Vermischtes Kamera-Einstellungen und ihre Auswirkungen

Heute mal eine kleine FAQ, was man bei einer Digitalkamera so einstellen kann und wie sich das auf das Bild auswirkt

geschrieben von Janni Gründonnerstag, 18. April 2019 um 23:49 Uhr

Da ich jetzt einige Male gefragt wurde, was die Einstellungen bei einer Kamera bedeuten, mache ich jetzt einen Post dazu, auch wenn es schon etliche andere Seiten behandelt haben.

Die folgenden Listen gehen davon aus, dass – soweit nicht anders angegeben – jeweils alle anderen in diesem Post aufgeführen (optischen) Faktoren unverändert bleiben.

Blende

Die Blende (engl. aperture) beschreibt, wie weit die Blendenlamellen innerhalb des Objektivs geöffnet sind. Als offenere Blende bezeichnet man den niedrigeren Zahlenwert (ƒ/2,8 ist offener als ƒ/8,0). Die offenste Blende eines Objektivs heißt Offenblende und gleichzeitig Lichtstärke des Objektivs (engl. lens speed), ein Objektiv mit großer Lichtstärke, also einer niedrigen Zahl, nennt man lichtstark (engl. fast, seltener bright).

Für eine offenere Blende gilt:

Die größte Blende steht immer im Namen eines Objektivs. Die kleinste Blende wird selten angegeben, ist aber nicht beliebig klein. Da sich die Auswirkungen bei sehr kleinen Blenden vor allem auf die Lichtmenge beschränken, kann ein ähnlicher Effekt wie das weitere (aber nicht mehr mögliche oder erwünschte) Schließen der Blende durch Neutraldichtefilter (ND-Filter) erreicht werden. Nimmt man den binären Logarithmus der Zahl, mit der der ND-Filter beschrieben wird, erhält man die Anzahl der Stops (siehe unten), um die sich die Lichtmenge verringert.

Bei Spiegellinsenobjektiven kann die Blende nicht eingestellt werden. Auch eine Lochscheibe (engl. pinhole “lens”) hat eine fixe Blende irgendwo in der Größenordnung ƒ/160.

Eine Verdoppelung der Blendenöffnung (z.B. ƒ/2,8 zu ƒ/1,4) führt zu einer Vervierfachung des Lichts, da die Linsenöffnung eine Fläche ist, für die das Öffnen quadriert werden muss (2-fache Öffnung quadrieren ergibt 4-mal so viel Licht).

Korrektur des Belichtungswertes (Exposure Value, EV)

Bei praktisch allen Kameras und vielen Handys kann die Belichtung um Drittelschritte zwischen −3,0 und +3,0 korrigiert werden (seltener finden sich die Grenzen −2,0 bis +2,0 sowie Halbschritte in den Grenzen −5,0 bis +5,0). Dies wird meist mit EV abgekürzt, was für Belichtungswert steht. Man nennt die Funktion meist so oder Belichtungskorrektur. Ein höherer Wert der Belichtungskorrektur bedeutet:

ISO

ISO kennen die älteren Leser noch von den Analogkameras, wo man für jede ISO einen eigenen Film brauchte. Digitalkameras können die ISO frei einstellen, die Auswirkungen sind aber genau die gleichen. Eine höhere ISO (größere Zahl) führt also zu folgendem Ergebnis:

Belichtungszeit

Eine längere Belichtungszeit hat folgende Auswirkungen:


Stops – Abhängigkeiten der Einstellungen untereinander

Für die vier zuvor genannten Einstellungen gilt, dass es nur ganz bestimmte mögliche Werte gibt, die man Stops (Schritte) nennt. Gehe ich bei einer Einstellung einen Schritt in eine Richtung, geht genau eine andere Einstellung in die andere Richtung. Je nachdem, in welchem Aufnahmemodus die Kamera läuft (P, A, S oder M), lassen sich jeweils andere manuell einstellen, während sich die anderen automatisch ergeben oder aus Bequemlichkeit automatisch bestimmt werden.

Einstellung Stops AUTO PASM
Blende ƒ/2,8ƒ/3,2ƒ/3,5automatischautomatisch manuell automatisch manuell
EV −0,3 ±0,0 +0,3N/A (±0,0) manuell manuell manuell manuell automatisch
ISO 500 400 320automatischbeliebig beliebig automatisch automatischmanuell
Belichtungszeit1/3201/4001/500automatischautomatisch automatisch manuell manuell
Stops und Modi-Verfügbarkeit der Einstellungen (im manuellen Modus hat die Belichtungskorrektur nur dann eine Auswirkung, wenn die ISO auf automatisch steht)

Beispiel: Die fett markierten Werte seien meine aktuelle Einstellung. Öffne ich nun die Blende auf ƒ/2,8, verstärkt sich dadurch zunächst einmal die Tiefenunschärfe. Da nun mehr Licht in die Kamera kommt, passiert zudem eins der drei folgenden abhängig vom Kameramodus:

Nicht elektrische Objektive können nur im manuellen Modus und bei einigen Kameras auch im Blendenprioritätsmodus verwendet werden, wodurch die Bedienung entsprechend der obigen Tabelle einfacher wird, da man die Belichtungszeit nicht einstellen muss.

Praktisch alle Bilder auf dem Blog ab 2015 sind mit Blendenpriorität entstanden.


Und dann gibt es etwas, das man zwar nach dem Kauf einer Kamera nicht mehr beeinflussen kann, was meiner Meinung nach aber trotzdem in diese Liste gehört:

Sensorgröße

Die Sensorgröße kann man zwar nach dem Kauf nicht mehr beeinflussen, aber gehört meiner Meinung nach trotzdem zur Liste.

Für Kameras mit großem Sensor gilt:

Man kann Objektive für größere Sensoren auf Kameras kleineren Sensoren verwenden, wenn das Bajonett identisch ist. Auf APS-C-Kameras multipliziert sich die Brennweise mit 1,5×, bei Canon mit 1,6×. Alternativ kann man einen Weitwinkelkonverter verwenden, wodurch sich statt der Brennweite die Lichtstärke erhöht.

Objektive von Kameras mit kleinem Sensor auf Kameras mit größerem Sensor zu verwenden, verkürzt prinzipiell die Brennweite um die genannten Faktoren, führt jedoch zu extremer Vignettierung bis hin zu einem kreisförmigen Bildausschnitt (der Rest ist schwarz), sodass man trotz geringerer Brennweite in aller Regel nicht nennenswert mehr sieht (keinen weiteren Winkel bekommt).

Die Tiefenunschärfe hängt übrigens auch zu einem großen Teil von der Entfernung des Fokus ab. Kilometerweit entfernte Motive sehen auch bei Offenblende scharf aus, auch wenn sie bei weitem nicht gleich weit weg sind, während bei einem nahen Tier, das einen ansieht, bereits die Nase sehr unscharf ist, wenn man die Augen fokussiert.


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