Südafrika III Tag 23: Kapstadt, Canal Cruise, Harbour Cruise, Tafelberg, Kapstadt – Ganz tief, ganz hoch und noch höher

Erst aufs Wasser, dann auf den Tafelberg

geschrieben von Janni Sonnabend, Silvester 2022 um 19:49 Uhr

Um kurz nach halb 5 wache ich auf. Passt, ich wollte eh gegen 4:45 die Blaue Stunde fotografieren. Tatsächlich passt meine Schätzung sehr gut, denn um genau die Zeit mache ich dieses Bild:

Strand St in Kapstadt morgens in der Blauen Stunde im Mondschein, hinten links der Signal Hill
Strand St in Kapstadt morgens in der Blauen Stunde im Mondschein, hinten links der Signal Hill

Leider fällt mir erst später auf, dass der Fensterrahmen oder die Laibung sichtbar ist. Das kann man ja zum GLück abschneiden


Nach dem Checkout bestelle ich mir einen Uber und fahre damit zur Waterfront. Da die Hop-On-Hop-Off-Busse von City Sightseeing (mit zwei Ausnahmen abends) ausschließlich im Uhrzeigersinn fahren, ist es ziemlich blöd für alle, die die bei den Tickets oft enthaltenen Bootsfahrten machen wollen und in der Innenstadt abgestiegen sind, da sie die komplette Tour fahren müssten. Oder halt mit Uber. Oder 2 bis 3 Kilometer zu Fuß.

Es ist zwanzig vor 9, ein Heißgetränk ist drin und dann ab zum Anleger. Die Kanalrundfahrt ist ein ganz normales Transportmittel mit 4 Haltestellen und kann an einem Tag beliebig oft genutzt werden. Wie auch in den Bussen kann man Kopfhörer einstöpseln und bekommt dann was erzählt. Die Sprache kann man wählen. Es gibt 13 Sprachen und einen englischen Kommentar für Kinder.

Kanal an der V&A Waterfront
Kanal an der V&A Waterfront

Und so fährt dann der Pöbel – zunächst ich allein auf dem Boot – an lauter unbezahlbaren Apartments vorbei, von denen die kleinsten 10 Millionen Rand (also gut eine halbe Million Euro) kosten.

Kronenscharbe
Kronenscharbe

Der Kanal ist 3 Meter tief und die speziell dafür angefertigten Brücken sind beweglich, damit Yachten hindurchpassen. Geschlossen haben sie eine Lichte von 2 Metern. Als die Rundfahrt neu eingerichtet wurde, passte die ausgebuchte Jungfernfahrt durch, aber die Rückfahrt ohne Fahrgäste blieb stecken. Dann musste das Dach abgesägt werden.

Identitätskrise: Eine Kronenscharbe und sitzt inmitten von Hartlaubmöwen
Identitätskrise: Eine Kronenscharbe und sitzt inmitten von Hartlaubmöwen

Der Kanal ist mit Meerwasser gefüllt. Es wird durch Pumpen alle 3 Tage komplett ausgetauscht. Die Lage von Kapstadt begründet sich übrigens dadurch, dass es hier einmal durch den Tafelberg viel Süßwasser gab. Inzwischen kennt man Kapstadt vor allem durch seinen Wassermangel im Sommer.

Neben den Kanalrundfahrten findet auch Wassersport statt, derzeit vor allem SUP.


Tafelberg hat immer noch zu. Zu windig. Dann kann ich ja, wo ich schon mal hier bin, noch die Hafenrundfahrt durch das Victoriabecken machen, die auf meinem Busticket inklusive ist. Sie wird damit beworben, dass man Robben sehen kann. Aber die liegen bereits am Anleger auf einer speziell dafür angelegten Plattform herum. Die Plattform ist nur etwa anderthalb Meter vom Anleger entfernt. Ein Schild am Eingang zum Anleger warnt zudem vor Ottern (Kapotter – der lebt aber in ganz Afrika südlich der Sahara), aber ich sehe keine Otter.

Südafrikanischer Seebär
Südafrikanischer Seebär

Nachdem man eine Fahrerin für das Boot gefunden hat, geht es los.

Einzige Klappbrücke der südlichen Hemisphäre im V&A-Waterfront-Hafen in Kapstadt
Einzige Klappbrücke der südlichen Hemisphäre (hat offenbar keinen Namen)
V&A-Waterfront-Hafen in Kapstadt. Robben-Island-Museum rechts, dahinter der Uhrturm von 1882
V&A-Waterfront-Hafen. Rechts das Robben-Island-Museum, dahinter der 1882 errichtete rote Uhrenturm, das älteste Gebäude des Hafens.
V&A-Waterfront-Hafen in Kapstadt: Zeitz-Museum links
V&A-Waterfront-Hafen. Der Kornspeicher links war früher das zweithöchste Gebäude Afrikas (nach den Pyramiden von Giseh) und ist heute das Zeitz-Museum, das sich als einziges ausschließlich afrikanischer Kunst widmet
Mondfisch im V&A-Waterfront-Hafen in Kapstadt
Mondfisch
Südafrikanischer Seebär schläft in einem großen Reifen im V&A-Waterfront-Hafen in Kapstadt
„I’m feeling tired“
Schimmender Kran „Nkunzi“ im V&A-Waterfront-Hafen in Kapstadt
Diesen schwimmende Kran, dessen einheimischer Name Nkunzi übersetzt „Bulle“ lautet, braucht nur 4 Leute Besatzung und kann für 3000 ZAR pro Stunde gemietet werden – das erscheint mir sehr günstig
Restaurant Quay Four im V&A-Waterfront-Hafen in Kapstadt
Das Quay Four ist das Restaurant mit dem höchsten Bierkonsum in Afrika. 1995 wurde mit 19.000 Litern ein Rekord aufgestellt – Grund war der Sieg Südafrikas im Rugby-Worldcup.
Südafrikanischer Seebär springt im V&A-Waterfront-Hafen in Kapstadt wie ein Delfin aus dem Wasser
Identitätskrise: Dieser Seebär wäre wohl lieber ein Delfin geworden
Netzleger SAS Somerset im V&A-Waterfront-Hafen in Kapstadt
Die SAS Somerset der letzte Netzleger (ein Schiff, um U-Boote mit Netzen aufzuhalten) der Welt, 1941 gebaut

Oh, der Tafelberg hat seit kurzem geöffnet. Dann mal schnell hin, bevor sich das herumspricht!

Im Bus noch die Kommentare anhören: „Ein Besuch von Robben Island ist sehr beliebt. Buchen Sie rechtzeitig!“ – Okay... Ich hab gestern meine Fahrkarte zwar 10 Minuten vorm planmäßigen Boarding (40 Minuten vor der offiziellen Startzeit) gekauft, aber gut.

Eigentlich soll man die Fahrkarten ohne Anstehen im Bus kaufen können, aber das ist wohl nicht der Fall. Da zu viele Leute an dem kleinen Container anstehen, kaufe ich sie dann online. Man kann sich mit seinem Google-Konto anmelden, was überhaupt nichts bringt. Man muss trotzdem alles ausfüllen und ein Konto anlegen. Genau so kompliziert wie bei Robben Island. In den Bussen in Malta hat man einfach irgendwo die Kreditkarte drauf gehalten und zack hatte man ein Ticket.

Seilbahn auf den Tafelberg
Seilbahn auf den Tafelberg – im Tal gibt es zwei Halteplätze, auf dem Berg aber nur eine – interessant

Die Seilbahn wurde 1929 eröffnet, aber die erste Million Fahrgäste hatte man erst nach 29 Jahren zusammen. Heute fahren pro Jahr 800.000 Leute damit.

Blick von der Seilbahn runter auf Kapstadt, links der Signal Hill
Blick von der Seilbahn runter auf Kapstadt, links der Signal Hill

Es ist wenige Minuten nach 12. Ich frage, ob ich noch beim geführten Rundgang mitmachen kann, der zu jeder vollen Stunde zwischen 10 und 15 starten soll. Der ist aber gar nicht gestartet, der nächste geht um 13. Also schaue ich mich alleine um.

Die Südafrikaner benutzen übrigens überwiegend die 24-Stunden-Uhr, wenn sie Zeiten aufschreiben. Das zusammen mit der englischen Sprache finde ich etwas irritierend, da die ja sonst meist mit der 12-Stunden-Uhr genutzt wird, und weiß nicht, ob man 13:30 auch anders sagen kann als „half past one“. Wobei ich mich bei meinem Blog auf Deutsch auch nicht an die Standardsprache halte. Im Internet finde ich keine klare Antwort, im konkreten fall würde man 13 30 als zwei Zahlen sagen, zur vollen Stunde würde 13 Uhr wohl auch gehen.

Vor einem Monat ist hier zwei Tage lang ein Feuer durchgefegt. Es wurde mit Heli gelöscht. Eigentlich brauchen die Protea einmal alle zehn, fünfzehn Jahre einen ordentlichen Waldbrand. Deshalb wird in anderen Regionen auch kontrolliertes Feuer gelegt. Aber in einem Unesco-Naturerbe dürfen sie das nicht. Die Protea vermehren sich dann nur langsam, erklärt mir der Guide auf der Tour um 13.

Tafelberg von Kapstadt nach einem Waldbrand
Tafelberg von Kapstadt nach einem Waldbrand
Watsonia tabularis auf dem Tafelberg in Kapstadt
Watsonia tabularis auf dem Tafelberg in Kapstadt – klar, sie heißt ja nicht umsonst so
Schluchten am Tafelberg in Kapstadt
Wer nicht mit der Seilbahn auf den Tafelberg von Kapstadt kommt, der kommt halt zu Fuß durch Schluchten wie diese hoch
Kleinschuppiger Scheingürtelschweif (Pseudocordylus microlepidotus) in einer Spalte auf dem Tafelberg von Kapstadt
Kleinschuppiger Scheingürtelschweif (Pseudocordylus microlepidotus) in einer Spalte auf dem Tafelberg von Kapstadt
Auf dem Tafelberg von Kapstadt ein Blick über den Wolken in Richtung Kap
Auf dem Tafelberg von Kapstadt ein Blick über den Wolken in Richtung Kap, zu sehen sind die Woodhead- und Hely-Hutchinson-Wasserauffangbecken (1897 errichtet)
Weg auf dem Tafelberg von Kapstadt
Weg durch den unverbrannten Teil des Tafelbergs von Kapstadt

Dann beginnt die Führung. Bis auf die Story zum Waldbrand erfahre ich nicht viel Interessantes. Irgendwann verliere ich die Gruppe, weil in der Nähe ein Goldbrust-Nektarvogel landet, der meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Er ist nicht scheu und man kommt auf ein oder zwei Meter heran.

Goldbrust-Nektarvogel auf dem Tafelberg in Kapstadt
Goldbrust-Nektarvogel

Dann schaue ich mich noch ein bisschen auf dem befestigten Teil des Tafelbergs um.

Kapstadt City Bowl vom Tafelberg aus, links der Signal Hill, dahinter Robben Island
Kapstadt City Bowl vom Tafelberg aus, links der Signal Hill, dahinter Robben Island
Blick vom Tafelberg auf Camps Bay bei Kapstadt
Blick vom Tafelberg auf Camps Bay bei Kapstadt

Ich bin zutiefst enttäuscht, hier keinen Klippschliefer gesehen zu haben. Ich frage nach: Es streife wohl gerade ein Karakal umher, der die Population stark dezimiert habe, sagt man mir. Dann geht es wieder runter.

Luftbild vom Löwenkopf in Kapstadt, hinten rechts Robben Island
Luftbild vom Löwenkopf in Kapstadt, hinten rechts Robben Island

In den Gondeln ist jeweils ein Fahrer oder eine Fahrerin, die in der Mitte auf einem Podest stehen, das sich anders als der Rest der Gondel nicht dreht. Dort befinden sich die Knöpfe zum Steuern der Gondel. Die Türen an der Station werden hingegen vom Fahrer mit einer handelsüblichen Fernbedienung geöffnet. Ich frage die Fahrerin auf der Rückfahrt, ob auch sie Ohrensausen hat. Ja, sagt sie, jedes Mal.


Ich lasse mich mit Uber wieder zur Haupthaltestelle der Hop-On-Hop-Off-Busse bringen und esse in einem nahen Laden, in dem sich außer mir nur Einheimische aufhalten, ein Gatsby (ein für Kapstadt typisches Sandwich, in meinem Fall mit Pommes, Ei, Salat und Soße). Selbst die von mir bestellte halbe Portion für 45 Rand (ca. 2,50 Euro) ist gigantisch. Meine letzten paar Rand investiere ich in eine Iced Hot Chocolate und einen Brownie in dem Café neben der. Die Rechnung für die Uber-Fahrt ist immer noch nicht da...

Ich gehe ins Hotel, packe meine Sachen und siehe da, die Uber-Rechnung ist da. Statt 56 ZAR soll ich jetzt 133 bezahlen, da das Ende der Fahrt nicht erkannt wurde und ich laut Uber zum anderen Ende Kapstadts gefahren bin. Ich fahre zum Flughafen. Auch da wird das Ende nicht erkannt, was daran liegen dürfte, dass mich der Fahrer im untersten Stockwerk eines Parkhauses absetzt.

Ich beschwere mich bei Uber. Die Beschwerde wird abgelehnt. Ich beschwere mich nochmal und weise darauf hin, dass zwischen dem Ende meiner vorletzten und dem Anfang der letzten Fahrt keine halbe Stunde liegt – in der ich aber demnach einmal quer durch Kapstadt gefahren sein muss. Das akzeptieren sie dann.

Das riesige Internetvolumen auf meiner SIM-Karte ist wieder weg. Es wurde aber nicht das ganze Tebibyte abgezogen sondern auf den Stand von davor zurückgesetzt, sodass es wohl Tage mit einer kostenlosen Aktion waren.

Bei der Sicherheitskontrolle ein bisschen Aufregung. Ich gebe zu, der Kapodaster meiner Ukulele ist aus Eisen und sieht halt aus wie eine winzige Maschinenpistole und auf dem Röntgenbild, das man nach der Personenkontrolle einsehen kann, fehlt halt jeglicher Größenvergleich. Die Frau, die das Bild ansieht, holt eine Kollegin herbei und zeigt auf den Kapo. Ich lächle, hole das Ding aus der Tasche und erkläre, dass man das braucht um Gitarre zu spielen. Das verstehen die beiden Frauen und ich darf weiter.


Leicht überpünktlich geht es dann noch viel höher als der Tafelberg ist (max. 1085 Meter am Maclear’s Beacon, die obere Seilbahnstation ist auf 1067 Metern, die untere auf 363), nämlich mit TK45 nach Istanbul. Ab Reihe 30 ist das Bordentertainment rechts des rechten Gangs ausgefallen. Die Sicherheitsanweisung wird deshalb vorgeturnt. Nach rund einer Stunde Flug wird das System neugegestartet – für alle Passagiere im Flugzeug, was eine Viertelstunde dauert. Zu meiner Überraschung funktioniert es danach sogar.

Der Sitzabstand, der beim Hinflug mit dem 333 etwa so groß war wie in einem durchschnittlichen Kurzstrecken-Billigflieger, ist jetzt im 359 viel größer.


Ach ja. Reisebewertung... Die Reise war von langen Fahrten geprägt, das Besichtigungsprogramm war ausbaubar. Unterwegs hätte man mehr machen können als z.B. das Reptilienzentrum oder Mama Annanas. Der eSwatini-Teil ist ausgefallen, das Programm dort hätte aber nur aus einem Rundgang bestanden, der nicht genauer beschrieben ist. Das Programm damals bei Königreiche und Tierabenteuer in eSwatini war ziemlich gut, hätte aber zwei Übernachtungen benötigt. Im Prinzip hätte man sich Durban und Hluhluwe schenken können, da sie keinen nennenswerten Beitrag zum Ergebniswert der Reise beitrugen. Seit einigen Tagen gibt es Flüge mit EW Discover (Ocean) von Frankfurt nach Mpumalanga und man hätte die Reise zu Zukunft an sich auch dort starten können und die Soweto-Tour am Tag des Zwischenflugs machen.

Blöd ist auch die Zeitzone. Im Westen Südafrikas ist Sonnenaufgang um 4, aber die Hotel bieten oft erst um 8 Frühstück an, sodass man teils erst um 9 Uhr abfährt. Dadurch gehen 5 Stunden lichten Tags drauf und in nicht mal 10 Stunden ist es schon wieder dunkel – und das bei sehr viel Zeit im Bus. Das könnte man irgendwie effizierter regeln seitens MPR.

Keine Ahnung. Ich nehme mal als Reisebewertung 6/10 und Gruppenbonus 2/3.


Als nächste Reise mit Young Line habe ich Peru am 5.5. gebucht. Ob’s klappt? Hängt wohl vor allem von der politischen Lage vor Ort ab.

Es gab wohl neben der „Königreiche und Tierabenteuer“ mal eine zweite Zeltreise von Windhuk nach Vicfalls, erzählte mir eine Mitreisende. Die wird leider nicht mehr angeboten, was ich schade finde, da Zeltreisen eine eigene Gruppendynamik haben. Eine zweite Reise, die ich gerne gemacht hätte und die jetzt nicht mehr angeboten wird, ist die Singapur-Malaysia-Thailand-Kombination. Ich bin ziemlich enttäuscht. Die besagten „Königreiche und Tierabenteuer“ und die Australien-Reise gibt es ebenfalls nicht mehr, aber die habe ich gemacht und würde letztere vielleicht sogar nochmal machen.


Es gibt bis dahin noch einige weitere Reisen, die aber einige Monate Sperre haben werden. Gründe.


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