Namibia Tag 7: Lüderitz, Kolmanskuppe, Helmeringhausen, Hammerstein – Im Sperrgebiet

Heute fahren wir ins Sperrgebiet.

geschrieben von Janni Dienstag, 31. März 2015 um 22:00 UhrDarstellungsfehler möglich

Um hier in Lüderitz bei dem Meeresrauschen möglichst schnell einschlafen zu können, will ich mir noch kurz das Programm von RTL gönnen. Es kommt eine Reportage über Mieterhöhungen. Einer Frau sollte ihre Miete um etwa 1000% erhöht werden. Ihr Name? Lüderitz. Lustig, aber langweilig, also doch schlafen. Geht erstaunlich gut, auch wenn ich zweimal aufwache.

Hotelbewertung

SterneHotelnameZimmer
4Lüderitz Net HotelDZMA Twin, 213
HotelScheint was seriöses zu sein.8/10
LageAm Stadtrand, aber in unmittelbarer Nähe zur Felsenkirche und dem Goerke-Haus.6/10
ZimmerEher eng. Kostenloses WLAN, was allerdings 5 bis 60 Minuten für ein DHCP-Lease braucht. Ob man das Rauschen des Meeres direkt vorm Fenster toll findet – Geschmackssache (wie eigentlich alles in diesen Hotelbewertungen). Extrem schlechte Matratzen (beide Betten), selbst mit relativ dicker Bettdecke vom Bett nebenan konnte ich nur auf der Seite schlafen, ohne dass mir nach einer Minute der Rücken wehtat. Schuko-Steckdose. Deutsche Fernsehsender: RTL, Sat.1?4/10
BadezimmerKlo sehr ungünstig positioniert. Duschen-Typ: Badewanne.6/10
SauberkeitOK.8/10
ServiceGut.8/10
AbendessenNicht enthalten.N/A
FrühstückMittelmäßig viel Auswahl, aber eine Station, wo man sich Eier nach Wunsch braten lassen kann: Entweder als Rührei oder Spiegelei, dazu weitere Optionen wie Zwiebeln, Käse, Schinken.7/10
GesamtwertungWeiterempfehlung: nein, wegen der Matratze4/10

Kolmanskuppe


Kolmanskuppe

Wir fahren ins Sperrgebiet. Das ist der offizielle (auch englische) Name von dem Bereich südlich von Lüderitz. Es heißt aber nicht nur so, es ist auch noch ein Sperrgebiet. Und das seit 1908, als die Deutschen es hier eingerichtet haben, damit keiner die Diamanten klaut.

Wir bekommen eine Führung und mit dem Klauen geht es auch gleich los.


Die blaue Halle auf dem Bild dient zum Durchsuchen von Arbeitern, die der Bus nach ihrem Arbeitstag hierher bringt. Alle Grenzen des Sperrgebiets sind videoüberwacht, ebenso die Minen. Wer sich in den Minen auffällig verhält, wird hier gefilzt. Es gibt im ehemaligen Kasino von Kolmanskuppe eine Ausstellung über die interessantesten Schmuggelversuche.

Noch was zum Thema Geschichte. Lüderitz ist einmal mit seiner Gefolgschaft vom heutigen Lüderitz (damals wie gesagt Angra Pequena) zur Mündung des Oranje gelaufen. Zurück wollten er und ein Vertrauter in fünf Tagen mit einem Boot. Nach 2 Tagen haben ihn Buschmänner auf etwa 15% des Weges zuletzt gesehen.

Ein großes Problem in der Region ist das Trinkwasser. Das wurde mit Schiffen hergebracht. An sich gibt es in der Region Grundwasser, und das war auch bekannt, bloß sind die Pläne irgendwie verschwunden und erst in den 50ern im Stadtarchiv von Windhuk wieder aufgetaucht.


Haus des Ladenbesitzers

Kolmanskuppe war so reich an Diamanten, sie lagen anfangs einfach so auf dem Boden rum und man musste sie nur aufsammeln. Daher wurde ein Sperrgebiet eingerichtet und es waren durch die Schürfer so hohe Steuern zu entrichten, dass es sich nicht mehr gelohnt hat, bis sich Leute zusammengeschlossen haben. Dann reichte es sogar für einen gewissen Wohlstand. 1908 eröffnete der erste Laden, dann eine Schlachterei und Bäckerei. 1910 wurde in Lüderitz ein Elektrizitätswerk gebaut, das allerdings zuerst nur für die Loks und die für die Diamantengewinnung benötigten Geräte verwendet wurde. Bald schon wurde eine Klinik gebaut, mit dem besten Röntgengerät des südlichen Halbkugel. Und es war nicht nur für medizinische Zwecke gedacht... Denn da die Arbeiter nicht wie heute das Sperrgebiet jeden Tag sondern nur alle 3 Monate verlassen, konnte man die Arbeiter röntgen.

Das heutige Kasino (nicht wirklich, was man heute als Kasino versteht, sondern ein Gebäude mit Salon, Kegelbahn und Turnhalle/Aula (ließ sich umbauen).


Kegelbahn

Dann kam der Krieg und wie gestern schon erwähnt wurden die Deutschnamibier interniert. Erst ein Intervention des Völkerbundes durften die Deutschen wieder zurück in die Minen. 1920 wurde dann eine Diamantengesellschaft gegründet. Sie existiert heute noch und führt 20% ihres Gewinns an den namibischen Staat ab. Das Schürfen wurde in Kolmanskuppe 1938 eingestellt und in Oranjemund fortgesetzt. Frauen und Kinder blieben wegen der Ausstattung von Kolmanskuppe zunächst dort, bis sie 1950 nachkamen.

1989/90 kam die Diamantengesellschaft (Namdeb) dem Wunsch der Nachkommen nach, die Vergangenheit ihrer Vorfahren zu sehen, und hat diesen Teil des Sperrgebietes für Touristen geöffnet.

Wir besichtigen das Haus des Ladenbesitzers, die Eisfabrik (die mittels Strom und Ammoniak Eis hergestellt hat, da es noch keine elektrischen Kühlschrank gab).

Bevor wir in Richtung Sossusvlei aufbrechen, tanken wir in Aus. Die Tankstelle hat Unmengen an seit Monaten abgelaufenen Lebensmittel. Man könnte das als Lebensmittelmuseum vermarkten.


Auf dem Weg nach Helmeringhausen

Wir fahren nach Helmeringhausen und machen Rast in einem Hotel. Dort gibt es einen zahmen Springbock, der mir hinterläuft.


Springbock

Wir fahren sehr lange über irgendwelche Schotterpisten. Oft gibt es tiefe Pfützen. Es gibt nichts besonderes, da wir auch das nahe Schloss Duwisib nicht besichtigen. Das hatte 1908 ein Deutscher für seine amerikanische Ehefrau gebaut. Er selbst fiel im ersten Weltkrieg und seine Frau verkaufte es nach Schweden, um in die Schweiz zu ziehen.


Nach Hammerstein

In der Hammerstein Lodge gibt es eine besondere Aktivität:

Catwalk

Das Hotel besitzt eine 15-jährige Leopardin namens Lisa, zwei jeweils 11-jährige Karakals (Wüstenluchse) namens Romeo und Julia und zwei jeweils 6-jährige Geparden-Brüder namens Oscar und Wilde. Letztere vier kann man im Gehege besuchen, die Geparden kann man streicheln (die Karakale fauchen, wenn man sich ihnen nähert).


Romeo


Lisa


Oscar

Wobei das gar nicht so einfach ist, an die Geparden heranzukommen. Die Geparden sind mit Lisa im Nachbargehege auf Kriegsfuß und jagen sich an den Gittern entlang. Beim zweiten Versuch jagen sie einem am Gehege vorbeifahrenden Ranger-Auto hinterher.

Zurück auf dem Hof läuft ein Kind von Romeo und Julia frei herum, das Last Star heißt. Es spielt gerne mit einer Hauskatze. Das kleine Karakal faucht nicht und lässt sich von mir streicheln.


Last Star

Die Tage (nach Möglichkeit morgen) gibt es noch einen zusätzlichen Blogpost zum Catwalk für alle, die auf meiner Seite angemeldet sind.


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