Tunesien Tag 9: Sousse, Sbeitla, Sebelet Ben Ammar, Tozeur – Ab in den Süden
Heute geht es in Richtung der Oasenstadt Tozeur
Hotelbewertung
Sterne | Hotelname | Zimmer |
---|---|---|
4 | Vendome El Ksar Thalasso & Spa | DZA, 1368 |
Hotel | Reines Touristenhotel, teilweise mit Festung-Thematisierung. Hübscher Pool, direkt am Strand. Wegen der Schulferien zumeist von Tunesiern bevölkert, die einen manchmal dumm anquatschen. Zu wenige Aufzüge. | 7/10 |
Lage | Liegt nicht direkt in Sousse oder Port El Kantaoui. Leider recht weit weg von beiden Orten. | 5/10 |
Zimmer | Recht groß. WLAN an der Rezeption. Das Internet ist schnell, funktionierte auf meinem Handy jedoch meist nur kurz. Irgendwas in meinem Zimmer, vermutlich die nicht abschaltbare Klimaanlage, brummte dauerhaft, aber in sich verändernder Frequenz. Das klang in etwa so wie ein Hubschrauber, der näher kam und sich wieder entfernte. Deutsche Fernsehsender: RTL, VOC, Disney, Deluxe. Nach manuellem Einstellen: Das Erste, ZDF, ZDFhitlerkanal. | 7/10 |
Badezimmer | 3 Minuten bis warmes Wasser kam (allerdings hatte ich auch das am drittweitesten von Rezeption entfernte Zimmer), ansonsten gut und auch ziemlich groß. Wirkte fast etwas leer. | 8/10 |
Sauberkeit | Mein gelbes T-Shirt ist mal heruntergefallen und war anschließend so gestreift, dass ich als Tiger hätte durchgehen können. | 6/10 |
Service | Noch OK. | 7/10 |
Abendessen | Sehr gut. Nudeln, Pizza und Fleisch werden live zubereitet, allerdings nicht nach Wunsch, was den fehlenden Punkt begründet. | 9/10 |
Frühstück | Ziemlich gut. Pfannkuchen und Rührei werden live zubereitet, allerdings nicht nach Wunsch. | 8/10 |
Gesamtwertung | Weiterempfehlung: ja | 8/10 |
Bevor es los geht, möchte ich gerne schwimmen gehen. Allerdings ist das Meer zu kalt, deshalb drehe ich eine Runde im Hotelpool. Zu den Hotelpools werden in Tunesien übrigens Daten veröffentlicht, zum Beispiel Temperatur und pH-Wert.
Danach gehe ich frühstücken. Als ich das Restaurant verlasse, ist auch das Rätsel mit dem Gehege gelöst:
Einer der zwei Fahrstühle des Hotels ist – wie so oft – auf der untersten Ebene stecken geblieben. Das Hotel ist alles andere als klein, weshalb es starken Verzögerungen kommt.
Sbeitla (Sufetula)
Sufetula (Sbeitla) ist deshalb besonders, weil die Stadt von den Römern gegründet wurde. Zuvor siedelte hier niemand.
Als wir in die Stadt kommen, machen wir zunächst einmal Fotos vom Triumphbogen des Diokletian. Der ist von außerhalb der Ausgrabungsstätte zu sehen.
Anschließend betreten wir die Stätte selbst. Highlight ist der Kapitolstempel.
Vor dem Kapitolstempel befindet sich das Bordell. Seine Lage ist perfekt, nach dem Sündigen war der Tempel nicht weit. Das Bordell ist mit einem unmissverständlichen Stein gekennzeichnet:
Hinter dem Kapitol befinden sich gleich drei Kirchen der Byzantiner. Das Besondere an ihnen ist, dass die Kirchen nicht wie üblich in Ost-West-Richtung ausgerichtet sind.
Auf dem Gelände laufen diverse Leute rum. Einige verkaufen Münzen, andere erzählen Gästen ohne Führer etwas. Aber alle stehen ständig im Bild, wenn man Fotos machen will. Erwähnenswert ist einer von ihnen, der eine seriöse Anzugjacke trägt und darunter deutlich sichbar einen Wollpulli mit Goofy. Mit diesem Style ist er vermutlich seiner Zeit voraus.
Das Theater wurde allerdings abgerissen, um Material zum Ausbau der Thermen zu haben. Als Mathematiker spreche ich hier von Thermumformung.
Wir verlassen Sufetula wieder. Ich mache noch ein Foto von den Blumen am Eingang.
Der Busfahrer hat für unsere zwei Neuen, die nur den Südteil der Reise mitmachen, vegetarische Sandwiches besorgt. Ich habe bereits bei einem letzten Toilettenstop ein solches gegessen.
Und die anderen acht? Also. An der Straße von Sbeitla nach Tozeur gibt es viele einzelne Häuser, an denen Schafhäute aufgehängt sind. (Fachbegriff: bedauerliche Einzelfelle) Wir halten an einigen und fragen, ob sie Schaffleisch haben. Es ist schon nach drei am Nachmittag, daher finden wir nicht sofort einen Schlachter, der noch Fleisch hat. Als wir einen finden, wird schnell noch ein Gartentisch aufgeklappt, Gartenstühle rangeholt, Sachen abgewaschen (wobei es hier kein fließend Wasser gibt) und der Grill angeschmissen. Dann wird noch schnell das Fleisch klein geschnitten. Irgendwie muss ich an das hier denken.
Außerdem gibt es noch Hühner, die sich irgendwo in der Feigenkaktushecke verstecken und drei Stockenten (2 Weibchen, 1 Männchen).
Während die anderen essen, jage ich die Stockenten des (einzigen) Nachbarn durch die Gegend. Aus Frust, dass ich so weit gereist bin und als einzige Tiere finde ich hier Stockenten. Der Nachbar verkauft übrigens Türen.
Gegen 17 Uhr (da die Vorbereitung für das Grillen sehr lange dauerte) fahren wir weiter Richtung Tozeur. Das sind etwa 3 Stunden Fahrt, deshalb höre ich mit meinem Handy Radio. Auf dem Sender RTCI (Radio Tunis Chaîne Internationale) läuft das Titellied von Need for Speed Underground 2. Das wundert mich, da es außerhalb des Spiels nicht veröffentlicht wurde und das Spiel namentlich sowie das Rasen im Spiel erwähnt. Passt perfekt zum arabischen Fahrstil. So konnten wir heute ein doppeltes Überholmanöver beobachten. Dafür ist es übrigens nicht nötig, dass eine Straße genügend Fahrspuren besitzt, es muss nur links genügend Platz neben der Fahrbahn sein, schon kann man einen Überholenden beim Überholen überholen.
Wir fahren durch Gafsa, die Hauptstadt des Phosphats. Das wird heute primär im Tagebau abgebaut. 1886 hat ein französischer Tierarzt aus der Armee es zufällig hier gefunden. Die Franzosen haben dann eine Bahnstrecke gebaut, die inzwischen wieder zum Personenverkehr genutzt wird. Die Raffinerien für die Phosphate brauchen viel Wasser, deshalb befinden sie sich am Strand in der Nähe von Sfax.
Vor einigen Jahren haben Arbeitslose die Bahnstrecke bei Gafsa blockiert, bis 6.000 Leute von der Phosphatfirma eingestellt wurden, ohne dass die Firma einen wirklichen Nutzen für sie hatte.
Es ist 19:10. Die Sonne ist schon untergangen und nicht mehr zu sehen. Kein Grund für knapp die Hälfte der Autos, das Licht anzumachen. Wir durchqueren Metlaoui. Die Temperatur vom „Mittag“essen bis jetzt ist von 24 auf 28 Grad gestiegen. Bis Tozeur kommen wir immer wieder an Schildern vorbei, die auf querende Kamele hinweisen.
Es ist kurz nach 20 Uhr, als wir in Tozeur ankommen, mit 300.000 Dattelpalmen die zweitgrößte Oase nach Nefta (halbe Million). Insgesamt bringen es die Oasen in der Region, die Land der Dattelpalmwedel genannt wird, auf 1,3 Millionen Dattelpalmen. Gemeinsam mit uns kommt auch der Zug an. Planmäßige Ankunft des Zuges 17:59 Uhr. Bei uns ähnlich durch das lange Mittagessen.
Im Fernsehen laufen Nachrichten, dass Goatimperator Erdolf die Abstimmung zur Einführung der Diktatur in seinem Land vermutlich gewonnen hat. Der Tourismus im Land wird also vollständig zusammenbrechen. Er hätte sich vielleicht vorher ansehen sollen, was das wirtschaftlich bedeutet, wenn der Tourismus zusammenbricht. Hier in Tunesien.
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