Marokko Tag 2: Agadir, Essaouira, Casablanca – Argan
Aus mir müsst ihr es nicht herauspressen, was es mit dem Argan auf sich hat. Ich sag es euch auch so.
Frühstück
Das Frühstück ist sehr gut. Auch wenn ich beim ersten Bissen ordentlich ins Fettnäpchen trete. Ich habe nämlich am Buffet weiße Stücke, die in einer Lake schwimmen, für Weichkäse gehalten. Es ist aber Butter.
Es gibt normales Brot oder kleine Crossaints (oder wie man das schreibt), entweder normal oder mit Schokolade, jeweils genau wie es sie bei mir zu Hause beim Bäcker gibt, nur kleiner.
Ein bisschen dämlich: Man nimmt sich Honig aus einer Schale. Laut Kellner soll man sich den auf eine Untertasse tun, wo man ihn mit dem Messer nicht so einfach runter bekommt. Ich schneide daher die Crossaints auf, schmiere auf eine Hälfte Butter und tunke sie in den Honig. Das klappt ganz gut.
Als Getränke gibt es (anders als beim Abendessen kostenlos) fünf Sorten Saft. Die Eier sind leider deutlich über-gar.
Frühstücksbuffet im Tivoli
Hotelbewertung
Sterne: | Hotelname: | Zimmer: |
---|---|---|
4+ | Blue Sea Hôtel Le Tivoli Agadir | DZA DB, 4109 |
Hotel | Akzeptabel gepflegte Anlage, in der Nähe meines Zimmers wurde zur Zeit des Bezugs gebauarbeitert. | 7/10 |
Lage | Gut | 7/10 |
Zimmer | Mit Ausnahme des Schalters gut. Extras: Balkon, Mehr-oder-weniger-Meerblick (wenn man sehr gute Augen oder ein Fernglas hat). Allerdings seltsame Bettdecke (was man in Deutschland als typische „Wolldecke“ aus Polyester bezeichnet) und kein WLAN. Deutschsprachiges Fernsehen: ZDF, RTL, Eurosport (jeweils falsches Seitenverhältnis). | 8/10 |
Badezimmer | Duschen-Typ: Badewanne. | 9/10 |
Sauberkeit | Nichts auszusetzen | 8/10 |
Service | Koffer zu Zimmer gebracht und abgeholt | 8/10 |
Abendessen | Viel Auswahl und Showcooking, aber wenig Geschmack und/oder Würze. | 7/10 |
Frühstück | Sehr gut | 9/10 |
Abwertungen | elektrische Sicherheit | -0,5 |
Bauarbeiten kleinen Umfangs(?) | -0,5 | |
Gesamtwertung | Weiterempfehlung: ja | 7/10 |
Die Gesamtwertung ist nicht berechnet sondern der Gesamteindruck inkl. Abwertungen.
Weiter geht's
Um 7:30 geht es los. Ich bin 2 Minuten zu spät, na ja. Dann kann ich mir halt zuletzt den Sitzplatz im Bus aussuchen und sitze daher ganz hinten. Na ja, egal.
Zwei Frauen sind jedoch über eine halbe Stunde zu spät. Und nicht nur das, ihnen fällt nach ein paar Minuten auf, dass sie ihre Jacke im Hotel vergessen haben. Also wieder umkehren...
Küstenstraße
Das Klima in Agadir ist, anders als im Landesinneren, das ganze Jahr über angenehm bei 18 bis 28 Grad. An ein paar Tagen ist es drüber, dann bleiben die Leute zu Hause.
Agadir ist, nach Safi, der zweitgrößte Sardinenhafen in Marokko. Insgesamt leben 4,7 Millionen Marokkaner (etwa ein Siebtel) von der Fischerei.
Wir fahren durch den Fischerort Anza, eine Vorstadt von Agadir. Der Name klingt wie das arabische Wort für „stinken“, was dem Ort entsprechende Wortspiele einbrachte. Neben der Fischerei gibt es hier eine Zementfabrik.
Am Ortsausgang wird kontrolliert. Da sei ein Machtsymbol. Kontrolliert werden verschiedene Dinge wie Geschwindigkeit und Reifen. Die Radarkontrollen, die, wenn fest installiert, auf Verkehrsschildern angekündigt werden (wie in der Türkei), sind das Geschenk, das Sarkozy bei einem Besuch in Marokko mitgebracht hat. Daher nennt man sie üblicherweise „Sarkozys Augen“.
Wir fahren an einer Residenz eines ehemaligen arabischen Außenministers vorbei. Zuerst war dort ein Zeltlager, heute ist es ein großer Wohnsitz.
Wenn Marokkaner selbst Urlaub machen, dann mieten sie Privatwohnungen. Hotels benutzen sie nicht.
Überall am Nordrand Agadirs wird gebaut, wobei es bei der Finanzkrise Probleme gab. Woher das Geld kommt, weiß auch irgendwie keiner, weshalb die Marokkaner misstrauisch sind.
Wir fahren durch daas Surferörtchen Taghazout.
Said erzählt davon, dass es viele Stauseen gebe. 143 insgesamt, bei jeder größeren Stadt. Die sind so ziemlich das einzige, was der vorherige König Hassen II. in seiner Amtszeit gemacht hat. Er soll wohl davon geträumt haben, dass in Zukunft Kriege nicht mehr um Land sondern um Wasser geführt werden. Bei der Außenpolitik soll er allerdings auch nicht ganz so schlecht gewesen sein, nur in der Innenpolitik hat er komplett versagt.
Die aktuelle Regierung befasst sich mit dem Abbau von Korruption. Abbau ist ein gutes Stichwort. Entsprechende Schwarzbauten werden einfach wieder abgerissen.
Wir halten an einer Bucht mit Strand.
Hinter dem Strand liegt in der Bucht das Dorf Tamri. Das baut kleine Bananen an, zu klein und unförmig für den Export, aber in Marokko beliebt.
Die Trinkwasseraufbereitung befindet sich oft außerhalb der Orte, teils noch mit Wassertürmen.
Der neue König, dessen Bilder überall hängen (es gibt u.a. ein Bild von ihm mit Lederjacke, Jeans und Zigaretten, das sich nach Amtsantritt sehr gut verkaufte). Die Prinzessin ist auch sehr modern. Sie ist eigentlich Informatikerin und der König ist Jurist. Eine Königin gibt es nicht, aus irgendeinem Grund sind die Erstgeboren immer männlich. So auch das erste der zwei Kinder des Amtsinhabers. Die vorherige Generation hatte 12 Kinder. „Früher haben kein Fernseher, kein Internet, kein YouTube.“, begründet Said diesen Unterschied. Die Dynastie herrscht bereits seit 1660.
Die Monarchie ist konstitutionell. Bereits vor der Revolution in Tunesien gab es Proteste in Marokko, bei denen die jungen Leute ein besseres Leben forderten. Der König hörte von Anfang an zu, gründete ein Kommitee und erstellte eine neue Verfassung. Seither ist Tamazight (Berberisch) zweite Amtssprache neben Arabisch. Einen offiziellen Status hat das allgegenwärtige Französisch nicht. Bisher habe ich genau ein Wort Tamazight gesehen, was aufgrund der Schrift sofort auffällt. Das Wort ist „Agadir“ und stand auf einer Karte an der Promenade von Agadir. Die Prinzessin ist rothaarig. Warum das wichtig ist? Naja, die Farbe selbst ist egal, nur von den anderen Prinzessinnen, inkl. der immer noch lebenden Vorgängerin, weiß man das nicht, da sie das Volk noch nie gesehen hat.
Wir halten an einem Argan-Baum, der von Ziegen belagert wirde. (V=Video im späteren Abschlussvideo)
Original marokkanischer Ziegenbaum. Apfelbäume tragen Äpfel, Ziegenbäume tragen Ziegen. So einfach ist das.
Argan-Bäume sind immergrün, obwohl es wenig regnet. „Brauchen Wasser.“, sagt Said, „Morgen kann regnen, aber nicht während der Rundreise.“. Die Früche sind erst grün, später werden sie erst gelb, dann braun und am Ende schwarz-braun. Das Öl gewinnt stark an Beliebtheit, da es viele Omega-Fettsäuren enthält. Da dies natürlich Betrüger auf den Plan ruft, haben BWL-Absolventinnen so genannte Kooperativen gegründet. Dazu später mehr.
In Marokko braucht man, da der Islam dies verbietet und davon auszugehen ist, dass sich die Marokkaner sonst besaufen, eine Lizenz zum Ausschank von Alkohol, die nur Hotels haben. Auf dem Land gibt es daher nur Mocca, Kaffee, Pfefferminztee und Softdrings. Außerdem gibt es Nus-Nus, übersetzt halb-halb: halb Kaffee, halb Milch.
Wir halten an einer Tankstelle in Tamanar. Der ganze Verkaufstresen ist mit Kekspackungen zugemauert. Zudem gibt es Crêpes und frisch gepressten Saft. Draußen gibt es in hinkendes Hündchen und ein Kätzchen (V). Katzen in Marokko haben lange Beine, wie mir eine andere Reiseteilnehmerin später sagt. Sie sehen so für europäische Augen dünner aus, als sie sind.
In der Tankstelle füllen wir eine Tabelle aus, da die Hotels in Marokko ziemliche Datenkraken sind und zusätzlich Passnummer, Visumsnummer (die man üblicherweise nicht lesen kann), Beruf und Geburtsort wissen wollen.
Überall an den Straßen sind Händler. Die verkaufen Argan-Öl, (Argan-)Honig und Amlou. Amlou ist das „marokkanische Nutella“ aus Argan-Öl, Honig und Mandeln. Ich finde, es schmeckt vor allem nach letzterem.
An einem der Stände stehen drei Wohnmobile. „Der moderne Nomade“, sagt Said, der seit 16 Jahren Reiseführer ist.
In einem Tal wird Salz abgebaut.
Fast alle Flussbetten sind leer. Nördlich von Agadir hat es gestern (Dienstag) ein großes Unwetter mit Hagel gegeben, daher führen einige Flüsse tatsächlich Wasser.
Dass die Frauen in diesen Regionen im Süden Vollschleier tragen, ist nicht religiös, sondern traditionell bedingt.
Wir kommen nach Essaouira. Der Gründer ist sehr reich. Ihm gehören die Mogador-Hotels und eine Supermarktkette. Der siebtgrößte Supermarkt der Welt steht in Casablanca. Die Tochter ist Bürgermeisterin von Essaouira.
In Essaouira ist einmal im Jahr ein großes Festival für marokkanischen Jazz. Das kommt bei den Jugendlichen gut an. In den letzten Jahren wurden dort Bluttests auf sexuell übertragbare Krankheiten angeboten und Kondome verteilt. Für ein islamisches Land etwas sehr besonderes.
Die Stadt ist eine Multikultistadt. Hier leben Moslems, Juden und Christen.
Neben großen Marktstraßen (V) gibt es auch kleine Gassen, in denen sich oft ebenfalls Stände oder Hammams (Bäder; Geschlechtertrennung erfolgt durch Öffnungszeiten) befinden, oder zumindest ein öffentlicher Wasserhahn.
Wir besuchen u.a. einen Erker mit Kanonen und den Fischmarkt. Anschließend gehen wir in Standrestaurants essen. Ich esse eine vegetarische Pizza. Die ist auch nicht gewürzt und der Geschmack kommt fast nur durch die Zwiebeln, die da drauf sind.
Mir gefällt das blaue Boot da hinten am besten.
Danach besuchen wir die erste und daher älteste Kooperative. Diese trägt den Namen Marjara.
Dort kann man bei der Verarbeitung von Argan-Mandeln zusehen (V) und manchmal auch selbst Hand anlegen. Die Schritte bei der Arganölproduktion sind: 1. Schale (Fruchtfleisch) entfernen, 2. die beiden Samen aus dem Kern holen, 3. Samen rösten (gegen den bitteren Geschmack, deshalb wird das bei Öl für Kosmetika auch nicht gemacht), 4. Samen mahlen, 5a. Öl filtern. Auch der Rest wird verarbeitet: 5b. in heißes Wasser einweichen, 6. kneten und zu Fladen formen, 7. zu Seife verarbeiten.
Diese Fladen konnte man früher auch auf Märkten kaufen. Als Leute damit normales Öl aromatisierten und als Argan-Öl ausgaben, ließ man den Verkauf lieber sein. Schritt 1 wird übrigens gerne von Ziegen übernommen. Die fressen den Kern nicht, sondern spucken ihn aus. Man muss sie dann nur einsammeln. Nur deshalb dürfen Ziegen die Arganfrücht fressen.
Argan-Öl-Herstellung in einer Kooperative
Was man aus Argan so alles machen kann (nein, der Holzesel ist nicht aus Argan)
Wir fahren durch den Ort Chichaoua, der durch Zucker (Rüben und Rohr) bekannt wurde. Marokkaner essen sehr viel Zucker, sodass dieser importiert werden muss. In dem Ort sind an der Hauptstraße einige hundert Meter Gehweg voll mit Honig- und Wassermelonen, die dort verkauft werden.
Danach kommen wir in die Souss-Ebene. Sie ist die Kornkammer Marokkos. Hier wachsen Bananen, Avocados, Orangen und mehr. Auch Eukalyptus und Feigenkaktusse werden als Neophyten angebaut.
Die westliche Region Marokkos gewinnt langsam an Reichtum. Viele neue Autos gibt es hier. Früher hat man gebrauchte deutsche Autos importiert. Auf einen Golf 4 von umgerechnet 7.000 Euro kamen 8.450 Euro Zölle. Inzwischen ist der Import von Autos, die älter als fünf Jahre sind, verboten. So profitieren die dafür verantwortlichen Franzosen durch den Import ihrer günstigen kleinen Neuwagen.
Den nördlichen Teil dieser Region, der um die Städte Casablanca und Rabat entstanden ist, kommt morgen dran.
Wir fahren über die mautpflichtige Autobahn weiter nach Casablanca und erreichen unser Hotel erst nach 20 Uhr.
Die Erzählungen von Said sind teilweise sehr unstrukturiert. Dinge, die ich oben nicht vernünftig einstrukturieren konnte, gibt es somit jetzt täglich in den...
Random-Facts von Heute: Marokko hat drei Völker: Berber, Araber und Schwarze. Es gibt einen zweijährigen Zivildienst. Marokko setzt sehr auf Wasserkraft, aber auch einige Windräder sind gelegentlich in der Ferne zu sehen. Die Subventionierung von Kraftstoff wurde von der islamistischen Regierung kürzlich gesenkt. Die Opposition (Kapitalisten) riefen zu Protesten auf.
Hotel
Hotel Le Zénith in Casablanca
Das Zimmer ist an sich noch ganz OK. Aber ich muss schon wieder eine Abwertung vergeben, weil diesmal eine Steckdose deutlich aus der Wand schaut.
Das Abendessen ist hingegen schlecht. Zehn Salate, fünf warme Komponenten (zumeist recht exotisch, das einfachste ist Rosinenreise), eine Suppe (Spargel?) und eine Form von Nachspeise. Der Salat ist OK, aber bereits beim Dressing hört es für meinen Geschmack auch schon auf. Es hat übrigens nichts mit unserer Ankunft zu tun, der Buffetbereich sieht nicht so aus, als ob da noch Platz für mehr wäre. Die Preise für Getränke sind recht hoch.
Nach dem Abendessen gehe ich mit dem österreichischen Pärchen nach draußen. Da es uns zu gefährlich ist, drehen wir bald um und gehen zur Tankstelle gegenüber des Hotels, wo ich was zu trinken und – wegen des enttäuschenden Abendessens – Lays-Chips kaufe. Die Chipspackung ist primär auf Portugisisch, die ebenfalls erhältlichen Kekspackungen von Coppenrath&Wiese hingegen auf Deutsch.
Wieder auf meinem Zimmer untersuche ich meinen Balkon. Die Balkontür ist nicht verriegelbar. Wer akrobatisch begabt ist, hätte hier leichtes Spiel. Das Hotel liegt in einer Vorstadt von Casablanca direkt an einer Kreuzung. Hier gibt es nichts zum Angucken und nichts zum Abchillen. Mein Zimmer ist noch einigermaßen ruhig, da es auf Seite des Innenhofes ist. Wegen des dritten Stocks kriege ich auch nichts von der Bar im Erdgeschoss mit. Der Innenhof ist offen und der Ausblick vom Balkon rechts von der Wäscherei gegenüber dann doch ziemlich genial:
Im Fernsehen kommt das Champions-League-Spiel von Schalke auf Al Jazeera Sports 2.
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