Studium Viele, viele bunte Erstis
An der Nordseeküste, am akademischen Strand, steh'n die Studis im Busse, gern in der Lichtschrank'.
Heute hat bei mir die Uni wieder angefangen. Auch wenn ich jetzt „erst“ im dritten Semester bin, musste ich doch heute über so einiges bezüglich der Erstsemester (oder kurz „Erstis“) lachen.
Wie kommt man zur „Universtät“?
Wer mein Blog über die letzten 12 Monate gelesen hat, der hat vielleicht im Gedächtnis, wie viele Beiträge ich über den Busverkehr zur „Universtät“, wie das Busunternehmen es nennt (ja, die schreiben es ohne „i“), geschrieben habe. Das alles werden die Erstis nun auch so langsam kennenlernen. Gut, dass viele beim ersten Glatteis-Chaos nicht mehr da sein werden.
Also. Ich hatte mich schon angesichts niedriger Temperaturen gefreut, dass der Bus schon drei Minuten früher an der Haltestelle ankam. In den letzten drei vorlesungsfreien Monaten hatte ich jedoch vergessen, wie überfüllt Busse sein können, vor allem wenn noch all die Erstis da sind, die erst 700 Euro bezahlen müssen, um zu merken, dass das nichts für sie ist. Die genauen Gründe dazu möchte ich hier nicht eingehen, das würde arrogant rüberkommen, und wenn perfekt ist, ist man nicht arrogant.
Nun ja. Es hat zwar bisher praktisch noch nie etwas gebracht, aber die Busfahrer in Oldenburg versuchen immer wieder gerne, was passiert, wenn man einfach fünf Minuten an der Bushaltestelle darauf wartet, dass die Leute von selbst aus der Lichtschranke an den hinteren Türen treten. Es ist an sich sogar eher kontraproduktiv, weil dann immer noch mehr Leute ankommen und denken, sie könnten sich noch reindrücken.
Nachdem einem Mädel aufgefallen ist, dass sie vielleicht doch nicht mehr rein passt und sie deshalb an der Bushaltestelle stehen blieb, und nachdem der Busfahrer zum Schließen der Türen ausgestiegen war, kamen wir dann auch mal los. Die erste Bushaltestelle wird wegen Überfüllung gar nicht erst angefahren, vor der zweiten Bushaltestelle kann sich der Busfahrer aufgrund deren Status als Hauptumstieg nicht drücken.
Das Ergebnis ist vorprogrammiert: Wir warten wieder minutenlang. Es ist ja leider auch nicht so, dass der Ersti in der Lage ist, diese Situation zu erfassen und eigenverantwortlich zu reagieren. Klar, beim Bologna-Prozess wird ja auch alles vorgekaut.
Die nächste Bushaltestelle wird übersprungen, an der übernächsten steigen glücklicherweise viele aus.
Einmal Vorlesung mit alles und Zeit
8 s.t. oder 8 c.t., das war die erste Frage bei der Technischen Informatik I, der ersten Vorlesung dieses Semesters. „c.t.“, das heißt „com temporem“, zu deutsch „mit Zeit“, „s.t.“ entsprechend „sine tempore“: „ohne Zeit“.
Sind Zeiten mit „c.t.“ versehen, fängt die Veranstaltung immer erst eine Viertelstunde später an.
Der Professor erzählt die Geschichte dieser Besonderheit in Deutschland, Österreich und Tschechien:
Im Mittelalter hatten die Leute keine Armbanduhren. Als einziger Zeitmesser stand ihnen die Kirchturmuhr zu Verfügung. Da die aber nur zur vollen Stunde läutet, man aber rechtzeitig zur Veranstaltung kommen wollte, gab man den Leuten mit der s.t.-Regelung 15 Minuten Zeit, um zu kommen. Beim Läuten der Kirchturmuhr sollte der Professor aber schon da sein und beten.
Wer hat's erfunden?
Vier Stunden nach Ende von TI kam endlich meine zweite Veranstaltung dran, die auf den einprägsamen Namen „Grundbegriffe der Pädagogik: ihre Institution und ihre Berufs- und Handlungsfelder innerhalb und außerhalb von Schule“ hört. In „Grundbegriffe der Pädagogik: ihre Institution und ihre Berufs- und Handlungsfelder innerhalb und außerhalb von Schule“ unterrichten eine Schweizerin und ein Schweizer. „Lass mal Germanistik-Studenten-Raten machen“, sagte der Student, neben den ich mich setzte zu der Studentin neben ihm. Die Auflösung bekam er durch die kleine Umfrage durch die beiden Professoren gleich zu Beginn der Veranstaltung:
„Wer studiert hier Pädagogik?“ (kaum Leute melden sich)
„Wer studiert hier Mathematik“ (die Hälfte des Saals steht auf)
„Wer studiert hier Germanistik?“ (etwas weniger stehen auf, der Student neben mir ruft „Hab ich's doch gewusst!“)
„Wer hat heute Geburtstag?“ (einer meldet sich und bekommt von der Dozentin zwei in grüne Folie eingewickelte Schokoeier aus Schweizer Schokolade)
In der Vorlesung ging es dann unter anderem um den Schweizer Schulforscher Pestalozzi, und da der aus der Heimatstadt der Dozentin kommt, trug die den Teil der Vorlesung auf Schweizerdeutsch vor. Der Dozent übersetzte das anschließend auf Deutsch.
Eigentlich verstehe ich gar nicht, was an dem so toll ist, dass nach so viele Schulen benannt sind. Seine Schulkonzepte sind laut der Vorlesung so ziemlich alle in die Hose gegangen und für die Förderung der Kinderarbeit bekommt man heute auch kein Bundesverdienstkreuz mehr. Es gibt doch so viele andere gute Schulnamen, wenn man seine Schule aus irgendwelchen Gründen doch nicht „Яedeemer-Schule“ nennen will.
Kommentare
Es gibt noch keine Kommentare zu dieser News.