Indien und Nepal Nacht 7 auf 8: Agra, Varanasi – Im Nachtzug durch Indien

Wie ist es eigentlich, mit dem Nachtzug durch Indien zu reisen? Außerdem ein Thema: Hygiene. Könnte also eklig werden.

geschrieben von Janni Sonntag, 19. Mai 2019 um 13:22 Uhr

Es wird Abend. Zeit, Abschied zu nehmen von Agra, seinen Monumenten und seinen Flüssen.

Bach, dessen komplette Oberfläche mit Müll bedeckt ist
Bach in Agra
Im Reiseverlauf steht, Agra sei „nicht die hübscheste Stadt“ – etwas untertrieben

Bevor wir aber zum Bahnhof fahren, noch ein typisch indisches Abendessen: Domino’s Pizza. *hust*

Bahnhof Agra Fort

Viele weiße Pakete stehen neben dem Gleis
In Indien warten nicht nur Leute am Gleis sondern auch Fracht. Die Leute warten – wie man sieht – eher im Gleis.

Unser Zug hat Verspätung. In Deutschland hätte ich mir jetzt so langsam das Fahrgastrechteformular geholt und mit dem Ausfüllen begonnen. Aber ich denke mal, dass es hier so etwas nicht gibt.

Ein Kind(?) hat einen Wasseranschluss zwischen zwei Gleise im Bahnhof aufgedreht, was zu eine Fontäne führt
Er ist auf Wasser gestoßen! Verbrennt den Hexer!

Die indische Bahn (Indian Railways) zeigt mit ihren Ansagen, dass Audiodesign völlig überbewertet ist und man dafür kein Geld ausgeben muss, wenn man auch die Standard-Sounds von Windows verwenden kann. Ansagen funktionieren so, dass sie maximal oft wiederholt werden, es also in aller Regel nicht still ist an einem Bahnhof. Die Einfahrt unseres Zuges wurde dreimal angekündigt, anschließend, dass er nun eingefahren sei (was nicht stimmte).

Die meisten Strecken, auch die Metro Delhi und die Strecke auf der wir von Delhi nach Jaipur gefahren sind, haben 1675 mm Spurbreite („Indische Breitspur“), verglichen mit 1435 mm in Deutschland und vielen anderen Ländern („Normalspur“).

Nachtzug 14864

Wir haben ein Upgrade auf 2. Klasse AC (AC = Klimaanlage) bekommen, weil die normalerweise bei dieser Reise genutzte 3. Klasse AC ausgebucht ist.

Ein 2AC-Waggon besteht aus 24 Doppelstockbetten. Jeweils drei bilden eine Einheit. Ein Doppelstockbett steht auf einer Seite des Durchgangs entsprechend der Fahrtrichtung, die anderen beiden längs auf der anderen Seite. Die Einheiten sind nicht durch Türen getrennt (der Durchgang ist mit Ausnahme der Vorräume auf voller Länge offen) sondern es befindet sich lediglich eine Wand zwischen den benachbarten Betten.

In jeder Einheit gibt es eine Steckdose. Die Deutsche Bahn staunt (in beiden Zügen, mit denen ich zum Bahnhof in Frankfurt gefahren bin, gab es keine Steckdosen). Die Steckdosen werden von 22 bis 6 Uhr abgeschaltet, weil man wohl Probleme mit explodierenden Handys hatte.

Blick in einen Nachtzug
Blick in einen Nachtzug-Waggon 2AC

Inder sind winzige Menschen (nach Median die 14.-kleinste Nation nach einer Studie Imperial College London, die von Holland angeführt wird). Ich habe (inkl. Touristen!) bisher noch keine Menschen gesehen, die ich auf über 1,80 geschätzt hätte. Bündnis 1,90/Die Hünen würde in Indien auf genau 0 Stimmen kommen.

Dementsprechend klein sind auch die Betten im Zug. Wer über 1,75 ist, sollte längs zur Fahrtrichtung oben schlafen, da diese Betten kein Endstück haben. Die winzigen Inder können problemlos unter den überhängenden Füßen hindurch gehen.

Dumm nur, wenn man wie ich an einem Ende des Waggons liegt, wo die Tür zum Vorraum ist...

Wir (sieben Gäste) wurden übrigens auf drei Einheiten aufgeteilt. Der Rest sind dann eben Inder. Erkennt man schnell an ihren „Markenartikeln“ wie Abidas. Muss ich mir definitiv merken, falls ich nochmal Abi mache und ein Motto brauche. Inder sind auch dafür bekannt, dass sie Betten überbuchen, sich die also teilen.

Man bekommt ein Paket gereicht, in dem sich ein Handtuch, zwei Bettlaken und ein schwarze Wolldecke befinden. Fun Fact: Obwohl die Betten wie gesagt nur etwa 1,75 m lang und 60 oder 70 cm breit sind, ist die Wolldecke ist mit 1,40×2,00 m auch für große Menschen geeignet und passt genau in meinen mitgebrachten Bettbezug. Die Breite ist praktisch, weil die Betten sehr hart sind und man so eine Hälfte als Unterlage und eine Hälfte als Decke nutzen kann.

Indische Toilette in einem Zug
Während dem Kubaner Toilettensitze nicht bekannt sind, verzichtet der Inder komplett auf eine Sitzmöglichkeit und nutzt so etwas, wofür der Fachbegriff vermutlich “Shithole” lautet. Ebenfalls unbekannt sind dem Inder Seife und Klopapier.
Ähnlich wie im Flugzeug ist auch im Zug die Luft eher trocken, sodass man durch Anfeuchten der Atemluft und Schwitzen eigentlich nicht auf Toilette muss.

Egal, ich hab’s überlebt. Danke nochmal an meine Abteilung für den Tipp, im Zug und nicht auf dem Zug zu fahren ... auch wenn ich das bisher nicht gesehen habe.


Kommentare

Evo Chris (Gast) fand am Dienstag dem 21. Mai 2019 um 16:59 Uhr:

Verfolge wieder gespannt deine Berichte und freue mich über deine Wortspiele.
Bündnis 1,90/Die Hünen

Gruß

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