Nachrichten vor Ort Von Moos und Moor
Eine Führung durch das Verdener Moor
Heute Abend war ich auf einer Veranstaltung des Nabu Verden. Die Ortsgruppe Kirchlinteln führt jährlich durch das Verdener Moor in Verdenermoor, Heins und Neddenaverbergen (alles Ortsteile von Kirchlinteln). Dieses Jahr leitet der Vorsitzende Gustav Schindler die kostenfreie Exkursion.
Wir treffen uns an der Bushaltestelle „Groß Heins Forsthaus“. Wir warten noch kurz, da die Verkehrssituation heute Abend sehr angespannt ist. Außer meiner im Juni auf der Nabu-Hansebird kennengelernten Bekannten aus Hamburg, die in Kirchlinteln Verwandte hat, und deren Frau und Bruder schaffen es aber auch in der knappen Viertelstunde Extra-Zeit keine Leute hierher, die nicht schon zum offiziellen Startzeitpunkt 18 Uhr da waren.
Von der Bushaltestelle geht es mit Fahrgemeinschaften einige hundert Meter den Goldbornweg entlang zum namensgebenden Weiler, wo die kleine Wanderung an einer kleinen Trafostation startet.
„Das Verdener Moor ist ein Naturschutzgebiet. Da vorne steht das Schild. Man soll auf den Wegen bleiben. Es gibt aber keine.“, sagt Herr Schindler zu Beginn der Tour. Es gibt aber eine Art Damm. Was es damit auf sich hat, dazu kommen wir später noch.
Wir gelangen zu einer großen Lichtung.
Auf der gegenüberliegenden Seite (auf dem obigen Bild hinter mir) fällt das Gelände an einer Kante einen guten Meter ab, da hier Torf abgetragen wurde. Es folgt eine Wiese und dahinter sind Schafe und Ziegen, die hier zur Pflege eingesetzt werden. Ziegen haben gegenüber den Schafen den Vorteil, dass sie auch Kiefern fressen. Diese gehören ebenso wie die ebenfalls allgegenwärtigen Birken eigentlich nicht hier her. Wir können/dürfen/sollen die jungen Bäumchen ausrupfen, weil sie dem Moor das Wasser entziehen. Richtig gelesen, Pflanzen ausrupfen in einem Naturschutzgebiet aus Naturschutzgründen.
Außer den genannten Bäumen gehört auch die auf dem obigen Bild dominierende Besenheide nicht hier her. Eigentlich sollte hier die Glockenheide sein.
Weitere häufige und gutartige Moor-Gewächse, insbesondere auch im Wald, sind Schwarze Krähenbeere, Gewöhnliche Moosbeere und Bickbeere (regionaler Ausdruck für Heidelbeere). Alle können wir essen, Moosbeeren finden wir jedoch keine. Die Großfrüchtige Moosbeere (engl. „Cranberry“) ist hingegen eine andere Pflanze, die in Amerika angebaut wird.
Das Moor entstand, indem der Nabu in einer Nacht-und-Nebel-Aktion durchs senkrechte Einrammen von Baumstämmen in die Entwässerungskanäle das ehemalige Moor, das damals Privateigentum war, wieder flutete. Der Landkreis kaufte einige Flächen und erklärte das Moor 1989 zum Naturschutzgebiet.
Die genannten störenden Bäume sterben schnell ab, wenn sie etwa das halbe Jahr im Wasser stehen, was man an den abgestorbenen Baumstüpfen und Baumstämmen oben gut erkennt.
Torf entsteht durch das Torfmoos. Moos und Moor sind vermutlich verwandte Wörter, im südlichen deutschen Sprachraum wird „Moos“ sogar für beide Begriffe genutzt. Das Torfmoos ist in der Lage, das 20- bis 30-fache seines Gewichtes an Wasser aufzunehmen. Abgestorbene Teile bilden etwa 1 mm Torf pro Jahr. Bis 1965 gab es in Wiesmoor in Ostfriesland sogar ein Torfkraftwerk, das im genannten Jahr aufgrund des sehr wenig gewordenen Torfes geschlossen wurde. Irgendwie traurig. Nach dem Krieg hat man zur Nahrungsgewinnung Moorbrände gelegt und Buchweizen ins noch warme Moor gesät.
Letztes Jahr hat die Führung jemand anders gemacht und dieses Jahr erkennt Herr Schindler das Moor kaum wieder, so stark wie es in den letzten zwei Jahren ausgetrocknet ist. Besonders gut sieht man es an den Gräben, oder eben am Hauptsee:
Wir gehen weiter zu einer Stelle, an der die Familien aus Heins früher Torf für den Eigenbedarf gestochen haben.
Auf dem obigen Bild erkennt man auch gut die in diesem Teil ganz extreme Präsenz von Kiefern. Die Oberschule Kirchlinteln hat versucht, welche zu vernichten und auch Nabu und Landkreis rücken gelegentlich mit Kettensäge an, es scheint aber kaum mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein zu sein.
Dann ist die anderthalbstündige Tour auch schon wieder vorbei. Bei der Verabschiedung können wir noch ein paar Schrecken fotografieren. Sachdienliche Hinweise zu deren Identifikation nehme ich gerne entgegen.
In zwei Wochen ist in Kirchlinteln-Specken eine Nabu-Führung zum Thema Grünstreifen. Vielleicht gibt es dann ja wieder einen Blogpost.
(Ich erteile hiermit der MK (z.B. VAZ) und dem Nabu die Erlaubnis, sämtliche Bilder des Posts mit Angabe des Autors Janni Kettenburg in allen Publikationen zu verwenden.)
(Alle Bilder sind mit dem Tamron 28–75mm F2,8 entstanden.)
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