Neuseeland Nachmittag 18: Te Anau – Fantasy oder Horror?
Eine Jetbootsfahrt die ist lustig – und inspiriert zu neuen Ideen für Slasherfilme.
Ich gehe zum Bootsanleger von Te Anau. Dort soll um 13 Uhr eine 3-stündige Seerundfahrt der Te Anau Cruises starten. Die ist aber ausgebucht, ebenso wie die Abfahrt um 17 Uhr. Sind wahrscheinlich noch viel mehr Touristen auf dem Weg nach Milford Sound hier gestrandet. Ich buche stattdessen eine Fahrt mit dem Fiordland Jet (159 NZD). Der startet nicht hier sondern nach einer rund 10-minütigen Busfahrt an einer Stelle am Fluss Waiau außerhalb der Stadt. Die Rückfahrt kann man wahlweise mit dem Bus oder Fahrrad (+40 NZD) absolvieren. Ich nehme das Fahrrad.
Erst mal ist aber Jetboot angesagt. So ein Jetboot ist wie schon erwähnt ein Boot mit sehr wenig Tiefgang. Im Prinzip ein Jetski für 12 Personen. Die Firma FJet bestreitet ihren 3. Sommer und ist in Besitz zweier Familien, die vom DoC als einzige die Erlaubnis haben, hier Jetboot zu fahren. Unsere Fahrerin, ich würde sie auf Anfang 30 schätzen, ist von Anfang an dabei gewesen.
Die Fahrt geht über den Waiau River auf den Lake Manapouri – da wo auch Doubtful-Sound-Gruppe heute morgen drübergefahren ist (siehe anderen Blogpost). Der Waiau River war Drehort von Herr der Ringe. Wie so viele Orte, aber kein Wunder, wenn nur in Neuseeland gedreht wurde.
Als wir den Lake Manapouri erreichen, erzählt uns die Fahrerin etwas über den Manapouri-See – dem zweittiefsten See Neuseelands – und die umliegenden Berge. Der See sollte mal gemeinsam mit dem Waiau-Fluss und dem Te-Anau-See – dem größten Süßwasserspeicher Australasiens – zusammengelegt werden, um den Pegel um 30 Meter anzuheben und Strom zu erzeugen. Das wurde dann aber gestoppt. Ein Wasserkraftwerk (Kavernenkraftwerk) wurde trotzdem gebaut, und könnte trotzdem die Einwohner Aucklands oder der gesamten Südinsel mit Strom versorgen – würde es nicht nahezu ausschließlich zum Schmelzen von Aluminium in der Südküstenstadt Bluff, 160km von hier, verwendet...
Der Mt Luxmore, den man von hier aus sieht, ist Teil des Kepler Track. Der dauert eigentlich drei Tage, man kann ihn aber an einem Tag (14 Stunden) laufen. Wer es in der regulären Zeit machen möchte, kann in Hütten übernachten. Die muss man über ein Jahr im Voraus reservieren, wenn man zwischen 29. Oktober und 30 April läuft). Jede Hütte hat zwei Herbergsväter, die sich wöchentlich abwechseln, und in einem kleineren Haus wohnen. Eine „Berg“-Hütte steht am See:
Die Bilder auf Google zeigen zwar nur wenig vom Innenraum, dafür aber Keas, die sich am Dach zu schaffen machen. Machen sie übrigens öfter und bei manchen Materialien sterben sie davon.
Außer diesen großen Great-Walk-Hütten (22 bis 70 NZD pro Nacht, obige Hütte z.B. 65 NZD; Ausländer zahlen wie in Dritte-Welt-Ländern üblich erheblich mehr, hier 130 NZD) gibt es auch noch kleinere Standard-Hütten (und einige weitere Kategorien), wo immer ohne Reservierung übernachtet wird. Man kauft Tickets für 5 NZD im Voraus und schmeißt sie in eine Box. Eine von diesen, die nur etwa einen Kilomter entfernt, können wir bei unserem kurzen Landgang betrachten:
Ich frage mich immer mehr, wieso Peter Jackson hier einen Fantasy- und keinen Horrorfilm gedreht hat, und sehe schon das Filmplakat vor mir:
Fiordland Killer – Shallow Bay Hut
Motto: Flötenvögel waren Neuseelands größte Gefahr – bis jetzt!
Der Fiordland Killer kommt übrigens mit dem Jetboot und am liebsten ersticht er Leute mit einem Kiwischnabel. Fortsetzungen und das obligatorische Prequel können dann an und in anderen Hütten spielen.
So. Darauf jetzt einen Drink. Das Wasser ist so klar, dass wir einfach einen Becher See-Wasser trinken. Dann geht es zurück.
Der Vorteil eines Jetboots ist, dass man damit einen Spin machen kann, indem man plötzlich wendet. Dann wird man auch ein bisschen nass. Manchmal. Und nur ein bisschen. (Wirklich.) Wir machen nur 9 Spins, was mich etwas enttäuscht. Auf so einem Boot ist man übrigens nicht angeschnallt.
17:40. Ich muss um 19 beim Buchungsbüro sein. Für die Fahrt sind 1,5 bis 2 Stunden empfohlen. Die ganze Sache mit dem Fahrradfahren – was von den 22 Leuten (2 Boote à 11 Teilnehmer) sonst keiner macht – scheint noch etwas unausgereift und ich kann verstehen, warum sie im Internet nur für Abfahrten bis 14 Uhr (nicht wie jetzt 15:30) buchbar ist.
Auf dem Weg liegen auch zwei Anhöhen, sodass ich fürchten muss, dass die Fahrradtour in der kurzen Zeit zu einem ziemlichen Horrorfilm wird. Passt auch von der Länge.
Der Weg führt mich vorbei an heideähnlichen Landschaften zu den Fluttoren (hier nennen sie die offiziell Control Gates), die den Te-Anau-See mit dem Waiau-Fluss verbinden (oder trennen) und den Start des Kepler Track bilden. Da der See Hochwasser hat, sind sie derzeit geöffnet. Laut Anzeige sind das aber nur 60%, aber es geht eh alles Wasser durch, wie man sieht:
Vor den Toren in den See zu springen sei keine gute Idee, warnen Schilder. Daneben weist jeweils ein Schild darauf hin, dass Zuwiderhandlungen zur Nominierung für den Darwin Award führen können. Der wird (übrigens von einer Frau) an Personen vergeben, die (d) in vollem Bewusstsein auf (b) sehr dumme Art und Weise (c) selbst dafür sorgen, dass sie (und (c) keine unbeteiligten Dritten) sich (a) nicht mehr vermehren können – so wie in Darwins Evolutionstheorie. Dies geschah bisher immer durch Tod, aber auch Unfruchtbarkeit wäre möglich.
Von dort fahre ich in die Stadt. Ich komme an einem Strand vorbei, an dem sich ein Pärchen sehr intensiv küsst. Ich muss daran denken, dass ich seit meiner Abendtour durch Wellington weiß, dass nur Menschen und Bonobos sich beim Sex angucken (können), weil wir eine Tierärztin dabei hatten. Jetzt überlege ich, wie wir damals auf dieses bescheuerte Thema gekommen sind...
Wo wir gerade bei Tieren sind: In der Vogelauffangstation, die auf Schildern als Wildlife Park bezeichnet wird, haben sich keine weiteren Vögel eingefunden. Der Kauz ist anders als vorhin wach, aber immer noch nicht aktiv. Allerdings ist eine Plage vorhanden:
Ich fahre zum Restaurant The Fat Duck, wo die anderen gerade ihr Abendessen haben, grüße durchs Fenster und bringe das Fahrrad rechtzeitig um 19 zurück. Die Frau schaut mich komisch an und erklärt mir, dass sie bis 20 offen haben. Sie empfiehlt mir, mit dem Fahrrad gen Norden zu fahren und dort ein Foto vom See zu machen. Auf dem Weg komme ich an wunderbar farbenfrohen Vogelbeerbäumen vorbei. Vogelbeeren sind zwar nicht giftig, ich bin mir bei der Bestimmung nicht sicher und lasse sie lieber alleine. Zwischen den Wochenend- und Ferienhäusern gibt es auch einen Teich, der dicht an dicht mit Kanadagänsen besetzt ist. Zwischen den Häusern gibt es Schafweiden. Auf einer Weide liegt ein Tier. Da Schafe nicht liegen, schaue ich mir das genauer an, als das Tier plötzlich aufsteht:
Nachdem ich das Fahrrad zurückgegeben habe, gehe ich kurz ins Hotel und dann zu den anderen, die inzwischen in die Kneipe The Moose (der Elch) gegangen sind. Die Versammlung löst sich dann allerdings auch so langsam auf.
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