Portugal Tag 1 und 2: Porto, Peneda-Gerês, Porto – Wolfsfänger von Fafião

(Keine Zusammenfassung)

geschrieben von Janni Mittwoch, 18. Mai 2022 um 22:41 Uhr

Zweimal hatte ich die Portugalreise von MPR-YLT gebucht. Zweimal wurde sie abgesagt. Also dieses Mal auf eigene Faust. Dann kann es auch keiner absagen. Okay, sollte ich nicht sagen, der von mir gebuchte Rückflug ist eine Woche davor ausgefallen.

Hin geht es mit Ryanair von Bremen und zurück mit Eurowings nach Hamburg. War beides sehr billig. Ist aber auch eine hochriskante Zeit in Sachen Wetter. Was soll’s – Leben am Limit!

Das Interieur meines ersten echten Ryanair-Fluges (nach zweimal im Airbus der Schwestergesellschaft Lauda Europe) ist mir zu quietschig. In der Boeing 737-8AS EI-EVJ ist der Fensterplatz neben mir frei, sodass ich beim Landeanflug Fotos machen kann. Dass ich da sogar halbwegs etwas Sinnvolles fotografiert habe, fällt mir aber erst beim Schreiben dieses Blogposts auf.

Anflug auf den Flughafen OPO: Porto von oben bei Nacht, mit Ponte Dom Luís I, Mosteiro da Serra do Pilar und Sé
Porto von oben bei Nacht, auffällig die Ponte Dom Luís I in der Bildmitte, rechts davon in orange der Mosteiro da Serra do Pilar, links der Brücke in weiß die (Kathedrale) [Tamron 28–75mm F2,8 Di III RXD @ 75mm F2,8, 1/60 s (EV−1,7), ISO 6400]

Wir landen genau pünktlich an einem der äußersten Gates des Flughafens, Gate 18. Die anderen Passagiere sind recht langsam und blockieren gleichzeitig die gesamte Breite des Gangs. An einer Ecke stehen zwei Mädels vom Grenzschutz. Die meisten Leute laufen einfach so an ihnen vorbei. Ich zeige mein Impfzertifikat, was abgenickt wird.

Mietwagen in Porto sind teuer. Also lieber Ausflüge machen und die Stadt erkunden. Allerdings muss man dann auch die Metrostation finden, um zum Hotel zu kommen. Das ist nicht so einfach. Daher mein Tipp: So schnell wie möglich auf Ebene minus 1 kommen und dann der Ausschilderung folgen. Ticket ziehen ist auch nicht so einfach, denn der Automat ist verwirrend. Ich bin davon ausgegangen, dass alle Tickets 2 Euro kosten. Man muss aber eine Zone auswählen, in meinem Fall z4. Dann muss man die „Titel“ eingeben. Der Titel meines Debütalbums Greatest Hits steht nicht zur Auswahl, sondern nur die Zahlen 1, 2, 10 und 20. Das ist, wie ich später erst herausbekomme, ein Übersetzungsfehler, da das portugiesische Wort für „Ticket“ dasselbe ist wie für „Titel“. Das Ticket kostet dann wirklich 2 Euro. Zuzüglich 60 Cent für die Magnetkarte, die man wieder aufladen können soll.

Dadurch bin ich dann eine Minute zu spät am Bahnsteig. Danke für nichts an alle beteiligten. Der arme Mitarbeiter an der Rezeption des Hotels muss eine halbe Stunde länger Nachtschicht schieben, denn dann kommt der vorletzte Zug des Tages.

Karte: Typische Tagesausflüge ab Porto
Typische Ziele von organisierten Tagesausflügen ab Porto; eigene Bearbeitung (Ergänzung, Übersetzung, Fehlerkorrektur) auf Basis einer Karte von Peter Fitzgerald, Shaund, Rei-artur, Joan M. Borràs und Voll, CC-BY-SA
(kursiv = Attraktionen, nicht kursiv = Orte; zzgl. Santiago de Compostela nördlich des Ausschnitts)
Gebucht habe ich: Peneda-Gerês (heute), Aveiro und Costa Nova (beides morgen).

Peneda-Gerês-Tour

Ich habe kaum geschlafen, unter anderem, weil es zwei Gewitter gab. Immerhin muss ich nicht selbst fahren. Das macht Marcelo von Oporto Adventure Tours. Peneda-Gerês soll eines der Highlights der Region Norte sein. Man soll Schwimmsachen mitnehmen, aber keine teuren Kameras. Ich halte mich nur an eine der beiden Regeln.

Wir sind sieben Leute und ein Guide. Neben mir zwei gemeinsam reisende junge deutsche Arbeitskollegen, ein älteres britisches Ehepaar, eine Kanadierin und eine Amerikanerin. Die Tour ist entsprechend auf Englisch. Deutsprachige Touren sind selten in dieser Region.

Allererster Halt ist das Hostel Retiro de Gerês in Fafião. Hier kann ich mein Frühstück nachholen: Toast mit Käse und Schinken, Heiße Schokolade, ein typisches Gebäck und eine kleine Flasche Limo. 4,70 will das Mädel an der Kasse dafür haben. Kann ich nicht glauben, meine ich zum Führer. Der meint: Die hab ich hier noch nie gesehen, ist wohl ihr erster Tag. Marcelo ist aber auch erst seit einem Monat dabei. Es ist seine erste Tour bei schlechtem Wetter, denn es regnet auf der Fahrt zum Hostel doch recht stark, hat aber bei unserer Ankunft so gut wie aufgehört.

Rio Fafião (Toco) bei Fafião im Peneda-Gerês-Nationalpark in Portugal
Rio Fafião (Toco) – der „Baum“ auf dem Berg ist übrigens ein getarnter Sendemast, eine Erfindung aus Spanien [Tamron 28–75mm F2,8 Di III RXD @ 28mm F2,8, 1/320 s (EV−1,7), ISO 100, HDR Auto]
Kleiner Wasserfall des Rio Fafião (Toco) bei Fafião im Peneda-Gerês-Nationalpark in Portugal
Kleiner Wasserfall am Rio Fafião (Toco) [Tamron 28–75mm F2,8 Di III RXD @ 28mm F8, 1/60 s (EV−2,3), ISO 200, HDR Auto]

Stichwort schlechtes Wetter: Die Kanadierin macht sich auf den nassen Felsen lang und trägt anschließend ein Pflaster auf der Nase genau zwischen den Augen. Ich finde, es steht ihr.

Die Peneda-Gerês-Tour von Oporto Adventure Tours findet ausschließlich in der Ortschaft Fafião (sowie dem Nebenort Pincães) statt. Fafiãos Symbol ist ein Wolf, da es hier Wölfe gibt bzw. gab. Wenn ein Wolf gesichtet wurde, wurde der Wolf gefangen. Das funktionierte mit dieser Anlage:

Wolfsfalle von Fafião (Fojo de Lobo de Fafião) im Peneda-Gerês-Nationalpark in Portugal
Wolfsfalle von Fafião (Fojo de Lobo de Fafião) [Sigma 20mm F1,4 Art @ F8, 1/200 s (EV−0,3), ISO 100, HDR Auto]

Der Wolf wurde von links in die Anlage getrieben. In die Enge getrieben sprang der Wolf in die etwa 4 Meter tiefe Grube (pt.: fojo) rechts, die wie ein Brunnen aussieht. Das letzte Mal wurde die Prozedur 1946 durchgeführt. Inzwischen stehen Wölfe unter Schutz. Wenn der Wolf ein Tier reißt, bekommt der Bauer 20 Euro als Ersatz. Da das zu wenig ist, findet hier ein Fest statt, dessen Einnahmen in einen Fonds fließen, mit dem die Züchter entschädigt werden.

Wir machen einen Rundgang durch Fafião.

Garten mit Kornspeicher (espigueiro) in Fafião im Peneda-Gerês-Nationalpark in Portugal
Klo mit Aussicht? Nein – das links auf dem Bild ist ein Kornspeicher (espigueiro). [Tamron 28–75mm F2,8 Di III RXD @ 48mm F8, 1/200 s, ISO 100, HDR Auto]

So einen Speicher bekommen wir beim Besuch einer so genannte Insel – so nennen sie hier eine Ansammung von bäuerlichen Häusern – genauer erklärt. Anschließend pflanzen wir als Symbol der Freundschaft des Veranstalters mit der lokalen Gemeinschaft einen Eichensämling.

Kornspeicher (espigueiro) in Fafião im Peneda-Gerês-Nationalpark in Portugal
Kornspeicher (espigueiro) [Tamron 28–75mm F2,8 Di III RXD @ 56mm F2,8, 1/2000 s (EV−0,3), ISO 100, HDR Auto]

Die pilzförmigen Stelzen sollen Ratten vom Inhalt des Speichers abhalten. Derzeit ist der abgebildete Speicher aber leer. Wir finden nur ein paar verbliebene Maiskörner. Vor einem Monat war er aber noch voll, meint Marcelo. Die Kühe, die damit gefüttert wurden, sind heute Morgen um 6 für den Sommer auf den Berg getrieben worden. Alle Straße und Wege im Dorf und drumherum sind daher voller Kuhfladen.

Immer wieder hören wir ein langes Hupen eines Fahrzeugs. Hochzeit? Nein, sagt Marcelo, das ist die fliegende Händlerin, die durch die entlegenen Bergdörfer fährt und Lebensmittel und Alltagsgegenstände verkauft. Kurz darauf sehen wir den Wagen auch, als wir unseren Rundgang durch Fafião fortsetzen.

Kirchlein von Fafião im Peneda-Gerês-Nationalpark in Portugal
Kirchlein von Fafião [Tamron 28–75mm F2,8 Di III RXD @ 29mm F8, 1/125 s, ISO 100, HDR Auto]

Nun ist Mittag angesagt. Es gibt Menü im Restaurant Fojo dos Lobos.

Als Nachtisch gibt es Capellini/Vermicelli mit Eigelb und Zucker bestreut mit Zimt (aletria doce), dazu Orangenscheiben. Einfach und lecker.

Zum Verdauen wandern wir nach kurzer Fahrt zum Wasserfall Cascata de Pincães. Der Weg ist nicht ganz einfach. Unterwegs sieht man immer mal wieder die Iberische Smaragdeidechse.

Iberische Smaragdeidechse, Männchen, im Peneda-Gerês-Nationalpark in Portugal
Iberische Smaragdeidechse (aus dem Englischen auch Schreibers Grüne Eidechse), Männchen [Sony FE 70–300mm F4,5–5,6 G OSS @ 300mm F5,6, 1/320 s (EV−1), ISO 100]

Wir folgen der Rinne, die die Brunnen im Ort mit Wasser versorgt, bis zum genannten Wasserfall. Heidelandschaften und Laubwald wechseln sich ab.

Weg zur Cascata de Pincães im Peneda-Gerês-Nationalpark in Portugal
Auf dem Weg zum Wasserfall [Sigma 20mm F1,4 Art @ F8, 1/250 s (EV−0,7), ISO 100, HDR Auto]
Cascata de Pincães bei Fafião im Peneda-Gerês-Nationalpark in Portugal
Der Wasserfall [Sigma 20mm F1,4 Art @ F8, 1/160 s (EV−3), ISO 100, HDR EV±6]

In dem Gebirgssee unterhalb des Wasserfalls schwimmen wir ein bisschen. Alle, bis auf die britische Frau. Es ist schon arschkalt.

Bleibt noch eine Frage zu klären: Warum habe ich mein Stativ und meine Filter mitgeschleppt? Ganz einfach: ND-var-Filter auf eine hohe Stufe gestellt (auf maximaler Stufe ist es nicht mehr gleichmäßig), sodass sich bei ISO100 und klein(st)er Blende die maximale Belichtungszeit von 30 Sekunden ergibt. Selbstauslöser auf 2 Sekunden und los. Ergebnis:

Wasserlauf am Cascata de Pincães bei Fafião im Peneda-Gerês-Nationalpark in Portugal als Langzeitbelichtung
Wasserlauf am Wasserfall als Langzeitbelichtung [Tamron 28–75mm F2,8 Di III RXD @ 39mm F22, 30/1 s, ISO 100, VND-Filter]

Der Wasserlauf unterhalb des Wasserfalls darf übrigens nicht blockiert werden, warnt ein Schild. Biber hassen diesen Trick.

Bevor wir Fafião verlassen, machen wir ein Foto an der ikonischen Wolf-Skulptur. Also alle rauf aufs Dach des Geländewagens. Ich zeige aus rechtlichen Gründen nur die Skulptur und nicht die Gruppe:

Skulptur (Logo) von Fafião, im Hintergrund der Fluss Cávado im Peneda-Gerês-Nationalpark in Portugal
Skulptur (Logo) von Fafião, im Hintergrund der Fluss Cávado [Tamron 28–75mm F2,8 Di III RXD @ 55mm F2,8, 1/500 s (EV−0,3), ISO 100, HDR Auto]

Auf der Rückfahrt sieht und hört man Gewitter in der Ferne, regnen tut es aber auch dort, wo wir fahren. Bei unserer Ankunft in Porto ist es aber trocken.

Zurück in Porto

Ich kaufe mir etwas zum Abendessen und mache einen Stadtrundgang, während die Sonne versinkt.

In der Stadt ist Chaos, da der FC Porto die Meisterschaft geholt hat und das gefeiert wird.

Turm des Rathauses von Porto (Cãmara Municipal do Porto)
Turm des Rathauses von Porto (Cãmara Municipal do Porto) [Tamron 28–75mm F2,8 Di III RXD @ 75mm F2,8, 1/400 s, ISO 100]

Eigentlich wollte ich die Torre dos Clérigos fotografieren, aber das Licht ist nicht so schön. Daher laufe ich über die Ponte Dom Luís I zum Jardim do Morro.

Ponte do Infante (Ponte Infante Dom Henrique) in Porto
Blick von der Ponte Dom Luís I den Douro aufwärts zur Ponte do Infante (Ponte Infante Dom Henrique) [Sigma 20mm F1,4 Art @ F8, 1/60 s, ISO 320, HDR Auto]

Der Jardim do Morro liegt somit auf der anderen Seite des Douro. Die gehört nicht mehr zu Porto, sondern zur Stadt Villa Nova de Gaia (wo auch der meiste Portwein produziert wird). Hier gibt es den Mosteiro da Serra do Pilar. Vom erhöht liegenden Platz vor dieser runden Kirche eines Klosters kann man nicht nur den Mosteiro da Serra do Pilar selbst sehen, sondern auch die Ribeira. Ein weiterer schöner Ort, um letzte zu Fotografieren, ist der Eingangsbereich der Seilbahn direkt unterhalb des Mosteiro da Serra do Pilar.

Mosteiro da Serra do Pilar in Porto in der Blauen Stunde
Westeingang der Kirche des Mosteiro da Serra do Pilar [Sigma 20mm F1,4 Art @ F1,7, 1/60 s (EV−1,3), ISO 125, HDR Auto]
Ribeira von Porto in der Blauen Stunde, gesehen vom Vorplatz des Mosteiro da Serra do Pilar
Ribeira, gesehen vom Vorplatz des Mosteiro da Serra do Pilar [Sigma 20mm F1,4 Art @ F1,4, 1/60 s (EV−1), ISO 400, HDR Auto]

Um 22 Uhr bin ich wieder im Hotel und falle hundemüde ins Bett.


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