Kuba Tag 7: Cienfuegos, Trinidad – Kubanische Klo-Krise
So’n Scheiß!
Noch kurz zum gestrigen Abend nach Abschicken des Blogposts:
Wir haben Abendessen „a la carte“. Es gibt aber nur fünf Gerichte zur Auswahl. Ich entscheide mich für die Pizza. Es gibt auch nur eine Sorte Pizza (Schinken, doppelt Käse ... aufgrund von Knappheit von Tomatensoße bekommen die meisten anderen wohl stattdessen Butter), wobei es auch im Falle von Spagetti nur eine Sorte (Tomatensoße und Pizzakäse) gegeben hätte... Die Pizza ist mittelmäßig, was auch am sehr seltsamen Schinken liegt. Eine Mitreisende füttert daher mit den Resten drei abgemagerte Katzen. Eine Katze ist sehr scheu und es ist schwer, sie dazu zu bringen, sich ihr Stück zu nehmen.
Nach dem Abendessen gehen wir zu einer kleinen Bar, wo es laut Reiseleiterin den besten Mojito gibt, und die noch hinter unserem Hotel auf der Halbinsel in der Bucht von Cienfuegos liegt.
Bei dieser Mojito-Bar darf man sogar zugucken, wie der Mojito gemacht wird. Zuerst wird die Minze mit dem Zucker im Glas zerstoßen. Dann kommen Eiswürfen und Limttensaft hinzu und es wird mit Havana Club aufgefüllt.
Der Mojito (bzw. die alkoholfreie Version, die ich trinke) hätte süßer sein können, finde ich.
In der kleinen Strandbar hängt ein Röhrenfernseher. Es läuft eine vermutlich mexikanische Telenovela. Eine Mitreisende übersetzt die Sendung, die mit einem Cliffhanger endet.
Logbuch des Captains. Sonnabend, 04.12.2526 (laut dem einen Fahrstuhl), bzw. Sonntag, 21.08.0143 (laut dem anderen Fahrstuhl). Es geht mir schlecht. Ich habe Durchfall und Darmkrämpfe, nachdem ich gestern Nachmittag einige Zeit Bauchweh hatte.
Ein Kreuzfahrtschiff liegt vor Anker. Das bedeutet amerikanische Touristen. Die rennen immer hinter so runden schildern mit Griff her, die ihre Führer hochhalten. Die Schilder sehen aus wie Lutscher, weshalb die Kubaner diese Touristen als „Lollipops“ bezeichnen.
Ich nehme was gegen Durchfall. Hoffentlich hilft es.
Hotelbewertung
Sterne | Hotelname | Zimmer |
---|---|---|
4 | Gran Caribe Hotel Jagua | DZA DB, 723 |
Hotel | Halb touristisch geprägtes Hotel, ähnlich dem Tryp Habana Libre, aber kleiner. | 8/10 |
Lage | Auf einer Halbinsel unweit des Stadtkerns. Vorm Hotel teilweise auch um 4:45 nachts noch laute Musik. | 9/10 |
Zimmer | Recht groß, mit kleinem Balkon. Deutsche Fernsehsender: DW-Deutsch | 8/10 |
Badezimmer | Auch ganz gut. | 8/10 |
Sauberkeit | OK. | 8/10 |
Service | OK. | 8/10 |
Abendessen | siehe oben | 5/10 |
Frühstück | wegen Krankheit entfallen | |
Gesamtwertung | Weiterempfehlung: ja | 7/10 |
Wir besuchen den Palacio Valle, einen Palast direkt neben dem Hotel. Eine Teile sind von der Alhambra abgeguckt. Ein Spanier ließ ihn bauen, nachdem er durch Zuckerhandel im Ersten Weltkrieg zu Reichtum gelangte. 1917 wurde der Palast fertig, 1919 starb sein Besitzer an Herzinfarkt – wahrscheinlich als er die fallenden Zuckerpreise gesehen hatte, meint die Reiseleiterin. Ein Bruder von Batista hat aus dem Haus ein Kasino gemacht; Jetzt ist es ein Restaurant.
Wir fahren eine kurze Strecke ins Zentrum und machen einen Stadtrundgang.
Wem meine Blogposts zu niveauvoll sind, der kann jetzt bei YouTube nach „Monatsende Imbiss Bronko“ suchen, um dem folgenden Abschnitt einen passenden Niveaulimbo mit ganz fiesem Sarkasmus hinzuzufügen. Meine Freunde und ich haben das Lied 2009 sehr gefeiert. Da mir das ein bisschen peinlich ist, verlinke ich es nicht.
Da das Teatro Tomás Terry noch voller Lollipops ist, dürfen wir noch nicht rein und können 45 Minuten durch die Gegend laufen. Die internationale Bank ist zu voll und die Automaten sind weiter weg und will beim Theater auf Toilette gehen.
Aber ich habe nicht mit der Kubanischen Klo-Krise gerechnet. Weder im Theater noch im angeschlossenen Café hat man von „Klopapier“, „Klobrille“ oder „Wasser“ gehört. Wenn einem ziemlich übel ist, ist das doof. Die Klofrau kann mir wenigstens ein kleines Stück Klopapier auftreiben und schüttet mir zum Händewaschen Wasser aus einem Eimerchen über die Hände.
Danach kaufe ich mir im Theatercafé eine Limo. Später im Bus mische ich mir zwei Beutel der WHO-Lösung gegen Cholera an. Sie besteht aus Zucker, diversen Salzen und Aroma und schmeckt wie salziger Zitronen-Krümeleistee.
Wer sich den Niveaulimbo gegönnt hat, kann die „Musik“ jetzt wieder ausmachen.
Im Theater, das ein Venezuelaner irischer Abstammung aus seinem Nachlass erbauen ließ, dürfen wir nicht fotografieren. Zumindest nicht ohne 5 Dollar zu bezahlen. Ich glaub, es hackt.
Wir essen in einem Paladar. Uns bedient ein Kellner mit einer Coca-Cola-Schürze. Verkauft wird aber nur die lokale tuKola von Ciego Montero. Dazu nehme ich Reis und Banenenpommes. Reis ist ziemlich typisch auf Kuba. Wenn man Menü ist, bekommt man drei Beilagen: Reis, schwarze Bohnen und ... Reis mit schwarzen Bohnen zusammen gekocht. Bananenpommes werden meist etwas vor der Hauptspeise gereicht. Die sind aber nicht süß. Übrigens: Kola mit Rum heißt ja Cuba Libre, also freies Kuba. Aber Exilkubaner nennen es „die kleine Lüge“, weil Kuba ja gar nicht frei ist.
Eine Mitreisende hat sich die junge Ausgabe der Staatszeitung Rebelde (Juventud Rebelde) gekauft. Sie hat nur acht Seiten und kostet dennoch 20 Cent, obwohl sie staatlich finanziert wird. Darin steht ein Artikel über Unfälle durch Pokémon Go in Amerika und Australien. Ein Teufelszeug also, das es hier zum Glück nicht gibt. *Erleichterung* Es reicht auch schon, wenn einem ständig Hühner, die auf dem Land ausnahmsloser jeder Hält, Schweine und Rinder vors Auto laufen. Berindert genug, wenn man auf der Autobahn bremsen muss, weil eine Kuh auf der Fahrbahn steht.
Orlando, ein Freund der Reiseleiterin, steigt zu. Er hat auch schon mal vergeblich versucht, mit dem Floß nach Amerika zu flüchten.
Wir hören unterwegs Musik von Benny Moré und fahren zum botanischen Garten von Cienfuegos, der allerdings recht weit außerhalb liegt. Meine Darmprobleme haben aufgehört, stattdessen ist mir im Bus kalt.
Der botanische Garten befasst sich mit Bäume. Vor allem auf die Bambus-Sammlung ist man stolz. Ich finde Bäume nicht so spannend. Aber auch für mich gibt es etwas Schönes. Und damit meine ich nicht unsere dunkelhäutige Führerin, die eine ihrer Hautfarben exakt entsprechende Leggings trägt, durch die ihr weißer Schlüpfer scheint. Nein, ich meine ihn hier:
Als wir um 17 Uhr das Hotel erreichen (ich habe natürlich die am weitesten von der Rezeption entfernte Bungalowhälfte gezogen), will ich nur noch schlafen. Allerdings hindert mich ein bis 18:45 andauerndes schweres Gewitter daran, das zu tun. In der Zeit bekomme ich von einer Mitreisenden ein Fieberthermometer (38,3°C) und einige Tabletten. Um kurz nach 20 Uhr klopfen Jaime und die Hotelärztin. Wir diskutieren an der Tür und ich entscheide mich, nicht ins Krankenhaus zu fahren. Durch die Diskussion an der Tür ist eine Mücke reingekommen, die mich ebenso vom Schlafen abhält, wie die laute Musik draußen und ebenso lauter Sex in der anderen Bungalowhälfte (nicht Teil unserer Reisegruppe).
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