Jordanien Tag 2: Amman, Wüstenschlösser, Amman – Sehr bescheiden
Alles bescheidene Leute hier in Jordanien
Ich hätte eine Wette abschließen sollen, als ich gestern den Weckruf abbestellt habe, dass die das nicht auf die Reihe kriegen. Das war mir nämlich sowas von klar. Und ich hatte recht.
Heute ist Sonntag. Sonntag wird in Jordanien ganz normal gearbeitet. Was bei uns der Sonntag ist, ist hier der Freitag. Der Sonnabend spielt hier die identische Rolle: Während staatliche Stellen und Banken geschlossen haben, haben Wirtschaftsunternehmen geöffnet. Auch, um sich vom verhassten Israel abzuheben.
Auch syrische Flüchtlinge dürfen in Jordanien arbeiten, anders als die Ägypter müssen sie auch keine Arbeitsgenehmigung für 500 Dinar (knapp 600 Euro) im Jahr kaufen. Der Dinar ist übrigens fix an den Dollar gebunden (ohne dass der exakte Kurs bekannt wäre) und die Währung mit dem höchsten Wert einer Einheit, die mir bisher untergekommen ist. Die wertvollste weltweit ist übrigens der Kuwait-Dinar, der noch einmal gut doppelt so viel wert ist.
Irakische Flüchtlinge sind hingegen sehr reich. Keiner weiß, warum. Sie kaufen und mieten in Amman alles weg, sodass die Jordanier sich kaum noch etwas Wohnraum leisten können. Die etwa 400.000 reicheren Jordanier haben ihr Geld in den Golfstaaten verdient.
Es gibt kein sinnvolles Nahverkehrssystem in Amman. Man braucht ein Auto. Der Verkehr ist nachts nicht schwächer als am Tage. Fahrradfahren ist gefährlich. Der Vater unseres Reiseleiters Mohammed hat ihm sein Fahrrad nach einem Unfall zerstört.
Die Jordanier fahren noch schlimmer als die Tunesier. Auf den Straßen fehlt jedliche Fahrbahnmarkierung, große Straßen haben aber eine bauliche Trennung ihrer Richtungen. Die Anzahl der Spuren pro Richtung wird wie in Tunesien dynamisch festgelegt.
Vor fünf Jahren hat man mal versucht, hier eine Straßenverkehrsordnung wie in Deutschland einzuführen. Nachdem in einem Jahr 35.000 Leute ihren Lappen los waren, hat man es gelassen. Aber seither gibt es Motorräder. Mohammed schwärmt von seiner Begegnung mit einer von zu der Zeit sechs Motorradpolizistinnen im Lande, die ihm eine Strafe für Telefonieren am Steuer abgeknüpft hat.
Die Moslems in Jordanien sind Sunniten, die etwa 5% Christen sind zumeist griechisch-orthodox. Es gibt keine Konflikte. Von den Moslems gehen 40% den Gebeten nach (Salat), aber mehr als 70% fasten im Ramadan (Saum). Allen fünf Säulen hängen nur 5% an.
Es gibt 475 Kirchen und 4036 Moscheen. Die Moscheen werden privat unterhalten, aber der Imam wird vom Staat gestellt. Christen sind die einzigen, die Alkohol verkaufen dürfen. Mohammed vermutet aber, dass die Moslems mehr trinken als die Christen.
Qasr Kharana
Das Qasr Kharana (diverse Schreibweisen existieren und ich persönlich würde sogar noch Charani hinzufügen wollen, aber mich fragt keiner) ist eines der berühmten Wüstenschlösser. Es wurde wohl 710 n.Ch. von den Umayyaden als Karawanserei errichtet und ist 35,5×35,5m groß. Schloss ist etwas übertrieben, das Ding sieht ziemlich klobig aus.
Qusair 'Amra
Unser nächster Halt ist das Qusair 'Amra, ein deutlich kleineres Schloss (Qusair ist auch der Deminutiv). Es ist ein Jagd- und Badeschloss.
Hmm. Diesem Blogpost fehlt Niedlichkeit. Also dann:
Insgesamt gibt es 15 Wüstenschlösser, viele davon sind aber bei einem Erdbeben zerstört worden.
Amman
Wir fahren ins Diplomaten- und Reichenviertel Ammans.
Reiseleiter Mohammed hat über die PLO ein Stipendium bekommen, ist über Damaskus in die DDR geflogen und in Neubrandenburg und Stralsund gelebt und studiert. Dabei hat er als Automechaniker gearbeitet. Als er wieder in Jordanien war, wurde er vom Geheimdienst zwei Wochen gefoltert. Er musste zwei Jahre Militärdienst nachholen und bekam ein weiteres halbes Jahr als Strafe dazu. Von 1967 bis 1988 herrschte im Land der Ausnahmezustand, der so etwas ermöglichte. Sein Buch darüber zu veröffentlichen, traut er sich aber dennoch bis heute nicht.
Von den 1100 Reiseleitern sprechen 99 Deutsch, 85 Italienisch, 75 Französisch, 57 Spanisch – und nur 2 Japanisch. Letztere sind natürlich immer ausgebucht.
Viele Botschaften und Paläste stehen hier. Zum Beispiel vom Palästinenserpräsidenten, gestiftet durch den König. Ergibt Sinn, Palästinenser in Palästen unzubringen.
„Sehr bescheiden“ wiederholt Mohammed immer. Wir fahren ein Kätzchen an. Der Fahrrad legt es neben die Straße und es humpelt recht flink davon... Scheiße, aber man kann nicht nur schöne Dinge erwähnen.
Amman wurde einst auf 7 Hügeln errichtet, wie Rom. Durch das starke Wachstum sind es heute 20 Hügel.
Römisches Theater von Amman
Nach dem Mittagessen begleitet uns ein Touristenpolizist für den Rest der Reise.
Wir laufen wir durch die Straßen und kommen zum römischen Theater.
Zitadelle von Amman (Dschabal al-Qal'a)
Die Zitadelle enthält einen Herkulestempel (gebaut 61 bis 68 n. Chr.), eine Kirche und einen umayyadischen Palast.
Genug für heute, ab zurück ins Hotel.
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