Kuba Tag 9: Trinidad, Manaca Iznaga, Sancti Spíritus, Santa Clara – Zug um Zug
Ich mag Züge.
Ich spreche Jaime auf die Sache gestern Abend an. Er meint, es sei wenig erfolgversprechend, dass ich ohne Beleg mein Geld zurückerhalte. Er versucht es aber dennoch und hat Erfolg: Ich bekomme 12 Dollar zurück.
Hotelbewertung
Sterne | Hotelname | Zimmer |
---|---|---|
unbekannt | Cubanacana Las Cuevas | DBA Twin, H-13 |
Hotel | Sehr weitläufig. Zumeist Doppelbungalows. Diverses Geröll liegt herum. | 7/10 |
Lage | An einem Hang in unmittelbarer Nähe zur Stadt. | 9/10 |
Zimmer | Recht groß. Kleine Terrasse mit „Küstenhunden“. Deutsche Fernsehsender: Fernbedienung defekt. | 8/10 |
Badezimmer | Zu klein. Wer die Toilettentür öffnen oder schließen möchte, muss dafür in die Dusche steigen. Die Klobrille ist eingerissen und schneidet mir in meinen Hintern. Das Waschbecken befindet sich im Hauptzimmer. Immerhin: Brauchbarstes Shampoo bisher (das im ersten Hotel war beispielsweise komplett nutzlos). | 1/10 |
Sauberkeit | Geht OK. | 7/10 |
Service | Recht günstige WLAN-Karten. Kofferdienst auch recht schnell trotz weitläufigem Gelände. | 8/10 |
Abendessen | wegen Krankheit entfallen | |
Frühstück | wegen Krankheit entfallen | |
Abendessen | Vieles sehr exotisch, Stationen um Fisch und Hähnchenfleisch nach Wünschen braten zu lassen, allerdings Chlorspagetti und immerhin akzeptable Schinkenpizza. | 5/10 |
Frühstück | Ich habe nicht so viel probiert. Der Käse gefiel mir nicht. | 6/10 |
Gesamtwertung | Weiterempfehlung: es ist kompliziert | 6/10 |
Genug davon.
Anderes Thema: Was ist süß und wird in Kuba per Zug befördert?
Ich!
Als wir am Bahnhof ankommen, fährt der Zug gerade ein. Aufgrund der sehr vagen Formulierung in der Reisebeschreibung sind wir froh, dass der Zug überhaupt fährt. Wir sprinten in die Waggons, denn es gibt meist zu wenig Sitzplätze für alle. Wir bekommen alle einen Platz. Allerdings nur Holzklasse, im wahrsten Sinne des Wortes.
Es gibt auch nichts anderes. Insgesamt gibt es eine Lok und drei Wagons. Das obige Bild ist aus dem ersten. Wir sind im dritten, wo auf beiden Seiten die breiteren Bänke aus dem Bild oben stehen. Dazwischen befindet sich die Bar:
Für die musikalische Unterhaltung sorgt ein Musiker mit Gitarre. Die meisten beschreiben ihn als ziemlich schlecht. Ich finde ihn immer noch besser als das Zeug am Abend von Tag 3. Na ja, Geschmackssache.
Der Zug fährt um 9:36 los. Ich messe die Geschwindigkeit. Wir fahren maximal 19 km/h, in einigen Abschnitten aber nur 14 km/h, teils noch langsamer.
Leider werden die Wolken immer dichter, sodass die Bilder vom Rest des Tages eher nicht so schön werden. Von der Zugfahrt selbst hat mich auch kein Landschaftsbild wirklich überzeugt.
Wir erreichen Manaca Iznaga (auch Manacas-Iznaga) um 10:27. Der Ort liegt in der Mitte eines ehemaligen Zuckeranbaugebiets und ist nach seinem Besitzer, Herrn Iznaga, benannt.
Wir gehen zunächst durch ein Café in einen Hinterhof. Dort befindet sich ein Pavillon. Früher haben hier Ochsen die Zuckerpresse angetrieben, heute verwendet man lieber Touristenkraft.
Das Getränk wird mit Zitronensaft vermischt, damit es nicht zu süß schmeckt. Man kann es dann kaufen. Es schmeckt mir aber nicht.
Zuckerrohr kommt in Kuba nicht natürlich vor, sondern wurde von Kolumbus aus Neuguinea mitgebracht. Man schneidet es zur Ernte möglichst weit unten ab, presst es und kocht die Flüssigkeit. Heute verwendet man auch die ausgepressten Reste und zwar ähnlich wie Holz: Heizmaterial zum Kochen (sein Haus muss hier niemand heizen), Papier oder für Spanplatten. Ein Problem ist jedoch ein gelb blühender Strauch. Der wurde als Zierpflanze eingeführt und überwuchert jetzt alles. Auch auf der Fahrt nach Trinidad gab es ihn überall. Er heißt hier Marabú, auf Deutsch Farbkätzchenstrauch oder Kalahari-Weihnachtsbaum. Man versucht inzwischen die jüngeren Sträucher zu Kohle zu verarbeiten. Dort gab es übrigens noch eine weitere Bedrohung: So wie es bei uns Krötenwanderung gibt, gibt es auf Kuba Krebswanderung. Das funktioniert allerdings nicht organisiert wie bei uns, sondern unkontrolliert und vor allem nachts. Die Krebse stellen bei Gefahr ihre Scheren auf – auch wenn ein Auto auf sie zukommt. Sie ritzen dann die Reifen auf. Für dickere Reifen wie die von Bussen reicht es zwar nicht, aber die Krebsinnereien sind sehr rutschig.
Wer will, kann auf den Turm. Die Treppen sind sehr steil und schmal und es gibt ein paar niedrige Zwischenebenen. Für Kubaner sicherlich kein Problem, schließlich kennt man sich hier auch mit Zwischendecken sehr gut aus: Viele Häuser haben hohe Decken und wenn man mehr Platz brauchte, hat man einfach Zwischendecken eingezogen. Die Zwischenebene hier ist allerdings sehr niedrig. Bündnis 1,90/Die Hünen würde dagegen protestieren (aber erst, nachdem sie das Problem mit den Sitzabständen in der Economy Class korrigiert haben).
Der Ausblick ist ganz cool. Man kann den Markt mit den Tischdecken gut erkennen.
Auf der anschließenden Fahrt erzählt Jaime etwas über das Gesundheitssystem.
Nach der Revolution hatte man ein Problem, da nur wenige Ärzte auf Kuba blieben. Die verbliebenen sollten daher weitere ausbilden. Heute gibt es ein Drei-Schienen-System:
- Familienarzt: Nach dem Studium ist man 3 bis 5 Jahre Familienarzt. Das ist ein Allgemeinmediziner. Er ist auch für Prävention zuständig und behandelt 120 Familien in seiner Nähe. Danach kann er eine Fachrichtung wählen. Da man keine Medikamente kaufen kann, sondern sie nur kostenlos verschrieben werden, muss sich ein Familienarzt auch mit sowas rumschlagen. So kann die Bevölkerung allerdings auch keine Medikamente für Engpässe hamstern. Die gibt es öfter, denn Schiffe, die in Kuba einlaufen, dürften ein halbes Jahr lang nicht in Nordamerika einlaufen.
- Krankenhäuser: Krankenhäuser dienen ebenfalls der Allgemeinmedizin.
- Fachkliniken: Fachärzte werden 5 Jahre lang im Krankenhaus ausgebildet.
In Kuba sind Abtreibungen möglich (war auch ein Grund für Amerikaner, hierher zu kommen). Auch nach Untersuchung auf Risiken ist das noch der Fall. Das stößt bei Katholiken und Zeugen Jehovas natürlich auf Widerstand. Es gibt 13 Pflichtimpfungen, wovon Kuba 9 selbst herstellt. Seit der Revolution ist die Kindersterblichkeit von 60 auf 4,3 Promille gesunken.
Die häufigste Todesursache ist in Kuba Altersschwäche, dann kommen Unfälle. Anschließend Krebs. Kuba hat ein Mittel gegen Lungenkrebs entwickelt, das bald international erhältlich sein soll. In einem Zigarrenland wie Kuba ist Lungenkrebsforschung sicher sinnvoll. Bei der Qualität des hiesigen Fernsehbildes erschließt sich von selbst, dass in Kuba viel zu Augenkrankheiten geforscht wird. Man hat sogar die Augenkrankheit des Mörders von Che Guevara behandelt.
Kuba ist außerdem führend in der Forschung zu Krebs im Allgemeinen und AIDS. Da AIDS-Patienten zur Zeit, als Nahrung knapp war, sehr gut ernährt wurden, war gab es das Phänomen Barebacking bzw. Bugchasing (absichtliches Anstecken). Der Film Boleto al paraíso („Fahrkarte zum Paradies“) aus dem Jahr 2010, erzählt davon.
Heute sind die kubanischen Kliniken gut ausgestattet, auch wenn einige Geräte noch „Sowjet-Schätzchen aus den 80ern“ sind. Viele neuere Geräte kommen aus Deutschland. Kuba kauft da, wo die Amerikaner gerade nicht ihren Fokus haben.
In Kuba ist das Gesundheitssystem für die Kubaner inklusive. Auch Geschlechtsumwandlungen sind möglich. Eine Tochter von Raúl engagiert sich sehr für die von ihrem Vater zunächst ungeliebte LGBT-Szene (Lesben, Gays (Schwule), Bisexuelle, Transgender).
Wir erreichen Sancti Spíritus. Es ist die Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Fast alle Provinzen sind nach ihren Hauptstädten benannt, nur die Provinz der mit Abstand größten Insel (Isla de la Juventud) und Mayabeque, beide südlich von Havanna, sowie die Provinz der Ankunft der Granma (die danach benannt ist) nicht.
Anders als andere Provinzhauptstädte ist Sancti Spíritus im Vergleich zu Trinidad (meist nur kurz Tdad) relativ unbekannt. Es gibt jedoch wie in jeder Provinzhauptstadt eine Polyklinik hier. Außerdem die einzige römische Brücke Kubas und die älteste Kirche in auffelligem Blau.
Wir machen direkt neben der Kirche Mittagspause. Ich will am Marktplatz zu El Rapido gehen. Der Laden sieht so seltsam aus, und nicht als ob man da irgendwas (warmes) essen könnte, sodass ich ihn so schnell wieder verlasse, dass ich den Namen „El Rapido“ nun für mich beanspruche.
Ich esse mit den anderen. Ich esse nur eine Kleinigkeit und als ich gerade fertig bin und zur Brücke will, fängt es heftig an zu regnen. Das Bild kommt von einem Mitreisenden:
In Sancti Spíritus fahren wir an einigen Sportschulen vorbei. Kuba ist im Boxen ganz gut. Regelmäßig „verschwinden“ Leistungssportler bei Wettkämpfen im Ausland...
Anschließend fahren wir auf die Autobahn. Die Kubaner machen beim Autofahren Gesten für die Entgegenkommenden, um beispielsweise Polizei oder Rinder anzuzeigen. Letztere werden mit der Geste dargestellt, die wir bei uns als Zeichen der Rockmusik kennen („Pommesgabel“).
In Santa Clara fahren wir zum Guevara-Mausoleum.
Ernesto Guevara war ein Kinder eines Arztes und einer Lehrerin, dennoch spielte er mit sozial schwachen. Er schaffte das Medizinstudium in 3 statt 6 Jahren. Streber! Aber gut, damals gab es ja noch keinen Bolognaprozess.
Er schloss sich in Guatemala Rebellen an, musste aber fliehen und traf die kubanischen Rebellen in Mexiko (siehe Tag 3). Die machten sich darüber lustig, dass er als Argentinier ständig das Füllwort „che“ verwendete. Daher bekam er seinen Spitznamen.
Che war unter Castro für die Finanzen zuständig, obwohl das eigentlich gar nicht zu seinem Charakter passte. Man sagt, das liege, dass er bei einer Versammlung abgelenkt war und als Fidel nach einem Economista (Ökonom) fragte, Communista (Kommunist) verstand und sich meldete.
Che kämpfte später aber lieber im Kongo und in Bolivien gegen Diktatoren. Er wurde in Bolivien verraten und einen Tag später von einem betrunkenen Unteroffizier erschossen. Seine Leiche wurde geschändet und mit anderen Rebellen irgendwo begraben. Nach 27 Jahren war ein Bolivier bereit, den Ort zu zeigen, wo inzwischen ein Flughafen stand. Inzwischen sind die Überreste hier in Santa Clara. Zusammen mit ihm erschossen wurde auch die Deutschargentinierin Tamara Bunke, genannt Tania die Kriegerin, die er als seine Übersetzerin in der DDR kennenlernte. Es lief aber wohl nichts zwischen denen, auch wenn die Kubaner das gern so hätten.
Im Museum darf man nicht fotografieren, man darf nicht mal Kameras und Handys mitnehmen. Es besteht aus zwei Räumen: Im Memorial, einem in einer Art Basalt ausgekleidetem Raum, hängen steinerne Porträts der Revolutioniäre. Che hängt in der Mitte, die anderen je nachdem, ob sie Ausländer oder Kubaner waren, links oder rechts von ihm. Im hinteren Teil des Raums ist eine Art Flusslauf nachgebildet. Im Museum hängen vor allem Bilder. Außerdem sind einige Gegenstände ausgestellt (die als einzige auch auf Englisch beschriftet sind), zum Beispiel die letzte Tagebuchseite von Che. Im Tagebuch sind die Seiten mit norddeutschen Wochentagsnamen bedruckt, es stammt sicher aus der DDR. Zwischen den Räumen befinden sich weitere Fotografien.
Che ist Argentinier und starb in Bolivien. Das Museum ist in Santa Clara, weil die Rebellen hier mit dem obigen Bulldozer einen Zug zum Entgleisen brachten und so den Nachschub der Batista-Truppen abschnitten. Dies wird direkt neben dem Ort des Geschehens in einem Freilichtmuseum dargestellt, wozu auch der obige Bulldozer gehört.
Im Waggon ganz links sind einige Bilder und im zweiten Waggon ein paar Gegenstände ausgestellt. Der dritte Waggon ist gesperrt. Den vierten, den man hier nicht sieht, kann man hingegen wieder betreten. „Was zum Reiher!?“, denke ich mir, als ich ihn betrete, denn er beherbt eine Fotoausstellung über Reiher (ja, die Vögel, von denen es hier auch welche gibt). Kann man mal machen.
Wir laufen zum Marktplatz der Stadt. Das Internet dort ist kaputt. Hier ist das „Haus des Wassers“ des laut eigener Aussage beliebtesten (und darüber hinaus einzigen...) Herstellers nicht alkoholischer Getränke Kubas, Ciego Montero. Man kann hier für 70 Cent Wasser kaufen. Ich kaufe die letzten beiden Flaschen Sprudelwasser.
Wir fahren noch kurz zum Hotel und werden zu unseren Bungalows gebacht. Meiner dürfte dringend mal renoviert werden. Tine Wittler hätte im Rahmen von „Einsatz in vier Wänden“ ihren Spaß ... wenn der Bungalow nicht sechs Ecken und damit Wände hätte. Wird also nichts. Höchstens bei einer Spezialausgabe.
Ein Anzeichen für die Renovierungsbedürftigkeit meiner Bleibe sind die auffälligen Schuhabdrücke an der Wand. „Sogar Spiderman ist schon in diesem Bungalow abgestiegen“, denke ich mir. Nachdem ich aber in 30 Minuten 8 Mücken erlegt habe, fällt mir auf, dass nur rechte Schuhabdrücke zu finden sind – und Spiderman wohl doch nicht hier war.
Die Mücken hier sind echt nervig und das Geräusch, das sie beim Fliegen machen, höher als was ich sonst so kenne. Mich aussagen darf ohnehin nur Vampirzähnchen. (Wer gemeint ist, weiß das.)
Wer gerne unter der Dusche singt und seine Urlaubskosten als Sänger wieder herausholen möchte, hat Glück: Der Telefonanschluss befindet sich unmittelbar neben der Dusche. Fehlt allerdings noch ein Telefon. Dennoch eine äußerst bemerkenswerte Positionierung.
Anderes Thema: Aus Sancti Spíritus kommt übrigens jemand, den in Kuba keiner, aber in Deutschland die meisten Frau... äh ... Meeedchen – oder wie er sagen würde: Chicas! – in meinem Alter: Jorge González. Er war in Osteuropa, als die Sowjetunion zusammenbrach, blieb anschließend dort und ging dann nach Deutschland.
Und auch wenn ihn hier keiner kennt, ist es schon ein interessanter Zufall, dass heute Abend eine Modenschau im Hotel stattfindet. Es gibt eine Tombola. Ich weiß nicht, was es zu gewinnen gibt, ich glaube aber im Nachhinein eine Tasche. Das ist sinnvoll, denn ohne Tasche bekanntlich keine Competition. Die Einnahmen aus der Tombola (ein Ticket kostet 1 Dollar) gehen an Kinder mit Downsyndrom.
Die sechs Models und der Designer sind Studenten der hiesigen Hochschule. Für die Models werden Spenden gesammelt. Das sei sonst nicht so gewesen, meint die Reiseleiterin. Allgemein wird hier sehr viel über Trinkgelder finanziert. Sämtliche Musiker, die in Restaurants (auch in Hotels) und sonstwo auftreten werden nicht bezahlt. Sie müssen eine Lizenz beantragen und Steuern bezahlen. Zurück zur Modenschau:
Nach der halbstündigen Show kann man die Sachen kaufen. Unser Nesthäkchen macht Großeinkauf.
Später ist noch Disco bis 3 Uhr, aber ich bin zu müde. Da die – rostigen – Deckenlampen auch ausgeschaltet nicht spannungsfrei zu sein scheinen, blinken sie die ganze Zeit. Eine Disco brauche ich also nicht.
Kuba Tag 10: Santa Clara, Varadero – Kontrastprogramm
Heute geht es für die letzte Nacht in ein All-Inclusive-Hotel. Um es mit den Worten der Reiseleiterin auszudrücken: „Da gibt es alles, was man sich vorstellen kann – bzw. der Kubaner sich nicht vorstellen kann.“
Der Hahn kräht. Bzw. die Hähne. Zeit zum Aufstehen.
Hotelbewertung
Sterne | Hotelname | Zimmer |
---|---|---|
unbekannt | Cubanacana Los Cayenos | DBA Twin, Cabiña 13 |
Hotel | Sehr weitläufig. Es gibt verschiedene Bungalowformen. Einige einzelne Bungalows, teilweise Gebäude mit mehreren Einheiten, einige mehrstöckig. | 9/10 |
Lage | Irgendwo weit draußen. | 3/10 |
Zimmer | Dringend renovierungsbedürftiges sechseckiger Bungalow. Lediglich der Wasserhahn im Bad schien neuer als aus den 70ern zu sein. Deutsche Fernsehsender: keiner | 2/10 |
Badezimmer | OK. | 8/10 |
Sauberkeit | Diverse kleinere Mängel, vieles ist einfach schon Jahre eingetrocknet. | 2/10 |
Service | Gut. | 7/10 |
Abendessen | Viel Auswahl und es schmeckte gut. | 9/10 |
Frühstück | Leider keine Pfannekuchen. Sehr wenig Getränkeauswahl. | 6/10 |
Gesamtwertung | Weiterempfehlung: nein | 3/10 |
Heute fahren wir nach Varadero, wo wir unsere letzte Nacht in Kuba verbringen (ich hoffe doch sehr, dass ich nicht wieder länger bleiben muss).
Auf der Fahrt liest die Reiseleiterin den Abschiedsbrief von Che vor. Anschließend hören wir das allgegenwärtige und allen Kubanern zum Hals raushängende Che-Guevara-Lied und dessen deutsche Übersetzung von Rolf Biermann.
Zum Abschluss der Reise gibt es noch einen Zettel mit Film-, Musik- und Literaturempfehlungen. Das Verfassen von Kurzgeschichten war unter kubanischen Schriftstellern zeitweise sehr beliebt – aus Mangel an Papier. Bücher, die sich nicht an Touristen richten, sind heute hingegen sehr billig, etwa 1/25 von unseren Preisen.
Anschließend gibt es eine Frage-Antwort-Stunde mit Jaime.
- Zukunft des Landes: Kuba hat immer noch einen weiten zur Öffnung vor sich. Jaime befürwortet eine Union lateinamerikanischer (spanischsprachiger) Staaten, ähnlich der EU. Damit könne man sich dem Nord-Süd-Konflikt stellen, der schon von Che Guevara anstelle des Ost-West-Konfliktes gesehen wurde. Man würde dann auch nicht mehr international das schwarze Schaf sein.
- Nachfolger von Raúl: Der Führer Kubas darf nur noch zwei Amtszeiten à 5 Jahre regieren. Raúl will aber ohnehin 2017 aufhören. Ihm wird wohl sein Stellvertreter folgen. Eine weitere Öffnung gegenüber den USA wird kritisch gesehen, da man dann die Enteignungen nach der Revolution rückgängig machen und vielen Bewohnern ihre Wohnungen wieder wegnehmen müsste.
Wir machen Rast an einer Rastanlage. Dort gibt es einige Tiere, Bars und Läden.
Wir verabschieden uns hier formell von Reiseleitern und Fahrer.
Anschließend fahren wir durch ein großes Zitronenanbaugebiet. Zwischen den Feldern gibt es mehrere – bis auf den Verfall – absolut identische Gebäudekomplexe. Das sind Umerziehungsanstalten für andersdenkende Kinder. Jaime war auch da. Nach der Wende wurden sie geschlossen, und zwar weil der Transport der Kinder nicht mehr möglich war.
Wir erreichen das Hotel. Kofferservice gibt es diesmal keinen, ich habe ihn aber sowieso nicht immer genutzt. Mir fällt in meinem Zimmer sofort das Bügelbrett auf, das unübersehbar an der Wand hängt. Darüber hängt ein Bügeleisen.
Wir treffen uns zum Abendessen und nach dem Abendessen auf dem Gras nahe der Cocktailbar.
Einige Asiatinnen machen Fotos vom nahen Pavillon unseres All-Inclusive-Hotels, in dem man wohl heiraten kann oder so. „Und man kann die Mädels nicht mal beeindrucken, indem man einen ausgibt...“, sage ich.
Kuba Tag 11 und 12: Varadero, Matanzas, Havanna, Frankfurt – Zurück nach Hause
Jemand hat es eilig – und das bin mal nicht ich
Hotelbewertung
Sterne | Hotelname | Zimmer |
---|---|---|
5 | Meliã Varadero | DBA Meerseite Twin, 1506 |
Hotel | Riesige Bettenburg in Form eines 7-zackigen Sterns (achter Zacken ist die Zufahrt). Jeder Zacken hat auf der 1. Etage 18 Zimmer, nach obenhin werden sie weniger, da die Suiten am Ende der Zacken eine Terrasse haben. | 6/10 |
Lage | Reines Touristengebiet mit mehreren Hotels auf einer Landzunge. Bus zur Stadt 5 CUC. Nichts für mich, mir wäre bei mehreren Tagen Aufenthalt langweilig. | 3/10 |
Zimmer | An sich toll. Nicht ganz so groß wie im Tryp, aber gut. Extrem laute Minibar (immerhin inklusive). Springbrunnen der Lobby auch recht laut. Balkon gesperrt, Felsen vorm Balkon zugemüllt mit u.a. mehreren Zigarettenpackungen, Ameisen | 6/10 |
Badezimmer | OK. Duschen-Typ: Badewanne. Sonstiges: BD. | 9/10 |
Sauberkeit | Vorbildlich. | 9/10 |
Service | Teilweise etwas langsam, aber OK und auch freundlich. | 7/10 |
AI (Buffet) | Sehr, sehr gut. | 10/10 |
AI (Snackbar) | Sehr einfach gemacht (Hamburger/Cheeseburger/Hotdog nur Brot mit Fleisch, Ketchup und amerikaner (süßer) Senf zum selbst draufmachen, kein Salat) und extrem schwankende Zeiten von der Bestellung bis zur Lieferung (zwischen etwa 3 und 30 Minuten). | 5/10 |
Frühstück | Sehr gut. Grundlegendes Frühstück gibt es übrigens zu jeder Essenszeit im Büffetrestaurant. | 10/10 |
Gesamtwertung | Weiterempfehlung: ja | 8/10 |
Ich habe noch 27 Dollar. Damit gehe ich in das ans Hotel angeschlossene Einkaufszentrum. Es gibt da viele Modeläden, ich interessiere mich aber wieder nur für Instrumente. Da gibt es nur einen Laden und ich kaufe Kongas und Afrokubanische Claves – und bekomme sogar 5 Cent zurück.
Ich gehe auf mein Zimmer, verstaue die Instrumente sicher im Koffer und checke pünktlich um 12 aus.
Nach einigem Rumgelaufe und Essen an der Snackbar gehe ich noch im Meer baden.
Während ich mich zum Abtrocknen auf eine Liege am Pool lege, kommen einige Küstenhunde zu mir. Ich bin wohl schon so ein bekannter Tierfotograf, dass die Tiere zu mir kommen.
Dann geht es auch schon zum Flughafen. Wir müssen 6 Stunden vor unserem Abflug los, um wie vorgeschrieben 3 Stunden vor Abflug da zu sein (21:45). Und so machen sich 13 deutsche Urlauber (Rest hat verlängert), die bisherige deutsche Reiseleitung, eine neue kubanische Reiseleitung, ein neuer Fahrer und ... äh ... ein Hamster auf den Weg zum Flughafen. In Kuba müssen alle Reisen von einem loya... äh ... lokalen Reiseleiter begleitet werden. Einigen deutschen Veranstaltern reicht das. Das sprachliche Niveau schwankt aber stark. Wir hatten laut Reiseleiterin einen der besten kubanischen Reiseleiter. Man konnte ihn meist gut verstehen, aber als er gestern von einer „Lücke“ zwischen Amerika und Kuba sprach, haben wir alle jedes Mal „Lüge“ verstanden, bis es sich nach einigen Minuten aus dem Kontext auflöste. Zurück zum Thema: Unser Veranstalter besteht darauf, dass ein deutscher Reiseleiter die Reise führt, weshalb wir hier zwei Reiseleiter hatten. (Außerdem verlangt der Veranstalter von der lokalen Agentur, dass Fahrer und Reiseleitung im selben Hotel schlafen, was die lokale Agentur aber nicht interessiert hat, die die beiden Kubaner (Fahrer und Reiseleiter) teils in Privatunterkünften unterbrachte.)
Ich habe einen Nordkoreaner gefragt, wie es ihm geht.
Er sagte: „Ich kann mich nicht beschweren.“
Wir machen kurz Halt an der Bacunayagua-Brücke an der Provinzgrenze Matanzas’. Dort befindet sich auch ein Brotfrucht-Baum. Die Früchte werden selten genutzt, schmecken jedoch sehr gut. Geschmack und Verwendung ist denen von Kartoffeln ähnlich.
Dann fahren wir weiter zum Flughafen.
Die Ausreise läuft problemlos. Wir müssen auch keine Zollerklärung ausfüllen. Auf der Hinreise mussten wir ankreuzen, ob wir u.a. Pornos einführen. Bei all der Erderotik (von engl. Earthporn, was letztes Jahr in der engeren Auswahl zum Jugendwort des Jahres war) auf meiner Speicherkarte hätte ich das eventuell ankreuzen müssen.
Wir verlassen Havanna 25 Minuten zu früh. Bahn-Mitarbeiter verstehen nicht. Eine Frau, die auf der anderen Seite des Gangs sitzt, macht ständig sarkastische Kommentare. Ich schließe mich an. Wir fliegen wesentlich schneller als beim letzten Mal. Während wir beim letzten Mal nie über die 900 km/h gekommen sind, fliegen wir die meiste Zeit über 1 Mm/h. Draußen blitzt es zunächst sehr stark. Wahrscheinlich sind wir zu schnell geflogen.
Ich kann vorm Abendessen (was 2 Stunden nach dem Start und damit so gegen 1 Uhr Sommer-Sonnenzeit geliefert wird...) eine Stunde und nach dem Essen wieder drei Stunden schlafen.
Bevor wir landen, gibt der Pilot das Wetter durch. „Weihnachten war’s wärmer“, sgt die sarkastische Frau. Recht hat sie. Ich erinnere mich, wie ich kurz vor Weihnachten bei 18°C Freunde besucht habe.
Wir landen kurz darauf 1:15 Stunden zu früh in Frankfurt. Bahn-Mitarbeiter staunen. Wie auf dem Hinflug wird beim Aufsetzen geklatscht. „Wir haben die Landebahn getroffen.“, sagt der Pilot und bittet die Passagiere sitzen zu bleiben: „Kein Passagier hat es je geschafft, vor uns am Gate zu sein.“ Als wir das Gate erreichen, sagt er: „Stellen Sie sicher, dass Sie nichts an Bord vergessen. Sonst müssen wir es ehrlich unter der Crew aufteilen – und glauben Sie mir, wir haben schon fast alles.“ Und bezüglich der erheblichen Verfrühung fügt er hinzu: „Wenn Sie mal wieder mit Condor fliegen, denken Sie an uns. Wir sind eine Stunde zu früh.“
Mein Koffer ist einer der ersten – bringt mir aber nichts, denn der Ausziehgriff ist kaputt. Der Beschwerdeschalter ist direkt neben dem Band, der Reparaturschalter aber nicht. Und so renne ich in gebückter Haltung mehrere hundert Meter durch den Flughafen. Ich habe schon schlimme Dinge von den Gepäckreparatur-Schaltern gehört. Als ich ankomme sagt der Mitarbeiter: „Dann kriegst du ’nen Neuen. Welche Farbe? Schwarz, pink, türkis? Türkis!“ ... und gibt mir einen schwarzen Koffer. Er scheint minimal größer als meiner. Ich muss nur noch „irgendwo auf dem Zettel“ unterschreiben und fertig. Die Angst, die mir „Wir retten Ihren Urlaub“ („RTL-Urlaubsretter“) gemacht hat, war also völlig unnötig.
Ich renne mit beiden Koffern zum Fernbahnhof. Ich verpasse knapp den Zug einen früher, der mir fahrplanmäßig nichts gebracht hätte ... aber der vorgesehen Zug hat Verspätung. Im Zug packe ich meinen Koffer um. Dem Fahrkartenkontrolleur scheint das Phänomen bekannt. So kann ich den kaputten Koffer tragen, da er fast leer ist, und den neuen ziehen.
Minden erreiche ich gut eine Dreiviertelstunde später als geplant. Na ja, es hätte schlimmer sein können. Auf der Hinfahrt wäre es ärgerlicher gewesen.
Ausbeute
Neben einigen kleinen Geschenken für meine Lieben habe ich für mich selbst folgende Perkussion-Instrumente gekauft:
- Güiro (wörtlich „Flaschenkürbis“, Ratsch-Gurke aus Holz) mit Stab (der Typ wollte uns erst erzählen, wir sollten eine Fahrradspeiche nehmen...), 5 Dollar
- Maracas (Rumba-Rasseln), 2 Dollar
- Dreifache simple Rahmentrommel (10,5, 11,5 und 15 cm Durchmesser) mit Sticks, 15 Dollar (hätte es ohne Sticks und mit schlechterem Klang auch für 10 gegeben)
- Bongos (14 und 15 cm Durchmesser), 21,95 Dollar
- Afrikanische/Afrokubanische Claves (Klanghölzer; großer Stab 25,3 cm lang und 4 cm Durchmesser, kleiner Stab 22,1 cm lang und 2,5 cm Durchmesser), 5 Dollar
Ich wollte noch eine kleine Version einer kubanischen Tres kaufen (Gitarre mit drei Doppelsaiten). Die in Trinidad (und sonst sowieso nicht) erhältlichen waren jedoch sehr billig gemacht. Als Saiten diente Draht, da kaum dehnbar ist. Zum Stimmen wurde keine Wellenmechanik verwendet sondern einfach direkt auf die Wirbel gewickelt. Der Steg war nicht ganz logarithmisch. So hätte ich keinen Logarithmus im Blut gehabt und „Atemlos durch die Nacht“ wäre noch unerträglicher als von sich aus schon gewesen.