Süd-Afrika II Tag 5: Punda Maria, Pasuri, Beitbridge, Groß-Simbabwe
Wir verabschieden uns aus der Zivilisation.
5 Uhr. Aufstehen. Notiz an mich selber: Nicht kurz vorm Schlafengehen 2 Liter Cola trinken. Zumindest nicht, wenn man schlafen will.
Das Leben schenkt mir zum Geburtstag einen kaputten Reißverschlus bei meiner Reisetasche, die Gruppe ein Happy Birthday, wobei ich glaube, dass sie alle meinen Namen vergessen haben...
Wir packen unsere Zelte und Lunchpäckchen, frühstücken und schon sind wir auf der Straße zum Pasuri-Tor. Unterwegs begegnen wir nochmal einem Leoparden, den ich aber nicht fotografiert bekomme, weil ich heute am ungünstigsten Platz sitze (mittlere Reihe außen).
Die in letzten Jahren rasant zunommene Anzahl an Elefanten hat der Vegetation schwer zugesetzt. Auf riesigen Flächen sind die Bäume von ihnen abgebrochen worden. Das sieht man auf der Strecke zum Pafuri-Tor, wo wir den Park verlassen, sehr gut.
Bevor wir jetzt zum Beitbridge-Grenzübergang kommen, fahren wir noch an einem großen Einkaufszentrum in Musina (südafrikanischer Name) bzw. Messina (simbabwischer Name) ran. Den Großeinkauf, den einige hier durchführen, in den Truck zu laden, ist nicht so ganz einfach.
Auch viele Leute aus Simbabwe kaufen hier ein, da das Land im Boden ist.
Übrigens: Simbabwe hat keine Währung, wenn man von Schuldscheinen absieht. Alle vergangenen Währungen führten zu Hyperinflation, die so schnell war, dass im Alltag mit Werten zwischen 0,01 und 100 Billionen Simbabwedollar zu rechnen war. Dafür erhielt der Finanzminister dden Ig-Nobelpreis in Mathematik. In diesem Juni wurde für den März (mal wieder) eine neue Währung angekündigt und ein paar Tage später alle anderen Währungen verboten.
Ich kann auch nicht verstehen, warum um Mugabe getrauert wird, und finde, dass man an den Union Buildings in Pretoria die Flagge nach Mugabes Tod ruhig besonders hoch hängen sollen. Vielleicht hat es das Ego der Schwarzen gepusht, als Mugabe die weißen Farmbesittzer vertrieben hat, was wegen der entstandenen Hungersnot nicht von langer Dauer gewesen sein dürfte.
Die Ausreise aus Südafrika dauert etwa eine Stunde. Immerhin werden wir nicht wie die Schwarzen von einem Ausreisepunkt zum anderen geschickt.
Beim Überqueren der Grenzbrücke fällt mir ein Geldtransporter eines simbabwischen Unternehmens auf. Ungefähr so nützlch wie die Eier vom Papst.
Die Einreise in Simbabwe geht ebenfalls etwa eine Stunde und kostet 30 US-Dollar (die jetzt wie erwähnt verboten sind).
Anschließend beginnt der Simbabwische Schlaglochslalom über die 250-km-Distanz. Könnte olympisch werden, wenn Simbabwe mal irgendwie Ausrichter sein sollte. Vorteil: Wettkampfstätten sind im ganzen Land bereits ausreichend vorhanden. Ein eigenes System zum Erfassen der Startgebühr ist auch nicht nötig, diese Beleidigung einer Straße ist nämlich mautpflichtig.
Außer Schlaglöchern muss man noch Eseln und Ziegen ausweichen, die hier das Gegenstück zu den indischen Rindern sind. Es sieht hier gar nicht so viel anders als in Indien aus, alles sehr heruntergekommen. Zum Glück bringen wir unsere Unterkunft selbst mit.
Der heutige Campingplatz, auf dem wir übernachten, war einer, den ich zuvor nicht auf Google gefunden habe. Wir campen direkt vorm Eingang zu Groß-Simbabwe, einer historischen Stätte, zu der wir morgen kommen.
Nachdem es an den letzten beiden Tagen keinen Stromanschluss im Camp gab (in Punda Maria konnten wir aber zumindest unsere Akkus in der Gemeinschaftsküche laden), hatten die Guides versprochen, dass es in Sachen Elektrizität ganz anders werde hier. Sie hatten recht: Es gibt überhaupt keinen Strom (was kein Problem wäre, wenn wir nicht erst um halb 19 und damit im Dunkeln angekommen wären). Heißes Wasser auch nicht. Türen zu den Duschen sind auch nur gegen Aufpreis erhältlich. Der Shithole-Country-Faktor steigt.
Vielleicht listet ihn Google auch nicht als Campingplatz, weil man eine mit Kuhfladen zugeschissene Wiese ohne Strom und warmes Wasser nicht als Campingplatz bezeichnen kann?
Zum Abendessen gibt es als Vorspeise südafrikanischen Karottensalat. Man kann ihn sich wie deutschen Apfelkarottensalat vorstellen, bei dem die Äpfel durch Ananas ersetzt wurden. Ein bisschen Zucker nicht vergessen, fertig. Hauptspeise sind Nudeln Clinton-Art (Clinton ist einer unserer Guides). Würde er sie Carbonara nennen, wären die Leute enttäuscht, sagt er, daher nennt er sie so. Im Prinzip ist es Carbonara: Lockennudeln, Sahne, Käsesoße aus dem Tetrapak, gebratener Speck und kleingeschnittene Paprika.
Anschließend feiern wir noch meinen Geburtstag mit einer Schwarzwälder Kirschtorte – stilvoll in Aluschälchen serviert – und die beiden Flitternwochen mit Champagner – ebenso stilvoll aus Alutassen.
Dann kommen die Guides, die uns morgen durch Groß-Simbabwe führen, schon mal kurz vorbei und stauben was von der Schwarzwälder Kirschtorte ab. Außerdem entsteht kurz Alpen-Feeling, als einige Rinder mit Glocken um den Hals vorbeiziehen.
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