Kreta VI / Ionische Inseln V Tag 10 (Kýthira): Kloster Agía Móni, Agía Varvára & Paleochóra, Amír-Alí- & Portokaliá-Quelle, Kloster Panagía Déspina, Agía-Sofía-Höhle Mylopótamos, Kýthira-Chóra – Kleine Insel, viel zu sehen
Hätte ich mal keine Lust mehr Kreta, wäre Kýthira nur vier Stunden mit dem Schiff entfernt. Auch wenn ich immer noch Lust auf Kreta habe, geht es trotzdem zur Abwechslung mal auf die kleine Ionische Insel.
Mir ist aufgefallen, dass ich schon zweieinhalb Monate nicht mehr auf den Ionischen Inseln war. Und anders als ursprünglich geplant fährt die Seajets Aqua Jewel diese Woche doch noch zwischen Kíssamos und Piräus mit Halt in Andikýthira (Hafen Potamós) und Kýthira (Hafen Diakófti), bevor es nächste Woche in 2 Monate Wartung geht.
Der Wind soll morgen Nacht auffrischen. Aber die Aqua Jewel ist ja ein großes Schiff. Es sieht aus wie ein typisches Passagierschiff in Griechenland, das keine Schnellfähre ist. Es sind vielleicht so 10 Leute an Bord.
Dieser Post orientiert sich praktisch ausschließlich am einzigen Reiseführer überhaupt zu diesem Thema – der deutschsprachigen Wikivoyage-Seite.
Tatsächlich erwartet mich Andreas mit dem Auto. Den Preis haben wir noch nicht ausgemacht. Er ruft seinen Vorgesetzten an. 50 Euro. Alles klar. Anders als auf Gávdos, wo es keine Tankstelle gibt, gibt es hier sogar vier.
Kloster Agía Móni
Erster Halt ist das Kloster Agía Móni. Der Name kommt mir komisch vor: Heiliges Kloster? Kann nicht sein, Kloster heißt ja Moní und nicht Móni. Und Agía benutzt man für Personen, während man für Gebäude Ierá benutzt. Hmm.


Der auf dem Bild zu sehende Turm ist leider gesperrt. Und das wohl schon ziemlich lange, so wie er aussieht.
Ich spreche mit dem Mönch Tardeus, der etwa in meinem Alter, vielleicht etwas jünger ist, und gut Englisch spricht. Er gibt mit Lokoúmi (Lokum) und gleich ein halbes „süßes Brot“ (Ártos – das ist jedoch ein unspezifischer Name für jedes ungesäuerte Brot). Durch die Gewürze schmeckt es wie Lebkuchen. Außer ist es mit Sesam bestreut.
Er erklärt mir den Namen: Móni bedeutet allein, aber auch einzig. Gemeint ist die Gottesmutter Maria, denn sie ist die einzige Gottesmutter. (In der orthodoxen Kirche gibt es etliche Namen für Maria, wie zum Beispiel Panagía „Allerheiligste“).
Eine Spende für das Kloster lehnt er jedoch ab.
Wer mag, kann außerhalb des Klosters die Aussicht genießen. Man sieht unter anderem das auffällige Schiffswrack der russischen Nordland, die am 29. August 2000 vor Prasonísi strandete, was auf Trunkenheit am Ruder zurückzuführen sein soll – klischeehaftes Russenschiff.
Agía Varvára
Ich besuche Paleochóra. Wer seinem Auto die Schotterstraße nicht antun möchte, läuft vom Ende der befestigten Straße anderthalb Kilometer zu Fuß. Bereits von der Schotterstraße sieht man Paleochóra. Am Ende dieser Straße führt ein kurzer Weg (200 Meter) runter zur Stadt, wobei an diesem Weg die Kirche Agía Varvára liegt.

Das Bild ist exakt gerade, aber der Turm ist schief. Die Tür ist abgeschlossen und die Kirche auch nicht dekoriert. Sie ist ja auch offensichtlich einfach zu baufällig. Das größte Fenster, links neben der Tür, ist zugemauert, wie man oben sieht. Durch die kleinen Lüftungslöcher kann man die Kamera etwas nach innen schieben und sieht dann das (alle Richtungsangeben von der Tür aus gesehen):



Geht man den Pfad noch ein Stückchen weiter, erreicht man Paleochóra, das nur noch aus Ruinen besteht. Lediglich die kleine Kirche Panagía tou Fórou (mit dem roten Dach) wird noch instand gehalten.

Die Stadt, in der 800 Einwohner gelebt haben sollen, wurde 1537 vom türkischen Piraten Hayreddin Barbarossa geplündert. Da es Legenden gibt, dass einige der Gründer die Plünderung miterlebt haben, wäre sie dann nicht viel älter.
Auf ganz Kýthira sind übrigens viele Bachstelzen unterwegs, die in dieser Region teilweise im Winter, teilweise auch ganzjährig anzutreffen sind, letzteres vor allem auf Kreta und im Norden Griechenlands.
Amír-Alí- & Portokaliá-Quelle in Karavás
Als ich in Karavás ankomme, habe ich eine SMS von Seajets erhalten: Die Abfahrt der Aqua Jewel morgen wird gut vier Stunden nach vorne verlegt. Das kommt mir recht, da mein Flug Montag um kurz vor 8 geht und ich daher um 5 Uhr irgendwas aufstehen muss. Eine Ankunft in Kissamos um 2 Uhr zwei Nächte davor wäre nicht gut.
Zurück zur Quelle. Auch dazu gibt es eine Legende: Nach der Plünderung und Besatzung Kýthiras durch die Osmanen wurde ein Gesetz erlassen, dass Frauen bei der Hochzeit an den jeweiligen osmanischen Herrscher der Insel übergingen. Ein Einwohner habe sich daraufhin als Frau verkleidet und Amír Alí an diesen Quellen geköpft.

Es gibt hier zahlreiche Warzenenten. Während ich für das obige Foto hocke, habe ich die ganze Zeit Angst, dass mich eine von hinten zwickt.
200 Meter den Bach hinunter gibt es noch die Portokaliá-Quelle:

Panagía Déspina
Eigentlich wollte ich erst zur Panagía Déspina und dann zur Quelle, aber auf dem Weg von Paleochóra bin ich durch Agía Pelagía gefahren, um die Tauglichkeit für die Blaue Stunde zu überprüfen (taugt nicht) und wenn man von dort kommt, scheint die Straße zur Panagía Déspina nicht so gut zu sein. Und bei der anderen Zufahrtsstraße kommt man praktisch an den Quellen vorbei.
Der Weg von Karavás hat aber noch einen Vorteil: Man sieht das Kloster in der Totale:

Die Kirche ist übrigens eher rosa, wirkt aber durch das Abendlicht gelb. Im Kloster ist niemand zu sehen.
Agía-Sofía-Höhle (Mylopótamos)
Die Blaue Stunde möchte ich in Chóra (Kýthira) verbringen, aber auf dem Weg schaue ich noch in der Agía-Sofía-Höhle in Mylopótamos im Westen vorbei. Letzteres ist wichtig, denn es gibt noch eine zweite Sehenswürdigkeit namens Agía-Sofía-Höhle in Kálamos im Süden. Dazu morgen.

Die Höhle ist verschlossen und die hölzerne Pergola davor ist eingestürzt. Schade.
Kýthira-Chóra
Ebenfalls schade: Das Kástro von Chóra wird erst beleuchtet, als die Blaue Stunde vorbei ist. Beim warten habe ich mir immerhin telefonisch ein Hotel organisiert. Alle Hotels dieser Reise habe ich sie am Anreisetag gebucht. Meine Übernachtung morgen ist aber zumindest mit der Unterkunft von gestern auf heute optioniert.

Im Hotel Venardos in Agía Pelagía gibt es zum Empfang Ryzógalo („Reismilch“, eine Art stichfester Milchreis), der genau so schmeckt wie das Brot aus dem Kloster, wenn man von einigen Fasern Orangenfruchtfleisch absieht.
Die Hotelkatze begrüßt mich auch. Die turnt auch nachher noch auf meinem Balkon herum, verhält sich aber sehr seltsam. Am nächsten Tag erfahre ich, dass Méli („Honig“) in Athen vor vier Jahren einen Verkehrsunfall hatte und drei Monate vom Tierarzt behandelt wurde. Sie hat dadurch einen kürzeren Schwanz als normale Katzen und ihr Verhalten ist so komisch.
Kreta VI Tag 9: Mýrtos, Górtyna, Triópetra, Alatsogremní, Apoplýstra Ágios Pávlos, Maravel Garden Spíli: Aller guten Dinge sind drei
Drei Sehenswürdigkeiten in Górtyna, drei Strände, drei Felsen und drei musizierende Pflanzen
Dieser Beitrag behandelt den 1. November und entstand einen Tag danach.
Frühstück im Hotel für die ganzen 7 Gäste ist relativ spät, erst um acht. Dadurch verzögert sich auch bei mir einiges.
Während ich warte, schaue ich mir an, was es jetzt noch für Flüge gibt: Die Anzahl ist von 620 Bewegungen pro Woche vor gut einer Woche auf nur noch 260 gesunken. Es gibt noch einige Flüge bis Sonntag, dann wird es zappenduster. Der von mir gebuchte Rückflug nach Athen ist nicht mehr buchbar, aber es gibt einen späteren, der viermal so viel kostet wie meiner. Der Weiterflug nach Berlin kostet das Zehnfache.
Das Frühstück ist dennoch gut. Eine der diversen Hotelkatzen ist aber sehr aufdringlich.
In Ierápetra noch kurz volltanken – 137 Euro bisher – und dann geht’s los mit dem Programm.
Mýrtos
Mein erster Halt ist Mýrtos. Das war im Glücksmomente-Buch als besonders schön beschrieben worden. Auf einigen Bildern im Internet hat es einen weißen Sandstrand. Der Strand ist aber schwarz. Hübsch ist vor allem das Gebäude des Cafés To Pétrino. Ich mache ein paar Geräusche, damit die Katze auf der Treppe im nächsten Foto auch in die Kamera guckt.

Mehr wirklich schöne Szenen finde ich nicht.
Górtyna (Ágii Déka)
Nach rund anderthalb Stunden Fahrt erreiche ist Górtyna (auch Górtyn oder Górtys) am Rande des Ortes Ágii Déka („Heilige Zehn“). Es handelt sich um eine historische Stadt. Die Stätte besteht aus drei Teilen: Dem kostenpflichtigen Nordteil, dem unzugänglichen Nordwestteil (westlich des Flusses Mitropolianós) und dem kostenfreien Südteil. Ich beginne hier mit dem kostenpflichtigen Teil. Man kann von außerhalb des Zauns auch recht viel sehen, falls man außerhalb der Öffnungszeiten kommt oder keine drei Euro zur Hand hat.
Der kostenpflichtige Teil besteht im Prinzip aus vier Orten, die auf der offiziellen Karte 6 bis 8 heißen. Nach Bezahlen des Eintritts steht man vor 7, Ágios Títos. Er soll im Jahre 65 vom Apostel Paulus als „Bischof“ von Kreta eingesetzt worden sein und dann die Kreter missioniert haben.
Die Kirche (auch als Basilika bezeichnet) ist aber viel älter (6. Jahrhundert, byzantinische Zeit), wurde aber über eine gleichnamige ältere Kirche drübergebaut. Heute steht nur noch die vom Eingang der Kirche aus hintere Wand und ein bisschen was drum herum. Es wird von Dohlen bewohnt.

Nördlich steht die 6, das Odeíon, ein Theater aus dem 1. Jahrhundert, auf der Karte die 6.

Das Gebäude mit Dach hinten beherbert an seiner vom Bild aus gesehen hinteren Wand einen 10 Meter langen und 2 Meter hohen Kodex aus rund 17.000 Buchstaben. Er thematisiert Alltagsfragen und Gesetze aus dem 5. Jahrhundert. Scheidung, Erbrecht, Vergewaltigung – alles drin. Auffällt ist die Schreibrichtung, denn es handelt sich um ein Boustrofedón, „wie der Ochse pflügt“, also von links nach rechts und dann die nächste Zeile von rechts nach links – mit spiegelverkehrten Buchstaben.
Noch ein Stückchen weiter hinten steht die „Immergrüne Platane“ (fehlt auf der offiziellen Karte). Hier sollen laut dem Mythos Zeus und Europa Minos gezeugt haben.
Der Baum soll angeblich anders als alle anderen Bäume auch im Winter Blätter tragen. Heute ist der 1. November und damit nach kretischer Definition Winter. Es hängen noch ein paar Bäume dran. Passt also.

Zwischen Odeíon und Ágios Títos befindet sich die Agorá, der Marktplatz. Es ist eigentlich nur ein Schotterplatz mit einigen Olivenbäumen.
So, genau vom kostenpflichtigen Bereich. Zwischen Kassenhäuschen und Café, in dem es auch ein Poker-Kartenspiel mit Sexszenen von antiker Töpferwaren gibt,
(dramaturgische Lachpause)
befindet sich ein Statue von Antonius Pius.

Ich besuche noch das nordwestliche Górtyna, aber man kann nicht viel sehen, weil es an einem Hang liegt und man nur am Fuße des Hangs gehen kann.
Kommen wir daher nun zum südlichen Górtyna. Auf halber Strecke steht noch ein alter Olivenbaum, der aber bei weitem nicht so groß ist wie der gestern. Ich würde ihn auf vier Meter Höhe schätzen.
Der südliche Bereich ist umzäunt, aber man kann von außen was sehen – und soll auch, denn Schilder stehen so, dass man sie von dort lesen kann. Die beiden Schilder benennen die größten Teile.
Eines der beiden ist der Apollontempel, der größe Tempel der Stadt:

Das zweite ist das Prätorium. Von dem Stadthalterpalast stehen beeindruckend hohe Mauern.

Einige Archäologen sind im eingezäunten Bereich zugegen, aber auch vereinzelte Touristen schleichen im unwegsamen Gelände zwischen Olivenbäumen umher. Obwohl der Bereich nicht offiziell ist, gibt es am Eingang der Umzäunung sogar kostenloses WLAN (Wifi 4 EU).
Anschließend möchte ich die Eselrettung Agía Marína (benannt nach einem nahen Kirchlein) besuchen, aber die hat wegen dem Winter geschlossen. Ebenfalls geschlossen ist die Agía Triáda (da kein zeitgenössischer Name bekannt ist, wurde es nach einer nahen Kirche benannt) bei Festós. In beiden Fällen höre ich, dass Beschäftigte dort sind...
Triópetra, Alatsogremní und Ágios Pávlos
Triópetra sind zwei Strände zwischen Agía Galíni und Plakiás. Es gibt einen kleinen und einen großen Strand. Dazwischen befinden sich die drei namensgebenden Felsen.

Der große oder lange Strand von Triópetra hat keinen Aussichtspunkt und ist einfach nur ein langer Sandstrand. Man kann aber auf die namensgebenden Felsen schauen. Auf dem äußersten sitzen einige Kormorane.

Eine Sache ist in Triópetra dann aber doch auffällig: die Strandbar. Sie befindet sich in einem nachgebauten Schiffswrack und macht dadurch einiges her. Und: Sie hat noch geöffnet.

Zwischen dem Kleinen Triópetra-Strand und dem Ort Ágios Pávlos südlich davon befindet sich der Strand Alatsogremní. Er ist unbebaut, aber Leute haben aus Steinen eine Spirale gelegt. Er ist auch nicht direkt befahrbar, aber man kann vom Kleinen Triópetra rüber- und vom Kap Melissa bei Ágios Pávlos herunterlaufen.

Auf dem Kap Melissa gibt es eine Gesteinsformation, die Apoplýstra heißt (im Glücksmomente-Buch heißt sie Diplono Petris).


Maravel Garden
Nächster Halt ist der Ort Spíli. Ich bin da schon ein paar mal durchgefahren letzte Woche. Es schien mir immer so ziemlich der einzige Touri-Ort auf Kreta zu sein, der nicht am Meer liegt.
Am Rand des Ortes liegt auf über 60.000 m² der Maravel Garden, die Hauptsehenswürdigkeit für Touristen. Das ist ein bisschen wie Cretan Aroma, wo ich im Mai war, aber in XXXXL. Ich hatte die Befürchtung, dass der eventuell schon für den Winter geschlossen sein könnte, aber der kleine Parkplatz ist voll.
Am Eingang stehen viele Leute, die gerade eine Führung bekommen sollen. Sie scheinen zu einer Reisegruppe zu gehören und zumindest teilweise deutschsprachig zu sein. Und ein noch ein Deutscher: Ein Deutscher Schäferhund ist auch dabei. Ich frage, ob ich mit darf. Darf ich. Es ist jetzt etwa 16 und die Tour geht anderthalb Stunden, also bis Sonnenuntergang.
Die Führung kann man ganz schlecht beschreiben. Viel kriegt man auch nicht mit, da die Gruppe einfach zu groß ist. Und der Führer, der die Tour auf Englisch macht, hat schon so ein kleines Ding, das seine Stimme verstärkt. Für gute Fotos ist es auch eher schon zu dunkel, zudem ist es stark bewölkt und zwiscshendurch regnet es sogar.
Kernaussage: Gegen jedes Wehwehchen ist ein Kraut gewachsen. Mitten im Garten steht ein Kirchlein, Ágios Kýrillos A’ Alexandrías (das „A’“ liest man als „der Erste“) aus dem 14. oder 15. Jahrhundert. „Wogegen hilft die?“, frage ich. „Die nutzt man, wenn man Depressionen kriegen will.“, meint einer aus der Gruppe. Später kommen wir auch noch zu einer Wassermühle als weiterem Gebäude.
Ich versuche herauszufinden, was die Gruppe ist. Zwischendurch habe ich schon was von Yoga gehört. Bildungsurlaub? Irgendwo hatte ich mal das Beispiel Yoga auf Teneriffa gelesen, also warum nicht Kreta? Stimmt! Die 23-köpfige Gruppe und ihre Leiterin Astrid, die mit ihrem Schäferhund Attila („sozusagen Attila der Hund statt Attila der Hunne“, meine ich später) sind eine Woche am Kleinen Triópetra zum Bildungsurlaub unterwegs. Nach dem Rundgang gibt es eine Runde Yoga. Ich darf mitmachen, sagt Astrid. Sie kommt aus Frankfurt, aber macht das schon seit La Gomera (also fast Teneriffa) in der nur vom Meer aus zugänglichen Bucht El Cabrito zwischen Playa Santiago und San Sebastián. Seit diesem Jahr macht sie es auch auf Kreta, jetzt das dritte Mal. Nächstes Jahr gibt es je zwei Termine im Mai und im Oktober. Sie fragt, wo ich herkomme. Niedersachsen. Auch da sei sie anerkannt, sagt sie. Ein Hoch auf den Förderalismus, denke ich mir.
Die Gruppe macht das hier als „Bergfest“. Es ist der einzige Ausflug. Morgen haben sie aber „frei“ und da sie alle einen Mietwagen haben – anders kommt man nur schlecht nach Triópetra – fahren bestimmt einige weg.
Später gibt es noch eine Überraschung. Ich bin eingeladen. Vorher gibt es noch ein Abendessen hier im Restaurant des Maravel Garden. Um die Gruppe nicht zu stören, gehe ich stattdessen nach Spíli. Und lerne mal wieder: Wenn du Skepastí („bedeckt“, „überdacht“ – Gýros und Beilagen zwischen zwei Fladenbroten) bestellst, bist du danach voll. Also im Sinne von satt. Nicht von besoffen. Auch, wenn ich mich auf der dunklen Straße zurück zum Maravel Garden einmal stolper.
Die Gruppe braucht deutlich länger fürs Abendessen als ich. In der Zeit versuche ich, meinen Mietwagen für morgen auf Kýthira zu organisieren. Gar nicht so einfach. Die Mitarbeiterin von Drakakis sagt mir, dass sie für die Direktverbindung aus Kíssamos kein Auto haben. Ursprünglich hatte ich vor, mit der Seajets Aqua Jewel (sie ist übrigens keine Schnellfähre) bis nach Andikýthira zu fahren und drei Stunden später mit der Porfyroúsa nach Kýthira. Dann hätten sie zwar ein Auto, aber die Frau rät mir davon ab, auf Andikýthira auszusteigen, da bei dem Wetter nicht klar sei, ob die Porfyroúsa fahre. Also brauche ich einen anderen Mietwagenanbieter. Der Inhaber von Active Rent a Car ist schon runter von der Insel und in Athen, aber er empfiehlt seinen Mitbewerber Panayotis. Den rufe ich daraufhin an. Ich erkläre meine Situation, aber mein gegenüber sagt mir nur: Wenn ich mit der Fähre ankomme, steht 20 Meter vom Anleger ein 70-jähriger mit Bart namens Andreas. Ende des Gesprächs. Welche Fähre sagt er nicht, also fahre ich mit der Aqua Jewel durch.
Ich überlege, ob ich meinen Vorgesetzten, den ich manchmal Ágios Nikólaos nenne und der meine Vorliegen für Kreta kennt, fragen sollte, ob er meinen Bildungsurlaubantrag für Yoga auf Kreta nicht schon selbst ausfüllen will.
Wie es zu meiner Vorliebe für Kreta kam:
2020 war ich durch Corona und Probleme mit Outlook in der Firma ziemlich gereizt. Mir wurde „nahegelegt“, mal einen Tag Urlaub zu nehmen. Bei der Recherche, was man an einem verlängerten Wochenende machen könnte, stieß ich auf die Blind-Booking-Seite von Eurowings. Dort gab es die Möglichkeit, bei Eingabe von Abflughafen und An- und Abreisetag eine Flugreise (Hin- und Rückflug, ohne Hotel, aber mit – glaube ich – mindestens 27 Stunden Aufenthalt) zum Festpreis zu erhalten. Das Ziel war zufällig (und das während Corona im Juli 2020!), aber man musste eine Kategorie auswählen, aus der sich der Festpreis ergab (in diesem Fall waren das glaube ich 99,98). Nach Überprüfung des Flugplans stellte sich heraus, dass es nur zu vier „Strand“-Zielen überhaupt den Flugtagen Samstag bis Montag Flüge ab Hamburg gab, ich glaube Malle, Kreta und zwei Ziele auf dem spanischen Festland. Davon fand ich Kreta am interessantesten, da ich noch nie in Griechenland war. Da man einige Ziele abwählen konnte (kostete jeweils 10 Euro) konnte man Kreta erzwingen.
Nach Rücksprache mit der Firma am nächsten Tag, ob der besagte Montag (in 5 Tagen) passt, wählte ich die Kategorie und Ausschlussorte und klickte auf Buchen. Hätte ich mal vorher machen sollen, denn direkt darauf erschien die Meldung, dass kein Kontingent für Blind Booking bestehe (auch ohne die Ausschlussziele). Jetzt hatte ich mich aber schon auf Kreta eingestellt. Aus Gründen, die ich nicht mehr nachvollziehen kann, buchte ich nur den anvisierten Eurowings-Rückflug (84,99) und einen Hinflug mit Condor von Hannover (154,98) am Freitagnachmittag – das war in knapp 43 Stunden.
Das gefiel mir so gut, dass ich seitdem ständig von Kreta rede. Ähnlich gut gefiel mir nur Gran Canaria 2022 – Teil einer 23-teiligen Serie, die „aus Gründen“ auf dem Blog ausgeblendet ist, aber wohl demnächst eingeblendet wird.
Inzwischen hat die Gruppe fertig gegessen. Jetzt gibt’s die Überraschung, die wieder draußen an dem Platz ist, wo wir vorhin Yoga gemacht haben: Der Führer der Tour vorhin (auf dem folgenden Bild rechts zu sehen) verbindet ein Gerät mit einer Krokodilklemme an einem Blatt und mit einem Kontakt in der Erde nacheinander mit drei Topf-/Kübelpflanzen (Mastixstrauch, Olivenbaum, Lorbeer) verbunden. Das Gerät setze die elektrischen Impulse der Pflanzen in Noten um.

(Wenn ich dran denke, gibt es irgendwann ein Video hier.)
Alles klar, genug für heute. Ab nach Kíssamos. Nach fünf Kilometern fällt mir ein: Verdammt, wo ist meine Sonnenbrille? Ich fahre die etwa 5 Kilometer wieder zurück, suche die Straße ab (immerhin ohne mich erneut lang zu machen), finde aber nichts. Es stellt sich heraus: Sie liegt auf dem Armaturenbrett mittig über dem Radio. Toll.
Kreta VI Tag 8: Monumentaler Olivenbaum von Kavoúsi, Móchlos, Ríchtis-Schlucht, Zákros-Schlucht – Schluchtenschummel
Die Samariá- und die Imbros-Schlucht bin ich komplett gelaufen, aber heute gibt’s ein paar Abkürzungen
Monumentaler Olivenbaum von Kavoúsi
Direkt an der Nationalstraße liegt Kavoúsi. Größter Stolz des Ortes ist der uralte Olivenbaum an der Straße in die Berge südlich des Ortes. Die Straße ist auf einem kurzen Stück mittendrin nicht befestigt.

Der Baum hat am Stamm einen Durchmesser von 4,7 bis 7,1 Metern (4,1 bis 4,9 Meter in 0,8 Metern Höhe) und einen Umfang von 22,1 Metern (14,2 in 0,8 Metern Höhe). Das Alter wird auf 3250 Jahre geschätzt. Oliven spielen aber bei den auf Kreta lebenden Kulturen seit 9000 Jahren eine Rolle.
Neben dem Baum befindet sich eine kleine Taverne, die aber nicht geöffnet hat. Entweder bin ich am Tage zu früh oder in der Saison zu spät. Also wieder zur Nationalstraße.

Unterwegs halte ich an einem Aussichtspunkt, an dem ich aber schon im Mai 2022 war. Diesmal sind viele Distelfinken zugange. Erst als ich nähe komme, kann ich erkennen, was sie tun: Sie fressen Distelsamen. Ergibt auch Sinn bei ihrem Namen.
Móchlos
Mócholos ist ein kleiner Ort an der Nordküste zwischen Ágios Nikólaos und Sitía. Bekannt ist er vor allem für die Ausgrabungen auf der vorgelagerten Insel, die wie der Ort heißt. Sie wurde von der frühen bis zur späten minoischen Zeit (3000 bis 1500 v. Chr.) genutzt.

Das Problem bei kleinen Inseln: Man muss da irgendwie hinkommen. Es liegen zwar Kaḯkis im winzigen „Hafen“ (eigentich nur ein Anleger aus Beton), aber es fahren keine. Also kann man nur den Ort selbst angucken.

Im Ort gibt dort ebenfalls eine Ausgrabung, die -auch frei zugänglich ist, aber dort steht kaum noch was. Es handelt sich um das Kunsthandwerker-„Viertel“ (zwei bis drei Häuser) aus der minoischen Spätperiode (1500 bis 1425 v. Chr.).
Ríchtis-Schlucht
Ich fahre zuerst zum oberen Ende der Ríchtis-Schlucht wenige 100 Meter östlich von Éxo Moulianá. Dann fällt mir aber auf, dass sie mir zu lang ist, sie einmal nach unten und wieder nach oben zu laufen. Mich interessiert auch weniger die Lachanás-Brücke als vielmehr der Ríchtis-Wasserfall. Der ist einfacher vom unteren Ende zu erreichen.
Wie so oft in Griechenland führt eine befestigte Straße dorthin, die ebenfalls in Éxo Moulianá startet. Also mache ich das so. Ich will ja auch noch die Zákros-Schlucht ansehen heute.
Der Fluss ist größtenteils ausgetrocknet. Das ist im Frühjahr ganz anders.

Besonderer Bewohner der Schlucht sind Süßwasserkrabben. Man sieht sie nicht so oft und muss schon aufpassen, wenn man sie sehen will. Ein großes Exemplar an Land ist hingegen einfach zu erkennen:

Beim Durchwandern der Ríchtis-Schlucht muss der Fluss einige Male überquert werden. Das vorletzte Bild zeigt bereits eine solche Stelle. Hier ist natürlich der niedrige Wasserstand von Vorteil. Da der Fluss aber immer noch ein wenig Wasser führt, ist es in der Schlucht sehr grün.

Nachteil am niedrigen Wasserstand: Der Ríchtis-Wasserfall macht wenig her. Mir ist es zu kalt, um im See unterhalb des Wasserfalls zu baden, aber bei einigen Besuchern ist das anders.

Lichtverhältnisse sind natürlich absolut katastrophal: Gegen die Sonne in einer dunklen Schlucht. Da sieht man natürlich nicht viel. Auch die maximale HDR-Einstellung kann nicht helfen.

Ich bekomme mit, dass ein deutsches Ehepaar um die 50 von oben gekommen sind. Ich biete ihnen an, sie wieder hochzufahren, da ich dorthin muss. Ich entschuldige mich schon mal dafür, dass mein ganzes Auto nach dem Oregano aus Préveli riecht.

Wir gehen zusammen zum Parkplatz, da müssen sie aber noch warten, da ich mir noch die Mündung ansehen möchte, die einige hundert Meter vom Parkplatz entfernt ist. Es handelt sich um einen Kiesstrand, wobei der Ríchtis-Fluss bereits vorher versickert. Aus den großen Steinen haben Leute unzählige Steinmännchen gebaut.

Auf der Straße nach oben kommt uns eine Mittelklasse-Limousine entgegen. Zum Glück an einer Stelle, an der die sonst sehr schmale Straße etwas breiter ist. Wir denken, dass es schwierig sein wird, mit einem so großen Auto zum unteren Parkplatz des Ríchtis-Schlucht zu kommen, aber nur zu.
Trinkgeld gibt’s keines für mich. Ich bin etwas enttäuscht.
Zákros-Schlucht (Schlucht der Toten)
Letzter Programmpunkt heute ist die Káto-Zákros-Schlucht, meist nur kurz Zákros-Schlucht genannt. Sie wird auf Schlucht der Toten genannt, aber nicht weil sie so gefährlich wäre, sondern weil es dort minoische Gräber gab. Auch hier gibt es die Möglichkeit, nur einen Teil zu laufen, nämlich vom Eingang B bis zur Mündung im namensgebenden Ort Káto Zákros. Das ist in einer Stunde machbar, aber der Rückweg dauert etwas länger.

Die Richtung, aus der die Sonne scheint, ist toll, aber leider geht sie schon fast unter. Daher drehe ich nach einer halben Stunde um und laufe denselben Weg zurück. Anders als in der Ríchtis-Schlucht begegnet mir wie beim Olivenbaum, wo ich eine halbe Stunde auf die Sonne gewartet habe, keine Menschenseele. Immerhin sind hier ein paar Ziegen.

Eigentlich wollte ich den Sonnenuntergang am bekanntesten Strand der Region beobachten, aber der Strand ist eher eine versandete Bucht und geht nach Osten, sodass ich mich auf den Weg Richtung Ierápetra mache.
Hier im Südosten der Insel gibt es nur einen Radiosender. Sitía FM spielt Titel, die wohl griechischer Schlager sein dürfen. Eine Stimme kommt mir aber bekannt vor. Shazam sagt: Mýkonos ke Sandoríni (2022) von Élena Tsagrinoú. Die hatte – obwohl Griechin – Zypern beim Eurovision Song Contest 2021 vertreten und war 16. von 26 geworden (zum Vergleich: Ukulele-Jendrik hat Deutschland mit 3 Punkten erwartungsgemäß auf den 25. Platz befördert). Aufgrund der fröhlichen Melodie freue ich mich für sie, dass sie offenbar über ihr damaliges Stockholm-Syndrom aufgrund einer unglücklichen Beziehung mit „El Diablo“ hinweggekommen ist – und auch nicht von den christlichen Fundamentalisten getötet wurde, die in dem Titel einen Skandal sahen und für Drohanrufe beim Sender sorgten. Aber man soll ja nicht gleich den Teufel an die Wand malen.
Über Sandoríni zu singen, ist wohl beliebt, denn als ich im Mai 2022 das erste Mal in Shazam nach einem griechischen Titel gesucht habe, war das ebenfalls das Thema. Das Lied war Paralía („Strand“) von Mános. Da ging es noch um Lefkáda, Náxos und vor allem natürlich Kríti.
Zwischendurch halte ich mal kurz an, um ein Hotel zu buchen. Es wird das Porto Belissario Xenodochío in Férma. Da gibt’s sogar Halbpension. Okay, denkste. Denn bei meiner Ankunft gibt keine Halbpension am heutigen Tag, dem letzten, an dem das Hotel (das heißt das letzte Wort im Namen) geöffnet hat. Und ich bin die letzte Person, die es dieses Jahr gebucht hat. Man freut sich über die unerwarteten 70 Euro Umsatz. Immerhin gibt es morgen Frühstück für die nur 7 Gäste.
Zum Abendessen muss ich somit wieder ein Stückchen laufen. Nicht so weit wie gestern Abend, aber immerhin noch 700 Meter (ein Weg). Länger als fürs Essen an sich hält es mich nicht da, denn die Mücken sind sehr penetrant.
Kreta VI Tag 7: Zarós-See, Kloster Ágios Geórgios Selinári, Kloster Aréti, Spinalónga – Geschickt vom Himmel
Gott schenkt uns Klöster, aber schickt er auch Lepra als Strafe?
Zarós-See
Ich besuche direkt nach dem Frühstück und Checkout den Zarós-See, um Fotos zu machen. Das findet eine Graugans- und Warzenenten-Gruppe am Ufer zwar nicht so toll, aber mehr als Fauchen passiert da nicht. Kurz darauf kommt eine Gruppe junger Leute, die deutlich sorgloser als ich nah an den Vögeln vorbeiläuft.

Zarós ist bekannt für sein Wasser. Und genau so einen riesigen Wasser-Lkw habe ich jetzt vor mir. Er lässt mich aber recht bald vorbei.
Um 12:30 Uhr habe ich in Ágios Nikólaos ein „Date“ mit Nostos Cruises nach Spinalónga. Der Weg ist zwar nicht kurz, aber verläuft größtenteils über die VOAK. So habe ich reichlich Zeit, um mir unterwegs ein bisschen was von meinen Markern auf Google Maps anzusehen. Los geht’s.
Kloster Ágios Geórgios Selinári
Das Kloster Ágios Geórgios Selinári liegt direkt an der Autobahn, genauer gesagt: Aftokinitódromos 90 Evropáikos Odós 75 Ethnikí Odós Iraklíou Agíou Nikoláou Vórios Odikós Áxonas Krítis (Autobahn 90, Europastraße 75, Nationalstraße Iráklio–Ágios Nikólaos, Nördliche Straßenachse Kretas). Gefunden habe ich es, weil Google es mir nach der Suche nach dem gleich folgenden Kloster vorgeschlagen hat und ich fand, dass es interessant aussah. Kommt man aus Richtung Iráklio, sieht man es von weiter weg am Berg liegen und fragt sich: „Und wie soll man da jetzt hinkommen und wo soll man parken?“ Aber der Eingang mit der Treppe hoch zum Kloster befindet sich direkt neben einem Café an der Autobahn. Das Café hat Parkplätze senkrecht zur Autobahn. Ausparken wird spannend, weil man dazu rückwärts auf die Autobahn fahren muss.

Leider steht die Sonne ungünstig. Eine Stunde zuvor wäre wohl mehr Licht gewesen, aber jetzt ist die Sonne hinter dem Berg, dessen Hang man links auf dem Bild sieht.
Man kann nur das kleine Kirchlein rechts besuchen, das ich aber wenig spannend finde. Die große Kirche links ist nicht geöffnet. Viel zu sehen gibt es hier somit nicht. Vielleicht ist es ja beim nächsten Kloster anders?
Zum Glück sind beim Ausparken dann keine Autos auf der Autobahn.
Kloster Aréti (Moní Aretíou, Agía Triáda)
Irgendwo im Nirgendwo im Hinterland von Eloúnda steht das Kloster Aréti, erbaut Ende des 16. Jahrhunderts. Es steht direkt an einer etwas größeren Straße zwischen Kalýdi und Skiniás. Von Kalýdi kommend zweigt eine Straße hinter das Kloster ab, wo man auch parken kann.
Ich finde allerdings den Eingang nicht. Als ich fast schon aufgegeben habe, finde ich doch den Eingang. Es ist eine Tür an einer Rampe vom Parkplatz nach unten.
Das Kloster ist von hohen und starken Mauern umgeben. Im Inneren befinden sich drei Kirchen: Agía Triáda (Heilige Dreifaltigkeit) als größte im Zentrum, Ágios Lázaros direkt am (zweiten) Eingangstor und Frommen Makários der Ägypter/Große/Ältere innerhalb der Gebäude an der nördlichen Mauer (zur Durchgangsstraße).

Der Mönch begrüßt mich. Er zeigt mir die Ausstellung (wobei „Ausstellung“ und „Shop“ innerhalb von Klöstern Synonyme sind). Er drückt auf eine Essenz auf meine Stirn und wir üben Handschläge. Danach schaue ich mich weiter im Kloster um.

Und nein, das Bild ist nicht schief! Die Kirche ist schief. Die Leinen und Ketten, die von der Decke hängen, sind exakt vertikal.


Nun aber ab nach Ágios Nikólaos und dann nach Spinalónga.

Das rechts ist übrigens keine Insel sondern Chersónisos Spinalóngas („Spinalónga-Halbinsel“). Zusammen mit Spinalónga und Kolokýtha (dazu später mehr) bildet sie den Kalydón-Archipel.

In finde überraschend schnell einen Parkplatz in Ágios Nikólaos und kann mich daher noch in der Stadt umsehen. Das beschränkt sich auf den Voulisméni-See.

Die Insel im Hintergrund ist Ágii Pándes („Allerheiligen“), den Touristen als Kri-Kri Island (Insel der Kretischen Wildziege) verkauft, da die Ziege dort einen ihrer letzten – künstlich angelegten – Rückzugsorte hat.
Jetzt ist Abfahrt der Ostria nach Spinalónga. Tickets gibt’s direkt vorm Schiff, aber nur Barzahlung (20 Euro). Es liegt direkt vorm Hotel Casa Porto, in dem ich im Mai 2022 war. Ich hätte dort gern wieder übernachtet, aber es hat schon geschlossen. Mitarbeiter bekleben die Fenster von innen mit Zeitungen.
Die Saison bei Nostos Cruises endet morgen, aber danach ist nicht Schluss. Neben der Variante mit Führung um halb 13 gibt es auch die Grillfahrt um 10, die nach dem Besuch von Spinalónga gegenüber der Insel Kolokýtha am Strand der Spinalónga-Halbinsel eine Barbeque beinhaltet. Diese Grilltour wird dienstags auch außerhalb der Saison angeboten.

Auf Ágii Pándes gibt es zwei Kirchen, eine venezianische (katholische!) von Mitte des 13. Jahrhunderts und eine weiß getünchte griechisch-orthodoxe aus dem 19. Jahrhundert. Der Leuchtturm auf der kleinen Insel (daher heißt sie Mikronísi) wurde 1903 von den Franzosen errichtet.

Wir dürfen hier kurz schwimmen. Machen auch so einige. Warum auch nicht, das Meer ist noch 24° warm. Irgendwo da unten soll Atlantis sein, aber ich finde es nicht. Vielleicht ist es doch nur eine Legende? Bis zur Spinalónga-Halbinsel oder Kolokýtha darf man nicht schwimmen.
Danach geht es einmal um Spinalónga herum und dann dort an Land.
Da erst die französische Führung ist, erfolgt das Erkunden der Insel zunächst auf eigene Faust. Dafür hat man rund eine Stunde Zeit.





Die „Führung“ besteht nur daraus, dass der Guide einmal in einem Gebäude ohne Dach etwas erzählt:
Spinalónga war ursprünglich eine byzantinische Insel. Als klar war, dass sie auf Dauer nicht zu halten konnten, wurde es dann die Venezianer verkauft. Da man ständig Ärger mit Piraten hatte, wurde ganz Kreta unter Lucas Michael befestigt. Viel geholfen hat es nicht, denn fast die gesamte Insel fiel 1645 bis 1648 an die Osmanen. Iráklio hilft 21 Jahre länger durch, Spinalónga hingegen bis 1715, und wechselte dann diplomatisch den Besitzer. Da die Osmanen die Nicht-Muslime unterdrückten, gab es häufige Aufstände. Bekannter Ort des Widerstandes war 1866 das Kloster Arkádi, dazu kommen wir am letzten Tag noch.
Nachdem Kreta dann mehr oder weniger unabhängig wurde, waren aber immer noch 300 Osmanen auf Spinalónga. Alles Zivilisten, also militärische Vertreibung nicht möglich. Daher hat man im Jahre 1902 Leprosen hingeschickt. Dann haben die Osmanen die Insel schnell verlassen.
Seit 1913 ist Kreta Teil von Griechenland. Dadurch bekamen die Leprosen Krankengeld, aus dem sie auf der Insel ein Dorf errichteten. Auch eine Kirche gab es, wobei von 1903 bis 1957 keiner der sieben Priester Lepra bekam, was als Zeichen Gottes gesehen wurde. Und als Zeichen, dass Lepra eine Strafe Gottes wäre.
Nachdem auf Spinalónga ein Krankenhaus errichtet worden war, war es einer der ersten Orte Kretas mit Strom. Mit der Erfindung von Penicillin konnte man Lepra heilen. Die Leprakranken wurden von der Insel runtergeschickt in ihre Heimatdörfer, damit sie erzählen konnten, dass Lepra eben doch keine Strafe Gottes ist, sondern heilbar. Einige wollten nicht runter, sodass die Insel erst im Januar 1958 ganz leer war. Ein Priester musste noch vier Jahre länger hier bleiben, weil orthodoxe Zeremonien bis 5 Jahre nach dem Tod wiederholt werden müssen.
Auf Spinalónga gibt es 34 Zisternen, von denen 17 venezianisch, 11 osmanisch und 9 von den Leprosen errichtet worden sind. Wasser konnte man sauber halten, indem man Kalk nutzte, Fische aussetzte oder – eine osmanische Idee – Olivenöl einen schützenden Film auf der Oberfläche bilden ließ.
Anders als of behauptet, gibt es auf Spinalónga keine Massengräber und keine Leichenverbrennungen. Letzteres ist übrigens bis heute in der Orthodoxie verboten. Eine Heirat unter den Leprakranken war verboten, allerdings gab es trotzdem 36 Kinder, die entzogen wurden, damit sie nicht krank würden, allerdings wurden 7 dennoch krank.
Und heute? Trotz Penicillin ist Lepra nicht ausgerottet, da man während der Inkubationszeit von vielen, teils über 20 Jahren, ansteckend ist.
Es ist also keine Führung, wo man zusammen über die Insel geht. Gerade auf einer Lepra-Insel hätte ich die Informationen ja eher Stück für Stück erwartet. Okay, der Witz war unangemessen.
Dann geht’s auch schon ziemlich bald zurück nach Kreta. Also viel zu wenig Zeit auf der Insel, denn ich bin nicht einmal rumgekommen. Unterwegs können wir auf Ágii Pándes Kretische Wildziegen sehen:

Nach Rückkehr nach Ágios Nikólaos fahre ich nochmal nach Pláka, wo ich vorhin ein Bild der Komplettansicht von Spinalónga gemacht habe. Oben auf Spinalónga habe ich nämlich Scheinwerfer gesehen und gehe davon aus, dass sie nachts bestimmt schön angestrahlt wird. Wird sie nicht. Ich fotografiere daher stattdessen Pláka, aber die Bilder überzeugen mich nicht.
Das Hotel heute, Meliti, steht in Chavánia, direkt nordwestlich von Ágios Nikólaos. Es ist zwar erst der 30. Oktober, aber ich muss schon 1,5 Kilometer zum nächsten Restaurant (Kri-Kri) laufen, wo ich dann auch noch alleine bin. Im Hotel vermute ich auch, dass ich fast alleine bin,aber als ich zurückkomme, ist der eine Parkplatz voll. Ich bin froh, dass ich rückwärts eingeparkt habe, als noch niemand da war.
Kreta VI Tag 6: Plakiás (Gonates-Klippe, Palígremnos), Ammoúdi, Ágios Paḯsios, Schinária, Préveli-Brücke, Prevéli-Kloster – Strände und Küste
Und ein Schweinehotel hätten wir auch noch zu bieten...
Der Grieche fragt sich jetzt wahrscheinlich: Strände und Küste – ist das nicht dasselbe? Auf Griechisch heißen Strand und Küste beide Paralía. Die Coastal Road of Ágios Vasílios (Küstenstraße von Ágios Vasílios), der ich heute folge, heißt auf Griechisch Agiovasiliotikos Paraliakos. Ich habe teilweise das Gefühl, dass die Anzahl der verschiedenen Wörter im Griechischen sehr gering ist.
Bevor ich mich auf meinen heutigen „Coastal Road Trip“ aufmache, schaue ich mir den Strand bei meiner Unterkunft an.

Gonates-Klippe in Plakiás
Erst nach meinem letzten Besuch auf Kreta habe ich erfahren, dass man den Weg an der Gonates-Klippe noch weiter gehen kann und dann den Überbleibseln eines darin versteckten deutschen Anlegers aus dem Zweiten Weltkrieg kommt. Zeit, das nachzuholen.

Nach diesem etwas längeren Tunnel, wo eine (Handy-)Taschenlampe sehr hilfreich ist, kommt ein weiterer, kürzerer Tunnel. An dessen Ende befindet sich der geheime Hafen:

Schnorcheln in Plakiás
Vom Weg an der Klippe sehe ich zwei Kinder schnorcheln. Es liegen viele Felsen im Wasser, was den Fischen bestimmt gefällt. Ich schaue nach.
Zu meiner Überraschung befinden sich die meisten Fische relativ nah am Strand.


Der Kugelfisch ist durch den Suezkanal ins Mittelmeer gewandert und breitet sich jetzt nach Westen aus.
Ich fahre nach Soúda westlich von Plakiás, finde den Strand aber nicht so schön, dass ich da schwimmen möchte. Ein Kloster, das Erzengel-Michael-Kloster Fínikas, ist ausgeschildert, aber die Straße wird irgendwann zu unwegsam und bis zum Kloster ist es da noch zu weit, um mal eben hinzulaufen. Also geht es weiter zu den Stränden östlich von Plakiás.
Unteregs halte ich bei der Kandína O Pétros an (oft falsch Kantína geschrieben, bedeutet Imbiss). Sie liegt direkt an der Landstraße von Plakiás nach Osten und ist sehr gut bewertet. Da ich der erste Kunde bin, muss um 11:30 der Grill angeheizt werden. Dazu benutzen die beiden Eigentümer einen Fön. Ich esse ein Gýros Píta. Als Dank für die 1 Euro Trinkgeld bekomme ich ... die Visitenkarte. Und zwar ausdrücklich wegen des Trinkgeldes. Verstehe ich nicht, ist aber auch egal-
Ammoúdi / Ágios Paḯsios
Ich möchte den Strand Ammoúdi (wörtl. „Sandstrand“) besuchen, aber da ist mir dann doch noch zu viel los. Es gibt noch zwei andere Strände in der Gegend, Mikró Ammoúdi und Klisídi, aber da ist auch viel los. Bilder gibt es nicht, denn das sind FFK-Strände.

Als ich mich in der Gegend umschaue, fällt mir die Kirche auf dem nahen Hügel und das große Kreuz daneben auf. Ich steige die 107 Meter hinauf.


Wer sich nach dem Aufsteig nach einer Erfrischung sehnt: In dem Kirchlein gibt es einen Kühlschrank mit Getränken. Es stehen keine Preise dran und es gibt keine englischsprachige Beschriftung, weshalb ich nicht weiß, was es damit auf sich hat.

Etwas unterhalb des Kirchleins auf dem Weg dorthin gibt es eine größere Voliere mit Vögeln: Steinhühner, Wachteln und Fasane. Die sind bestimmt nicht (nur) zum Angucken hier...
Schinária
Ein weiterer beliebter Strand auf Kreta ist Schinária. Er liegt ein Stück landeinwärts in einer eher ruhigen Bucht. Fische befinden sich vor allem an der westlichen Steilwand. Das Licht ist aber jetzt gerade nicht so gut, weshalb mir keine guten Aufnahmen gelingen.
Oberhalb von Schinária befindet sich ein Loch im Felsen, das aber wegen des Sonnenstandes schwer zu fotografieren ist, und die Ruine eines Hotelrohbaus. Jetzt leben Schweine darin.

Grund für die Aufgabe des Hotels bereits vor über 20 Jahren soll die damals schlechte Straße gewesen sein, schreibt ein italienischer User auf Google Maps.
Auf dem Weg nach Préveli komme ich an einem weiteren Ort vorbei, der dem Zerfall preisgegeben ist: Ein alter VW-Bus ist am Straßenrand geparkt. Darin sitzt ein riesengroßer Plüschbär. Erst nachdem ich angehalten und fotografiert habe, fällt mir auf, dass zudem noch drei Katzen darin leben.

Géfyra Prévelis („venezianische“ Brücke von Préveli)
Kurz danach erreiche ich die Préveli-Brücke. Sie ist nicht venezianisch, obwohl das manchmal behauptet wird, sondern wurde erst viel später von Mönchen der Préveli-Klöster erbaut.

Píso Moní Préveli (Préveli-Kloster)
Mit dem ersten Wort im griechischen Namen müsste es eigentlich „hinteres Préveli-Kloster“ heißen. Das andere ist nicht das vordere, sondern das untere Préveli-Kloster (Káto Préveli). Ich war eben da und es hat gerade geschlossen.
Dass es recht hoch ist, muss eine Italienerin erfahren, die gerade die Straße entlangläuft. Ich überlege kurz, ob ich sie frage, ob sie mitkommen will. Aber als ich am Aussichtspunkt ein Foto des Préveli-Klosters von weitem mache, sprich sie mich schon an. Ich bin ihr Retter, meint sie. Sie kommt gerade vom Palmenstrand von Préveli. Später fährt sie der Bus zurück nach Réthymno.
Der Parkplatz des Préveli-Klosters ist voller Katzen. Als ich 2020 da war, war nur eine Katze da, die sich auf meinen Schoß gelegt hat.


Im Kloster gibt es eine Ausstellung, in der man wie meistens nicht fotografieren darf (in der Klosterkirche auch nicht), und in der sich auch der obligatorische Laden des Klosters befindet. Ich kaufe zwei Tüten Oregano (40 Gramm) zu je 2,50. Das dürfte günstiger sein, als man in Deutschland welchen kaufen kann, und vermutlich deutlich besser schmecken. Außerdem scheinen da nicht so viele verholzte Teile drin zu sein wie bei dem, den ich im Mai bei „Wildkräuter von Kreta“ gekauft habe. Der Geschmack stellt sich zu Hause als wirklich großartig heraus.
Außerdem gibt es dort ein Gehege mit Schildkröten, die sich aber schlecht fotografieren lassen, ein Gehege mit Wild und einen größeren Käfig mit Singvögeln..
Agía Galíni
Ich unternehme einen zweiten Versuch, Agía Galíni in der Blauen Stunde zu fotografieren. Diesmal klappt es:

Bereits bei bei meinem ersten Besuch auf Kreta hatte ich überlegt, das Hotel Idi in der Nähe des Zarós-Sees zu buchen. Mir gefiel damals die Umgebung und der Garten. Für den Garten ist es jetzt natürlich schon zu dunkel. Aber man kann mal zum Zarós-See gehen. Es ist auch Vollmond.
Und na ja, irgendwie habe ich ihn mir deutlich größer vorgestellt. In der deutschen Sprache wäre man nicht sicher, ob es ein großer Teich oder ein sehr kleiner See ist. Ich weiß aber nicht, ob er künstlich angelegt wurde, was die eigentliche Unterscheidung zwischen Teich und See ist.
Es gibt ein Restaurant am Ufer, aber irgendwie macht das fotografisch nicht viel her. Und es scheint auch schon zu schließen. Ich gehe zum Restaurant des Hotels, dass sich nicht im Hotel befindet, sondern in einem eigenen Gebäude einige zehn Meter die Straße entlang. Es sind etliche griechische Familien dort, die natürlich rauchen, obwohl das in Griechenland strengstens verboten ist. Würde Griechenland die angedrohten Strafen fürs Rauchen in Restaurants einziehen, wäre die griechische Schuldenkrise nach ein paar Tagen beendet. Ich kapiere aber auch nicht, warum die Deutsche Bahn ständig die Preise erhöht, anstatt einfach mal Bußgelder von den ganzen Rauchern auf den Bahnsteigen einzukassieren. Da könnten sie sich bestimmt die nächsten 4 oder 5 Preiserhöhungen schenken. Und negative Reaktionen sind auch egal – wer Bahn fährt macht das ja, weil er keine Alternativen hat.
Genug der Nachtgedanken. Ab ins Bettchen.