Süd-Afrika II Vormittag 7 – Matopos, Matobo, Matopos: Rhinos und Rhodes
Liebes Tagebuch, es ist arschkalt.
Weil es gestern Abend zu windig war und wir kein Feuer machen durften, sind wir bereits um 20 ins Bett gegangen. Außerdem war es da schon nicht so ganz warm mehr, heute Morgen ist es aber nochmals deutlich kälter (ich denke deutlich einstellig) und in der Nacht hat es geregnet. Es wird den ganzen Tag über immer wieder nieseln und nicht ein Sonnenstrahl wird es durch die Wolkendecke schaffen. Während es nachts vermutlich bei meinem Trip in Lesotho (allerdings im tiefsten Winter) kälter war, ist es wegen der fehlenden Sonne heute wohl der Tag mit der niedrigsten Höchsttemperatur aller meiner Reisen.
Ich habe daher vier Lagen an und mir ist trotzdem arschkalt. Insbesondere, als wir mit dem Geländefahrzeug abgeholt werden und erstmal eine halbe Stunde zum Eingang des Matobo-Rhodes-Parks fahren, wo unser heutiges Programm stattfindet.
Rhinos
Ingesamt etwa 25 Breitmaulnashörner gibt es im Matobo-Park.
Breitmaulnashörner werden auch Weiße Nashörner genannt. Das basiert auf einem Missverständnis, weil sich das afrikaanische bzw. englische Wort für „breit“ dem englischen Wort für „weiß“ sehr ähnlich anhör.
Nachdem unser Guide Norman eine Eintrittskarte für uns gekauft hat, was hier rund eine halbe Stunde dauert (obwohl niemand vor ihm ist). Als wir endlich rein dürfen, fahren wir durch die Gegend und sprechen mit Polizisten, die alle paar Kilometer an der Straße stehen und mit Kalaschnikows bewaffnet sind. Von ihnen erhalten wir Tipps. „Das ist wie unsere Rhino-Tour in Norwegen.“, sagt einer von uns, „Es war arschkalt und wir haben keine Rhinoas gesehen.“
Auch die andere Gruppe ist unterwegs und noch ein Truck mit zwei mir slawisch scheinenden Touristen. Als wir die Rhinos dann gefunden haben, steigen wir aus und gehen zu den drei Nashörnern hin:
Das oben abgebildete Nashorn ist erst 3 Jahre alt. Nach 4 Jahren und dann regelmäßig wieder wird das Horn gestutzt, um weniger Anreiz für die Wilderer zu geben. Das Horn kann aber nicht ganz abgeschnitten werden, da dort Nerven sind, bei deren Durchtrennung die Rhinos sterben würden. Das führt aber dazu, dass Wilderer immer noch diesen Rest jagen können. Außerdem wächst das Horn etwa 6 cm pro Jahr nach, sodass die Hörner regelmäßig wieder gestutzt werden müssen. Während sie in Südafrika ein Messer benutzen, benutzen sie hier eine Kettensäge. Letzteres ist für das Tier, das bei vollem Bewusstsein ist aber sich durch die Betäubung nicht bewegen kann, traumatisch. Grund für die Wilderei sind Jemeniten, die aus dem Horn Dolche machen, und Chinesen, die denken, dass sie dadurch genau wie das Nashorn 45 Minuten lang Sex haben könnten. Dabei ist das Horn genau wie unsere Fingernägel. Mein Tipp: Vielleicht sollten Chinesen, die mit ihrer Reisnudel nicht zufrieden sind, einfach mal öfter an ihren Fingernägeln kauen?
Erschreckt man bei Weißen Nashörnern das Junge und seine Mutter, rennt das Junge weg und die Mutter folgt.
Beim Schwarzen Nashorn ist es andersrum.
Das kommt daher, dass das schwarze Nashorn im Dickicht lebt und die Mutter den Weg erst freimachen muss.
Big Five: Check!
Eben mal kurz an meinen Abteilungsleiter: Kann ich meinen Urlaub zurückziehen und wieder nach Hause kommen?
Rhodes’ Grab
Bevor Simbabwe die Unabhängigkeit erlangte, hieß es Rhodesien, benannt nach Cecil John Rhodes. Der liegt im Matobo-Nationalpark begraben auf einem Felsen, den er View of the World nannt. Heute heißt es Worlds View.
Rhodes wollte, dass sein Grab „von einer 80-jährigen Frau besucht werden könne“, im Gegensatz zum Grab eines lokalen Häuptlings. Um dessen in Kuhleder gewickeltes sitzendes Skelett sehen zu dürfen, braucht man die Erlaubnis eines Mediums. Äh sorry, natürlich von den Geistern, die das Medium anruft. (Ist vermutlich ein Ferngespräch und bei der aktuellen Wirtschaftslage nicht ganz billig.)
Neben Rhodes’ gibt es hier auf Worlds View zwei Gräber seiner Vertrauten (Leander Statt Jameson und Charles Patrick John Cochlan) und ein Denkmal für eine Vorhut von 34 Leuten (to brave men), die von Einheimischen getötet wurden, als eine plötzliche Flut sie von ihren Kameraden abschnitt. Inzwischen dürfen dort keine weiteren Gräber angelegt werden.
Bevor wir weiterfahren, gibt unser Guide anders als der Guide der anderen Gruppen noch Heißgetränke und Ingwerkekse aus. Das gibt ihm auch die Chance für eine Biografie von Rhodes in Kürze (gut 30 Minuten).
Nswatugi-Höhlenmalereien
Die Nswatugi-Höhlenmalereien sind vermutlich so 8000 bis 10000 Jahre alt, so genau weiß man das nicht. Die rote Farben enthält Tiergalle und Eier.
Das ganze wirft Fragen auf, unter anderem:
- Was ist das Pferd ohne Streifen? Quagga? Das hat aber eigentlich auch Streifen wie ein Zebra.
- Was sind das für Männer mit der auffälligen Frisur?
- ...und wovor rennen die weg?
- Warum wurde hier in der Nähe ein Mädchen begraben gefunden, obwohl die BUschmänner keine Erdbestattungen durchgegührt haben? (Sie haben tote unter Gras gelegt und die wurden dann irgendwann von Tieren gefressen.)
So, jetzt ist es aber höchste Zeit, zurück zum Camp zu fahren.
9,3°C. Bei unserer Rückkehr kurz nach 14 Uhr und somit wohl die Tageshöchsttempeartur. Das ist das südliche Afrika im Frühling. Normalerweise sollte es 30 Grad wärmer und wir bereits um 13 Uhr wieder hier sein.
„Was macht ein Bauer, wenn ihm kalt ist?“, erzählt Clinton einen südafrikanischen Witz, „Er zieht sich zwei kurze Hosen an.“
Wir gucken rüber zu unserem Guide, der den Tag heute in kurzer Hose durchgeführt hat und der bei uns essen durfte. Er erzählt eine Story:
Im März gab es in Mosambik, Malawi und Simbabwe einen schweren Zyklon, der viele Menschen abdachlos gemacht hat. Mugabe schickte zwei Hubschrauber. Einen für sich und einen für sein Sofa. Um sich die Sache anzusehen.
Die Frau, die heute die deutschsprachige Gruppe geführt hat, hat in Bulawayo (das ist hier in der Nähe) Medikamente gekauft, verpackt und dorthin gebracht. Als sie unserem Führer davon erzählt hat, habe sie geweint, sagt. Das müsse für eine Krankenschwester schon was heißen.
Als ich mich, um dem starken Wind zu entkommen, in unseren Truck setze und mit dem Schreiben dieses Posts beginne, kann ich die Finger kaum bewegen.
Da sicherlich gleich einige duschen möchten, macht einer von uns schon mal das Feuer für das warme Wasser an und suchen weiteres Holz in der Umgebung. Hinterm Tresen der Bar im Gemeinschaftshaus steht eine Bardewanne, aber kein Wasseranschluss.
Das Mittagessen ist fast kalt. Es gibt Kartoffelbrei, Squash (eine hiesige Kürbisvariante) und Salatkomponenten. Besonders beliebt sind aber die Heißgetränke.
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