkloremuseum existiert ein kleiner Raum (Eingang auf dem obigen Bild hinten rechts zu sehen), in dem sich früher eine geheime Schule befand, da dies unter der türkischen Herrschaft nicht möglich war.

Dass man in die Kirche kommt, war mir nicht ganz klar, da die Kirche verschlossen ist, aber der Schlüssel steckt. Ich frage daher nach. Das Mädel an der Kasse sagt, dass es wegen des Sturms so sei.

Elafonísi
Seit diesem Jahr darf man nicht mehr auf dem Elafonísi-Strand parken. Das Ding steht schließlich unter Naturschutz. Griechen fahren aber wohl gerne überall mit dem Auto hin und parken gerne auf Stränden. Habe ich 2020 auch gemacht. Heute muss man die kostenpflichtigen Parkplätze oberhalb nutzen. Sie kosten alle 5 Euro, aber der am weitesten entfernte, auf dem ich parke, ist nicht besetzt, das Tor jedoch offen. Elafonísi selbst kostet keinen Eintritt. Der Strand wird auch jetzt am 4. November noch bewirtschaftet.
Heute geht es mir weniger um den Strand als vielmehr um die gleichnamige Insel, die man über den Strand erreicht. Musste ich 2020 durch hüfttiefes Wasser waten, kommt man heute bequem trockenen Fußes dorthin. Am Strand der Insel haben Leute Schildkrötennester abgesteckt, aber gerade ist keine Schildkrötenzeit mehr. Die kleinen Unechten Karettschildkröten schlüpften auf Kreta von August bis Oktober.

Auf der Insel erinneren ein Kreuz und ein Kirchenmodell (Ágios Nikólaos, 1987) an den Untergang des österreichisch-ungarischen Passagierschiffs Imperatrix, das im Jahre 1907 in einem Sturm (kann man heute besonders gut nachempfinden) strandete. An der Rettungsaktion waren die Mönche vom Kloster Chrysoskalítissa maßgeblich beteiligt. Damals starben nur die meisten der 40 Besatzungsmitglieder, die bereits vor der erst zwei Tage später angeordneten Evakuierung des Schiffes in der stürmischen See, die zum Unglück geführt hatte, ein Rettungsboot bestiegen hatten.


Es existieren auch ein Gittermast-Leuchtturm und – natürlich – eine kleine Kirche, Agía Iríni. Beide finde ich langweilig. Zudem gibt es direkt daneben eine Ruine.

Wie bereits einige Male zuvor räume ich auch hier wieder auf. Ich nehme eine Plastikflasche aus den Dünen mit. Erst als ich sie entsorge, fällt mir auf, dass sie aus Indonesien kommt. Wie ist die bitte hierher gekommen?
Anschließend möchte ich auf der ruhigeren Westseite, in die der Wind weht, schnorcheln. Ich finde aber praktisch keine Fische vor.
Venizélos-Gräber
Staatsmann Elefthérios Venizélos wurde nahe Chaniá begraben. Sein Grab befindet sich nordwestlich der Stadt in einer Parkanlage mit einer Kirche. Der Park ist frei zugänglich. Venizélos wurde in Mourniés südlich von Chaniá geboren und starb in Paris.

In der Gegend gibt es große Probleme mit streunenden Hunden.
Lerá-Höhle
Über etliche Elefthérios-Venizélos-Straßen gelange ich nach Stavrós. Am Rande des Orts befindet sich die Lerá-Höhle in knapp 200 Metern Höhe. Man kann einfach in 20 Minuten hochlaufen.
Eigentlich bin ich ja kein Fan von Graffiti, aber hier wurden ein Loch in der Wand und eine darüber wachsende Pflanze sehr interessant in ein Graffiti integriert:


Eigentlich soll die Höhle ein bekannter Ort für den Sonnenuntergang sein, aber ich bin alleine. Könnte auch an der (nicht vorhandenen Saison) liegen. Später kommen aber ein paar Ziegen. Als ich wieder nach unten gehe, spielt sich ein Drama ab: Ein Kitz ist wohl an eine Stelle gesprungen, von der es nicht mehr weitergehen mag und herzzerreißend schreit. Die Mutter versucht, die Situation zu lösen. Da die Sonne bald komplett weg ist, kann ich leider nicht warten, um den Ausgang zu beobachten. Auf dem schwierigen Weg hinab brauche ich beide Hände und kann daher keine Taschenlampe halten.
Ab zum Hotel. Auf dem Weg noch ein letztes Mal tanken – 157 Euro dann insgesamt.
Das Hotel Omiros scheint ziemlich nobel und ich dafür ziemlich underdressed. Aber egal. Theoretisch haben sie sogar ein Büffet zum Abendessen, das offiziell vorbei ist, aber ich könnte noch teilnehmen. 15 Euro kostet der Spaß. Aber ich möchte seit längerem gerne zur Tavérna Goulés, die 20 Minuten mit dem Auto entfernt in Gouledianá ist. Endlich habe ich dafür mal Zeit. Vorher noch das Hotelzimmer inspizieren. Es gibt ein etwa 50×50 Zentimeter großes Tuch, das mit einer Ecke an der Wand befestigt ist und in dessen Mitte eine Lampe angebracht ist, deren Kabel in die Wand geht. Außerdem gibt es eine weiße, hölzerne Leiter. Was zur ...?
Okay, einfach nicht fragen, ab zur Taverne.
Etwas katzengroßes Schwarzes liegt auf der Straße kurz vor Gouledianá. Ich bremse ab. Das Etwas steht auf und taumelt in die Böschung. Es handelt sich um ein Ziegenjunges, das offenbar gerade erst geboren wurde. Aber wo ist die Mutter?
Die Tavérna Goulés hat geschlossen. An der Tür hängt ein Schild: Von Oktober bis Februar Montag und Mittwoch geschlossen. Das ist ja schön, aber heute ist Sonnabend. Mal abgesehen davon, dass Oktober Hauptsaison ist (die Randsaison auf Kreta im Herbst dauert vom 1. November bis zum ersten Sonntag im November).
Egal, dann mal bei Google nach Alternativen suchen. Das nächstgelegene Restaurant ist das Alékos in Arméni, dann kommt wieder lange nichts. Als ich da bin, fällt mir auf, dass es noch eine Alternative gibt, die mir Google unterschlagen möchte, obwohl sie eine noch höhere Bewertung hat: Deal Eat. Der Imbiss befindet sich direkt gegenüber. Und da rauchen sie auch nicht wie im Alékos. Das ist eigentlich auch in Griechenland verboten, nur hält sich keiner dran.
Zurück im Hotel möchte ich einigermaßen früh schlafen. Der Flieger übermorgen geht recht früh und man soll einigermaßen zeitig da sein. Außerdem konnte ich nicht online einchecken, weil meine Dokumente (Personalausweis) nicht geprüft werden konnten, und soll meine Bordkarte bis 120 Minuten vor Abflug abholen. Das ist ein verdammter Schengen-Flug, warum brauch ich überhaupt Dokumente?
Das Hotel ist in einer Seitenstraße, da sollte man doch eigentlich ohne Ohrenstöpsel schlafen können. Aber irgendwo in der Nähe haben zwei lautstark „ihren Spaß“. Also ich vermute, dass es zwei sind, aber ich höre nur die Frau. Also doch Ohrstöpsel.
Kreta VI / Ionische Inseln V Tag 11 (Kýthira): Aroniádika, Avlémonas, Kalidí-Strand, Katoúni-Brücke, Agía-Sofía-Höhle Kálamos, Kýthira-Chóra, Ágios Dimítrios, Kloster Panagía Myrtidiótissa, Káto Chóra, Ágios Pétros Areí – Kleine Insel, noch mehr zu sehen
Und weiter geht’s, die Wikivoyage-Seite abarbeiten
Aroniádika
Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Nordens – außer dem recht unzugänglichen Leuchtturm – hätte ich abgefrühstückt. Also geht es in den Süden. Auf dem Weg dorthin muss man durch Aroniádika. Zwar komme ich diesmal von Norden, aber gestern von Osten kommend fallen die in der Richtung knallig orangefarben gestrichenen Fenster an der Rückseite der größten Kirche des Ortes auf. Den Namen der Kirche konnte ich leider nicht sicher bestätigen. Ich hielt sie zuerst für die Kirche der Heiligen Geldverächter, aber die steht wohl zwei Kilometer weiter im Osten.

Die Hauptstraße nach Avlémonas ist wohl gesperrt, daher ist ein kleiner Umweg nötig, auf dem der Name des folgenden Ortes auf Griechisch deutlich anders geschrieben ist, aber die Umschrift ist gleich. Auf der Strecke kann man schön auf die zentrale Ebene blicken.

Avlémonas
Kýthira gehört zu den ionischen Inseln, aber wenn man in Avlémonas ist, dann könnte man auch auf den Kykladen sein. Als ich gerade für den Blogpost Kýthira bei Google Maps eingebe, erscheint auch genau dieser Ort Avlémonas, genauer gesagt seine wichtigste Sehenswürdigkeit, die Bäder der Venus (oder Bäder der Afrodite).



Neben den Bädern gibt es noch einige weitere Sehenswürdigkeiten im winzigen Ort. Zum einen wäre da die kleine Burg auf dem Panoramabild ganz links. Sie hat geschlossen, aber man kann durch ein Fenster hineinklettern.

Im Ágios-Nikólaos-Hafen steht kleiner Wachposten. Zuerst denke ich, es könnte ein Kirchlein sein, da Griechen ja an die seltsamsten Orte Kirchen hinsetzen. Das Gebäude hat keine Tür und ist frei zugänglich. Zu venezianischer Zeit war er mit zwei Wachposten besetzt, sagt erklärt ein Schild, das auch die häufige Verwechslung mit einem Kirchlein erwähnt.

Wo ein Ágios-Nikólaos-Hafen ist, ist natürlich auf ein Ágios-Nikólaos-Kirchlein. Das ist auch ganz niedlich anzusehen.

Kalidí-Strand
Nach dem schönsten Dort des Insel folgt ganz in der nähe der schönste Strand der Insel: Kalidí. Heute ist zum Glück nichts los. Kalidí sind eigentlich drei Strände. Man parkt auf der Klippe oberhalb zwischen dem mittleren und dem winzigen nördlichen. Getrennt sind die drei durch Felsen, die so ins Wasser ragen, dass man knapp nicht trockenen Fußes wechseln kann.

Wobei, es gibt noch einen vierten Strand: Südlich des südlichen Kalidí-Strandes gibt es ein Loch im Felsen, durch das man zu einem zwei Meter breiten Mini-Strand kommt. Zum Schwimmen ist der Wellengang zu hoch.

Katoúni-Brücke
Die Engländer haben in den 1820ern und 1830ern zahlreiche Brücken auf der Insel errichtet. Die bekannteste und größte ist die Katoúni-Brücke. Sie werden weiterhin als Straßenbrücken genutzt. Eine weitere habe gestern bereits auf dem Weg von Karavás nach Moní Déspina befahren. Eine ähnlich große befahre ich später noch nach Kýthira-Chóra.

Die 1823 errichtete Brücke ist 110 Meter lang, bis zu 16 Meter hoch und 6 Meter breit. Sie kann also in zwei Richtungen befahren werden – die bei Karavás hingegen ist einspurig.
Agía-Sofía-Höhle (Kálamos)
Die Agía-Sofía-Höhle in Mylopótamos gestern hatte geschlossen. Macht nichts – in Kálamos gibt’s auch eine. Und Spoiler: Morgen werde ich auf Kreta ebenfalls an einer vorbeikommen.
Es empfiehlt sich unbedingt die Anfahrt von Westen (Kýthira-Chóra bzw. Kapsáli), da die Strecke befestigt (betoniert) ist. Die Straße von Kálamos ist nur eine Schotterpiste und Mietwagen nicht versichert. Die Höhle ist aber nicht nur gut ans Straßennetz angebunden – es gibt sogar ein Toilettenhäuschen mit getrennten WCs für Männlein und Weiblein direkt davor. Es ist aber geschlossen. Vermutlich wird es nur für den Fall geöffnet, dass in der Höhlenkirche ein Gottesdienst stattfindet.


Kapsáli
Neben Agía Pelagía ist auch Kapsáli im Süden ein bedeutender Touristenort. Anders als in ersterem gibt es hier keine Hotels, sondern nur „Rooms“. Ich besuche den Ort nicht, aber man kann ihn gut von der Straße nach Kýthira-Chóra sehen, kurz vor einer weiteren englischen Brücke. Besser sieht man ihn allerdings vom Kástro, weshalb ich mir ein Bild hier schenke.
Von dem Ort, von dem aus ich Kapsáli beobachte, sieht man in der Ferne auch ein Kloster, das an eine Miniatur des Klosters Panagía Chozoviótissa auf Amorgós erinnert, da es an den Felsen gebaut ist:

Kástro von Chóra (Kýthira)
In Kýthira-Ort besuche ich – natürlich – den Burgberg. Er hat keinen besonderen Namen, sondern wird einfach nur Kástro von Chóra genannt.


Wie man sieht, wird das Wetter langsam komplizierter. Der Sturm wird auch immer stärker.


Wappenmuseum
Im Kástro befindet sich ein Museum. Es ist nirgendwo ausgeschildert und man erkennt es nur an der leicht offenstehenden Tür. Das Museum zeigt Familienwappen verschiedener Familien aus der Region und kostet 2 Euro Eintritt. Da ich jetzt nicht alle 15 gezeigten Wappen hier abbilden kann, zeige ich das, was mir am besten gefällt:

Nach dem Wappenmuseum schaue ich mich noch etwas im Kástro um, werde aber von der Frau vom Museum bereits 40 Minuten vor Schließung (um 15) aus dem Kasto rausgeworfen.
Ágios Dimítrios
Irgendwo im Nirgendwo steht eine interessante Kirche. Das für seine Grundfläche eher flach bleibende Gebäude sieht nach Patchwork aus.

Kloster Panagía Myrtidiótissa
Eine Kirche mit dem Namen Panagía Myrtidiótissa hatten wir schon, jetzt kommmt ein Kloster. Das ist zwar gigantomanisch in der Größe und auch der Parkplatz ist riesig (mein Auto ist das einzige), steht aber irgendwo im Nirgendwo. Macht aber nichts, denn die Straße dorthin hat ein Highlight. Zumindest wenn man ein Fahrzeug fährt, das kleiner als 2,8 und schmaler als 2,2 Meter ist. Denn dann kann man die alte Straße benutzen und fährt durch einen Felsentor:
Für größere Fahrzeuge wurde eine neue Straße oberhalb gebaut, die ebenso wie die nahe nördliche Ortsumgehung von Kalokerinés bei Google Maps fehlt.
Ich schaue mich im Kloster um. Ein Mann, der hier der Abt zu sein scheint aber mit Straßenklamotten rumläuft, zeigt mir die Kirche, wo wie fast immer Fotoverbot ist.


Der Abt sagt mir beim Verlassen des Klosters, er möchte nicht, dass ich die Fotos auf Facebook oder Instagram hochlade. Von redeemer.biz hat er nichts gesagt.
Káto Chóra

Káto Chóra ist eine venezianischer Burg, von der vor allem die unzähligen Kirchen erhalten sind. Sie sind alle geschlossen, die Häuser können jedoch betreten werden.

Die Kirche Ágios Ioánnis Prodrómos ist besonders, denn sie ist nicht gut erhalten und man kann hineinschauen.




Ágios Pétros Areí
Der eine Marker für das Kirchlein in Areí auf Google Maps stimmt hinten und vorne nicht. Er ist nämlich direkt an der Durchgangsstraße. Dort befindet sich keine Kirche – zumindest nicht die hübsche auf dem Foto –, aber immerhin ein Schild dorthin. Ich folge dem Schild auf eine Straße, die man auch mit dem Auto befahren könnte. In der Ferne sehe ich die Kirche am Ende der Straße. Dort befindet sich auch ein weiterer Marker mit demselben Namen. Zwischen den beiden liegen etwa 650 Meter je Richtung. Dann kann ich ja mal gucken, ob die Fähre pünktlich ist. Bei der aktuellen Position kann ich mir das aber nicht vorstellen. Mir fällt auf, dass noch ein weiteres Passagierschiff auf dem Weg nach Kíssamos ist, die Chrysi Express. Sie war laut der Website (Vesselfinder) gerade in Bálos und auf Ímeri Gramvoúsa. Ich google den Namen und sehe: Das Schiff gehört Cretan Daily Cruises. Deren Website verrät, dass sie die Saison bis zum 10. November verlängert haben. Letztes Jahr endete die Tour am 31. Oktober, davon gibt es sogar einen Bericht auf diesem Blog. Morgen fährt aber kein Schiff.
Inzwischen bin ich bei der byzantinischen Kirche aus dem 13. Jahrhundert angekommen. Viel Licht ist nicht mehr da:

Ich erreiche den Hafen wie ankündigt 15 Minuten vor Abfahrt der Fähre. Die sehr unstete Tankanzeige des Nissan Pixo zeigt jetzt 9 von 10 Strichen an, sodass ich 8 Euro nachzahlen darf, weil sie bei Abholung 10 von 10 anzeigte. Na ja.
Ich kann mir nicht erklären, wie ich es geschafft habe, auf einer derart kleinen Insel an anderthalb Tagen 223 Kilometer zu fahren.
Kýthira reiht sich zusammen mit Kreta und Ándros in meine absoluten Lieblingsinseln Griechenlands ein. Allerdings hat man auf Ándros und Kýthira nach einer Woche alles gesehen. Das hat man auf Kreta nicht, also zurück dorthin. Kreta kann man glaube ich monatelang bereisen und findet immer noch etwas Neues.
Am Hafen hat die Crew der Aqua Jewel Probleme beim Anlegen. Das Schiff liegt dann eher schief am Anleger. Noch schiefer liegt eine gesunkene Jacht, die dadurch an einer anderen reibt, die noch nicht gesunken ist. Das liegt übrigens nicht am aktuellen Sturm, denn sie ist bereits auf meinem dem gestrigen Foto vom Kloster Agía Móni in dieser misslichen Lage.
Auch die Aqua Jewel – die entgegen meiner Erwartungen nur rund eine Viertelstunde Verspätung hat – fährt spürbar nach Backbord geneigt. Das Wasser ist aus dem Fenster erkennbar näher. Es sind drei andere deutschsprachige Reisende mit an Bord. Ein Paar so um die 50 oder 60 versucht aus der Schweiz nach Zypern zu kommen. Das wäre mit dem Flieger in 3 Stunden zu bewerkstelligen, aber die beiden möchten nicht fliegen. Sie sind jetzt schon ein bisschen unterwegs und haben es durch diverse verpasste Anschlüsse gerade so auf dieses Boot geschafft. Sie erwarten, dass sie über Kreta, Ródos und das türkische Festland an Weihnachten auf Zypern sind. Dann ist für die beiden wohl Turkish Sealines eher was als Turkish Airlines und ich erzähle von diesem Bild aus dem Sommer:

Ich frage mich, ob der CO2-Ausstoß durch so wenige Passagiere nicht höher ist als mit einem Flugzeug (jeweils pro Passagier). In Diakófti sind nur 6 Personen ohne Fahrzeug zugestiegen, die Anzahl der Fahrzeuge war jedoch beträchtlich. Leider finde ich keine Verbrauchswerte für Fähren im Internet, zumal die ja sehr unterschiedlich groß sind. Die Aqua Jewel ist 106/108 Meter lang, 16/16,6 Meter breit (Angaben unterschiedlicher Quellen) und hat eine BRZ von knapp 4. Es passen 160 Autos und 661 Menschen hinein. Im Sommer können zudem noch knapp 1000 weitere Leute mitfahren. Das Sonnendeck war bereits auf der Hinfahrt geschlossen und überhaupt nur das untere Passagierdeck geöffnet.
Die beiden Schweizer wissen noch nicht, wie sie vom Hafen wegkommen, geschweige denn wo sie schlafen. Ich frage den Eigentümer meiner Unterkunft. Der hat noch Platz, ist aber gerade auf einer Taufe. Die Schlüssel liegen aber bereit. Na dann.
Nach Ankunft kommen wir am Schalter von Cretan Daily Cruises vorbei. Dort steht, warum morgen kein Schiff fährt: Sturm. Bei den 33° im Schatten wäre das sonst eine schöne Abkühlung gewesen, über die auch ich nachgedacht hätte. Aber eigentlich will ich nach Elafonísi.
Ich fahre die drei mit meinem Auto dorthin (2,4 Kilometer). Vier Leute, drei große Rucksäcke, aber nur ein Peugeot 108! Der dritte Mitfahrer zieht vondannen und ich bekommen von den Schweizern 10 Euro. Sie schauen sich alle drei verfügbaren Zimmer an und sind dabei recht laut, was mir peinlich ist.
Kreta VI / Ionische Inseln V Tag 10 (Kýthira): Kloster Agía Móni, Agía Varvára & Paleochóra, Amír-Alí- & Portokaliá-Quelle, Kloster Panagía Déspina, Agía-Sofía-Höhle Mylopótamos, Kýthira-Chóra – Kleine Insel, viel zu sehen
Hätte ich mal keine Lust mehr auf Kreta, wäre Kýthira nur vier Stunden mit dem Schiff entfernt. Auch wenn ich immer noch Lust auf Kreta habe, geht es trotzdem zur Abwechslung mal auf die kleine Ionische Insel.
Mir ist aufgefallen, dass ich schon zweieinhalb Monate nicht mehr auf den Ionischen Inseln war. Und anders als ursprünglich geplant fährt die Seajets Aqua Jewel diese Woche doch noch zwischen Kíssamos und Piräus mit Halt in Andikýthira (Hafen Potamós) und Kýthira (Hafen Diakófti), bevor es nächste Woche in 2 Monate Wartung geht.
Der Wind soll morgen Nacht auffrischen. Aber die Aqua Jewel ist ja ein großes Schiff. Es sieht aus wie ein typisches Passagierschiff in Griechenland, das keine Schnellfähre ist. Es sind vielleicht so 10 Leute an Bord.
Dieser Post orientiert sich praktisch ausschließlich am einzigen Reiseführer überhaupt zu diesem Thema – der deutschsprachigen Wikivoyage-Seite.
Tatsächlich erwartet mich Andreas mit dem Auto. Den Preis haben wir noch nicht ausgemacht. Er ruft seinen Vorgesetzten an. 50 Euro. Alles klar. Anders als auf Gávdos, wo es keine Tankstelle gibt, gibt es hier sogar vier.
Kloster Agía Móni
Erster Halt ist das Kloster Agía Móni. Der Name kommt mir komisch vor: Heiliges Kloster? Kann nicht sein, Kloster heißt ja Moní und nicht Móni. Und Agía benutzt man für Personen, während man für Gebäude Ierá benutzt. Hmm.


Der auf dem Bild zu sehende Turm ist leider gesperrt. Und das wohl schon ziemlich lange, so wie er aussieht.
Ich spreche mit dem Mönch Tardeus, der etwa in meinem Alter, vielleicht etwas jünger ist, und gut Englisch spricht. Er gibt mit Lokoúmi (Lokum) und gleich ein halbes „süßes Brot“ (Ártos – das ist jedoch ein unspezifischer Name für jedes ungesäuerte Brot). Durch die Gewürze schmeckt es wie Lebkuchen. Außer ist es mit Sesam bestreut.
Er erklärt mir den Namen: Móni bedeutet allein, aber auch einzig. Gemeint ist die Gottesmutter Maria, denn sie ist die einzige Gottesmutter. (In der orthodoxen Kirche gibt es etliche Namen für Maria, wie zum Beispiel Panagía „Allerheiligste“).
Eine Spende für das Kloster lehnt er jedoch ab.
Wer mag, kann außerhalb des Klosters die Aussicht genießen. Man sieht unter anderem das auffällige Schiffswrack der russischen Nordland, die am 29. August 2000 vor Prasonísi strandete, was auf Trunkenheit am Ruder zurückzuführen sein soll – klischeehaftes Russenschiff.
Agía Varvára
Ich besuche Paleochóra. Wer seinem Auto die Schotterstraße nicht antun möchte, läuft vom Ende der befestigten Straße anderthalb Kilometer zu Fuß. Bereits von der Schotterstraße sieht man Paleochóra. Am Ende dieser Straße führt ein kurzer Weg (200 Meter) runter zur Stadt, wobei an diesem Weg die Kirche Agía Varvára liegt.

Das Bild ist exakt gerade, aber der Turm ist schief. Die Tür ist abgeschlossen und die Kirche auch nicht dekoriert. Sie ist ja auch offensichtlich einfach zu baufällig. Das größte Fenster, links neben der Tür, ist zugemauert, wie man oben sieht. Durch die kleinen Lüftungslöcher kann man die Kamera etwas nach innen schieben und sieht dann das (alle Richtungsangeben von der Tür aus gesehen):



Geht man den Pfad noch ein Stückchen weiter, erreicht man Paleochóra, das nur noch aus Ruinen besteht. Lediglich die kleine Kirche Panagía tou Fórou (mit dem roten Dach) wird noch instand gehalten.

Die Stadt, in der 800 Einwohner gelebt haben sollen, wurde 1537 vom türkischen Piraten Hayreddin Barbarossa geplündert. Da es Legenden gibt, dass einige der Gründer die Plünderung miterlebt haben, wäre sie dann nicht viel älter.
Auf ganz Kýthira sind übrigens viele Bachstelzen unterwegs, die in dieser Region teilweise im Winter, teilweise auch ganzjährig anzutreffen sind, letzteres vor allem auf Kreta und im Norden Griechenlands.
Amír-Alí- & Portokaliá-Quelle in Karavás
Als ich in Karavás ankomme, habe ich eine SMS von Seajets erhalten: Die Abfahrt der Aqua Jewel morgen wird gut vier Stunden nach vorne verlegt. Das kommt mir recht, da mein Flug Montag um kurz vor 8 geht und ich daher um 5 Uhr irgendwas aufstehen muss. Eine Ankunft in Kissamos um 2 Uhr zwei Nächte davor wäre nicht gut.
Zurück zur Quelle. Auch dazu gibt es eine Legende: Nach der Plünderung und Besatzung Kýthiras durch die Osmanen wurde ein Gesetz erlassen, dass Frauen bei der Hochzeit an den jeweiligen osmanischen Herrscher der Insel übergingen. Ein Einwohner habe sich daraufhin als Frau verkleidet und Amír Alí an diesen Quellen geköpft.

Es gibt hier zahlreiche Warzenenten. Während ich für das obige Foto hocke, habe ich die ganze Zeit Angst, dass mich eine von hinten zwickt.
200 Meter den Bach hinunter gibt es noch die Portokaliá-Quelle:

Panagía Déspina
Eigentlich wollte ich erst zur Panagía Déspina und dann zur Quelle, aber auf dem Weg von Paleochóra bin ich durch Agía Pelagía gefahren, um die Tauglichkeit für die Blaue Stunde zu überprüfen (taugt nicht) und wenn man von dort kommt, scheint die Straße zur Panagía Déspina nicht so gut zu sein. Und bei der anderen Zufahrtsstraße kommt man praktisch an den Quellen vorbei.
Der Weg von Karavás hat aber noch einen Vorteil: Man sieht das Kloster in der Totale:

Die Kirche ist übrigens eher rosa, wirkt aber durch das Abendlicht gelb. Im Kloster ist niemand zu sehen.
Agía-Sofía-Höhle (Mylopótamos)
Die Blaue Stunde möchte ich in Chóra (Kýthira) verbringen, aber auf dem Weg schaue ich noch in der Agía-Sofía-Höhle in Mylopótamos im Westen vorbei. Letzteres ist wichtig, denn es gibt noch eine zweite Sehenswürdigkeit namens Agía-Sofía-Höhle in Kálamos im Süden. Dazu morgen.

Die Höhle ist verschlossen und die hölzerne Pergola davor ist eingestürzt. Schade.
Kýthira-Chóra
Ebenfalls schade: Das Kástro von Chóra wird erst beleuchtet, als die Blaue Stunde vorbei ist. Beim warten habe ich mir immerhin telefonisch ein Hotel organisiert. Alle Hotels dieser Reise habe ich sie am Anreisetag gebucht. Meine Übernachtung morgen ist aber zumindest mit der Unterkunft von gestern auf heute optioniert.

Im Hotel Venardos in Agía Pelagía gibt es zum Empfang Ryzógalo („Reismilch“, eine Art stichfester Milchreis), der genau so schmeckt wie das Brot aus dem Kloster, wenn man von einigen Fasern Orangenfruchtfleisch absieht.
Die Hotelkatze begrüßt mich auch. Die turnt auch nachher noch auf meinem Balkon herum, verhält sich aber sehr seltsam. Am nächsten Tag erfahre ich, dass Méli („Honig“) in Athen vor vier Jahren einen Verkehrsunfall hatte und drei Monate vom Tierarzt behandelt wurde. Sie hat dadurch einen kürzeren Schwanz als normale Katzen und ihr Verhalten ist so komisch.
Kreta VI Tag 9: Mýrtos, Górtyna, Triópetra, Alatsogremní, Apoplýstra Ágios Pávlos, Maravel Garden Spíli: Aller guten Dinge sind drei
Drei Sehenswürdigkeiten in Górtyna, drei Strände, drei Felsen und drei musizierende Pflanzen
Dieser Beitrag behandelt den 1. November und entstand einen Tag danach.
Frühstück im Hotel für die ganzen 7 Gäste ist relativ spät, erst um acht. Dadurch verzögert sich auch bei mir einiges.
Während ich warte, schaue ich mir an, was es jetzt noch für Flüge gibt: Die Anzahl ist von 620 Bewegungen pro Woche vor gut einer Woche auf nur noch 260 gesunken. Es gibt noch einige Flüge bis Sonntag, dann wird es zappenduster. Der von mir gebuchte Rückflug nach Athen ist nicht mehr buchbar, aber es gibt einen späteren, der viermal so viel kostet wie meiner. Der Weiterflug nach Berlin kostet das Zehnfache.
Das Frühstück ist dennoch gut. Eine der diversen Hotelkatzen ist aber sehr aufdringlich.
In Ierápetra noch kurz volltanken – 137 Euro bisher – und dann geht’s los mit dem Programm.
Mýrtos
Mein erster Halt ist Mýrtos. Das war im Glücksmomente-Buch als besonders schön beschrieben worden. Auf einigen Bildern im Internet hat es einen weißen Sandstrand. Der Strand ist aber schwarz. Hübsch ist vor allem das Gebäude des Cafés To Pétrino. Ich mache ein paar Geräusche, damit die Katze auf der Treppe im nächsten Foto auch in die Kamera guckt.

Mehr wirklich schöne Szenen finde ich nicht.
Górtyna (Ágii Déka)
Nach rund anderthalb Stunden Fahrt erreiche ist Górtyna (auch Górtyn oder Górtys) am Rande des Ortes Ágii Déka („Heilige Zehn“). Es handelt sich um eine historische Stadt. Die Stätte besteht aus drei Teilen: Dem kostenpflichtigen Nordteil, dem unzugänglichen Nordwestteil (westlich des Flusses Mitropolianós) und dem kostenfreien Südteil. Ich beginne hier mit dem kostenpflichtigen Teil. Man kann von außerhalb des Zauns auch recht viel sehen, falls man außerhalb der Öffnungszeiten kommt oder keine drei Euro zur Hand hat.
Der kostenpflichtige Teil besteht im Prinzip aus vier Orten, die auf der offiziellen Karte 6 bis 8 heißen. Nach Bezahlen des Eintritts steht man vor 7, Ágios Títos. Er soll im Jahre 65 vom Apostel Paulus als „Bischof“ von Kreta eingesetzt worden sein und dann die Kreter missioniert haben.
Die Kirche (auch als Basilika bezeichnet) ist aber viel älter (6. Jahrhundert, byzantinische Zeit), wurde aber über eine gleichnamige ältere Kirche drübergebaut. Heute steht nur noch die vom Eingang der Kirche aus hintere Wand und ein bisschen was drum herum. Es wird von Dohlen bewohnt.

Nördlich steht die 6, das Odeíon, ein Theater aus dem 1. Jahrhundert, auf der Karte die 6.

Das Gebäude mit Dach hinten beherbert an seiner vom Bild aus gesehen hinteren Wand einen 10 Meter langen und 2 Meter hohen Kodex aus rund 17.000 Buchstaben. Er thematisiert Alltagsfragen und Gesetze aus dem 5. Jahrhundert. Scheidung, Erbrecht, Vergewaltigung – alles drin. Auffällt ist die Schreibrichtung, denn es handelt sich um ein Boustrofedón, „wie der Ochse pflügt“, also von links nach rechts und dann die nächste Zeile von rechts nach links – mit spiegelverkehrten Buchstaben.
Noch ein Stückchen weiter hinten steht die „Immergrüne Platane“ (fehlt auf der offiziellen Karte). Hier sollen laut dem Mythos Zeus und Europa Minos gezeugt haben.
Der Baum soll angeblich anders als alle anderen Bäume auch im Winter Blätter tragen. Heute ist der 1. November und damit nach kretischer Definition Winter. Es hängen noch ein paar Bäume dran. Passt also.

Zwischen Odeíon und Ágios Títos befindet sich die Agorá, der Marktplatz. Es ist eigentlich nur ein Schotterplatz mit einigen Olivenbäumen.
So, genau vom kostenpflichtigen Bereich. Zwischen Kassenhäuschen und Café, in dem es auch ein Poker-Kartenspiel mit Sexszenen von antiker Töpferwaren gibt,
(dramaturgische Lachpause)
befindet sich ein Statue von Antonius Pius.

Ich besuche noch das nordwestliche Górtyna, aber man kann nicht viel sehen, weil es an einem Hang liegt und man nur am Fuße des Hangs gehen kann.
Kommen wir daher nun zum südlichen Górtyna. Auf halber Strecke steht noch ein alter Olivenbaum, der aber bei weitem nicht so groß ist wie der gestern. Ich würde ihn auf vier Meter Höhe schätzen.
Der südliche Bereich ist umzäunt, aber man kann von außen was sehen – und soll auch, denn Schilder stehen so, dass man sie von dort lesen kann. Die beiden Schilder benennen die größten Teile.
Eines der beiden ist der Apollontempel, der größe Tempel der Stadt:

Das zweite ist das Prätorium. Von dem Stadthalterpalast stehen beeindruckend hohe Mauern.

Einige Archäologen sind im eingezäunten Bereich zugegen, aber auch vereinzelte Touristen schleichen im unwegsamen Gelände zwischen Olivenbäumen umher. Obwohl der Bereich nicht offiziell ist, gibt es am Eingang der Umzäunung sogar kostenloses WLAN (Wifi 4 EU).
Anschließend möchte ich die Eselrettung Agía Marína (benannt nach einem nahen Kirchlein) besuchen, aber die hat wegen dem Winter geschlossen. Ebenfalls geschlossen ist die Agía Triáda (da kein zeitgenössischer Name bekannt ist, wurde es nach einer nahen Kirche benannt) bei Festós. In beiden Fällen höre ich, dass Beschäftigte dort sind...
Triópetra, Alatsogremní und Ágios Pávlos
Triópetra sind zwei Strände zwischen Agía Galíni und Plakiás. Es gibt einen kleinen und einen großen Strand. Dazwischen befinden sich die drei namensgebenden Felsen.

Der große oder lange Strand von Triópetra hat keinen Aussichtspunkt und ist einfach nur ein langer Sandstrand. Man kann aber auf die namensgebenden Felsen schauen. Auf dem äußersten sitzen einige Kormorane.

Eine Sache ist in Triópetra dann aber doch auffällig: die Strandbar. Sie befindet sich in einem nachgebauten Schiffswrack und macht dadurch einiges her. Und: Sie hat noch geöffnet.

Zwischen dem Kleinen Triópetra-Strand und dem Ort Ágios Pávlos südlich davon befindet sich der Strand Alatsogremní. Er ist unbebaut, aber Leute haben aus Steinen eine Spirale gelegt. Er ist auch nicht direkt befahrbar, aber man kann vom Kleinen Triópetra rüber- und vom Kap Melissa bei Ágios Pávlos herunterlaufen.

Auf dem Kap Melissa gibt es eine Gesteinsformation, die Apoplýstra heißt (im Glücksmomente-Buch heißt sie Diplono Petris).


Maravel Garden
Nächster Halt ist der Ort Spíli. Ich bin da schon ein paar mal durchgefahren letzte Woche. Es schien mir immer so ziemlich der einzige Touri-Ort auf Kreta zu sein, der nicht am Meer liegt.
Am Rand des Ortes liegt auf über 60.000 m² der Maravel Garden, die Hauptsehenswürdigkeit für Touristen. Das ist ein bisschen wie Cretan Aroma, wo ich im Mai war, aber in XXXXL. Ich hatte die Befürchtung, dass der eventuell schon für den Winter geschlossen sein könnte, aber der kleine Parkplatz ist voll.
Am Eingang stehen viele Leute, die gerade eine Führung bekommen sollen. Sie scheinen zu einer Reisegruppe zu gehören und zumindest teilweise deutschsprachig zu sein. Und ein noch ein Deutscher: Ein Deutscher Schäferhund ist auch dabei. Ich frage, ob ich mit darf. Darf ich. Es ist jetzt etwa 16 und die Tour geht anderthalb Stunden, also bis Sonnenuntergang.
Die Führung kann man ganz schlecht beschreiben. Viel kriegt man auch nicht mit, da die Gruppe einfach zu groß ist. Und der Führer, der die Tour auf Englisch macht, hat schon so ein kleines Ding, das seine Stimme verstärkt. Für gute Fotos ist es auch eher schon zu dunkel, zudem ist es stark bewölkt und zwiscshendurch regnet es sogar.
Kernaussage: Gegen jedes Wehwehchen ist ein Kraut gewachsen. Mitten im Garten steht ein Kirchlein, Ágios Kýrillos A’ Alexandrías (das „A’“ liest man als „der Erste“) aus dem 14. oder 15. Jahrhundert. „Wogegen hilft die?“, frage ich. „Die nutzt man, wenn man Depressionen kriegen will.“, meint einer aus der Gruppe. Später kommen wir auch noch zu einer Wassermühle als weiterem Gebäude.
Ich versuche herauszufinden, was die Gruppe ist. Zwischendurch habe ich schon was von Yoga gehört. Bildungsurlaub? Irgendwo hatte ich mal das Beispiel Yoga auf Teneriffa gelesen, also warum nicht Kreta? Stimmt! Die 23-köpfige Gruppe und ihre Leiterin Astrid, die mit ihrem Schäferhund Attila („sozusagen Attila der Hund statt Attila der Hunne“, meine ich später) sind eine Woche am Kleinen Triópetra zum Bildungsurlaub unterwegs. Nach dem Rundgang gibt es eine Runde Yoga. Ich darf mitmachen, sagt Astrid. Sie kommt aus Frankfurt, aber macht das schon seit La Gomera (also fast Teneriffa) in der nur vom Meer aus zugänglichen Bucht El Cabrito zwischen Playa Santiago und San Sebastián. Seit diesem Jahr macht sie es auch auf Kreta, jetzt das dritte Mal. Nächstes Jahr gibt es je zwei Termine im Mai und im Oktober. Sie fragt, wo ich herkomme. Niedersachsen. Auch da sei sie anerkannt, sagt sie. Ein Hoch auf den Förderalismus, denke ich mir.
Die Gruppe macht das hier als „Bergfest“. Es ist der einzige Ausflug. Morgen haben sie aber „frei“ und da sie alle einen Mietwagen haben – anders kommt man nur schlecht nach Triópetra – fahren bestimmt einige weg.
Später gibt es noch eine Überraschung. Ich bin eingeladen. Vorher gibt es noch ein Abendessen hier im Restaurant des Maravel Garden. Um die Gruppe nicht zu stören, gehe ich stattdessen nach Spíli. Und lerne mal wieder: Wenn du Skepastí („bedeckt“, „überdacht“ – Gýros und Beilagen zwischen zwei Fladenbroten) bestellst, bist du danach voll. Also im Sinne von satt. Nicht von besoffen. Auch, wenn ich mich auf der dunklen Straße zurück zum Maravel Garden einmal stolper.
Die Gruppe braucht deutlich länger fürs Abendessen als ich. In der Zeit versuche ich, meinen Mietwagen für morgen auf Kýthira zu organisieren. Gar nicht so einfach. Die Mitarbeiterin von Drakakis sagt mir, dass sie für die Direktverbindung aus Kíssamos kein Auto haben. Ursprünglich hatte ich vor, mit der Seajets Aqua Jewel (sie ist übrigens keine Schnellfähre) bis nach Andikýthira zu fahren und drei Stunden später mit der Porfyroúsa nach Kýthira. Dann hätten sie zwar ein Auto, aber die Frau rät mir davon ab, auf Andikýthira auszusteigen, da bei dem Wetter nicht klar sei, ob die Porfyroúsa fahre. Also brauche ich einen anderen Mietwagenanbieter. Der Inhaber von Active Rent a Car ist schon runter von der Insel und in Athen, aber er empfiehlt seinen Mitbewerber Panayotis. Den rufe ich daraufhin an. Ich erkläre meine Situation, aber mein gegenüber sagt mir nur: Wenn ich mit der Fähre ankomme, steht 20 Meter vom Anleger ein 70-jähriger mit Bart namens Andreas. Ende des Gesprächs. Welche Fähre sagt er nicht, also fahre ich mit der Aqua Jewel durch.
Ich überlege, ob ich meinen Vorgesetzten, den ich manchmal Ágios Nikólaos nenne und der meine Vorliegen für Kreta kennt, fragen sollte, ob er meinen Bildungsurlaubantrag für Yoga auf Kreta nicht schon selbst ausfüllen will.
Wie es zu meiner Vorliebe für Kreta kam:
2020 war ich durch Corona und Probleme mit Outlook in der Firma ziemlich gereizt. Mir wurde „nahegelegt“, mal einen Tag Urlaub zu nehmen. Bei der Recherche, was man an einem verlängerten Wochenende machen könnte, stieß ich auf die Blind-Booking-Seite von Eurowings. Dort gab es die Möglichkeit, bei Eingabe von Abflughafen und An- und Abreisetag eine Flugreise (Hin- und Rückflug, ohne Hotel, aber mit – glaube ich – mindestens 27 Stunden Aufenthalt) zum Festpreis zu erhalten. Das Ziel war zufällig (und das während Corona im Juli 2020!), aber man musste eine Kategorie auswählen, aus der sich der Festpreis ergab (in diesem Fall waren das glaube ich 99,98). Nach Überprüfung des Flugplans stellte sich heraus, dass es nur zu vier „Strand“-Zielen überhaupt den Flugtagen Samstag bis Montag Flüge ab Hamburg gab, ich glaube Malle, Kreta und zwei Ziele auf dem spanischen Festland. Davon fand ich Kreta am interessantesten, da ich noch nie in Griechenland war. Da man einige Ziele abwählen konnte (kostete jeweils 10 Euro) konnte man Kreta erzwingen.
Nach Rücksprache mit der Firma am nächsten Tag, ob der besagte Montag (in 5 Tagen) passt, wählte ich die Kategorie und Ausschlussorte und klickte auf Buchen. Hätte ich mal vorher machen sollen, denn direkt darauf erschien die Meldung, dass kein Kontingent für Blind Booking bestehe (auch ohne die Ausschlussziele). Jetzt hatte ich mich aber schon auf Kreta eingestellt. Aus Gründen, die ich nicht mehr nachvollziehen kann, buchte ich nur den anvisierten Eurowings-Rückflug (84,99) und einen Hinflug mit Condor von Hannover (154,98) am Freitagnachmittag – das war in knapp 43 Stunden.
Das gefiel mir so gut, dass ich seitdem ständig von Kreta rede. Ähnlich gut gefiel mir nur Gran Canaria 2022 – Teil einer 23-teiligen Serie, die „aus Gründen“ auf dem Blog ausgeblendet ist, aber wohl demnächst eingeblendet wird.
Inzwischen hat die Gruppe fertig gegessen. Jetzt gibt’s die Überraschung, die wieder draußen an dem Platz ist, wo wir vorhin Yoga gemacht haben: Der Führer der Tour vorhin (auf dem folgenden Bild rechts zu sehen) verbindet ein Gerät mit einer Krokodilklemme an einem Blatt und mit einem Kontakt in der Erde nacheinander mit drei Topf-/Kübelpflanzen (Mastixstrauch, Olivenbaum, Lorbeer) verbunden. Das Gerät setze die elektrischen Impulse der Pflanzen in Noten um.

(Wenn ich dran denke, gibt es irgendwann ein Video hier.)
Alles klar, genug für heute. Ab nach Kíssamos. Nach fünf Kilometern fällt mir ein: Verdammt, wo ist meine Sonnenbrille? Ich fahre die etwa 5 Kilometer wieder zurück, suche die Straße ab (immerhin ohne mich erneut lang zu machen), finde aber nichts. Es stellt sich heraus: Sie liegt auf dem Armaturenbrett mittig über dem Radio. Toll.