Süd-Afrika Vormittag 10: Hlane, Mpaka, Hlane – Bei den Swasis
Wir besuchen das Grundstück eines Swasi-Häuptlings
Am morgen können wir erst richtig unsere Lodge unter die Lupe nehmen. Wir wohnen ähnlich wie damals in Namibia in der Canyon Village in kreisförmig angeordneten Hütten. Zu der Lodge gehört auch ein Wasserloch, dazu später mehr.
Das Frühstück ist von denen, die wir bisher hatten, am reichhaltigsten, allerdings wurden leere Schalen nur sehr langsam nachgefüllt.
Die ganze Anlage ist von hunderten Kindern überlaufen. Wir werden fotografiert. Ich guck mal kurz auf den Kalender: ja, es ist Gegenteiltag.
Wir fahren zum nächstgrößeren Ort, Mpaka. Unsere Mädels müssen sich umziehen, da die Swasis keine (kurzen) Hosen mögen. Anders als bei Frauen ist uns Männern das Tragen von Hüten verboten. Für unsere 16 Mädels (bei 5 Jungs) stehen nicht genügend Röcke zur Verfügung. Also können Mädels mit langen Hosen so rein.
Die Geschlechtertrennung setzt sich fort. Unsere Mädels müssen sich auf Matten (links unten im obigen Bild) setzen, Jungs auf Baumstümpfe (nicht sichtbar). Ein gelb gestrichener Baumstumpf in der Mitte (am Rand gerade so erkennbar) würde vom König benutzt, wenn er denn da wäre. In allen Bereichen und Gebäuden, die wir später noch besichtigen, müssen sich Jungs rechts und Mädels links hinstellen. Das sei Respekt vor den Männern, den sich die Frauen ergeben müssen. Wenn der Mann Sex will, muss die Frau dafür bereit sein. Jederzeit, auch in der Nacht. Jungen und Mädchen schlafen übrigens getrennt. Man schläft auf Matten aus Stroh oder so. Als Decke genutzt wird Fell (haarige Seite innen an kalten Tagen, sonst die andere Seite), als Kopfkissen dient ein Stück Holz.
Von den Häusern werden ganz rechts die Spenden (Kleidung und so) gelagert. In der runden Hütte in der Mitte wohnt der Häuptling. Er hat 4 Frauen und 10 Kinder. Also leben auf diesem Grundstück 15 Leute. Gerade sind sie nicht da. Der Häuptling arbeitet vermutlich in der Zuckerfabrik. Die Herstellung von Zucker aus Zuckerrohr stellt hier viele Arbeitsplätze. Auch Amarula wird hier hergestellt. Der König muss dafür zunächst die Marula-Erntezeit eröffnen, wenn er die Früchte für reif befindet.
Die Frauen störe die Polygamie nicht, erklärt uns die Gastgeberin. Nur Männer dürfen mehrere Frauen haben, Frauen aber nicht mehrere Männer, sagt die Gastgeberin, nachdem sie sich über diese meine Frage kaputt gelacht hat. Schließlich müssten die Frauen sich den Männern ganz hingeben. Swasiland habe 60% Frauen und 40% Männer. Wie das denn gehe, frage ich. „Gift of God“ (Geschenk Gottes) sagt der Übersetzer, der in unserer Lodge an der Bar arbeitet, und lacht.
Häuptlinge haben die Aufgabe die Belange ihres Volkes beim König vorzutragen. Die Häuptlinge tragen auf dem Weg zum König einen Schild, wenn sie etwas fordern. Nicht zum Schutz vorm König sondern vor den Gefahren auf dem Weg. Er ist auch auf der Flagge Swasilands zu sehen. Außerdem entscheidet der Häuptling, was gebaut wird. Zum Bauen wird überwiegend Holz verwendet. 350 Häuptlinge gibt es im Land. Dieser hier hat 15.000 Untertanen. Nächster Häuptling wird dessen Sohn, in der Regel der älteste. Hat der verstorbene Häuptling keine Söhne, wird ein Sohn eines Bruders nächster Häuptling.
Schule funktioniert eigentlich wie in Lesotho. Die nächste High School ist einen Kilometer entfernt.
Weitere Bildung für den Nachwuchs gibt es in abgetrennten Bereichen des Grundstücks, die sie Education Center nennen. Männer erklären hier den Jungs, wie sie eine Familie führen und ihre Frauen unter Kontrolle haben. Frauen lernen, gerne so gegen 5 Uhr morgens, wie man Getreide (meist Mais) mahlt.
Als nächstes zeigt man uns ein Gehege, in dem nachts sämtliche Nutztiere gehalten werden. Der Kot, den sie da lassen, wird zum Düngen aufgesammelt.
Wir simulieren einen Junggesellinnenabschied. Der findet irgendwann nachts gegen 3 Uhr statt. Abschied von der Freiheit, denn danach können die Mädels nur noch mit Erlaubnis des Mannes einkaufen gehen. Die Mitgift beträgt mindestens 18 Kühe an die Familie der Frau. Frauen können ab 18, Männer ab 25 heiraten. Beschneidung ist hier übrigens freiwillig bei Männern. Auch bei den Männern ist das so, während die Xhosa das verpflichtend machen. Im südlichen Afrika werden Frauen nicht beschnitten.
Ein Haus zu bauen kostet im Prinzip nur 50 Rand. Für die Nägel. Der Rest sind Naturmaterialien. Holz von den hiesigen Bäumen, Ton den Termiten. Fertig. Das ganze hält dann mindestens 25 Jahre.
In Swasiland sind HIV und AIDS ein großes Problem. Die Versorgung mit Medikamenten wird vom Staat übernommen, ebenso die Versorgung von Über-60-Jährigen.
Abschließend haben wir noch die Möglichkeit, etwas zu kaufen. Dann verlassen wir das Grundstück wieder. Warum sie unsere Verheiratete einfach ohne Erlaubnis fahren lassen, verstehe ich nicht.
Wieder in der Lodge hat das Wasserloch eine Insel mit drei Bergen erhalten. Dabei handelt es sich um Flusspferde.
Außerdem sehen wir mehrere Nashörner und ich scheuche eine Schlange auf, deren Namen ich noch nicht herausfinden konnte.
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