Kanaren II Tag 7: Hermigua, Agulo, San Sebastián de La Gomera, Santa Cruz de La Palma – Auf der Suche nach meinen Steuergeldern (Teil 3)
Zuerst Lost Places, dann Natur im Garajonay-Nationalpark. Und ganz am Ende gibt’s sogar gutes Wetter – wow!
Tourismus ist wie Feuer.
Du kannst damit dein Essen kochen oder dein Haus abbrennen.
— K. Balendra, ehemaliger Tourismusminister von Sri Lanka
Hermigua
Wir haben noch einige Tipps bekommen, wo wir in Hermigua Verschwendung von Steuermitteln sehen können: Zwei aufgegebene Strandrestaurants und eine Schwimmbad-Ruine. Letztes Jahr wurde auf letzterem laut einem Schild eine Solaranlage im Wert von 238.886,72 Euro installiert, damit La Gomera zu 100% nachhaltig wird. Als wir den Ort nach Süden verlassen, stellt Jannik fest, dass gar keine Solarzellen auf dem Dach sind, aber die gesamte Südseite des Gebäudes mit einem Graffito offenbar von einem Künstler namens AIEOU versehen wurde, das Spermien zeigt, die in Richtung Eurozeichen schwimmen. Auf am Eingang wurde mit einem kleineren Graffito Korruption namentlich angeprangert.
Von einem höher gelegenen Ort stellen wir fest, dass sie die auf der Nordseite des Dachs montiert haben. Sehr gut.
Anschließend besuchen wir zwei aufgegebene Strandrestaurants.
Agulo
Auf unserme Weg kommen wir noch einmal an Agulo vorbei. Zeit, es sich bei Tag anzusehen.
Mirador de Abrante
Dann kommen wir zum Endgegner für Jannik und seine Höhenangst: Mirador de Abrante. Das ist ein Skywalk. Könnte man jetzt erklären, aber ein Bild zeigt es deutlich besser:
Zwei Mädels und ein Typ aus Tschechien sind da. Auf den roten Pullis der Mädels steht Code in der Sprache SQL, der offenbar ausdrücken soll, dass deren Firma Datenbankentwickler braucht.
SELECT * FROM user WHERE skill LIKE '%can speak SQL%'
Ich weise darauf hin, dass der Code suggeriert, dass die Datenbank, in der er ausgeführt wird, bereits die erste Normalform (1NF) nach Codd verletzt, da die Spalte skill
offenbar mehr als eine Information enthält und deshalb per Teilübereinstimmung durchsucht werden muss. Die Information bezieht sich somit nur indirekt auf den Schlüssel der Tabelle, da sie nicht atomar ist. Die Mädels sind aber lediglich von der Personalabteilung und selbst keine Datenbankentwickler. Der Typ, der mit ihnen reist, fragt mich noch nach ein paar Tipps, wie er die Mädels am besten fotografieren soll.
Andere Entwickler mit den Normalformen nerven schaffe ich auch gut zu Hause in der Firma. Immer getreut dem Credo:
Der Schlüssel, (1NF)
der ganze Schlüssel (2NF)
und nichts als der Schlüssel. (3NF)
So wahr mir Codd helfe!
Juego de Bolas
Das Besucherzentrum des Garajonay-Nationalparks heißt Juego de Bolas („Ballspiel“ – den Hintergrund des Namens konnte man mir nicht erklären). Der Eintritt ist frei. Es gibt einen kleinen botanischen Garten mit Nutzplanzen, Informationen zu den Ureinwohnern („Haus der Erinnerungen“) und zum großen Waldbrand von August 2012. Zudem gibt es einen Souvenirladen und eine Bäckerei, die kanarische Mürbeplätzchen in neun verschiedenen Sorten sowie Spritzgebäck backt. Entsprechend riecht es auf dem gesamten Gelände.
Als wir gerade aus der Ausstellung zu den Ureinwohnern gehen, kommt ein Touristenbus an. Die zig Touristen rauschen in das winzige Gebäude, das wegen Corona laut einem Schild von maximal 8 Personen gleichzeitig besucht werden darf. „Treffen der Selbsthilfegruppe der Menschen, die nicht bis acht zählen können?“, frage ich Jannik.
Presa de Meriga
Presa de Meriga ist ein kleiner Stausee im Wald. Dort genießen wir die Ruhe und schauen den Gebirgsstelzen (Vögeln) zu.
La Laguna Grande
Wir fahren einmal mitten durch den Nationalpark. Angesichts der Tatsache, dass wir ein Cabrio haben, mache ich über Bluetooth Verdammt ich hab’ nix von Matthias Reim an. Das war vor 15 Jahren, als er Pleite war, ein Werbesong samt Musikvideo für die Autovermietung Sixt. Jannik meint, man höre den Schmerz, so einen Schwachsinn zu singen, in jeder Zeile.
Ich fahre auf der Straße günstig ohne Dach
Ich hab das immer schon gern gemacht
Den Fahrtwind ... im Gesicht
La Laguna Grande ist ein Erholungsgebiet, das sich vor allem als Waldspielplatz darstellt. Neben drei hölzernen Eseln, von denen ich einen natürlich sofort in Beschlag nehme, gibt es auch die zwei Figuren Gara und Jonay.
Der Legende aus vorspanischer Zeit nach liebten sich der Bauernjunge Jonay von Teneriffa und die Prinzessin Gara von La Gomera, doch als sie heiraten wollten, brach der Teide aus und La Gomera begann zu glühen. Da sie offenbar nicht zusammen sein sollten, nehmen sich die beiden im Hochland von La Gomera gemeinsam das Leben.
Alto de Garajonay
Der höchste Berg auf La Gomera heißt ganz langweilig Alto de Garajonay („Höchster des Garajonay“, 1487 Meter). Die Wandwerung hin und zurück vom Parkplatz dauert zusammen knapp eine Stunde. Das machen wir. Wegen des starken Nebels am letzten Tag auf El Hierro hatten wir dessen höchsten Berg ausgelassen. Der ganz einfach mit dem Auto zu befahrene Gipfel trägt den Namen Pico de Malpaso („unzugänglicher Gipfel“) und ist 1501 Meter hoch.
Während unseres Weges nach oben zieht sich der Himmel immer weiter zu, sodass wir ganz oben auch nicht mehr als Nebel sehen. Toll.
Immerhin haben wir so die interessante Flora gesehen: Was aussieht wie abgestorbene Sträucher, die von Löwenzahn parasitiert werden, sind in Wirklichtkeit der Habitus einer einzelnen Pflanzen aus der Gattung der Gänsedisteln. Die Gattung enthält unter anderem eine Art mit dem Namen „Löwenzahnbaum“, der hier aber nicht vorkommt. Die Gattung der Gänsedisteln ist mit der Gattung, zu der die bekannte Pusteblume gehört, eng verwandt.
El Cedro
El Cedro ist bekannt für einen Wasserstollen Túnel del Cedro, also einen Tunnel. Er ist 1,70 Meter hoch, 550 Meter lang und führt nach El Rejo. Da er derzeit Wasser führt, können wir da nicht durch.
GM-2 nach San Sebastián de La Gomera
Auf der Strecke von El Cedro nach San Sebastián de La Gomera gibt es mehrere Aussichtspunkte. Der erste, Mirador de los Roques biete beispielsweise einen Blick auf den Roque de Agando. Da oben ist aber noch alles in Nebel und Wolken gehüllt. Erst weiter unter wird das Wetter besser:
Eigentlich sind wir die südliche Route gefahren, weil wir noch einen Lost Place ansehen wollten, aber den verpassen wir, auch weil wir uns den Namen nicht gemerkt haben. Auf Google Maps war aber auch nichts entlang der Straße, was das hätte sein könnten.
San Sebastián de La Gomera
Jannik setzt sich ins Terminalgebäude. Ich schaue mir die Stadt an.
Im Prinzip gibt es zwei Sehenswürdigkeiten in San Sebastián. Eine davon ist die Kirche Igleasia Nuestra Señora de la Asunsión., die aber von außen wenig hübsch und von innen gerade durch einen bevorstehenden Gottesdienst gefüllt ist, sowie der Torre del Conde, der inmitten des Stadtparks steht. Er ist ein gut erhaltener Turm aus dem 15. Jahrhundert. Betreten kann man ihn nicht, aber fotografieren natürlich schon.
Die Fähre nach La Palma legt eine halbe Stunde zu spät in La Gomera ab und erreicht La Palma erst 75 Minuten später als geplant, nämlich erst um viertel vor 0. Check-In ist in dem Hotel eigentlich nur bis 21. Für uns wurde eine Ausnahme gemacht. Dass die arme Frau am Empfang jetzt noch länger auf uns warten musste, tut mir schon irgendwie leid.
45 Minuten längere Fahrt sind besonders deshalb blöd, weil mir übel ist. Immerhin kann man den Außenbereich betreten. Das oberste Deck ist schon ziemlich heruntergekommen.
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