Süd-Afrika Tag 9: Drakensberge, Ladysmith, Newcastle, Ermelo, Oshoek/Ngwenya, Lobamba, Hlane: Die lange Fahrt (3)

Oder anders gesagt: das große Chaos

geschrieben von Janni Donnerstag, 3. August 2017 um 09:20 Uhr

Frühstück im Dunkeln
Erst als wir mit dem Frühstück fertig sind, gibt es erste Anzeichen eines Sonnenaufgangs

Wir müssen genau wie vorgetern wieder um 6 Uhr die Zelte abgebaut haben und beim Frühstück antanzen. Grund dafür sei, dass wir im Hellen angekommen wollen. Völlig logisch, schließlich ist es total easy, in totaler Dunkelheit ein Zelt abzubauen, aber bei Dunkelheit ein Hotelzimmer zu beziehen – auf gar keinen Fall.

Mich bestätigt nach der Abfahrt um 6:40 Uhr, dass Google Maps eine erwartete Ankunft von 12:09 Uhr anzeigt – und sie sogar noch nach unten korrigiert, während wir fahren. Wir fahren über Bergville kurz zum Tanken nach Ladysmith, von dort aus geht es über Newcastle, Ermelo und die Swasi-Hauptstadt Mbabane zum Happy Valley Casino nach Lobamba.

...bis bei Fort Mistake ein uns (leider) bekanntes Piepen die Träume zerstört: Kühler sagt nein. Der Reiseleiter verspricht einen Reisebus zu schicken, der unseren Truck ersetzen soll. Wäre nicht schlecht, denn selbst mit meinen 1,94 m Größe kann ich nicht richtig vorne raus gucken.

Truck mit geöffneter „Motorhaube“
Der Truck wird repariert
Rinder
Neugierige Steaks kommen zum Bus
Asiatische Rinder
Asiatische Kühe von der Weide auf der anderen Seite

Irgendwie kommt es dann doch anders. Denn unser Fahrer, dessen Name sich nicht mal der Reiseleiter merken kann und den deshalb alle Shorty nennen, gelingt es mit den Erfahrungen von vor 5 Tagen innerhalb einer Stunde, den Bus wieder mit unserem Wasser zu reparieren. Diesmal haben wir auch kein Dauerpiepen auf er restlichen Fahrt.

Wir fahren nach Newcastle, wo unsere Köchin noch in einem Einkaufszentrum einkaufen will. Wir betreten das Gelände von einem Hintereingang, weil der Bus zu breit ist. Dann können wir uns ebenfalls eine gute Stunde bis 11:30 dort umsehen. Ich schaue mir mit zwei anderen den Wimpy dort an.

Wimply Double Double Burger Promo (Double Cheese Double Cheeseburger)
Wimpy-Menü, links in der Tüte sind Pommes (kostet zusammen, aber ohne Getränk, 64,90, das sind gut 4 Euro)

Irgendwie kommt es dann doch anders. Der Bus kommt nicht und wir stehen eine Stunde herum. Immerhin können wir das Wimpy-WLAN nutzen.

Wir fahren weiter nach Ermelo. Unterwegs fragt unsere Köchin, wer heute mitisst. Das sorgt bei allen für große Verwirrung, denn nachdem unser Reiseleiter den Plan, an welchen Tagen welche Mahlzeiten enthalten sind, am ersten Tag komplett über den Haufen geworfen hat, steht uns heute kein Essen zu. Morgen dafür schon, wobei ich mir versuche, vorzustellen, wie wir einfach vor einem Casino in Swasiland ein Lagerfeuer machen und da gepflegt grillen werden...

Landschaft in der Region Mpumalanga
Landschaft in der Region Mpumalanga

Nachdem wir in Ermelo getankt haben, steht dann fest, dass wir heute nicht von ihr bekocht werden. Was wir überhaupt für Optionen haben, sagt man uns nicht.

Vor der Grenze sind die Straßen von Nadelbaum-Monokulturen gesäumt. Diese Region, inkl. dem angrenzenden Swasiland, ist der einzige Ort im südlichen Afrika, bei dem nennenswert Forstwirtschaft betrieben wird, auch mit genetisch veränderten Arten. Auch Eukalyptus-Arten gibt es hier.

Nadelbäume
Nadelbaumplantage nahe der Grenze zu Swasiland

Die Ausreise aus Südafrika – es ist bereits 16:30 – geht schnell, die Einreise nach Swasiland nicht so, da sie jeden von uns manuell in den Computer eingeben müssen. Insgesamt sind wir etwa 45 Minuten damit beschäftigt. Damit holen wir uns bereits den 7. Stempel für unseren Reisepass ab. Immerhin können wir uns über die Abbildungen auf den Kondompackungen lustig machen, die Südafrika an der Grenze verteilt und die als fünften und vorletzten Schritt der Anleitung eine zufriedene Frau zeigen. Kondome sind auch nötig, denn 40% der Swasis haben AIDS.

Bereits gleich nach der Grenze sehen wir die ersten königlichen Residenzen. Mit denen funktioniert das so: Jedes Jahr darf sich der König eine weitere Frau für sich aussuchen. Polygamie ist in Swasiland aber auch dem normalen Volk erlaubt. Die Bewerberinnen für den König müssen Jungfrauen, volljährig und inzwischen auch HIV-negativ sein. Der König ist übrigens halb Christ und halb Anhänger einer hiesigen Naturreligion.

Aber warum wollen so viele junge Frauen die Ehefrau eine von vielen Ehefrauen eines wesentlich älteren Mannes sein? Ganz einfach: Er errichtet für sie ein Haus. Dies ist dann eine königliche Residanz. Die sind auch von der Straße aus ausgeschildert, besuchen kann man die nicht. Na ja, bei so vielen Residenzen kann sich der königliche Chauffeur die Standorte wahrscheinlich einfach nicht mehr merken. Der König hat ja das Geld, auch für zahlreiche Luxusautos in einem Fuhrpark. Während Swasiland eines der ärmsten Länder der Welt ist. Ganz schön bitter für die Bevölkerung. Bitter ist übrigens auch die deutsche Übersetzung der Hauptstadt Mbabane.

Hügel von Mbabane in der Dunkelheit
Es ist schon dunkel, als wir in Mbabane ankommen. Die Hauptstadt von Swasiland hat nur eine Einwohnerzahl im oberen fünfstelligen Bereich. Die Gegend ist eher ländlich und die Bebauung wild an den Hängen verstreut. Mit 1,8 Millionen Einwohnern hat das Land etwas weniger EInwohner als Lesotho, wo allerdings viel mehr Leute in der Hauptstadt leben.

Unweit der Hauptstadt liegt unser Hotel, das wir um 18 Uhr erreichen.

Aber es kommt anders: „We have no reservation here.“, teilt uns Shorty mit. Nach 45 Minuten Hin und Her bekommen wir von der Agentur (Nomad Tours) das korrekte Hotel gesagt. Es ist zu unserer Überraschung ein anderes als das 7 Kilometer entfernte Hotel, das im Katalog angegeben ist. Den Namen nennt uns der Reiseleiter nicht, da er ihn selbst nicht wüsste, aber es werde wohl 1:30 Fahrt geben...

Wir stehen vorm Bus
Krisensitzung ...stehung.

Letztendlich dauert es dann noch länger, da wir uns ein paar Mal komplett verfahren. Man könnte mich ja ruhig mal nach meinem Handy fragen, da habe ich nämlich die Google-Karten der gesamten Route heruntergeladen und kann es auch offline als Navi benutzen. Da sehe ich auch, dass wir durch das komplette Land fahren und nahe der Grenze zu Mosambik im Hlane-Nationalpark unsere Lodge haben, die wir nach 14:15 Stunden Fahrt um 20:45 Uhr erreichen.

Swasiland ist zudem Malaria-Endemie-Gebiet. Während die Mücken tagsüber wegen der UV-Strahlung und bei Wind nicht fliegen können, besteht für uns ein Risiko, gerade da wir nicht eingesprüht sind, weil sich der Reiseleiter darüber lustig machte, wie sich Leute bereits vor der Abfahrt eincremen könnten... Letztendlich dürfte das Risiko im trockenen Winter jedoch sehr gering sein.

Abendessen
Abendessen

Wir werden in unsere Hütten eingeteilt. Es gibt dort keinen Strom. Die Beleuchtung erfolgt mit Petroleumlaternen und Kerzen. Aber es soll hier heißen Wasser geben. „Heiß oder Lesotho-heiß?“, fragt die Gruppe. Es ist letztendlich aber tatsächlich heiß, sodass wir alle schön schlafen können.

Hütte
Hütte im Hlane Royal Game Park

...und heute Mittag hatte ich die Befürchtung, es gäbe heute nichts zu schreiben.


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