Neuseeland Tag 15: Hokitika, Harihari, Franz Josef/Waiau, Lake Matheson, Fox-Gletscher – Plan D
Eine Hariharige Angelegenheit ... ist doch nur ’ne Fleischwunde.
Wir können ausschlafen. Das ist nach der kurzen Nacht auf dem Hausboot auch dringend nötig.
Erst um 9 Uhr machen wir uns auf den Weg und verlassen Hokitika.
„SH-6 von Franz Josef nach Fox gesperrt“ steht auf einer Anzeigetafel an der Straße. Der Busfahrer bekommt Panik, spricht mit der Reiseleiterin – liest aber dann weiter und kann nach Lesen des Zusatzes „nachts“ aufatmen.
Wir durchfahren den Ort Ross, wo ein 3kg-Goldklumpen gefunden – und zu einem Tafelservice verschmolzen wurde. Hat sich gelohnt.
Vera erzählt aus der heutigen Zeitung: Der erste Coronavirus-Fall eines Neuseeländers ist bekannt geworden, allerdings in Japan auf einem Kreuzfahrtschiff. Auffällig ist aber für diese Jahrzeit die geringe Anzahl an Chinesen, die mit ihren typischen Bussen, die etwa 20 Sitze haben und hier aus mehreren Gründen Reiskocher genannt werden, unterwegs sein müssten. Queenstown, fest in chinesischer Hand und unser Ziel morgen, leidet vermutlich sehr unter dem Fortbleiben der Chinesen.
Wir kommen an der ehemaligen Hütte von Pete Salter vorbei, dem hier bis vor einigen Jahren für seine Roadkill Burger und Possum Pie aus toten oder von ihm erjagten pests die Tür eingerannt wurden. Als die Fuchskusus als Überträger von Rindertuberkulose und SARS identifiziert wurden, konnte nur noch der Restbestand Fleisch verkauft werden. Endgültig Ende war, als das Department of Conservation diverse der eingeführten Tiere mit Natriumfluoracetat-Pellets (1080) zu vergiften begann. Obwohl Hasenartige eine in der Wildnis Plage sind, müssen sie für den menschlichen Verzehr somit jetzt gezüchtet werden. Ganz schön pervers, wenn du eine Plage eigentlich aufessen könntest, es aber nicht geht. Nicht zuletzt deshalb ist 1080 sehr umstritten.
Nächster Halt ist Harihari. Hier kann man einen Nachbau des Flugzeugs von Guy Menzies sehen, der 1931 mit einfachsten Mitteln den ersten Flug von Australien nach Neuseeland geschafft hat – aber eigentlich nicht hier sondern in Blenheim hunderte Kilometer nördlich an der Nordküste der Südinsel landen wollte...
Außerdem gibt es hier ein Infoschild mit halbkreisförmigem Wellblechdach mit einer lichten Höhe von 1,90 Meter über dem Boden.
Warum ich das schreibe? Na ja, wenn man dann die Größe hat wie ich und quer darauf zuläuft, ist das sehr schlecht zu sehen.
Kurz gesagt: Ich schneide mir den Kopf an der rechten Seite einmal quer auf. Kannst du dir nicht ausdenken.
„Ist doch nur ’ne Fleischwunde.“, denke ich mir. Aber die Reiseleiterin und ich werden trotzdem beim Notarzt in Franz Josef abgesetzt, der das mit zwei Stichen nähen muss. Zunächst hatte ich noch überlegt, ob ich im Gespräch mit dem Arzt noch weitere Zitate des Schwarzen Ritters aus Monty Pythons Die Ritter der Kokosnuß unterbringen sollte, was ich dann aber doch lasse. Der Arzt schlägt vor, das obige Schild nach mir zu benennen – und ein paar Zentimeter höher zu setzen.
Der Rest wird vom Busfahrer Murray in der Zeit zum geplanten Rundgang am Franz-Josef-Gletscher gebracht. Der Gletscher wurde 1865 vom deutschen Entdecker Julius von Haast nach dem österreichischen Kaiser Franz Joseph I. benannt wurde, in dessen Auftrag er unterwegs gab. Auch der nahe Ort heißt so, allerdings mit dem Zusatz Waiau. Der Kaiser gab Gemsen und andere Tiere als Dankeschön, die heute eine schädliche Überpopulation bilden.
Als ich beim Notarzt fertig und 115 NZD ärmer bin, laufe ich mit der Reiseleiterin zum Ortszentrum von Franz Josef, da der Notarzt etwas abseits liegt. Die Behandlung ging sehr schnell, da außer mir keiner da war, was wohl auch an den ausbleibenden Chinesen liegen dürfte, sagt Vera.
Als wir das Ortszentrum erreichen, sehen wir unseren Bus gerade wegfahren, der hier getankt hat. Vera ruft den Busfahrer an, der uns zum einige Kilomter außerhalb des Ortes gelegenen Gletscher-Parkplatz bringt, wo er die anderen auch hingebracht hat und ich eine gute Stunde Zeit habe. Der komplette Rundgang würde 90 Minuten dauern, ist aber eh gesperrt (obwohl auf dem Schild „nicht empfohlen“ steht). Also mache ich die beiden nicht gesperrten Wege, Sentinel Rock und Wald-Ende-Weg, die problemlos in der mir zur Verfügung stehenden Zeit zu schaffen sind.
Auf dem Sentinel Rock und vor allem auf dem Rückweg begegnet mir die Gruppe, die mich freudig in Empfang nimmt. Zur Überraschung der Gruppe habe ich auch noch alle Haare auf dem Kopf, denn die Gruppe hatte erwartet, dass mir die Haare an der Stelle abrasiert und das mit Tape zusammengehalten würde.
Anschließend schaue ich mir den Wald-Ende-Weg an.
Im Prinzip habe ich also überhaupt gar nichts verpasst. Oder um beim Schwarzen Ritter zu bleiben: „Der Sieg ist mein!“
Wir fahren wieder ins Ortszentrum von Franz Josef. Eigentlich sollten die Leute, die einen Helikopterrundflug über die Gletscher (Fox und Franz Josef) gebucht haben (immerhin 17, ich aber nicht), den jetzt machen. Aber das Wetter ist zu schlecht. So nutzen wir Franz Josef nur fürs Mittagessen. Ich kaufe mir im Supermarkt für 4,99 NZD einen Hawaii Twist, ein größeres Fladenbrot mit eingedrehten Pizza-Hawaii-Zutaten. Das schmeckt erstaunlich gut.
Wir fahren zum Lake Matheson. Der wäre erst morgen dran gewesen, aber da wir heute keine Flüge haben und die morgen früh erneut probieren wollen, wird der Besuch des Sees vorgezogen.
Der See wurde vor 14.000 Jahren von einem Gletscher hinterlassen. Man kann Mt Cook und Mt Tasman sehen, die sich hier auch spiegeln – allerdings bei gutem Wetter. Bei schlechtem Wetter wie heute sieht man nicht viel. Auch jetzt spiegelt der See schön, es gibt bloß keine Gipfel, die er spiegeln könnte.
Kann man nichts machen.
Im Hotel angekommen koche ich heute mal selber. Wie schon in Tairua und Nelson haben wir hier nämlich eine kleine Küche in jeder Wohneinheit. Kochen ist jetzt vielleicht etwas hoch gegriffen, es sind einfach Nudeln mit Soße, worauf ich den ganzen Tag schon Lust habe. Ein großes Menü ist aber auch aus zwei Gründen nicht drin: Da der Tante-Emma-Laden nebenan – der einzige Laden in Fox-Gletscher – hat nur das Nötigste hat. Und das Gerät, mit dem hier gekocht wird, ist reichlich komisch. Es ist eine leicht eckige Pfanne mit integrierter Heizeinheit, der Thermostat ist separat und wird eingesteckt. Man hat effektiv nur eine Kochplatte.
Immerhin kann ich anschließend mein Geschirr selbst abwaschen, was mich laut Schild an der Spüle jünger, hübscher, cooler, schlauer, lustiger, weit gereist und besser im Bett macht. Wenn es jetzt noch machen würde, das meine Kopfwunde schneller heilt, würde ich wirklich abwaschen...
Nichtsdestotrotz gehe ich mit den anderen ins Restaurant Cook Saddle und esse einen Nachtisch.
Laut Schild im Restaurant und im Supermarkt darf man seit Ende Januar das Wasser hier nicht mehr unabgekocht trinken, weil durch die Überschwemmungen die Sicherheit des Wassers nicht garantiert werden kann.
Danach geht etwa die Hälfte der Gruppe trotz anhaltenden Nieselregens zum lokalen Langhornmückenwald Minnehaha Walk. Es ist noch nicht sehr dunkel und mit der Geduld der meisten auch nicht sehr weit her, daher sind wir am Ende zu viert.
Es gibt hier bei weitem nicht so viele Langhornmückenlarven wie in Hokitika auf einem sehr viel längeren Weg, dafür aber keine Absperrungen, sodass man auch Nahaufnahmen machen kann:
Menschen, die zu dumm zum Fotografieren der Viecher sind, gibt es natürlich auch hier. Es sind zwar deutlich weniger Menschen hier, aber gestört haben sie mich genau so oft wie in Hokitika.
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