Istanbul II In die Stadt
Und zum Abschluss nochmal Touristanbul! Diesmal durch Balat.
Überpünktlich losgekommen, zu spät landen. Das kann nicht nur Air Serbia, Turkish Airlines kann es auch! In der Vergangenheit war das eher vorgekommen, wenn die Route mit einem 333 geflogen wurde, der 359 hingegen war sonst viel schneller. Wahrscheinlich hatten wir Gegenwind, denn wir hatten auch ganz gut Turbulenzen. Bei der TK wird das immer durchgesagt mit sehr langen, voraufgezeichneten Texten. Andere Fluggesellschaften gehen stattdessen durch die Kabine und wecken Passagiere, die nicht erkennbar angeschnallt sind.
Egal. Also erstmal wieder in die Türkei einreisen. Dazu wieder Passkontrolle und wieder durch den Duty Free (Tipp: hinter der Passkontrolle gibt es links vorm Eingang zum Duty Free kostenlos Trinkwasser zum Abfüllen) weiter zur (für mich nicht nötigen) Gepäckausgabe und dann raus zum Schalter. Immerhin weiß ich diesmal schon, wo er ist, nämlich rechts rum und dann ganz am Ende. Trotz Verspätung komme ich gegen 7 Uhr am Touristanbul-Schalter an und kann dort meine Bibel-Tour sichern. Warum Bibel-Tour? Nach 11 Stunden im Flieger will ich wenigstens ein bisschen Bewegung bekommen, statt 3,5 Stunden im Bus zu sitzen (davon jeweils 1 Stunde Fahrt nach/von Istanbul (griechisch is tou poli, zu dt. „in die Stadt“), also effektiv 1,5 Stunden in der Stadt), um rund 20(!) Sehenswürdigkeiten gezeigt zu bekommen, was also vermutlich heißt, einfach daran vorbeizufahren.
Die Bibel-Tour ist sogar noch eine halbe Stunde länger und wir sind nur zu sechst (die Mindestteilnehmerzahl für Touristenabul ist 1). Sie ist recht neu und wurde erst vor einem Monat eingeführt. Die Touren haben intern andere Nummern als auf der Website, wo die derzeit angebotenen Touren nach Startzeit durchnummeriert werden. Die Bibel-Tour heißt T25, die zeitgleich startende Sightseeing-Tour heißt T22 und die abendliche Bosporus-Rundfahrt vom letzten Mal heißt T24. Die beiden größeren Rundgänge, für die ich leider keine Zeit habe, heißen T01 und T02. Diese Nummer und der Ablauf stehen auf einer Karte, die man bekommt. Dazu bekommt man oft noch ein Band, mit dem man sich die Karte um den Hals hängt. Beides kann man behalten.
Wir fahren pünktlich um 8 los zur bulgarischen St.-Stefan-Kirche, unserem ersten Halt in Balat, wo wir dank erneut etwas Stau gegen kurz nach 9 ankommen. Es ist auch der einzige Halt, denn die Tour geht ab hier zu Fuß.
Nachdem bei meinem Abflug in Kapstadt die Wetter-Online-App noch 80% Regenwahrscheinlichkeit vorhersagte, steht dort jetzt strahlender Sonnenschein für die Dauer der Tour. Tatsächlich ist es wechselnd bewölkt.
Es gab mal 25% Christen in Istanbul. Nach dem Bevölkerungstauschen zwischen der Türkei und Griechenland ging es auf weniger als 5% runter, heute sind es noch ein halbes Prozent.
Als erstes besuchen wir die St.-Stefan-Kirche. Sie ist 1898 gebaut worden, nachdem eine von Stefan Boridi (die Namensgleichheit ist Zufall) privat gegründete Kirche in einem Holzhaus abgebrannt war. Brände waren in Istanbul häufig die Folge von Erdbeben. Vor der Kirche steht eine Büste von Bogoridi.
Bei der Kirche gibt es eine Katze. Die gehöre zur Kirche, meint der Führer, und sei immer hier. Man kann sie streicheln, aber sie interessiert sich sehr für unsere Führer, der eine Katzenallergie hat. „Die Wissen das und gehen immer zu diesen Leuten“, meint er. Als ich mich hinknie, kommt die Katze zu mir. Sie interessiert sich aber vor allem für die Bänder, die von meinem Kamera-Tragegurt herabhängen.
Die St.-Stefan-Kirche ist eine so genannte Eiserne Kirche. Das heißt, sie besteht aus vorgefertigten Gusseisenteilen, wodurch man schnell neue Gebiete mit Kirchen erschließen konnte. Außerdem funktioniert dieses Prinzip auch auf dem eher weichen Boden an diesem Standort. Die Kirche wiegt 500 Tonnen.
(Ein Foto von innen folgt weiter unten.)
In einem Hof mit einem Café können wir uns umsehen. Auffällig sind die bunten Holzhütten, Regenschirme und die Topflappenbäume. Wir können uns hier kurz umsehen.
Dann geht es weiter. In Balat sind viele Häuser verlassen und verfallen so langsam, da es hohe Anforderungen an den Denkmalschutz gibt, der ihre Renovierung im Stile von damals vorschreibt. Das ist nicht nur teuer, sondern man muss auch erstmal Handwerker – vor allem Zimmerleute, da die Häuser zu großen Teilen aus Holz bestehen – finden, die das können.
Auf unserem Weg liegt die Kirche von St. Maria der Mongolen aus dem Jahr 1264. Sie ist die einzige Kirche, die von den Osmanen nicht zu einer Moschee umgewidmet wurden. In einem der Kriege der Osmanen hielten sich hier die Griechen versteckt und es gab erbitterte Kämpfe, die mit einem Pyrrhus-Sieg der Türken endeten, weshalb die Kirche von den Türken als „blutige Kirche“ bezeichnet wird. Dass sie komplett rot ist, spielt bei der Benennung keine Rolle.
Wir gehen vorbei an der griechisch-orthodoxen Schule. Sie ist eine Privatschule mit nur 60 eingeschriebenen Schülern zwischen 12 und 17 oder 18 Jahren.
Eines der beiden Pärchen ist abhanden gekommen. Der Führer sucht es in den umliegenden Straßen. Einige aus der Gruppe haben aber gehört, dass sie die Tour verlassen wollen. Wir kaufen daher einen Kaffee in einem Café, das Kreditkarten akzeptiert. Für einen Euro bekomme ich jetzt 10× so viele Lira wie bei meinem Türkei-Urlaub vor zehn Jahren.
Auch das andere Pärchen verlässt danach die Tour, aber wie es sich gehört mit dem zugehörigen Formular. Das also meinte der Führer bei meiner ersten Tour mit „Verlusten“. Den letzten Programmpunkt machen die verbliebenen zwei Teilnehmer, eine slowakische Studentin für Internationale Angelegenheiten und ich, dann mit dem Führer allein. Sie scheint anders als ich religiös zu sein.
Unser letzter Besuch ist bei der griechischen Georgskathedrale. Der Namensgeber stammt sogar aus der Türkei, nämlich aus Kayseri. Vorher müssen wir dort durch eine Sicherheitskontrolle, ähnlich wie am Flughafen (in der Türkei findet am Eingang zu Flughäfen eine Vor-Sicherheitskontrolle statt, da darf man auch noch Getränke mitnehmen). Es erweist sich als hilfreich, dass ich die griechische Schrift lesen kann, da einige Reliquien nicht dort stehen, wie der Führer denkt.
Die Kathedrale sieht vorne wie ein ganz normales Haus aus. Als wir nach dem Besuch noch auf Toilette gehen, sehen wir die Kathedrale von hinten. Da sieht sie aus wie eine ganz normale griechisch-orthodoxe Kirche, die nicht getüncht ist. Da die Steine und der Mörtel (oder so) deutlich sichtbar sind, ist das Gebäude in Erdfarben gehalten.
Wir haben noch Zeit, nochmal in die St.-Stefan-Kirche-Kirche zu gehen. Die Sonne steht jetzt höher und scheint durch die bunten Fenster. Die Fenster haben keine richtigen Fensterbilder sondern vergleichsweise einfache Muster in aus rot, blau und gelb (siehe auf dem folgenden Bild hinten rechts und links der Bildmitte).
Dann geht es zurück zum Flughafen. Wie auch der Führer der ersten Touristanbul bleibt auch dieser hier und fährt nicht zum Flughafen zurück. Wir geben ihm etwas Trinkgeld. Die andere Teilnehmerin gibt es ihm 2 Euro, ich möchte gerne mehr als 5 aber weniger als 10 geben. Ihr nehme die 2 Euro, gebe einen 10-Euro-Schein und kläre sie auf: Wenn man Trinkgeld gibt, sollte man beachten, dass Leute Münzen in Fremdwährung nicht wechseln lassen können. Wusste ich auch nicht, bis mich in Marokko jemand aufgeklärt hat. Tut euch am besten mit anderen Leuten zusammen, die ebenfalls eure Währung haben, und gebt einen Geldschein.
In Hamburg setzen wir sehr hart auf. Ich würde das für die schlechteste Landung halten, die ich bisher hatte. Gefolgt vom Hinflug Mallorca II und Kanaren II. Mein Koffer kommt wieder ziemlich weit am Ende – in vor anderthalb Wochen in Gqeberha war er sogar der letzte.
Dann ab nach Hause. Verdammt ist das kalt.
In Hamburg sagt man ‚Brrr‘, beim Vor-die-Türe-Geh’n.
In Hamburg sagt man ‚Brrr‘, beim An-der-Alster-Steh’n.
Und so heißt es dann das erste Mal nach über 3 Wochen wieder Maske tragen. Was hab ich es vermisst – nicht!
So, das war’s mit dieser Reise. Es folgt eine voraussichtlich insgesamt 23-teilige Blogserie in 4 Gruppen, die erst später öffentlich einsehbar wird.
Kommentare
Es gibt noch keine Kommentare zu dieser News.