Indien und Nepal Tag 15: Kathmandu, Lalitpur, Bhaktapur: Exploring Patan & Bhaktapur: Kathmandu Valley’s Other Kingdoms
Auf der Plätze, fertig los. Der letzte Tag beginnt.
9 Uhr, es geht los mit dem Programm für den letzten Tag, einer Tour zu den Gebäuden der alten Königreiche im Kathmandutal.
Nepal ist genau wie Deutschland eine Bundesrepublik, das aber erst seit 2007/08 (der letzte König, Gyanendra, der 1950/51 bereits im Alter von 3 Jahren mal ganz kurz „an der Macht“ war, lebt noch) und deshalb ist man noch ein bisschen damit am Kämpfen – aber das ist man in Deutschland bis heute, meine ich zur Führerin. Vorher herrschten hier Könige. Der Name Nepal wurde ursprünglich nur für die drei Königreiche im Kathmandutal verwendet, von denen zwei heute auf dem Programm stehen. Die Sakralbauten an beiden Orten sind durch das Erdbeben von 2015 immer noch schwer beschädigt.
Patan (Lalitpur)
Erster Stopp ist in Lalitpur („schöne Stadt“, was ein kreativer Name), früher Patan und buddhistisch geprägt. Wir schauen uns aber zumiest die Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Hauptplatz an. Und die sind hinduistisch.
Der Platz von Patan ist recht voll, denn es findet ein Radrennen statt, in dem dagegen protestiert wird, dass im Hinduismus Frauen während ihrer Periode vier Tage zu Hause bleiben müssen. Fragt mich nicht, wie das mit dem Radrennen zusammenpasst, aber egal.
Wir besuchen den Innenhof des Palastes. Dort findet jährlich im Oktober ein großes 10-tägiges Fest namens Dassai statt, an dessen neuntem Tag auch der hiesige Tempel das einzige Mal im Jahr geöffnet wird. Dann werden hier (mindestens) 108 Tiere geschlachtet (das ergibt sich aus 12 Monaten mal 9 Planeten). Geopfert werden Büffel, Ziegen, Schafe, Hühner und Enten. Sie werden durch Enthauptung mit einem lokalen Khukuri-Messer getötet.
Wir besuchen einen Vihar, das ist ein buddhistisches Gasthaus für Pilger.
Anschließend schauen wir noch kurz im Patan-Museum vorbei.
So viel zu Patan. Es geht weiter nach Bhaktapur. Zumindest wenn derjenige, der vor unserem Auto in zweiter Reihe parkt, weg ist.
Bhaktapur
In dem hinduistisch geprägten Ort Bhaktapur („Stadt der Hingebungsvollen“, früher Khopa) schauen wir uns vier Plätze an. Die Stadt war das Zentrum der Malla-Dynastie, die im 18. Jh. endete.
1. Durbar-Platz
Während in der Mitte des Durbar-Platzes in Bhaktapur überwiegend religiöse Gebäude stehen, findet sich am Rand ein Palast der Malla-Dynstie, der nach seinen 55 Fenstern benannt ist. Er ist auf dem Bild oben nicht zu sehen und befindet sich hinter dem Gebäude am linken Bildrand. Er wurde kürzlich für die Öffentlichkeit wiedereröffnet, kann aber sonnabends nicht besucht werden. Von Fenstern im klassischen Sinne kann keine Rede sein, da statt Glas verziertes Holz zum Einsatz kommt.
Im Hof des Palast mit den 55 Fenstern gibt es einen Hindutempel. Über dem befindet sich ein „Meisterwerk“, verschiedene Gottesbilder aus Stein, die ein großes Bild ergeben. Es wird militärisch bewacht und darf nicht fotografiert werden, damit niemand es kopieren kann.
Mittagspause
Wir bestellen mo:mo:s, nachdem wir sichergestellt haben, dass man mit Karte zahlen kann, da ich kaum noch Bargeld besitze.
Vom Dach der Restaurants kann man das Meisterwerk über dem Eingang zum Hindutempel einfach fotografieren. Wer soll auch in diesem Land damit rechnen, dass jemand mit 300-mm-Objektiv und 43-MP-Kamera vorbeikommt?
Im Restaurant mit Karte zahlen ist übrigens dann doch nicht drin: Kein Strom. Drachenlord lässt grüßen. „Bezahlt doch einfach die Rechnung“, scherze ich. Wir machen erst einmal mit dem Programm weiter und kommen später zum Bezahlen zurück.
2. Taumadhi-Platz
Zentrum des Taumadhi-Platzes ist ein Tempel, der vom lokalen Newari-Volk Nyatapola genannt wird. Das bedeutet in deren Sprache „fünf Dächer/Stockwerke“ und beschreibt seine Besonderheit. Er ist einer der höchsten Hindutempel.
3. Töpferplatz (Pottery Square)
Auf dem Töpferplatz arbeiten noch heute die Newari als Töpfer.
4. Dattatraya-Platz
Der Dattatraya-Platz ist nach dem gleichnamigen Tempel benannt und ist der älteste Platz in Bhaktapur. Dort findet gerade eine Tanzaufführung statt, wohl für einen Verein älterer Frauen, die einen Tagesausflug machen.
So, das reicht jetzt (die Tour ist aber auch regulär hier zu Ende). Meine Speicherkarte ist voll und ich kann mir die ganzen Namen der Götter und die ganzen anderen Fachbegriffe und Eigennamen eh nicht merken. Während das Christentum kaum Fremdwörter kennt, geht der Hinduimus einem tierisch auf den Keks damit. Ich weiß schon, warum ich agnostischer Theist (jemand, der vermutet, es gebe einen Gott, dafür aber keine Beweise anbringen kann) bin: Da muss ich mir exakt gar keinen Namen merken.
Ich werde netterweise zum Flughafen gebracht. Obwohl Sonnabend hier unserem Sonntag entspricht, ist es besonders um den Flughafen herum recht voll auf der Straße (was aber immer so sei, sagt die Führerin). Nepalesen arbeiten von Sonntag bis Freitag, von 10 bis 17 Uhr. Freitags arbeiten sie nur halbtags.
Am Flughafen wird die kleine Schere aus meinem Verbandszeug, die bei Abflug keinen interessiert hat, einkassiert. Im Flughafen gibt es kostenloses WLAN. In der Lobby ist es zeitlich beschränkt, offiziell auf 90 Minuten, ich würde aber eher 2:30 Stunden schätzen. In der Abflughalle gibt es von diesem Zeitlimit unabhängiges WLAN. Dort gibt es auch USB- und Stromanschlüsse sowie Trinkwasserspender. Sie könnten allerdings noch was gegen die Mücken tun.
Beim Boarding ist starkes Gewitter. Da der Tribhuvan-Flughafen (benannt nach einem König) keine Flugsteige kennt und die Fluggäste mit einem Bus aufs Rollfeld gefahren werden, wurde man entsprechend nass, weil es natürlich dauert, bis um die 100 Leute auf einmal ein Flugzeug betreten haben. Da es in Kathmandu eigentlich jeden Abend Gewitter gibt, könnten sie sich dafür mal eine Lösung überlegen.
Ein paar Dinge, die ich noch so los werden wollte, aber bisher in keinen Post gepasst haben:
- Hinflug: Air India kennt kein Duty Free. War wahrscheinlich kein Platz mehr bei 46 kg Freigepäck.
- Überbuchung: Der Flug, der vor meinem vom Gate 43 in Frankfurt ging, nämlich Lufthansa nach Moskau, war überbucht. Die Lufthansa suchte dann über Lautsprecher 3 bis 4 Freiwillige, die für 400 Euro einen Flug am nächsten Tag über Kiew antreten würden. Wer Deutschland betreten durfte, bekam auch eine Hotelübernachtung, Abendessen und Frühstück.
- Seltsamste Erfahrung: Im ersten Hotel kam morgens der Zimmerservice einfach ins Zimmer, um mir zu sagen, dass die Abreise gleich ist. Ich stand nur in Unterhose da, was den Zimmerservice kein Stück interessiert hat. Keine Entschuldigung, nein, es wurde noch eine Diskussion angefangen. Und dabei war ich pünktlich.
- Gehypetes Produkt: Zement. Es gibt hier in Nepal extrem viel Werbung für Zement. In Indien und Nepal gibt es zudem extrem viele Zement-Läden, ähnlich wie es in Australien unglaublich viele Reifen-Läden gab. In Nepal befinden sich auf vielen Autos etliche Logos von Adidas (nicht Abidas ;) ).
- Sprechfehler: Die meisten Nepalesen können /ʃ/ (sch-Laut) und /ʤ/ (dsch-Laut) nicht aussprechen. Das hört sich immer lustig an, macht sie aber schwer zu verstehen.
- Zeitzone: Die Zeitzone von Nepal kann auf meiner Kamera nicht eingestellt werden.
- Toiletten: Was sich nicht primär an Leute aus westlichen Ländern richtet, hat nur die Hocke-Toiletten. Deren Sinn ist mir nicht bekannt, ich könnte aber unendlich viele Nachteile aufzählen, z.B.: Hocken ist für die Knie nicht gut, insbesondere Ältere und fette Leute könnten Probleme bekommen, nicht gut an sich bewegenden Orten da man selbst das Gleichgewicht halten muss, unsauber uvm.
So, und damit war’s das auch schon wieder für diese Serie. Nun weiß ich, wie es ist, mit jungen Leuten aus anglophonen Ländern durch die Dritte Welt zu tingeln. War OK, aber da gab es Besseres (Australien!). Irgendwie fehlte mir ein bisschen der Rote Faden und außer Tag 3 fand ich nichts wirklich gut. Muss ich aber auch nicht. Es ist eine Erfahrung, ich hab was gesehen und bin auch nicht traurig, dass ich demnächst aus der Zielgruppe dieser Reisen falle, in der die meisten Leute lieber Selfies und Bilder für Instagram machen. Hätte ich keine solche Reise gemacht, hätte ich mich aber geärgert. Ob es (auch) an der Sprache lag? Das werde ich im September herausfinden, wenn meine nächste Reise ansteht, die ebenfalls auf Englisch ist.
Zum Thema Englisch: Das ist hier nicht so weit verbreitet, wie man meinen könnte. Wirklich gut Englisch sprechen kann hier praktisch niemand, auch im Tourismussektor nur die Reiseleiter internationaler Organisationen wie eben Intrepid. Als „wirklich gut sprechen“ definiere ich jetzt einfach mal den Europäischen Referenzrahmen C, den Großteil der Menschen selbst im Tourismussektor würde ich allenfalls auf A schätzen, Nepal sogar tendenziell höher als Indien.
Das zeigte sich gut daran, dass die Veganerin der Gruppe, obwohl sie Milchprodukte explizit abbestellt hat, in den meisten Fällen doch welche gekriegt hat. „Milchprodukt“ ist auf Englisch kein Kompositum sondern ein eigenes Wort (“dairy”). Die Leute fragen aber auch nicht nach, wenn sie etwas nicht verstehen.
Jedes Mal einen Aufstand von zu machen mit den Milchprodukten halte ich wie den ganzen Veganismus für ziemlich albern, da er sich nicht primär dadurch auszeichnet, etwas nicht zu essen, sondern dies und die politischen Standpunkte dahinter ständig kundzutun (“virtue signalling”). Ich finde das befremdlich, wenn Leute einerseits übermäßig auf Öko machen und so eine Inge sind – andererseits aber mit einer Einwegkamera fotografieren.
Inge akzeptiert das nicht, sie ist dagegen.
Sie schaut sich gerne Wälder an, am liebsten den mit Regen.
Sie bremst auch für Tiere, und hat Ideale.
Sie macht sich nichts aus Typen, sie rettet lieber Wale.
Ach ja, der Film Systemfehler – Wenn Inge tanzt kommt heute auf RTL II, falls jemand um 22:30 noch nichts vor hat. „Heute“, denn hier in Sib (nahe Maskat) ist schon Sonntag. Für alle Anhänger der „Morgen ist es nach dem Schlafen“-Bewegung: Ich bezweifle, dass ich gleich auf dem Flug nach Frankfurt schlafen werde. Oman Air weiß auch selbst nicht, wie lange er dauern wird: Der mobile Checkin sagt 8:10 Stunden, der Checkin am PC 7:10 und laut Internet ist sogar noch ’ne Stunde weniger realistisch.
Ich fand diese Serie schon etwas lustiger als die vorherige, aber ganz an alte Zeiten konnte sie nicht anknüpfen.
Danke dennoch fürs Lesen. Bis zu nächsten großen Serie im September. Davor wird es aber noch mehr (Meta-)Posts geben.
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