Sardinien Tag 6 – Cala Gonone, Silanus, Bosa, Alghero: Kultur statt nur Natur
Zu viel Natur? Jetzt gibt’s Kultur!
Noch einmal Zeit fürs Frühstück. Noch einmal die Hotelkatze mit dem Fettrand des Rotschinkens füttern, damit sie aufhört, sich an seltsamen Stellen zu lecken (wir nennen es „Katzenyoga“).
Es ist zwar immer so um die 30 Grad, aber trotzdem ist morgen das Ende der Saison im Nuraghe Arvu Resort und es schließt. Auf jeden Fall erklärt das, warum die Reise nicht nochmal stattfindet dieses Jahr.
Das Hotel war schön, wir werden es vermissen.
Wir fahren einmal in Ost-West-Richtung über die Insel. Birgit erzählt was über die Geschichte, die meisten schlafen. Die Poolparty (genaue: die Am-Pool-Party) ging für einige dann doch etwas länger.
Nuraghe e Chiesa di Santa Sabina
Wir besuchen unterwegs einen Komplex aus einer Kapelle der Heiligen Sabina und einer Nuraghe. Zuerst zur Kapelle. Beziehungsweise davor noch zu einer Diskussion über Mohrköpfe. Die Flagge Sardiniens zeigt das Georgskreuz („Flagge von England“, die die Medien uns auch mit der Hand von Ulster darüber bei Sportwettkämpfen als die nicht vorhandene Flagge von Nordirland verkaufen möchten). In den vier Felden ist jeweils ein Mohrenkopf mit Stirnband zu sehen. Die Flagge Korsikas entspricht einem Spiegelverkehrten der vier Felder (ohne das rote Kreuz).
„Mohr“ (sowie die Volksbezeichnung „Maure“) nimmt Bezug auf den Heiligen Mauritius aus Theben in Ägypten, der meist als Schwarzer dargestellt wird. Der Legende nach habe der römische Kaiser Maximian Mauritius’ 6.600 Mann starke Legion gegen Christen einsetzen wollen. Die Legion bestand aber zum Großteil selbst aus Christen und weigerte sich deshalb. Kaiser Maximian befahl die Hinrichtung der Legion und alle Mitglieder starben widerstandslos als Märtyrer. Aus dem Grund wurde Mauritius heilig gesprochen.
Heutzutage wird die Bezeichnung „Mohr“ und die entsprechende Gemeine Figur in Wappen überwiegend abgelehnt, obwohl es sich um einen ehrenwerten Hintergrund handelt. – „Das Empörium schlägt zurück.“
Sardische Separatisten verwenden eine Abwandlung der Flagge, bei der der Mohr statt eines Stirnbandes eine Augenbinde trägt – solange man unter der Herrschaft Roms stehe, sei Sardinien blind.
Jetzt aber zur Kapelle. Die ist im römischen Stil erbaut, was sich in Rundbögen und wenig bzw. kleinen Fenstern zeigt.
Man hat hier lieber viele statt große Gotteshäuser. Und obwohl die Region gläubig wirkt, gibt es 200 bis 300 heinische Feste pro Jahr, oft örtlich begrenzt.
Anschließend steigen wir auf die Nuraghe, die zwischen 1.200 und 1.000 v.Chr. erbaut wurde. Sie ist 8,4 Meter hoch und der Durchmesser verjüngt sich von unten 12,4 auf oben 8 Meter. „Der TÜV hätte das wohl nicht abgenommen“, mutmaßen einige. „Na ja, bei dem, was sie in Brasilien abgenommen haben, dürfte das klappen“, meine ich in Bezug auf die Staudammkatastrophe in Brasilien, „Bestechungsgelder vorausgesetzt.“
Insgesamt hat man über 7.000 Stück von diesen Türmen gefunden, es dürfte aber einst viel mehr gegeben haben. Neben diesen Türmen gibt es noch die Sarazenentürme, die die Spanier hier errichtet haben – zum Schutz vor den Sarazenen.
Bosa
Nächster Halt ist Bosa, wo wir einen Spaziergang durch die Gassen des ehemaligen Gerberstädtchens machen. Die Festung oben auf Berg ist wegen Umbau geschlossen, als Ersatz gibt es einen Löffelbiskuit von Birgit.
An einem Haus finden wir einen Verweis auf DDT und zwei Datumsangaben – an den beiden Tagen im Jahr 1957 und 1958 wurde hier versucht, Malaria mit der Chemikalie DDT zu vertreiben. Die Aktion hatte Erfolg, ob wegen DDT oder nicht, weiß man nicht.
Die Häuser hier in Bosa sind alle nur wenige Meter breit, aber vier Stockwerke hoch. „Man denkt, die bestehen nur aus Treppe“, beschreibt das einer aus der Gruppe sehr passend.
Alghero
Nach dem Checkin und dem Einkaufen im Supermarkt gegenüber machen wir einen Stadtrundgang mit Birgit. Die erste halbe Stunde besteht nur daraus, das Meer langzulaufen. Früchte des Neptun-Seegrases sind angespült worden. Sie sehen aus wie plattgedrückte Kiwifrüchte und stinken manchmal nach Ammoniak.
Neben dem obigen Turm befindet sich das Gior, ein Restaurant, das uns Birgit empfohlen hat. Wir gehen hin und fragen nach einem Tisch für 25 Leute. Der Kellner kriegt einen Lachflash, schafft es aber dennoch, uns alle unterzubekommen. Das Essen ist gut. Ein besonderes Merkmal ist Pizza aus schwarzem Teig.
Dieser Beitrag ist im Badezimmer entstanden, weil es im Hotel Rina in Alghero nur dort eine Steckdose gibt, die Eurostecker aufnimmt. Beim letzten Hotel gab es bereits in vielen Apartments keine solchen Steckdosen mehr in der Nähe des Bettes, aber wenigstens anderswo im Raum. Im Badezimmer hier in Alghero befindet sich das Klo auf einem Podest, wie ein echter Thron.
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