Kriti (Kreta) Tag 4: Bootstour und Kultur

Heute begegne ich auf einer Bootstour einem der gefährlichsten Tiere Europas – und danach gibt’s sogar noch ein bisschen Kultur

geschrieben von Janni Freitag, 24. Juli 2020 um 22:27 Uhr

Heute geht es zur Insel Dia. Sie ist der Legende nach nach einer Eidechse benannt, die Kreta anzugreifen drohte und von Zeus versteinert wurde. Das soll ihre Gestalt erklären.

Dia
Dia (Bild von der Rückfahrt)

Die Bootstour mit der Quiet Women hat 10 Plätze, davon ist heute einer durch mich und 6 durch eine britische Familie belegt. Seit kurzem dürfen die nämlich auch wieder nach Griechenland einreisen. Anders als beim letzten Ausflug nimmt man das hier sogar recht ernst mit COVID-19. Zumindest zwei der Crewmitglieder tragen eine Maske und bevor man an Bord darf, wird Fieber gemessen. 30,2. Ähm. OK. Nochmal. 36,2. Passt, ich darf an Bord.

Kapelle auf Dia
Kapelle auf Dia

Wir ankern in einer Bucht von Dia. Hier gibt es einen kleinen Strand – übrigens der einzige Abschnitt der Küste, die nicht übersät mit Seeigeln ist –, man kann zur Kapelle hochlaufen und es gibt eine aufgegebene Wirtschaft. Das Geschäft wurde nämlich verboten.

Zunächst werden meine Fotos nichts. Der Grund: Scheibe is vorne beschlagen. Hatte ich noch nie. Liegt vielleicht daran, dass ich auch noch nie in so kurzen Abständen das Unterwassergehäuse genutzt habe. Ich kriege es dann einigermaßen hin:

Bart-Feuerborstenwurm (Feuerwurm)
Bart-Feuerborstenwurm oder Feuerwurm (Hermodice nigrolineata, der Trivialname wird aber auch für die erst kürzlich davon getrennte Karibikpopulation Hermodice carunculata verwendet)
Plattfisch (Steinbutt?)
Steinbutt(?)
Petermännchen
(Mittelmeer-?)Petermännchen – Wie ich erst später lese, eines der gefährlichsten Tiere Europas, das inzwischen auch an der Nord- und Ostsee vorkommt.

Dann gibt es Mittagessen an Deck. Vorspeise: Griechischer Salat, d.i. Gurke, Tomate, Zwiebeln, Feta, Oregano, ordentlich Olivenöl und ganz unten in der Schale ist eine Art Zwieback, aber nicht süß.

Ein Kollege ruft an, weil er eine Frage hat. Ich helfe ihm und sage ihm, dass ich auf Kreta bin. Er ist erst überrascht und empfiehlt mir Knossos und die Hippie-Höhle von Matala. Ersteres ist machbar, letztere liegt aber an der Südküste, die im am verbliebenen Nachmittag aber nicht mehr erreichen und zurückkehren kann.

Nach dem Essen versuche ich, zur Kapelle zu schwimmen, finde aber in deren Nähe keine Stelle zum Verlassen des Meeres, die nicht voller Seeigel ist. Vermutlich muss man vom kleinen Strand aus dorthin laufen.

Dann geht es auch schon wieder zurück nach Iraklion. Auf der Tour gibt es Softdrinks lokaler Marken, allerdings nur die üblichen Arten (Cola, Zitronen- und Orangenlimo). Ich frage Marina aus der dreiköpfigen Crew nach griechischen Softdrink-Arten. Es gibt welche mit Bananen- und mit Kirschgeschmack, sagt sie.

Knossos

So, und jetzt – ganz am Ende – dann doch noch etwas Kultur.

Sinnlose und gar nicht mal so witzige Anekdote:

Das erinnert mich ein wenig an ein Seminar an der Uni. Da hatten wir am Anfang des Semesters die Aufgabe, die Bedeutung von Lehrer-Tätigkeiten zu ordnen. „Kommunikation mit Eltern“ kam ziemlich weit nach unten. „Darüber werden wir am Ende des Semesters auch noch sprechen“, sagte die Dozentin. „Aber erst am Ende des Semesters“, meine ich und der gesamte Stuhlkreis kriegt einen Lachflash – bis auf die Dozentin.

Ob das wirklich stattgefunden hat, weiß ich nicht. Nachdem irgendwer in der Prüfungsordnung eine Lücke gefunden hat, dass das Seminar auf Wunsch nicht bewertet werden braucht, sind wir nur noch selten hingegangen. Das einzig wichtige, was ich im Seminar erfahren habe, war eine Info von einer Kommilitonin. Nämlich dass ich mich bereits drei Monate zuvor für mein erstes Schulpraktikum hätte anmelden müssen (das entspricht einer Vorlaufzeit von 10 Monaten). Die Uni hat mich dann für die fünf Wochen irgendwo in die ostfriesische Provinz gesteckt.

Zu dem Zeitpunkt wusste ich nicht, dass man ohnehin in einem der zwei Praktika in die Provinz und im anderen in eine Stadt geschickt wird. Ich habe es meinen Eltern dennoch bis heute nicht erzählt, warum sie mir für fünf Wochen eine Ferienwohnung mieten mussten.

Knossos ist eine archäologische Stätte, wobei vor allem die Rekonstruktionen des Palastes von Knossos bekannt sind.

Normalerweise kann man nicht einfach so nach Knossos gehen, sondern muss für eine Karte anstehen. Man kann die Karten auch im Internet kaufen. Dabei muss man ein Zeitfenster von 2 Stunden auswählen – dieses ist jedoch ausdrücklich unverbindlich. Aber in Zeiten von Corona geht es wie gesagt auch ganz flott am Ticketschalter – obwohl nur einer besetzt und die Anzahl der Besucher begrenzt ist. Der Eintritt kostet 15 Euro.

Südportal von Knossos
So leer wie während COVID-19 wird man Knossos wohl nie wieder erleben, hier der Südeingang mit dem so genannten Prozessions-Fresko (HDR-Bild) an der Rückseite des Südlichen Hauses
„Thronsaal“ von Knossos
Der Zugang zum Thronsaal darf wegen Corona nur eine Familie oder Person zur Zeit betreten, von wo aus man Fotos wie dieses machen kann. An diese Regel wird sich aber – sagen wir mal – „begrenzt“ gehalten.
Nordportal von Knossos
„Nordeingang“, Knossos (HDR-Bild)

Highlight von Knossos scheinen weniger die Ruinen als vielmehr ein Blauer Pfau zu sein.

Wieder draußen vor Knossos kaufe ich in einem der Souvenirladen Postkarten und Briefmarken. Ich beschreibe sie im Auto, weiß aber nicht, wo ich einen Postkasten finde. Als ich mit dem Auto losfahre, fällt mir auf, dass einer direkt neben dem Laden steht, wo ich die Postkarten gekauft habe.

Mitnahmementalität

Ich schaue auf Google, was es noch so an Sehenswürdigkeiten gibt.

Venetianisches Aquädukt von Spilia
Venetianisches Aquädukt von Spilia

In der Nähe soll es auch noch Höhlen geben. Google möchte mich aber über Wege schicken, die nicht so aussehen, als ob man da mit dem Auto langfahren sollte. Ich lasse mir daher den Weg zu einem griechischen Discounter zeigen, aber selbst dieser Weg führt mich über eine einspurige Strecke quer durch ein Weinanbaugebiet. Zum Glück kommt mir nur ein Motorroller entgegen, der gerade so an mir vorbeikommt.

Tatsächlich finde ich die genannten Softdrinks in dem Laden. Beide Sorten als kretisches Produkt in kleinen Plastikflaschen (die Kirschlimo schmeckt leicht zimtig, was ich komisch finde), und die Sauerkirsch-Limo auch als Dose der Marke Green Cola (gefällt mir gut).

Ich bringe noch kurz die Postkarten zum besagten Postkasten und dann mein Auto zurück zur Autovermietung (Autocandia). Das winzige Grundstück der Autovermietung ist sehr eng, weshalb ich mich nicht traue, das Auto selbst einzuparken und es mitten auf die Einfahrt stelle (der Vermieter hat es auch schon für mich ausgeparkt).

Fliegen in Zeiten von Corona – Teil 2

Der Flughafen ist direkt auf der anderen Straßenseite. Ich lade noch schnell den Blogpost vom ersten Tag hoch (Freitag – diese Serie ist wegen des schlechten Internets im Hotel und weil ich mich entspannen möchte, durchweg verzögert) und dann beginnt auch schon das Boarding. Eurowings, mit denen ich heute fliege, hat es eilig: Bereits eine Minute vor der offiziellen Startzeit des Boardings ist bereits der Letzte Aufruf.

Der Airbus A320-200 D-AEWF ist ziemlich leer, ich würde eine Belegung von etwa einem Drittel schätzen. Nur eine Familie hat sich in die Pseudo-Business-Klasse (eher Economy Plus) in die erste Reihe gesetzt. Ich sitze in der ersten Reihe dahinter (14), setze mich aber in die Reihe davor (12, aus Aberglaube fehlt die 13), weil dort ein Notausgang ist und ich weiß, dass da eh jemand sitzen muss. Einige weitere Passagiere dürfen in den forderen Teil umziehen, was alles nicht protokolliert wird. Man müsse aber auch auf die Gewichtsverteilung achten, meint die Flugbegleiterin. Ich muss mich zurückhalten, dass ich sie nicht frage, warum sie nicht einfach ihre deutlich pummelige Kollegin nach hinten setzen.

Eurowings bietet Wasser mit und ohne Spurdel, Cola, Kaffee, Tee für je 3 Euro. Weißwein, Rotwein und Bier haben sie auch. Diverse Snacks kosten 2 bis 3 Euro. Wer es passend hat, kann bar bezahlen, sonst per Karte.

Vorne auf Toilette gehen scheint auch hier nicht drin zu sein, ansonsten ist der Flug mit Eurowings aber viel näher an der Normalität als der mit Condor. Es gibt sogar kostenlos WLAN, ich finde auch nichts zu Begrenzungen. Maskenpflicht ist natürlich trotzdem. Ich habe das Gefühl, dass man dadurch nicht so schnell dehydriert wie sonst auf einem Flug.

In Hamburg sind wir über 20 Minuten zu früh. Mit uns landen übrigens laut Flightradar24 zwei A320 (D-AEWV und D-AEWG) von Eurowings, die beide mit derselben Flugnummer aus Palma gekommen sind. Da scheint es wohl ganz gut zu laufen (oder es war ein Fehler und D-AEWV flog gar nicht).


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