Slowenien Tag 7: Flitsch/Bovec, Gafers/Koper, Pirian/Piran – Über Umwege an die Küste

Ist das noch Studiosus oder kann man das schon Young Line nennen?

geschrieben von Janni Freitag, 20. August 2021 um 23:05 Uhr

Die meisten von uns haben heute Zipline gebucht. Ich nicht, muss mich von gestern erholen und „genieße“ noch einmal das Hotel, in stetiger Angst, dass das alte Telefon auf meinem Zimmer klingelt, die 50er dran sind und ihr Hotel zurückwollen, das zudem noch den Charme und Komfort einer Jugendherberge aus den 60ern versprüht. Die Betten sind der Horror, zum Glück hatte ich die Bettdecke vom anderen Bett zum Unterlegen. Gestern hat jemand eines der beiden Pärchen gefragt: „Hattet ihr auch getrennte Betten?“ Damit hatte der Fragende nicht wissen wollen, ob sie ein Doppelbett hatten (dass das nicht der Fall war, war ja klar) – sondern ob sie wenigstens kein Stockbett hatten. Ich schweife ab.

Die Abholung zur Zipline funktioniert so: Um 8:40 muss Marko vorm Hotel aufkreuzen, um die Leute 800 Meter zum Bovec Rafting Team zu fahren. Von dort aus fährt das Bovec Rafting Team die Leute 700 Meter zur Firma, die das veranstaltet. Diese befindet sich direkt neben unserem Hotel. Von dort aus werden die Teilnehmer dann von deren Mitarbeitern zum Zipline-Park gebracht.

Anschließend darf der Marko dann bis 11:00 11:30 12:00 im Bus warten und Däumchen drehen. Die 11 Uhr waren ursprünglich angekündigt, entsprechend gestaltet sich meine nachgeholte Erkundungstour nach dem spätestmöglichen Checkout um 10 durch Bovec sehr kurz. Hätte ich gewusst, dass es erst um 12 losgeht, hätte ich noch zu einem nahen Wasserfall laufen können.

Organisatorisch ist diese Reise ein Reinfall. Und ganz ehrlich, das ist ’ne Young Line, da hätte man die 800 Meter auch nicht mit dem Bus fahren müssen. Aber die Reise wirkt in vielen Belangen, als hätte sie jemand lieblos von Studiosus auf MPR Young Line umgebogen. Immerhin dürfen die Teilnehmer nach Rückkehr direkt vom Zipline-Anbieter zum Hotel laufen.

Ach so, ein Bild von Bovec. Da war ja was...

Blick über Bovec
Blick über Bovec

Robert und/oder Marko verpennen irgendwie die Raststätte. Robert gibt Marko die Schuld – der spricht kein Deutsch und kann sich nicht wehren. Wir halten daher zum Mittag um 15:00 Uhr in Koper, wenige Kilometer vor unserem Ziel.

Hatte ich schon erwähnt, dass die Reise organisatorisch ein Reinfall ist?

KiK, Takko, Jysk („Dänisches Bettenlager“), Tedi, Lidl, dm, McDonald’s – unser Halt könnte von den dortigen Geschäften auch problemlos irgendwo in Deutschland sein. Ich besuche dm und Lidl. Alle Eigenmarken von dm sowie viele bei Lidl haben deutsche Verpackungen, über die ein slownisches Etikett drübergeklebt wurde. Bei dm kaufe ich mir ein Röhrchen Nahrungsergänzungmittel. Kostet bei uns 39 Cent, hier 89.

Nach 40 Minuten Mittagspause fahren wir weiter zu unserem Hotel, das irgendwo zwischen Piran und Portorož (dt. Rosenhafen) liegt. Gleich, nachdem wir losgefahren sind, sehen wir das Meer. Freude kommt auf.

Die letzten gut 100 Meter darf der Bus nicht zum Hotel in Piran (genauer gesagt: Fiesa) vorfahren. Das Hotel (Barbara – so heißt das Hotel) schickt einen Kleinbus, der die Koffer abholt. Finde ich etwas übertrieben. Hatte ich schon erwähnt, dass die Reise wie eine lieblos auf junge Leute umgebogene Studiosus-Reise wirkt? Ja? Viele Teilnehmer haben für diese einfache Woche aber auch anscheinend mehr Sachen mitgenommen, als man (=ich) realistisch auf einer zigtägigen Weltreise brauchen würde.

Wegweiser vorm Barbara Beach Hotel in Fiesa
Gepäckshuttle? So ein Quatsch, denn im Hotel Barbara liegt doch alles so nah!

Ich mache nach der Ankunft Piran unsicher. Der Name des Städtchens auf der Landzunge leitet sich wahrscheinlich von griechisch pyros „Feuer“ ab (gemeint ist Signalfeuer, im Sinne eines modernen Leuchtturms).

Altstadt von Piran mit Tartiniplatz
Altstadt von Piran mit Tartiniplatz

Am 15. Juni 2021 hat Slowenien die Corona-Pandemie (das zweite Mal) für beendet erklärt, verkündet das Land stolz auf seiner offiziellen Tourimusseite, „slovenia.info“. Und so sieht das hier auch aus – alles voller Leute. Slowenien hat keine Sandstrände – ja noch nicht mal welche mit Kies. Das hier sind Kieselsteine bis normale Steine. In Piran gibt es hingegen gar keine Strände, nur Küste. Die Leute legen ihre Handtücher auf den steinernen Küstenpromenadenweg und schlafen da dann. Man muss aufpassen, nicht über die rumliegenden Leute zu stolpern oder auf sie drauf zu treten.

Tartiniplatz von Piran mit Turm der St.-Georg-Kathedrale
Tartiniplatz von Piran mit Turm (genauer: Campanile) der St.-Georg-Kathedrale

Auf dem Weg zum Abendessen laufen wir nahezu dieselbe Route, die ich vorher zufällig genommen habe, erneut mit Robert ab, bevor er uns am Marktplatz ins Abendessen entlässt. Ich schließe mich der Gruppe an, die ins Restaurant Pavel (1) geht. Anschließend machen wir noch einen kleinen Rundgang durch Piran bei Nacht.

Vieles hier zielt auf Italiener ab, während wir beim Wandern gestern praktisch ausschließlich Deutschsprachige gesehen haben. Selbst auf meiner Tour nach Aachen habe ich nicht so viele verschiedene deutsche Zulassungsstellen auf Kennzeichen gesehen (oder zumindest wahrgenommen). Gefühlt war ganz Deutschland in den slowenischen Alpen im Urlaub.


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