Marokko Tag 3: Casablanca, Rabat, Meknès – Es lebe der König

Der King lebt!

geschrieben von Janni Freitag, 20. September 2013 um 15:10 UhrDarstellungsfehler möglich

Am nächsten Morgen merke ich, dass sich unter schweren Satin-Bettdecke, unter der ich geschlafen habe, auch noch normales Bettzeug findet. Okay, ich bin blöd.

Egal, dass ich nach 4,5 Stunden Schlaf selbstständig aufgewacht bin, lag wohl eher am Stau auf der Straße und der arabischen Mentalität, in dem Fall die Hupe zu strapazieren wie in Deutschland beim Autokorso.

Kurz nachdem ich aufgewacht bin, klopft es und jemand öffnet die Tür. Ich habe keine Ahnung wer oder was das war, da der Spuk nach einer Minute vorbei war ... aber hallo Sicherheit? Gut, die Balkontür sagt alles.

Frühstück

Das Frühstück ist OK. Die Auswahl ist, mit Ausnahme des Themas Brot, wo sie zusätzlich zu den aus dem letzten Hotel bekannten Brotsorten auch ein kleines Franzbrötchen anbieten, durchweg etwas kleiner als beim Tivoli, geht aber in Ordnung.

Hotelbewertung

SterneHotelnameZimmer
4Hotel Le ZénithDZA Twin319
HotelMir ist völlig unklar, was das Hotel sein will. Es kommt mir eher wie Business vor, hat aber bis 3 Uhr nachts Unterhaltung. Raucher-Hotel.7/10
LageIch hab jetzt einige Minuten nachgedacht, wie ich das beschreiben soll, aber mir fehlen die Worte.0/10
ZimmerAn sich nicht schlecht, mit genannten Problemen und etwas altbacken. Aber OK. WLAN in der Lobby. Deutschsprachiges Fernsehen: nein.7/10
BadezimmerToilette sehr sehr ungünstig positioniert. Duschen-Typ: Badewanne.7/10
SauberkeitNichts auszusetzen8/10
ServiceIch habe keinen Service erfahren. Jemand anders aus der Gruppe hatte aus irgendeinem Grund eine Dose Cola Light ohne Kohlensäure und konnte dies problemlos reklamieren. Ob die Koffer abgeholt wurden, weiß ich nicht.5/10
AbendessenGeringe Auswahl (für mich nicht viel dabei, hab daher fast nur Salat gegessen) und kaum Geschmack.4/10
FrühstückGanz OK.6/10
Abwertungenelektrische Sicherheit-0,5
keine verriegelung für Balkontür-0,5
GesamtwertungWeiterempfehlung: nein3/10

Casablanca

Beinahe hätten sie mich vergessen, dabei war ich nicht mal zu spät – aber auch nur eine Minute zu früh... In der Hektik habe ich eine Wasserflasche im Hotel vergessen. Na ja, kann man nichts machen.

Casablanca hat eine Straßenbahn, die aber noch nicht viel genutzt zu werden scheint. Nur Rabat hat auch eine.

Wir fahren zum Villenviertel. „Das hier ist meine Villa.“, sagt Said, „Das hier auch noch. Ich würd Sie ja einladen,aber ich hab den Schlüssel vergessen.“

Der Strand des Villenviertels ist mit Hotels zugepflastert, die bis ans Wasser gebaut sind. Wir laufen ein kurzes Stück über die Promenade.

Das Villenviertel ist sehr modern, man sieht überhaupt keine verschleierten Frauen.

Wir fahren zur Moschee Hassan II. In Marokko sind alle Minarette quadratisch, das ist ein Gesetz aus dem 12. Jahrhundert. Das macht marokkanische Minarette besonders. Die Saudis bauen in allen möglichen Ländern Moscheen, um ihren Stil zu verbreiten, aber in Marokko dürfen sie das nicht.

Die Moschee bietet Platz für 125.000 Gläubige und ihr Bau von 1982 bis 1992 war entsprechend teuer. Jeder Bürger Marokkos musste mindestens 1 DH spenden, Beamten wurde einfach ein Monatsgehalt gestrichen.


Moschee Hassan II.

Zum Betreten ist leider zu wenig Zeit.

Wir verlassen Casablanca in Richtung Rabat. Dabei kommen wir beim zweiten marokkanischen Fernsehen vorbei. Erst gab es nur einen Sender aus Rabat, der nur von 18 bis 21 sendete und dabei nur über den König berichtete: „Was hat der König gemacht? Was hat der König gegessen? Was hat der König gebaut?“ Nur sonnabends gab es Ansätze von Unterhaltungssendungen.
Mit der Gründung des zweiten Fernsehens wurde Fernsehen interessant. „Alle hässchen Reporter arbeiten beim ersten Sender.“, sagt Said.

Die Ausläufer Casablancas reicht weit in den Norden. Jedem Einwohner steht eine Wohnung von 50 bis 60 Quadratmetern zu. Früher war das stattdessen ein Grundstück dieser Größe, was sehr beliebt war.

Rabat

In Rabat gehen wir vor den Königspalast. Rein darf man nicht, auch Teile der Straße sind Tabu. Der Palast wird von drei Sorten Wachen bewacht. Der blaue ist ein Verkehrspolizist, der tarnfarbene ist ein Soldat und weiß (bzw. im Winter rot) ist die Leibgarde.



Königspalast

Anschließend machen wir Fotos von einer Burg und besuchen die unvollständige Moschee und das unvollständige Minarett (beides 12. Jh.). Direkt angrenzend ist ein Mausoleum. Im 20. Jh hat man dem unvollständigen Minarett eine Moschee neben dem Mausoleum spendiert, die einzige Moschee ohne eigenes Minarett, und die bereits stehenden Säulen der unvollständigen Moschee restauriert.
Das Minarett hat keine Treppe, sondern eine Rampe, damit ein Pferd den Muezzin da hoch tragen kann. Es ist aber wie gesagt, unvollständig und nur 44 statt wie geplant doppelt so hoch.

Die unvollständige Moschee wird an beiden Eingängen von Wachen auf reinrassigen Arabern (Pferden) bewacht. Außerdem gibt es weitere unberittene Wachen. Die Wachen erinnern mich an Sternensänger.


Unvollständige Moschee und unvollständiges Minarett



Mausoleum

Wir essen in der Stadt zu Mittag. Nahe des Restaurants wird demonstriert, worüber erzähle ich später.

Danach laufen wir durch ein Künstlerviertel. Fast alle Häuser sind bis zu einer Höhe von 1 bis 1,5 m blau und darüber weiß gestrichen. Ein Mann spielt Gimbri und Kastagnetten und wirbelt dabei den Pummel seiner Mütze im Kreis.


Dann fahren wir durch einen 131.000 ha großen Korkwald.

Said erzählt etwas über Sprachen: Im Kindergarten lernen Kinder Französisch. Später können sie noch Englisch, Spanisch, Italienisch oder Deutsch wählen. Untereinander sprechen die Marokkaner Marokkanisch, das ist ein französisch beeinflusster Dialekt des Hocharabischen, das alle Marokkaner ebenfalls sprechen und verstehen können. Berber können zudem Berbersprachen sprechen, wovon es drei gibt, je nach Region.

Es gibt staatliche und private Schulen. Absolventen letzterer haben sehr viel höher Chancen, einen Job zu finden. Lehrer arbeiten teilweise gleichzeitig in staatlichen und privaten Schulen. Das soll nun verboten werden und dagegen wurde protestiert.

Dasselbe Problem gibt es bei der medizinischen Versorgung. Inzwischen gibt es Karten für nachweislich arme Marokkaner, sodass diese kostenlos behandelt werden und Medikamente erhalten. Irgendwie sind auch einige Reiche an die Dinger gekommen... Die hohen Kosten tragen zu einer starken Nutzung von Heilpflanzen bei.

Random-Facts: Es gibt kleine und große Taxis. Kleine Taxis fahren mit Taxameter, bei den großen ist der immer „kaputt“. Said rät, in dem Fall einfach wieder auszusteigen.
Kürzlich wurde Liste veröffentlicht, in der steht, wer wie viele Taxis registriert hat. Manche Leute haben mehrere. Die Taxilizenzen werden dann vermietet und pro Lizenz hunderte Euro verdient. Marokko sei das „Land der Vielfalt und Gegensätze“, was leider auch auf die Schere zwischen arm und reich zutrifft.

Hotel

Wir werden zwei Tage in Meknès übernachten. Ich bekomme ein Einzelzimmer. Dies scheint jedoch kein normales Einzelzimmer zu sein, da es erheblich größer ist als das Doppelzimmer. Da wo im Doppelzimmer die drei Betten stehen (vermutlich für die dynamische Verteilung von Mann und Frau je nach Ehelage), steht bei mir eine Sitzecke. Das Bett (Doppelbettgröße) steht in einem durch einen Vorhang abgetrennten Raum.

In einer Schublade befinden sich zwei RJ-45-Kabel („LAN-Kabel“), wobei ich zunächst nur einen RJ-11-Anschluss finde. Außerdem gibt es eine Karte, auf der steht, dass dieses Zimmer nur für Einzelpersonen und zu einem Preis von 900 DH buchbar ist.

Nach zehnminütiger Suche finde ich hinter den Polstern des Sofas links nicht nur einen Grund für die LAN-Kabel, sondern auch einen Grund, mal wieder eine Abwertung wegen elektrischer Sicherheit auszuteilen. Ich glaube ich rege mich besser gar nicht mehr jedes Mal darüber auf, wenn Wandsteckdosen dem ersten Teil ihres Namens keine Ehre geben.

Das Essen ist als Viergängemenü konzipiert. Offizieller Anfang ist um halb acht, tatsächlicher eine halbe Stunde später. Der Spaß dauert insgesamt über 2 Stunden und ist bis auf den Nachtisch recht anständig.

Danach ziehen wir um die Blöcke und suchen den geheimen Alkoholladen. Ich trink ja keinen Alkohol, aber den anderen geht es wohl auch eher damit, dass „verbotene“ Sachen besonders attraktiv sind.

In der Nähe des Hotels gibt es einen Taxistand. Dieser ist abschüssig, sodass die Taxifahrer zum Aufrücken nicht mal den Motor anmachen müssen. Ich hab einen ziemlichen Schock bekommen, als bei einsetzender Dunkelheit massenhaft Autos ohne Licht den Berg runterrollten.


Kommentare

Marcel B. (Gast) erklärte am Freitag dem 20. September 2013 um 20:51 Uhr:

Hey Janni genieße die zeit

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