Griechisches Festland Tag 4: Tolo, Lygourio, Mykines, Nafplio, Tolo – Zurück in die Antike

Okay, und um das Jahr 1700 reisen wir auch noch.

geschrieben von Janni Freitag, 15. Oktober 2021 um 22:02 Uhr

In der Nacht, so gegen halb 2, gab es ein schweres Gewitter. Der Strom fiel aus und der Generator auf dem Parkplatz schien angesprungen zu sein, mit einer gewissen Zeit dazwischen ohne Strom und Maschinenlärm danach.

Epidauros

Auch heute soll das Wetter scheiße sein. Kann man nicht anders sagen. Als wir in Tolo los fahren, sieht es gut aus, und auch, als wir in Lygourio am historischen Epidauros ankommen, sieht es eigentlich gut aus. Als wir jedoch den Bus verlassen wollen, regnet es. Wir warten einige Minuten. Tatsächlich bleibt es unseren Besuch über komplett trocken. Manchmal schaut sogar die Sonne raus.

Theater von Epidauros
Theater von Epidauros [Sigma 20mm F1,4 Art @ F8, 1/250 s (EV−0,7), ISO 100]

Das Theater wurden Dramen und Komödien aufgeführt. Auch heute noch von Juli bis September, aber in Neugriechisch. Wenn damals dem Publikum die Vorstellung nicht gefiel, wurde Obst und Gemüse auf die Künstler geworfen.

Was Reiseleiter typischerweise im Theater machen, ist in der Mitte eine Münze fallen zu lassen. Bei uns sogar drei: 1 Euro, 2 Euro und 50 Cent. Sie klingen alle unterschiedlich. Man kann es auch bis nach ganz oben hören. Ich unterziehe das Theater anschließend einem ultimativen Test: Udo Jürgens. Ich singe beide Strophen und den Refrain von Griechischer Wein. Obst und Gemüse wird keins geworfen, teils gibt es Beifall und im Bus noch Lob von der Reiseleiterin. Dort unten etwas zu singen, hat auch für den Sänger eine einzigartige Akustik.

Katze liegt im Theater von Epidauros
„Katzentheater“ (sinnloses, aber technisch interessantes Bild) [Sigma 20mm F1,4 Art @ F1,4, 1/5000 s (EV−0,7), ISO 100]

Im Reiseführer ist das Bild vom Theater mit „Drei von 12.000 möglichen: Zuschauer im antiken Theater von Epidauros“ untertitelt. 12.000 Zuschauer bei Corona? Klingt riskant.

Aber Epidauros ist eigentlich eine antike Kultstätte für den Gott Asklepios und diente als eine Art Krankenanstalt mit angeschlossenem Katagogion (eine Art Hotel). Für eine große Spende und einen Hahn als Opfer konnte man sich hier einweisen lassen. Zuerst begann eine Fastenzeit mit Gymnastik und Wassertherapie. Es wurden aber auch medizinisches Werkzeug hier gefunden.

Medizinische Werkzeuge im Museum
Medizinische Werkzeuge im Museum [Sigma 20mm F1,4 Art @ F1,4, 1/80 s (EV−0,3), ISO 100]

Es gibt keine Überlieferungen, dass hier je jemand gestorben ist. Angesichts der medizischen Möglichkeiten ist das eine steile These – so steil wie die Ränge, von denen demnach auch keiner der vermutlich nicht selten angetrunkenen Gäste gefallen sein darf. Nicht nur sterben durfte niemand in Epidauros – es durfte auch niemand geboren werden. Als doch mal ein Kind geboren wurde, wurde einfach definiert, dass es mit 5 Jahren zur Welt gekommen sei.

Aber in Tansania sind auch nur 21 Leute an Corona gestorben und das Land ist – dank Gottes Hilfe – seit dem 7. Mai 2020 Corona-frei. Tags zuvor waren jedoch noch Tests positiv ausgefallen, unter anderem von einer Papaya und einer Ziege. Präsident John Magufuli starb am 17. März 2021 an einer unbekannten Krankheit. Die Regierung versicherte, es sei kein Corona gewesen.

Dann ist ja alles gut – könnte man meinen. Allerdings sind seit Ende Juli wieder Test positiv ausgefallen, Ende September 22.000 an einem Tag.

Mykene

Weiter nächster Halt ist Mykene. Jetzt finde ich endlich mal heraus, welche Hurensöhne mich als 10-jähriger im Computerspiel Pharao ständig angegriffen haben!

Die historische Ausgrabungsstätte Mykene besteht im Prinzip aus zwei Teilen. Von denen ist eine nicht mal eine Ausgrabung, da hier nur bedingt etwas ausgegraben wurde. Das „Schatzhaus des Atreus“ (oder nach dessen Sohn „Grab von Agamemnon“) war nämlich nie komplett verschüttet und die ganze Zeit zugänglich. Das Mitte des 13. Jahrhunderts vor Christus gebaute Schatzhaus wurde daher bereits vor der wissenschaftlichen Wiederentdeckung geplündert und z.B. als Unterstand für Vieh genutzt.

„Schatzhaus des Atreus“ (oder „Grab des Agamemnon“)
„Schatzhaus des Atreus“ (oder „Grab des Agamemnon“) – der Stein über der Tür wird auf 120 Tonnen geschätzt [Sigma 20mm F1,4 Art @ F8, 1/400 s, ISO 100, HDR Auto]

Endgültig freigelegt wurde sie von Heinrich Schliemann 1874, der es benannte. Wegen der Plünderungen kann man das nicht genau sagen, man berief sich auf einen Bericht von Pausanias. Vermutlich sind die hier begrabenen Könige Mykenes älter. Aus dem Grund wird der Name offiziell immer in Anführungszeichen gesetzt.

Die gleiche Vewirrung gibt es um das Grab der Klytaimnestra, das ich kurz darauf im Hauptbereich von Mykene besuche. Es ist benannt nach Agamemnons Gattin, die hier wahrscheinlich ebenfalls nicht begraben wurde.

Kuppel der „Schatzkammer des Atreus“ (oder des „Grabs des Agamemnon“)
Kuppel [Sigma 20mm F1,4 Art @ F1,4, 1/30 s, ISO 400]

Neben dem großen Raum gibt es einen Nebenraum mit einer Grundfläche von 6×6 Metern und einer Höhe von 5,80 Metern, der aber nicht betreten werden soll und daher nur vom Eingang fotografiert werden kann (ein lichtstarkes Objektiv vorausgesetzt). Dessen Fehlen beim Grab der Klytaimnestra ist der für mich bedeutendste Unterschied zwischen den beiden, die Kuppel des Grabes der Klytaimnestra ist jedoch gut einen Meter kleiner, die Höhe jedoch gleich. Letzteres wurde 1808 entdeckt, die sterblichen Überreste jedoch von seinem Plünderer Veli Pascha angeblich weggeworfen.

Gut, dann können wir auch eigentlich gleich beim Hauptbereich von Mykene bleiben, der Akropolis. Der Besuch erfolgt mit demselben Ticket, das man deshalb aufgewahren sollte.

Akropolis von Mykene, gesehen vom Schatzhaus des Atreus
Akropolis von Mykene, gesehen vom Schatzhaus des Atreus [Tamron 28–75mm F2,8 Di III RXD @ 75mm F7,1, 1/640 s (EV−0,7), ISO 100]
Akropolis von Mykene
Akropolis von Mykene [Tamron 28–75mm F2,8 Di III RXD @ 30mm F7,1, 1/640 s (EV−0,7), ISO 100]

Eingang zu Mykene ist das Löwentor aus dem 13. Jahrhundert vor Christus. Könnten auch Greifenköpfe auf Löwenkörper sein. So genau ist das nicht zu erkennen. Dies könnte ein Bezug zu den Minoern auf Kreta sein.

Grabrund A in Mykene
Gräberrund A – königliche Nekropole [Sigma 20mm F1,4 Art @ F8, 1/320 s, ISO 100, HDR Auto]

Irgendwie finde ich die Akropolis von Mykene aber nicht wirklich spannend. Man hat einen Ausblick auf die Argolis-Ebene.

Nafplio

Als wir wieder losfahren, fährt der Bus in unter einem Meter Abstand an einer Katze vorbei, die auf Parkplatz liegt. Später auf dem Weg liegt ein Hund mitten auf der Straße. Hund und Katze sind offenbar die griechische Antwort auf Rinder, die in Indien überall auf der Straße rumliegen.

Nafplion besuchen wir für ein Mittagessen (um 15 Uhr...) und eine kleine Stadtführung, von der bei mir nicht so viel hängen bleibt, außer dass es die ehemalige Hauptstadt Griechenlands war und dass der erste Regierungschef Griechenlands, Ioannis Kapodistrias, hier nach dem Kirchenbesuch 1831 erschossen wurde.

Nach der Stadtführung dürfen wir auf die venezianische Festung Palamidi hinauf, die 1711 bis 1714 gebaut – und nur ein Jahr später von den Türken überrannt wurde. *clap clap*

Ich schließe mich den knapp 10 Leuten an, die die etwa 200 Höhenmeter hochlaufen. Angeblich sollen es 999 Stufen sein, tatsächlich wohl etwa 100 bis 150 weniger. Und kommt es eher wie 300 vor, wobei wir vor dem Tickethäuschen wieder umkehren. Auch eine Hauptstraße führt zum Eingang auf der Landseite.

Blick von der Palamidi-Festung auf die Altstadt von Nafplio
Blick von der Palamidi-Festung runter auf Nafplios Altstadt – die kleine Insel Bourtzi (über da Türkische mit dem Arabischen Burdsch verwandt, den wir aus Begriffen wie Burdsch al-Arab in Dubai kennen) ist knapp 20 Jahre älter als Palamidi und wurde und wird verschiedentlich genutzt; der hässliche Betonklotz links ist das ehemalige Xenia-Hotel [Sigma 20mm F1,4 Art @ F5, 1/100 s, ISO 100, HDR Auto]

Die verbrauchten Kalorien kommen bei einem Eis wieder rein. Dann geht’s zurück zum Hotel, das wir gegen 18:25 erreichen.

Den ausgefallenen Schwimmstopp holen einige im Meer vorm Hotel nach.

Restaurant in Tolo
Tolo, Restaurant gegenüber unserem Hotel, dem Dolfin [Sigma 20mm F1,4 Art @ F1,4, 1/30 s (EV−1), ISO 400, HDR Auto]

Kommentare

Es gibt noch keine Kommentare zu dieser News.

Kommentar schreiben

Gib eine Zahl zwischen achthundertzweiunddreißig und achthundertsiebenundsechzig ein:
(in Ziffern)