Marokko Tag 6: Fès, Ifrane, Béni Mellal, Marrakesch – Masterpläne

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geschrieben von Janni Mittwoch, 25. September 2013 um 01:00 UhrDarstellungsfehler möglich

Was für eine Nacht! Bis kurz vor 0 Uhr war noch Disco, die ganze Nacht über hat ein Hund geklefft, das Gesurre einer Mücke in meinem Zimmer hat mich immer wieder aufgeweckt und die Decke war zu dünn.

Das mit der Disco, erklärt Said, liege daran, dass die Hotels gerne ihre Alkohollizenz nutzen wollen und daher als Disco fungieren. Wenn man ein Hotel weit außerhalbe nähme, dann gäbe es auch keine Disco (wobei ich hinzufügen muss, das wirklich beschissen gelegene Zénith auch eine Disco hatte), aber die Leute würden sich über die Lage beschweren.

Die Mücke scheint mich einmal im Rücken gestochen zu haben. Nach dem Aufstehen sehe ich sie an der Wand sitzen und erlege sie mit einem Kissen. Die Wand ist PVC-beschichtet, sodass man das Blut einfach abmachen kann. Das Kissen lasse ich mit der Mücke nach oben liegen. Ich hoffe sehr, dass das Hotel das wäscht (und mir das nicht in Rechnung stellt).

Eine dickere Decke hätte ich, wie mir später ein- und auffällt, im Schrank gefunden. Na ja, auf dem Hinflug habe ich im Flugzeug für 5 Euro ein Deckchen-Set gekauft, wo ein Flece-Deckchen, eine Schlafmaske und ein Nackenkissen drin war. So hatte ich endlich mal einen Nutzen für das Deckchen.

Hotelbewertung

SterneHotelnameZimmer
unbekanntHotel Mounia Fèskleines DZA220
HotelNormales Hotel.6/10
LageBelebte Gegend, nobler als beim vorherigen Hotel, aber Müllhalde hinter dem Hotel.8/10
ZimmerSehr klein, extrem hellhörig, Fenster klapprig und alles etwas älter. Ständiges Brummen und lautes Abwasserrohr. Laute Musik. WLAN kostenpflichtig in der Lobby. Deutschsprachiges Fernsehen: Das Erste (als „ProSieben“ bezeichnet), Eurosport. Oberes Drittel des Fernsehers völlig verfärbt.3/10
BadezimmerToilette kippelt sehr (fragt mich nicht, wie das geht).6/10
SauberkeitZimmer noch akzeptabel, aber Besteck und Geschirr im Restaurant teilweise dreckig4/10
ServiceOrdentlich.8/10
Abendessen Menü1. Gemüsesuppe: ganz nett7/10
2. Marokkanischer Salat (gekochte Tomaten und Paprika mit Zwiebeln): sehr lecker10/10
3. Spagetti mit Käse, Kännchen Tomatensoße (Alternativgericht, normal wäre Tajine mit Hackbällchen): Parmesan statt normalem Käse wäre wünschenswert gewesen; Soße interessante Mischung zwischen Napoli und Arrabiata8/10
4. Creme Caramel: schmeckt nach nichts0/10
FrühstückHier werden endlich mal im wahrsten Sinne des Wortes keine kleinen Brötchen gebacken.7/10
GesamtwertungWeiterempfehlung: nein4/10

Ja, richtig gelesen, keine Elektroschockgefahr diesmal. Dafür eine Steckdose, die nur zur Dekoration dient. Inwieweit man Steckdosen dekorativ findet, darf diskutiert werden.

Rundreise

Unsere heutige Reise geht von Fès über Ifrane und Béni Mellal nach Marrakesch. Marrakesch ist übrigens der Grund, warum Marokko so heißt, wie es heißt: Es ist einfach eine Verallgemeinerung.


Sonnenaufgang

Auf dem Weg nach Ifrane kommen wir an Apfelplantagen und einem Golfplatz vorbei. Die Apfelernte wurde durch den Hagel am Dienstag vermiest, der viele Früchte zerstört hatte. Ebenfalls problematisch sind Golfplätze. Die wurden nämlich unter Hassan II., Fan von Staudämmen (dazu später mehr) und nun auch noch Golf, während einer mehrjährigen Dürre erbaut und Golf ist auch in Marokko ein Sport der Elite.

Ifrane


Ifrane

Janni im Schwarzwald oder in der Schweiz? Flucht aus Marokko?

Nein, das ist Ifrane, ein Luftkurort ganz im europäischen Stil. Keine Flachdächer, nur Ziegeldächer, und keine typisch marokkanische Häuserfarbe.

Wir halten an einem Springbrunnen. Dort befindet sich auch ein steinerner Löwe, der von einer Gefangenen in ihrer Gefangenschaft gemeißelt wurde. Ein Auto hält und eine Braut und ihr Bräutigam steigen aus. Die beiden lassen sich in der entsprechenden Kleidung (sieht genau so aus wie bei uns) vor dem Löwen fotografieren.

Da ich den Löwen so nicht fotografieren kann, gehe ich eine Straße entlang. Plötzlich raschelt es im Gebüsch und ein mittelgroßer Hund mit Schlappohren springt hervor. Er bellt sehr laut und ich gehe langsam rückwärts. Als er mich nicht mehr sehen kann, nehme ich die Beine in den Hand und laufe zurück zum Bus. Hunde werden ja aggressiv, wenn Leute rennen.

Die weitere Fahrt führt uns durch ein Kirschenanbautgebiet und den Ort M'rirt nach Béni Mellal. Unterwegs kommen wir an allerhand kleinen Dörfern vorbei. Dort gibt es beispielsweise ein Haus, das die Saudis für Kinder errichtet haben und wo sie spielen und im Internet surfen können. Vor der Einfahrt stehen zwei jeweils über zwei Meter große Statuen von Teekannen.


Kleine Brücke in einem Dorf

Einen kleinen Stop legen wir an einem Stausee ein:


Stausee

Béni Mellal

Enttäuschender Weise essen wir in Béni Mellal nur Mittag.


Béni Mellal

Dann fahren wir auch schon weiter nach Marrakesch. Die Straße ist schnurgerade, aber gelegentlich gibt es Bergkuppen:


Straße von Béni Mellal aus kommend

Wir machen Pause an einer Tankstelle mitten im Nirgendwo. Diese hat einen riesigen und gepflegten Garten mit drei Pfauen und einer pfeifenden statt miauenden Katze.



Tankstellengarten

Marrakesch


Sonne kurz vorm Untergang in Marrakesch

Auf dem Weg nach Marrakesch gibt es neben Olivenhainen viele kleine quadratische Gebäude mit Kuppel. Das sind Gräber von Heiligen (m/W). Wir fahren durch viele kleine Vororte und erreichen unser Hotel Meriem (oder Meriem's Hotel bzw. Myriem's Hotel, es steht überall anders).

Kurz vor Marrakesch werden wir von der Polizei angehalten. Der Busfahrer ist 66 stat 60 gefahren. Macht 100 DH „ohne Quittung“. Manche Leute nennen es Korruption, Marokkaner nennen das Flexibilität.

So. Gestern hatten wir keine, aber heute gibt es wieder die beliebten Random-Facts: Derzeit gibt es Einwanderung in Marokko. Diese wird von der Regierung diskutiert. Zehntausende Menschen aus Spanien wollen hier arbeiten und Auswanderer dorthin und nach Frankreich kommen zurück. Die Rückkehr nach Marokko ist jedoch nicht einfach für Familienmitglieder, die dort geboren und aufgewachsen sind.
In vielen Firmen gibt es ein Kopftuchverbot.
Marokko hat, verglichen mit anderen arabischen Staaten, eine relative Pressefreiheit. Warum es im Fernsehen aber keine Schwarzen als Journalisten und Moderatoren gibt, versteht keiner.
Es gibt ein Konkurrenzdenken zwischen Städten, Völkern und Berberstämmen. So gelten die Südberber als geizig – sie selbst sagen aber einfach nur „sparsam“. In der Schule lernt man, dass Wort „Berber“ käme von „Benber“, Kinder von Ber. Tatsächlich gehöre es aber eher zu dem Wort „Barbar“.
Hassan II. hatte Sklaven gehalten und damit Nelson Mandela gegen sich aufgebracht. Den Sklaven soll es aber ziemlich gut gegangen sein.
Said erzählt, dass alle Muslime reiten und schwimmen (in der Wüste?) müssen. Während des Fastenmonats Ramadans steigen die Lebensmittelkosten einer Familie um das Dreifache. Das hat man eben davon, wenn man hungrig einkaufen geht und am Ende mehr wegschmeißt als isst.
Als der Prophet in einer Moschee war, wurde er von einer Katze angesprungen. Die Leute wollten sie wegnehmen, aber der Prophet wollte das nicht. Daher gelten Katzen – anders als Hunde – nicht als unrein und dürfen – anders als Nicht-Muslime – auch Moscheen betreten. Das ist der Grund, warum es hier so viele Katzen gibt.

Ausflüge

Wir bleiben vier Nächte in Marrakesch. Nur die Stadtbesichtigung am nächsten Tag (Montag) ist inklusive, der Rest kostet extra, ich will ihn aber machen. Man ist ja nicht so oft in Marokko. Freut euch auf:

  1. Morgen abend: Fantasia ist irgendeine Show auf einem Moussem (Jahrmarkt), so wie ich das verstanden habe.
  2. Übermorgen: Besuch einer Berberfamilie, die authentisch lebt und mit denen man einen Pfefferminztee trinken kann, oder so ähnlich.
  3. Überübermorgen: Wasserfall (und zwar einer, wo sogar Wasser drin sein soll!)

Allerdings muss Said überübermorgen die Stadtrundfahrt mit vier Leuten von der Nordroute (siehe Tag 0) machen, die die beiden Routen kombiniert haben (hätte ich das gewusst...). Da er sich nicht zweiteilen kann, gibt es nun ein Problem. Mein Masterplan ist eigentlich denkbar einfach: Wir könnten einfach die Stadtbesichtigung auch überübermorgen machen. Wäre aber zu einfach, daher wird das abgelehnt und wir bekommen für die Wasserfalltour einen anderen Führer. Kombinatorik 6, setzen!

Abendessen

Unsere Reisegruppe bekommt einen festen Teil des Speisesaal zugewiesen. Ich finde das ziemlich bescheuert – wer mitten in Franzosen oder was auch immer sitzen will, soll das doch tun.

Die Auswahl hält sich in Grenzen. Es fünf warme Komponenten und acht Sorten Gemüse/Salat, dazu drei oder vier Sorten Küchlein als Nachtisch. Da es vegetarisch nichts gibt außer den typischen Rosinenreis, esse ich zwei Teller Nudeln Bolognese. Während ich das mache, wird mir kein Getränk angeboten. Na dann spar ich halt einfach Geld und kauf mir draußen was zu trinken. Gesagt getan, nur vorher frag ich noch nach dem WLAN-Schlüssel. Der ist kostenlos, das Hotel hat sogar ein kostenloses Internetcafé für seine Gäste eingerichtet.

Leider geht der WLAN-Key nur für das Rezeptions-WLAN. Das Schwimmbecken-WLAN geht nicht, keine Ahnung ob MAC-Sperre oder falscher Key. Einen anderen Key bekomme ich auch auf Nachfrage nicht.

Ich gehe zu den beiden Österreichern. Die gucken Bundestagswahl (in Deutschland). Der Frau geht es immer noch schlecht, daher können wir auch nicht in meinen Geburtstag reinfeiern. Da ich das aber auch nicht ganz allein machen möchte, bleibt nur noch der Masterplan: Vorhin hatte ich in meinem Zimmer ein ganz schwaches Signal eines offenen Netzes. Wenn alles klappt, kann ich das von meinem Balkon aus anzapfen und wenn es noch besser klappt, krieg ich da sogar irgendwie den Strom hin gelegt. Problem dabei: Die Steckdose neben dem Bett, das näher an der Balkontür ist, ist mal wieder eine Deko-Steckdose. Hinter dem Schrank mit der (ausgeschalteten) Minibar befinden sich tatsächlich noch zwei Steckdosen. Jetzt müssen das nur noch echte und keine Deko-Steckdosen sein. Erste Steckdose: Negativ. „Das ist wohl der Grund, warum die Minibar aus ist.“, denke ich mir. Vielleicht ist dem Hotel ja aufgefallen, dass man Steckdosen nicht einfach nur in die Wand packen muss (was sie in diesem Hotel übrigens sogar sind!), sondern sie da auch irgendwie verkabeln muss. Dann aber die Erleichterung: Die zweite Steckdose ist echt. Ich setze mich also an den extrem wackeligen Tisch auf dem Balkon und feiere auf TS3 mit aRTy, Fridolina, Luthi und Mirko in meinen Geburtstag (deutsche Zeit) rein – wenn man das feiern nennen kann.


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