Ionisches Meer (Kérkyra IIII) Tag 3 (Korfu): Angelókastro Kríni, Kloster Theotókou Dikéas, Festung von Gardíki – Zurück auf die Insel
Genug vom Festland. Ich bin reif für die Insel.
Heute heißt es früh aufstehen. Die Fähre nach Kérkyra geht um 7:30. Und von Sarakíniko nach Igoumenítsa ist noch eine Stunde. Läuft aber alles gut. Anders als am Abend begegnen mir vor Sonnenaufgang auch keine Füchse. Dann noch den nächsten Mietwagen übernehmen und ab auf die Straße.
Angelókastro
Mein erster Halt ist einer, den ich beim letzten Mal nicht mal auf dem Plan hatte. Er ist aber das erste Bild im Wikipedia-Artikel zu Korfu. Dann muss er wohl eine Bedeutung haben.

Was er auf jeden Fall nicht hat: Einen großen Parkplatz. Man kann aber im nahen Ort Kríni parken und dorthin laufen. Ist kein langer Weg, aber ein beträchtlicher Höhenunterschied.
Neben dem Weg nach oben hat eine größere Spinne ihr Netz gespannt. Als ich gerade ein Foto von ihr gemacht habe, kommt eine Hornisse und fliegt mit vollem Tempo gegen die Spinne. Das Netz mitsamt der Spinne bricht anschließend zusammen.
Wann genau die „Engelsburg“ errichtet wurde, ist nicht klar. Wahrscheinlich stand bereits ab dem 5. bis 7. Jh. hier eine Burg, die im 11. und 12. Jahrhundert erheblich ausgebaut wurde. Der älteste schriftliche Beleg für diese Burg stammt aus dem Jahr 1272, als Neapel sie einnahm.
Natürlich gehört zu einer vernünftigen Burg auch eine Kirche. Es gibt sogar zwei. Zuerst besuche ich die kleine unterirdische Kirche, Agía Kyriakí.


Dann geht es noch ein Stückchen nach oben zur Zitadelle (Akropolis). Von dort hat man einen tollen Ausblick auf die Küste, sowohl nach Norden als auch nach Süden, wo sich Paleokastrítsa befindet.

Dort oben befindet sich auch ein (diesmal überirdisches) Kirchlein, die Erzengel-Michael-Kirche, die ich aber nicht schön finde.

Ich besuche den nahen Ort Doukádes, um etwas über die Ruine herauszufinden, die sich nördlich befindet, habe damit aber keinen Erfolg. Immerhin kriege ich was zu essen.
Bei Doukádes gibt es auch einen Supermarkt, der heute geöffnet hat: Bimbos (eigene Transkription: Mpimpos). Deren Logo ist ganz offensichtlich ein „Mohr“. Gutmenschen würden sonntags wohl lieber verhungern als dort einzukaufen.
Kloster Theotókou Dikéas
Südlich von Pélekas gibt es eine kleine Insel namens Kyradikéas (oder Kyradikiá – einer der zahllosen Namen für die Gottesmutter Maria). Auf der steht ausnahmsweise mal keine Kirche, sondern gleich ein ganzes Kloster. Ein Weg führt vom hoch gelegenen Land über 200 Meter hinab ans Meer. Bzw. nicht ganz. Ich finde keine Möglichkeit, von dort an den Kiesstrand zu kommen, da große Felsen am Ufer liegen. Damit erübrigt sich auch die Frage, ob man rüberschwimmen kann.

Deutlich besser sieht das vermutlich morgens aus.
Festung von Gardíki
Südlich von Ágios Matthéos gibt es eine frei zugängliche byzantinische Festung aus dem 13. Jahrhundert. Dort sieht es aus wie bei allen frei zugänglichen Festungen in Griechenland: Heruntergekommen. Viele Lampen der Beleuchtung sind zerstört worden. Eine Sache ist aber verwunderlich: Obwohl ein großer Berg in der Nähe ist, liegt die Festung recht tief.

Anschließend besuche ich noch die Korissíon-Lagunem diesmal von Norden statt wie letztes Mal von Süden. Dort sind aber im August offenbar überhaupt keine Vögel. Ich gehe zum Tágio-Kanal, der die Lagune mit dem Meer verbindet. Allerdings kommt man da nicht direkt ran, da sich dort eine Aquakultur befindet.

Auf der Fähre heute Morgen habe ich ein Hotel in Kávos gebucht. Das ist ein Partyort im Süden, wie mir erst bei der Fahrt durch die mit englischen Partygängern gesäumte Hauptstraße und der ausschließlich englischsprachigen Beschriftung der Schilder dort klar wird.
Eigentlich wollte ich mir den Sonnenuntergang am Kap von Kávos ansehen, aber der Wald, durch den man dorthin gehen muss, darf zwischen 20 und 7 Uhr nicht betreten werden. Außerdem erinnere ich mich an die vielen Füchse auf dem Festland, denen ich gerade nicht unbedingt begegnen möchte.
Ionisches Meer IIII Tag 1 und 2 (Festland/Epirus): Kérkyra, Igoumenítsa, Agía & Pérdika (Ágios Athanásios, Dymókastro/Alt-Elína, Burg des Ali Pascha), Nekromanteíon Mesopótamos, Váltos/Párga – Fuchsland
Wer gerne Füchse sehen möchte, muss einfach nur nachts in Epirus herumfahren. Was man sonst noch sehen kann, klären wir aber auch.
Dieser Artikel behandelt Freitag den 11. August und vorgestern. Er entstand am Tag, bevor er eingestellt wurde.
Wieder so ein Corendon-Sonderangebot. 54,99 Euro für den Flug plus 10 fürs Handgepäck. Aber ich wollte auch schon seit letztem Jahr zu Mariä Entschlafung (15. August) nach Griechenland, vor allem nach Páxos.
Der Flieger landet um 16:31, leicht überpünktlich (Plan wäre 16:40). „Wird eng“, meint ein Ehepaar so um die 60 neben mir. Sie wollen auch um 17:30 rüber nach Igoumenítsa.
Nach der sinnlos kurzen Busfahrt vom Fliger zum Terminal (so um die 50 Meter) mache ich mich gleich auf den Weg zum Hafen. Den Hafen auswählen, ist bei Google keine gute Idee, weil es nur einen Marker gibt. Besser die Fährgesellschaft eingeben, in meinem Fall Kérkyra Seaways. Das sind in meinem Gehtempo etwa eine halbe Stunde.
Eigentlich kostet das Ticket 9 Euro. Wenn man aber 10 gibt, kriegt man kein Geld zurück. Das wird dann auch als Preis aufgedruckt.
Das Boot heißt Eádas (offizielle Transkription ist Aiantas, ich halte meine aber für korrekt). Es ist zwar erst 15 Minuten vor Abfahrt, das Ding ist aber schon gerappelt voll. Könnte daran liegen, dass es ein paar Euro günstiger ist als Kérkyra Lines. Die beiden ergänzen sich zu mehr oder weniger einem 1,5-Stunden-Takt.
1:15 soll die Fahrt dauern. 2 Stunden dauert sie. Ich glaube, das Ehepaar aus dem Flugzeug hat es nicht geschafft.
Dann noch das Auto übernehmen und – natürlich – erstmal zu Lidl, Abendessen und Getränke für die Zeit auf dem Festland organisieren.
Meine Unterkunft heute und morgen liegt eine ganze Ecke südlich von Igoumenítsa in Sarakínito (auch Sarakina genannt). Benannt ist der Ort nach dem gleichnamigen Strand, was „der Sarazenische“ bedeutet und sich wohl auf Piraten bezieht.
Von Igoumenítsa nach Süden gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Autobahn oder Küstenstraße. Ich nehme die Küstenstraße. Die Orte unterwegs (Plateriá, Sývota, Pérdika) sind leider weniger fotogen als gedacht. Einige Autos stehen aber auf dem Parkplatz/Aussichtpunkt nahe des Strandes Mikrí Ámmos ein kleines Stück Südöstlich von Sývota.

Unterwegs wird es plötzlich hinter mir kurz hell. Wurde ich geblitzt? Mit 40 km/h außerorts? Mit weißem Licht? Bei Google Street View nachgesehen, aber ist kein fester Blitzer. Hmm
Bis zu diesem Punkt habe ich in meinem Leben 2 Füchse gesehen, einen 2022 (nachdem ich meine Eltern nachts zum Flughafen gebracht habe) und einen 2023 (als ich mich nach Teneriffa auf dem Heimweg von Hannover verfahren habe). Jetzt sehe ich auf dem Weg zur Unterkunft etwa 15 Stück, die sehr dünn wirken.
Nächster Tag. Bett war hart, typisches Griechenland-Problem. Harte Betten sind meiner Erfahrung nach bei 10 bis 50 Zimmern typisch. Darunter und darüber gibt es meist weiche Betten.
Ágios Athanásios
Noch ein Problem: Wetter. Mal gucken, wie ich das hinbekomme. Wetter-Online meint, wenn ich jetzt losfahre, kriege ich beim Kloster Ágios Athanásios ein paar Minuten Sonne ab. Und es stimmt:

Das Kloster besteht aus einer Kirche (auf dem Bild oben ist sie links) und einem weiteren Gebäude (rechts), offenbar ein Wohngebäude. Neben der Kirche befindet sich ein hohler Baum. Die Baumhöhle ist voller Haarschmuck (Haargummis, Spangen usw.) sowie einigen Ketten und sonstigen Gegenständen.
Direkt beim Kloster gibt es einen großen Parkplatz, der bei Menschen mit Wohnmobil beliebt ist: Es ist schattig, eine öffentliche Toilette befindet sich in der Nähe und beim Kloster gibt es eine Quelle.
Dymókastro (Alt-Elína)
Wo ich schon mal in der Nähe bin, kann ich auch mal eben aufs Dymókastro hoch. Folgt man der Stichstraße mit dem Kloster weiter, kommt man nämlich kurz darauf nach Karavostási, wo sich das das Kástro bestimmt über 100 Meter hoch erhebt. Die Burg wurde im später 4. Jahrhundert angelegt und umschloss 70 Hektar. In Hellenistischer Zeit wurde der ummauerte Bereich im Westen auf insgesamt 150 Hektar ausgedehnt.
Was in Epirus (neugriechisch Ípiros – „Festland“) nachts die Füchse sind, sind tagsüber die Laubheuschrecken. Sie sind wirklich überall. Anders als der Name Pérdika verspricht, sehe ich aber keine Rebhühner.


Wenn man gegen den Uhrzeigersinn läuft, sieht man nicht, dass es sich um einen Rundweg handelt. Auch auf OpenStreetMap fehlt der entsprechende Teil.
Von Dymókastro hat man zudem einen guten Blick auf Andípaxos, Páxos und den Süden von Kérkyra.
Wie fast alle frei zugänglichen historischen Orte in Griechenland wurde auch dieser nach seiner Einrichtung vor rund 20 Jahren dem Zerfall preisgegeben. So schlimm ist der Zustand der Treppe aber nicht – sie ist bloß sehr lang.
Ich besuche noch kurz den Strand von Karavostási. Mich interessiert die dortige Küstenhöhle, aber die ist nicht ohne Boot oder Schwimmen einsehbar.
Zeit fürs Mittagessen. Ein Arbeitskollege schwärmt von der Fastfoodkette Goody’s. Er war zwar noch nie in Griechenland, aber in Bulgarien gibt’s die wohl auch. In Griechenland gibt es sie nicht auf den Inseln, weshalb man als Tourist in der Regel nicht in Kontakt damit kommt. Es gibt sich aber zwischen den Inseln – auf den Schiffen von Blue Star Ferries.
Auf dem Weg dorthin prüfe ich aber noch, was mich gestern „geblitzt“ hat – eine von den LED-Straßenlaternen mit Bewegungsmelder. Letztes Jahr habe ich sie auf Kérkyra in Ágios Stéfanos Afliótes gesehen und hat das auch nicht so geil geklappt, als ich mit dem Fahrrad unterwegs war.
Tote Füchse sehe ich übrigens nicht an der Straße, aber einen toten Dachs.
Burg des Ali Pascha
Zurück in der Nähe meiner Unterkunft in Agiá gibt es die im 19. Jahrhundert zur Unterdrückung der Bevölkerung erreichtete Burg des Ali Pascha. Genau wie das Dymókastro ist sie frei zugänglich. Es ist wenig los. Laut Reiseführer fährt die Flurbahn (das ist der rechtlich korrekte Begriff für einen Touri-Zug auf Reifen) aus Párga hierhin.



Eigentlich möchte ich in Agiá noch die Windmühle und den Wasserfall besuchen, aber die Parkplatzsituation ist angespannt.
Nekromanteíon Achérondas in Mesopótamos
Da es laut Wetter-Online noch einige Zeit dauern wird, bis in Párga die Sonne wieder rauskommt, besuche ist östlich von Párga das Nekromanteíon (Totenorakel) in Mesopótamos, errichtet oberhalb des sich hier auffällig schlängelnden Flusses Achérondas (altgr. Achéron). Obgleich die einzige Straße dorthin durch ein Wohngebiet nicht für den Autoverkehr freigegeben ist, stehen so einige Autos auf dem Parkplatz. Ich parke unterhalb des Wohngebiets.

Das Nekromanteíon wurde von Herodot erwähnt, der im 5. Jh. v. Chr. lebte. Der griechische Archäologe Sotírios Dákaris (1912–1996) identifizierte aus der Beschreibung den Hügel von Mesopótamos, auf dem im 18. Jahrhundert die Kirche Ágios Ioánnis gebaut wurde. Man fand grub 1958–64 und 1976/77 einige Mauern aus, auf denen die Kirche statisch sehr unklug steht, und einen unterirdischen Tunnelgang. Der Tunnel kann über eine extrem steile Metalltreppe besucht werden.

Außerdem wurden etliche große Krüge (Durchmesser 1 Meter) gefunden, die hier ausgestellt werden.
Ob es sich hierbei wirklich um das von Herodot beschriebene Nekromanteíon handelt, ist allerdings umstritten. Das ausgegrabene Areal könnte auch ein Adelssitz gewesen sein.

Ich finde, der Himmel passt wunderbar zu einem (vermeintlichen) Totenorakel.
Párga
Als ich auf dem Weg zum Nekromanteíon durch Párga musste, ist mir die katastrophale Parksituation aufgefallen. Ich parke daher an einer Straße in Váltos. Nach Westen hin geht Párga nahtlos in diesen Ort über, der anders als Párga nur lose bebaut ist.
Zwischen Párga und Váltos befindet sich auf einer Halbinsel die venezianische Burg von um 1570. Sie ist tagsüber öffentlich zugänglich. Von hier aus hat man einen tollen Blick auf Párga und das vorgelagerte Inselchen Panagía mit Kirche und Festung.


Aber natürlich bin ich für die Blaue Stunde hier.


Um 21:15 und damit mehr als eine Stunde nach der offiziellen Schließzeit (20 Uhr) kommt ein alter Mann mit Trillerpfeife und schmeißt die noch zahlreich vorhanden Touristen aus der Burg. Ist ist sozusagen Fürst Takeshi von Párga.
Jetzt ins Hotel. Anstatt einfach umzudrehen und wieder von Váltos auf die Hauptstraße zu fahren, vertraue ich auf Google Maps. Nachdem ich eine winzige Straße verpasst habe, möchte mich Google über irgendwelche kleinen Wege leiten. Als sich der Weg zunehmend in ein kleines (trockenes) Flussbett verwandelt, schaffe ich es auf mir im Nachhinein unerklärliche Art und Weise, zu wenden und ohne Schrammen im Seat Ibiza zum Hotel zu kommen. Heute Nacht sind auch nur 3 Füchse auf der Straße.
Dodekanes III Tag 4 (Chálki): Massentourismus ohne Infrastruktur
Es geht da weiter, wo es auf Tílos aufgehört hat: Verlassene Orte in (zumindest heutzutage) unpraktischen Lagen kann nämlich auch Chálki bieten. Nur ist es wesentlich schwieriger, dorthin zu kommen, da es auf Chálki keinerlei Infrastruktur hat
Dies ist der letzte aufgestaute Blogpost. Erstmals seit Anfang Januar (derzeit nicht sichtbare Posts) bzw. 19. November hat das Blog keinen Rückstau.
Ich bin zwar pünktlich zur Abfahrt der Fähre Nissos Chalki um 9:15 am Anleger, aber die ist voll. Dass Doppel-S in ihrem Namen ist übrigens nicht im griechischen Original (Nísos – dt. Insel) da. Ich vermute, dass sie das machen, damit der Brite nicht ‚Neißos‘ sagt. Verwunderlich ist in dem Zusammenhang aber, dass man dann als zweites Wort nicht ‚Halki‘ nimmt, was man oft macht, damit Briten nicht ‚Tschälki‘ sagen. Chálki heißt übrigens ‚Kupfer‘.
Weil die Fähre ausgebucht ist, hat das Pärchen vor mir schon die Fahrt um 11:30 gebucht, aber das ist mir zu spät. Ich weiß, dass der Anbieter ALKO am Stand daneben eine Fähre um 10 anbietet. Sie hat auch keinen groß diskutierbaren Namen, denn sie heißt Fédon (ein antiker Herrschaft des nordwestlichen Peloponnes). Ein Ticket dafür könnte sie mir verkaufen, sagt das Mädel am Stand, aber keine Rückfahrt. Und das, obwohl die Nissos Chalki sonntags (sowie donnerstags) je viermal statt wie sonst zweimal pro Richtung fährt.
Ich frage am Stand nebenan. Sie verkaufen mir noch ein Ticket für die Hinfahrt. Anders als bei ALKO muss ich auch keinen Einwegzuschlag zahlen, der das Ticket auf 15 Euro treibt, sondern zahle mit 11 Euro die Hälfte einer Rückfahrt. Und das, obwohl Nissos Chalki auch eine Hinfahrt anbieten könnte.
Bis es los geht, kann ich mich ein bisschen umsehen. Kámiros Skála hat eine einzige Sehenswürdigkeit, das „‚Lykische‘ Grab“. Die Anführungszeichen sind sogar im Original da, wohl weil es keine wirkliche Definition gibt, es „lykisch“ ist. Das Grab stammt aus hellenistischer Zeit.

Ursprünglich wollte ich gar nicht nach Chálki sondern um 9:45 nach Alimiá. Deshalb hatte ich einen Tagesausflug mit Natása Boat gebucht. Als ich am Montag (also vor 6 Tagen) nachgefragt hatte, sagte man mir, ich hätte mich zu spät gemeldet und der Trip sei ausgebucht. Eine Rückbestätigung eine Woche vorher war nämlich abgemacht, ich hatte aber gedacht, der Anbieter würde sich bei mir melden und nicht andersherum. 95 Euro für den Trip wäre zwar nicht billig gewesen, aber mit Verpflegung und Transfer, der mich nach Ródos-Stadt bestimmt 50 Euro gekostet hätte. So muss ich halt noch einen Tag länger in den nicht so bequemen Betten der Pension Liros schlafen und morgen früh mit dem Bus fahren. Dem einzigen. Der auch nicht jeden Tag fährt, heute nämlich nicht.
Bei Abfahrt der Fédon um 10 Uhr liegt die Natása allerdings immer noch im Hafen.
Kurz darauf stürmen viele Fahrgäste zum Heck der Fédon: Ein paar Delfine folgen uns. Ein Mann von der Crew scheucht die Leute aber wieder zurück auf die Plätze. Wahrscheinlich falsche Gewichtsverlagerung. Schade.
So, genug genörgelt. Zeit für Chálki. Okay, einmal Nörgeln muss noch, wir sind etwas zu spät.
Am Hafen könnte man mit Kapitän Giánnis nach Trachiá fahren. Das ist der Strand, der im Süden der Insel eine Landbrücke bildet.

Das Bild oben entstand stehend auf einem unförmigen Stein an einer Straße, die einige Besucher nutzen, um zum nahen Strand Ftenágia zu kommen. Man kommt an einigen Sendeanlagen und einer leicht erhöhten Hütte vorbei, in der sich ein Artilleriewagen befindet – wie auch immer der da rein gekommen ist, denn die Umgebung ist voller größerer Steine.
Südlich des Ortes befinden sich drei Windmühlen. Wenn man auf dem Weg dorthin geht, muss man direkt vorm Helikopter-Landeplatz, wo man laut Schild nicht geradeaus weiter darf, links auf einen Pfad abbiegen. Die Windmühlen sind inzwischen aufgegeben worden. Zwei der Windmühlen haben keine Dachverkleidung mehr – die weggewehten Metallteile liegen in der Umgebung. Diese zwei Windmühlen können betreten werden. Die mittlere wohl nicht nur von Menschen, was die Ködel und der Geruch bezeugen. Da auch dieses Gebiet voller größerer Steine ist, wundert mich auch nicht, warum die Windmühlen aufgegeben wurden.

Ich folge drei Franzosen, die Querfeldein zurück zum Ort laufen. Von dort laufe ich auf der Straße nach Westen. Auf Chálki gibt es keine mietbaren Fahrzeuge, aber die Einheimischen fahren mit ihren Fahrzeugen umher, bis die Uferpromenade von Imborió um 18 Uhr dafür geschlossen wird. Auch ein Taxi (Minibus) gibt es. Die Polizei und die Hafenbehörde haben hingegen winzige Elektroautos vom Typ Citroën ami (auch Opel Rocks-e oder Fiat Topolino genannt).
Ich stelle mir vor, dass ein E-Bike-Verleih hier die Geschäftsidee meines Lebens sein könnte. Der durchschnittliche Tourist kommt somit nur mit Booten wie dem von Kapitän Giánnis vom Hauptort der extrem bergigen Insel weg – oder er läuft die besagte Straße entlang und bleibt im Normalfall spätestens am Póndamos-Strand am Ortsausgang hängen. Entsprechend überfüllt ist es dort:

Ich laufe die Straße hingegen weiter und erreiche nach fast einer Stunde Chorió, ein altes verlassenes Dorf. Oberhalb des Dorfes befindet sich eine Johanniterfestung.
Zunächst gehe ich aber die Straße weiter hoch. Sie führt zum Kloster Ái Giánnis Alárga – wörtlich „St. Johannes JWD“ (janz weit draußen). Name ist Programm, denn nach gut einer Stunde Wanderung bergauf befinde ich mich gerade mal auf halber Strecke. Die zweite Hälfte der Strecke zum Kloster führt noch weiter hoch, hat aber dann überhaupt keinen Schatten mehr, weshalb ich umdrehe.
Eigentlich hätte ich gern die Kirche Ágios Panormítis gesehen, die sich hier am Ende einer Stichstraße in einem ungewöhnlich grünen Bereich befindet, aber das Tor bei der Kirche ist verschlossen. (Das zur Stichstraße zwar auch, aber das konnte ich öffnen.)

Gut, dann mal rauf auf die Johanniterburg von Chorió. Der Ort befindet sich zum Schutz vor Piratenangriffen eine Stunde steilen Fußweg vom heutigen Hauptort und Hafen entfernt und wurde in den 1960ern aufgegeben.


So, nun aber zurück zum Hauptort und was essen. Runter geht irgendwie schneller als rauf.

Nach Ankunft zurück in Kámiros Skála gehe ich zum Hotel. Der Hotelier spricht übrigens fließend Deutsch. Der Bereich um die Rezeption ist voller HSV-Devotionalien. Das Leben als HSV-Fan ist nach den mehrmals knapp verpassten Aufstiegen nicht einfach, aber heute hat der Verein sein erstes Testspiel gewonnen gegen den Landesliga-Lüneburg-Vizemeister (6. Liga) FC Verden 04 aus meiner Heimatstadt mit 2:3 (1:2) knapp gewonnen.
Aufgrund der langen Wanderung gehe ich gleich nochmal was essen und dann ins Bett.
Tatsächlich kommt der Bus am nächsten Morgen pünktlich. Bereits auf der Strecke nur von ihm bedient wird, ist der Bus voll. Als er dann noch in Theológos nahe am Flughafen vor zwei großen Hotelkomplexen hält, ist das Ding wirklich voll. So richtig voll, gar Santoríni-voll. Und wenige Stationen weiter müssen ein Mädel, das mit mir zugestiegen ist und noch einen kleinen Koffer dabei hat, und ich wieder raus. Es ist nicht so einfach.
Der Flieger ist nochmals leerer als der Hinflug. Es mögen vielleicht so 40 bis 50 Leute sein. Sequenznummer 1 hat mich auf Platz 16D gesetzt. Ich darf eine Reihe nach vorne an den Notausgang, weil da niemand sitzt, aber jemand sitzen muss.
Wahrscheinlich aufgrund der geringen Auslastung hat man zwei Tage später einfach eine Zwischenlandung in Kérkyra–Ioánnis Kapodístrias gemacht und da Passagiere aufgesammelt.
Ankunft in Köln/Bonn–Konrad Adenauer ist leicht überpünktlich und ich erreiche noch gerade so die Regionalbahn nach Messe-Deutz. Dann geht es weiter nach Hamm und dann weiter nach Minden, wo ich meinen Anschluss an die S-Bahn-Hannover verpasse. 30 Minuten Verspätung bei Ankunft auf dem P&R-Parkplatz Langenhagen-Mitte sind ja noch okay auf meiner ersten Fahrt mit dem Deutschland-Ticket.
Dodekanes III Abend 3 (Rhodos): Kritinía – „Kleiner“ Abendspaziergang
Theoretisch geht’s mal kurz nach Kreta. Aber so weit dann doch nicht.
In Kamíros Skála ist absolut nichts los. Es gibt einige Restaurants im Hafen, Johnny’s Grill am etwa einen Kilometer entfernten Kopriá-Strand (der Grill schließt aber schon um 19) und dazwischen auf einem Hügel ein weiteres Restaurant. Alles andere ist mindestens fünf Kilometer entfernt, nämlich Kritinía und Mandrikó.
Ich mache mich auf den Weg nach Kritinía. Dort befindet sich eine kretische Taverne. Unterwegs fallen mir vor allem die blühenden Kapernsträucher auf – zum Ernten wäre es zu spät, denn was wir als Kapern kennen, sind die unreifen Blüten, die erst durchs Einlegen genießbar werden.
In der Taverne serviert man ausschließlich Mezédes – Vorspeisen. Man kann auch nicht wirklich was bestellen sondern bekommt einfach ... irgendwas. Ich kann es aber immerhin auf vegetarische Mezédes einschränken, damit es nicht zu seltsam wird. Am Ende wird’s dann sogar vegan. Ich bekomme dann jeweils mit Reis gefüllte Zucchini, Zucchiniblüten (Ánthous) und Weinblätter (Domadákia). Dazu noch Bohnen (Fassólia) mit roten Zwiebeln sowie speziell zubereitete Aubergine (Melitzánes). Alles nur so lauwarm, aber trotzdem lecker. Nur die getrockneten Oliven sind irgendwie nicht meins. Kosten soll das dann mit zwei Softdrinks – obwohl es eine kretische Taverne ist, gibt es nicht den kretischen Softdrink Byrál – 20 Euro. Dem Wirt fällt wohl auch auf, dass das etwas viel ist, und ich bekomme noch eine Dose Pepsi Max mit auf den Heimweg.
Kurz hinter dem Restaurant habe ich dann den erhoffte Ausblick, aber anders als von mir erwartet nicht auf Kritinía sondern auf die gleichmamige Burg.

Es ist unfassbar klar. Die beiden gut erkennbaren Insel im Hintergrund sind Tílos (links) und Nísyros (mit den Lichter von Nikiá).

Eigentlich dachte ich, ich hätte für den Heimweg einen Plan: Vollmond und dann anders als auf dem Hinweg durch die Landschaft die Hauptstraße entlang. Die Straße führt allerdings durch bewaldetes Gebiet und so bleibt vom Vollmondlich nicht viel über.
Dodekanes III Tag 3 (Tílos): Gerá, Kloster Ágios Panteleímonas, Megálo Chorió (Kástro, Akrópolis), Elefantenhöhle, Mikró Chorió – Verlassene Orte
Auf Tílos gibt es zahlreiche verlassene Orte. Zeit, einige davon zu besuchen.
45 Euro habe ich gestern Abend für einen schon deutlich mitgenommenen Fiat Panda bezahlt. Man nimmt, was man kriegt. Der Tank ist komplett leer, sodass ich erstmal zur einzigen Tankstelle (Argo) der Insel muss, die sich im Zentrum befindet. Danke für nichts, Drive Tílos.
Gerá
Nach dem Tanken fahre ich dann wieder zurück nach Livádia und von dort weiter zum Ausgangspunkt für Wanderungen nach Gerá, einer größeren verlassenen Siedlung. Die Anfahrt gestaltet sich schwierig, weil eine der wichtigsten Straßen des Ortes auf Google Maps fehlt und auf Open Street Map als Schotterpiste eingezeichnet ist, obwohl es eine normale Asphaltstraße ist.
Start der Wanderung ist dann vor einer Unterkunft. Man erkennt den Ort gut an der Oleander-Allee, die kurz darauf startet. Unterwegs immer mit dabei: Der herrliche Duft nach Thymian (kräftig lila blühend), Salbei und selten auch mal Oregano (helllila blühend). Herrlich blüht auch der Oleander.


Die Wanderung dauert hin und zurück ohne Fotos etwa anderthalb Stunden.
Die Taverne neben dem Supermarkt des Vermieters, neben dem sich auch die Autovermietung befindet, hat leider geschlossen. Also kaufe ich mir Jogurt im Supermarkt und mische ihn mit dem verbliebenen Honig aus dem Quetschie vom vorherigen Hotel. Das ist dann mein Frühstück.
Kloster Ágios Panteleímonas
Von Gerá aus gesehen am anderen Ende der Insel befindet sich das Kloster Ágios Panteleímonas (auch: Panteleímon). Anders als auf den Kykladen gibt es hier keinen Kloster-Dresscode. Im Kloster sind die Kirche und der gesamte Außenbereich zugänglich.

Neben dem Kloster selbst und der Aussicht kann man hier auch kostenlos Quellwasser genießen und abfüllen.
Kástro und Akrópolis von Megálo Chorió
Offiziell Hauptort, im Vergleich zu Livádia aber winzig und fast ausgestorben, ist Megálo Chorió (‚großes Dorf‘). Nördlich der Stadt befindet sich auf die Berg Ágios Stéfanos eine Burg (Kástro). Der Weg hinauf dauert etwa eine halbe Stunde.


Elefantenhöhle (Spíleo Elefántou)
Bekannt ist Tílos für die Elefantenhöhle. Die genaue Story lasse ich jetzt aus, denn für das Museum war keine Zeit mehr. Bie meiner Ankunft sehen sowohl das Museum als auch der Park mit Amphitheater um die Höhle geschlossen aus, sind sie aber nicht. Die Höhle selbst ist aber verschlossen.

Mikró Chorió
Wo es ein „großes Dorf“ gibt, da muss es auch ein „kleines Dorf“ geben: Mikró Chorió. Dies ist eine Ruinensiedlung ähnlich wie Gerá (vermutlich auch aus der gleichen Zeit – Gerá soll angeblich das Viehwirtschaftgebiet von Mikró Chorió gewesen sein), aber zwischendrin sind Gebäude intakt. Sonst findet man in Griechenland in Ruinenstädten ja oft eine Kirche, die perfekt in Schuss ist, aber in Gerá war alles zerfallen. Hier gibt es dann aber eine Kirche. Und eine Bar (links außerhalb des folgenden Bildausschnitts), die aber erst um 22 öffnet (das ist früh, einige Zeit hatte sie erst ab 0 geöffnet). Und das beste: Nachts fahren sogar noch Busse auf Tílos. Die umliegenden Inseln (Ródos und Chálki) staunen. Aber abgesehen von diesen zwei Gebäuden war’s dann aber auch schon.

So, jetzt aber ab zum Hafen. Zwar war die Panagía Evangelístria vorgestern sehr unpünktlich, aber wer weiß?
Und tatsächlich fährt sie zumindest pünktlich ab. Ankunft auf Ródos in Kámiros Skála ist hingegen wieder eine knappe halbe Stunde zu spät.