Süd-Afrika Abend 11: Numbi – Sehr teures Studentenfutter
Planlos durch den Krügerpark
Wir erreichen die Lodge um kurz nach halb fünf, weil eine Büffelherde die Straße blockiert. Die Lodge liegt direkt an einer Bahnlinie, die aktiven Verkehr hat. Außerdem starten nebenan Hubschrauber. Beides auch nachts. Ein Reisekatalog würde vermutlich „verkehrsgünstige Lage“ schreiben.
Für 911 Rand kann man eine gut 2-stündige Safari-Fahrt machen. Die Safari sollte um halb fünf starten. Eigentlich fast perfekt. Allerdings gibt es in Südafrika eine abartige Bürokratie. Wenn ich in den Serengeti Park in Hodenhagen mit meinem Auto fahre, gibt keiner einen Fick auf Indemnity Forms (Formular zur Abtretung von Schadensansprüchen) oder whatever, obwohl mir die Affen vielleicht sogar die Scheibenwischer oder die Antenne klauen. Oder beides. In Südafrika muss für alle Aktionen ein Formular ausfüllen: Seine Passnummer ist dafür ebenso wichtig wie die Namen und Telefonummern von Angehörigen, die im Ernstfall informiert werden sollen. Auch wenn Mami und Papi wahrscheinlich nicht aus Deutschland einfliegen werden, wenn ich vom Fahrrad falle.
Gut, also es ist zehn nach fünf, als wir 14 mit zwei Autos das Camp verlassen ... sollten. Das andere Auto springt aber nicht an. Und das Funkgerät ist in dem Auto ebenfalls kaputt. Wir fahren also an zig mutmaßlich funktionsfähigen, leeren Autos vorbei. Afrikaner scheinen nicht die intelligentesten Leute auf diesem Planeten zu sein.
Wir fahren also zu irgendeiner Stelle, wo wir aussteigen. Wir trinken Amarula, Wein oder Fruchtsaft und essen Studentenfutter und Popcorn.
Dann ist es dunkel. Das Auto hat einen Scheinwerfer, mit dem die Gäste leuchten sollen. Derzeit finden großflächig kontrollierte Brände statt. Dadurch, sagt der Fahrer, seien die Tiere verschreckt und Orte ohne Feuer gäbe es nichts. Danke für nichts. Das hätte man uns ruhig mal vorher sagen können, dass die ganze Aktion also komplett sinnlos ist. Mich auf ’nen Berg stellen und Studentenfutter essen, kostet mich ’nen Euro oder so.
Irgendwann ist dann da doch kein Feuer mehr und wir sehen ein paar Elefanten die Straße überqueren. Wir können uns aber nicht nähern, weil es zu viele seien, die uns angreifen würden, wenn wir im Weg stehen...
Dann wird einer von uns auch noch übel und wir müssen zu einer Toilette. Statt zum wesentlich näheren Tor zu fahren, fahren wir irgendwo hin zu Toiletten, vor denen ein paar Impalas stehen. Die erwähnten Elefanten, Impalas und zweimal je ein Hase sind die einzigen Tiere, die wir sehen.
Weil wir so schnell fahren, verlieren wir das andere Auto. Der Typ in dem anderen Wagen hat nämlich keinen Plan, was er macht und wo er ist, und ist deshalb komplett aufgeschmissen. Unser Fahrer versucht deshalb beim Fahren die ganze Zeit, den anderen zu erreichen und ist bis zum Ende der Fahrt am Telefonieren.
Von der Toilette fahren wir ganz langsam zurück zur Lodge. Am Tor des Krügerparks wird nicht mehr kontrolliert. Es steht einfach offen (hinter der Abzweigung zu unserer Lodge befindet sich ein geschlossenes Tor). Ich hätte mir auch einfach einen Mietwagen mieten und ein bisschen durch die Gegend cruisen können. Plus Studentenfutter. Wäre billiger gewesen, vor allem wenn ich noch 60 Euro von 6 Leuten eingesammelt hätte. Hinterher ist man immer schlauer. Wir rreichen die Lodge um kurz nach sieben, die anderen waren um kurz nach halb bereits hier. Versprochen wurde uns eine Tour bis halb acht.
Im Prinzip hätten wir einfach alle bis Torschluss (18 Uhr) im Park bleiben sollen. Da allerdings auch abends an den Toren nicht kontrolliert wird...
Wo man hingegen kontrolliert hat, war in Swasiland. Zwei von uns sollen je ein Kissen oder -bezug geklaut haben, erzählt uns der Reiseleiter beim Abendessen (Spagetti Bolognese)...
Morgen kann man ebenfalls eine Fahrt mit dem Geländewagen buchen. Das kostet 1204 Rand. Für 10 Stunden. Preis-Leistungs-Verhältnis? Gestern das war ziemlich gut für seine 350 Rand. Aber um Preis-Leistungs-Verhältnisse zu evaluieren, müsste man wissen, was für Optionen es gibt und wie viel sie kosten. Wir mussten uns bereits am Mittag für die Nachtsafari entscheiden, erfuhren den Preis für morgen aber erst nach Rückkehr davon. Leider ist die gesamte Reise komplett un- und umorganisiert.
Die lokale Agentur heißt nomadtours.co.za (no mad tours, Englisch für: keine wütenden Touren), da hätte ich erwartet, dass alles ruhiger und organisierter abgeht.
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