Nachrichten vor Ort Wegeseitenränder
Bericht von einer weiteren Exkursion des Nabu Kirchlinteln – und noch ein kurzer Exkurs zu Zwischenringen für Makrofotografie
Gestern war wie angekündigt eine kostenlose Führung des Nabu Kirchlinteln. Thema der Führung waren Wegeseitenränder. Kann man interessant finden, muss man nicht. Ich bin auf jeden Fall hingefahren.
Specken
Wir treffen uns in Specken, einem kleinen Ortsteil von Kirchlinteln nahe dem Kernort. Das sind nur eine Handvoll Häuser. Als ich klein war, wurde das erste ‚e‘ auf den Straßenschildern regelmäßig abgekratzt und falschrum wieder aufgeklebt: Spacken. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, Wegeseitenränder.
Blühstreifen, die an Ackenrändern angelegt werden, sind nicht mit Wegeseitenrändern zu verwechseln. Was sind also Wegeseitenränder? Wir haben da einfach mal einen Hund hingelegt, um das zu markieren:
Da es schon Spätsommer ist – das Treffen beginnt um 16:30 und damit anderthalb Stunden früher als die letzte Aktion im Verdener Moor – blühen nicht mehr so viele Planzen. Dieser Blogpost zeigt ausschließlich Blühpflanzen. Die Sonnenblumen oben stehen im Halbschatten und sind vermutlich deshalb größtenteils noch nicht ausgeblüht.
Die Klientel ist sehr disjunkt, ich glaube außer mir war keiner auch im Moor dabei. Neben der Organisatorin Silke Bischof vom Nabu Kirchlinteln referiert vor allem die Biologin Heike Fulmer aus Verden.
Erstes Thema ist der Artenschwund. Ein sehr politisches Thema, bei dem ich nicht ausschließen möchte, dass es unnötig aufgebauscht wird. Bis 2007 mussten bis zu 15 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen natürlich belassen werden. Solche Flächen bieten Tieren Durchgang, sind selbst Lebensraum und bieten nicht übernutzten Boden. Seither wurden die Regelungen aufgeweicht und immer mehr Raps für Bioethanol angebaut.
Übrigens: Die Steckrübe ist keine eigene Pflanzenart sondern eine Unterart von Raps.
Zurück zu den Wegeseitenrändern: Dort wachsen neben Wildarten auch Kulturformen. Das zeigt sich insbesondere am Breitwegerich und Weidegräsern, deren Kulturformen man unter anderem an ihrer Trittfestigkeit erkennt.
Wegeseitenränder werden schon lange auch aktiv vom Menschen genutzt, sie sind also nicht einfach naturbelassene Flächen oder zur Dekoration da. Früher wurden sie regelmäßig für Tiere bis zur Größe von Schafen gemäht und das Holz von Büschen alle 5 bis 6 Jahre verfeuert.
Das Mähen ist eine zentrale Frage bei Wegeseitenrändern, denn es bestimmt maßgeblich die Arten, die dort wachsen. Damit hängt auch die Frage zusammen, ob die Maht abgetragen oder liegengelassen wird. Wird oft gemäht und liegen gelassen, fängt die Maht als Mulch an zu kompostieren und kompostiert kleine Pflanzen gleich mit. Mäht man nicht, verbracht das Gebiet und irgendwann wachsen dort Bäume. Unter ihnen wachsen mangels Licht nur wenige Pflanzen. Die Lösung ist somit, Wegeseitenränder unterschiedlich oft zu mähen. So finden auch Tiere verschiedene Pflanzen vor.
Östlich von Kirchlinteln
Wir bilden Fahrgemeinschaften in den Osten des Kernortes Kirchlinteln.
In der Zwischenzeit tausche ich meinen Standardzoom (mit dem die Bilder bis hier entstanden sind, bis auf den Hund) gegen den Supertelezoom, um deren Bildwirkung bei Blütenfotos zu vergleichen.
Die Biologin findet dort einen Großen Wiesenknopf (Pflanze, die jetzt nicht mehr blüht) und erzählt vom Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling, einem Schmetterling, der sich an das Leben darauf angepasst hat: Er ernährt sich als Raupe von der Pflanze lässt sich irgendwann von einigen Rote-Ameisen-Arten in deren Bau tragen. Sie Raupe immitiert den Geruch des Baus und wird von den Ameisen wie ihre eigene Brut gepflegt, obwohl sie die echten Ameisenlarven fressen. Die Raupe überwintert im Ameisenbau, aber wenn im Frühling der Schmetterling schlüpft, muss er den Ameisenbau sofort verlassen, um nicht gefressen zu werden. Die Natur ist schon ganz schön seltsam.
Vom Landkreis kann man kostenlos Saatgut für Wegeseitenränder beantragen, was jetzt ausgiebig diskutiert wird. Wird das Saatgut von Pflanzen derselben Art an weiter entfernten Orten produziert, wachsen sie und die darauf angewiesenen Tierchen schlechter. Daher sollte das Saatgut von Pflanzen aus der Region kommen.
Am Ende verliert sich die Exkursion, der auch der Vorsitzende der Kreisjägerschaft beiwohnt, in einer Diskussion über die richtige Pflege von Wegeseitenrändern und unverschämte Preise, die Windradbetreiber Landwirten für Grundstücke bieten. Wir bekommen alle jeweils ein kleines Tütchen Samen von der Biologin, das wir aussäen sollen, wo der „Ökoingenieur Maulwurf“ am Werke war (Maulwurfshügel).
Ich erzähle der Biologin noch vom Baumspinat, einem essbaren einjährigen Neophyt, der seit der Erneuerung des Radweges zwischen Kirchlinteln und Weitzmühlen an dessen Rand wächst. An der Brücke über die Reith (Kirchlintler Dialekt für den Gibbach, der über den Gohbach in die Aller fließt) steht ein Exemplar, das seinem Namen alle Ehre macht, alle anderen sind wesentlich kleiner. Die kleineren Pflanzen zeigen dafür deutlich den für die Kulturform Magenta Spreen typischen pinken Staub. Der Pflanzenbestand dürfte einen vernünftigen Winter nicht überleben. Die Biologin kennt ihn nicht und will ihn sich sofort nach Ende der Tour um kurz nach 18 Uhr ansehen.
Mein Internet ist kaputt. Die MTU liegt bei 1040 Bytes, normal wären für Ethernet 1500. Fragmentiert wird auch nicht. Sinnvolle Daten kommen daher nicht durch.
Ich probiere daher einige Zwischenringe an meiner Kamera aus. Zwischenringe führen ähnlich wie eine Nahlinse dazu, dass die einstellbare Entfernung zwischen Bildebene (Bildsensor) und Objekt sinkt. Allerdings ist nur bei meinem Standardzoom die entstehende Vignettierung gerade noch erträglich. Es ergeben sich folgende Werte:
Brennweite \ Zwischenringe | keine | 10 mm | 16 mm | beide (26 mm) |
---|---|---|---|---|
28 mm | 19 cm – >∞ | 17 cm – 24 cm | 16 cm – 20 cm | ≤15 cm – 19 cm |
75 mm | 39 cm – >∞ | 33 cm – 72 cm | 29 cm – 53 cm | 27 cm – 42 cm |
Zum Vergleich: Die Vorderseite des Objektivs ist etwa 15 cm von der Bildebene entfernt. Man kann bei minimalem Fokus, minimaler Brennweite und beiden Zwischenringen die Meersalzkristalle auf dem UV-Filter fokussieren, die sich während der Fahrt von Cabrera nach Mallorca dort abgesetzt haben.
Vielleicht wären einige Blumenfotos in diesem Post mit Zwischenring besser geworden...
Für das Tamron ist übrigens noch anzumerken, dass man Zwischenringe mit elektronischen Kontakten nutzen sollte (oft als Autofokus-Zwischenringe bezeichnet), da nicht mal der manuelle Fokus ohne Verbindung zur Kamera funktioniert.
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