Griechisches Festland II Tag 3: Kastráki, Kalambáka, Stavrós, Thessaloníki – Dem Himmel sehr nah
Und für die Peiniger der Märtyrer im Roussánou-Kloster ist die Hölle auch sehr nah
Bilder sind unter Umständen noch nicht vergrößerbar.
10:20, los geht’s! Klöster besuchen. Mal schauen, wie viele ich schaffe.
Die sechs Klöster haben üblicherweise einen Ruhetag, der nicht Sonntag ist. Heute (Freitag) hat Varlaám geschlossen. Ágios Nikólaos Anapavsás soll laut Auskunft des Fahrradverleihs ebenfalls geschlossen haben, hat aber laut Schild davor jeden Tag geöffnet. Es gibt
Wie man an den Menschen auf der Treppe sieht, ist Metéora eine ziemlich touristisch aufgezogene Geschichte, seit mit EU-Geldern eine Straße gebaut wurde und man alle sechs noch in Betrieb befindlichen Klöster bequem mit dem Auto erreicht. Die Klöster verdienen durch die jeweils 3 Euro Eintritt auch gut was.
Ypapantí
Abseits der Trubels steht Ypapantí (dt. Darstellung des Herrn). Es kann nur durch einen Wanderweg entweder von der Straße westlich oder von Megálo Metéoro aus erreicht werden. Letzter Weg ist nicht so ganz einfach. Hier ein paar Notizen:
- Kurz vor den Ständen bei Megálo Metéoro rechts die ca. 50 Zentimeter hohe Kante hochsteigen, von der ein sichtbarer Pfad nach oben führt.
- An der Gabelung nach wenigen Metern rechts halten.
- Den kleinen roten quadratischen Schildern der Mountainbike-Tour folgen.
- Wenn man einen betonierten Platz mit griechischer Flagge auf einer Klippe sieht, nimmt man den offenbar kürzsten Weg dorthin und nicht mehr den MTB-Schildern folgen
- Sobald man Ypapantí sieht, kann man auf direktem Wege zu dessen Treppe gehen – oder man fotografiert es vom eben erwähnten Platz
Das Ypapantí-Kloster (genauer: die Treppe hoch) ist zumindest heute durch eine Kette geschlossen. Ob das Kloster überhaupt noch in Benutzung ist, dazu gibt es widersprüchliche Angaben.
Am besten sollten man es wesentlich früher besuchen als ich, wobei ich vermuten würde, dass sich auch hier ein Termin um die Sommersonnenwende anbieten würde, damit früh Licht ist. Man sollte für den Ausflug ab Megálo Metéoro etwa 2 Stunden Zeit einplanen und ihn nicht gerade mit Flipflops machen.
Megálo Metéoro (Metamórphosis)
Nun aber zurück zum Megálo Metéoro. Wer dorthin will, muss aber erstmal eine ganze Menge Treppen steigen.
Die Ergebnisse aus den anderen Klostern, die ich besuchen werden, vorwegnehmend, kann ich schon mal sagen: Vom Kloster ist nur ein sehr kleiner Bereich für Besucher zugänglich. Sie haben jeweils Museen/Ausstellungen mit Büchern und Ikonen sowie mit aufwändigen Malereien versehene Kirchen o.ä., wo jeweils Film- und Fotoverbot besteht. In den sonstigen Bereichen wir das Fotografieren zumindest toleriert. Außerdem gibt es natürlich einen Shop. Die Beschilderung ist auf Griechisch und Englisch. Einige Klöster haben weitere Sprachen, z.B. Roussánou auf Russisch und Megálo Metéoro ist sogar fünfsprachig, darunter Deutsch. Letzteres Kloster hat zusätzlich zu den schon genannten Sehenswürdigkeiten noch eine Zugabe: die „alte Küche“.
Von der Treppe aus kann man ebenfalls Varlaám fotografieren. Besagte Treppe liegt außerhalb des Bereichs, für den Eintritt zu bezahlen ist.
Roussánou-Kloster (Arsánou, Agías Barbáras)
Das Roussánou-Kloster ist zwar von außen recht ansprechend, hat innen aber vor allem aufgrund seiner Größe (es ist das kleinste der sechs Metéora-Klöster i.e.S.) vergleichsweise wenig zu bieten, insbesondere wenn man fotografieren will. Die Terrasse im kostenpflichtigen Bereich bietet denselben Ausblick auf (v.l.n.r.) Ágios Nikólaos, Megálo Metéoro und Varlaám (wobei ersteres teilweise von letzterem verdeckt wird) wie der runde Aussichtspunkt unmittelbar vor der Kasse.
Da auch das Museum sehr klein ist, ist das größte Highlight eigentlich der Nathrex, der Vorraum der winzigen Kapelle. Die Wandmalereien zeigen – ähnlich wie in Megálo Metéoro, nur deutlich detaillierter und brutaler – wie Heilige zu Märtyrern wurden. Wie hätten Sie denn gerne Ihren Heiligen?
- Bei lebendigem Leibe verbrannt
- Mit einem Körperteil nach Wahl (z.B. Kopf, Fuß, Bein) weniger
- Aus nächster Nähe mit Pfeil und Bogen erschossen
- Liegend von einem Granitblock erschlagen
- In einer Schraubpresse liegend zerdrückt
- Zersägt
- Als Pflug-Ersatz
- Von mehreren Leuten mit Lanzen erstochen
- Von Tieren gefressen (sollen vermutlich Löwen sein)
- Bei lebendigem Leibe gekocht
Aber keine Sorge, dass die Peiniger ungestraft davonkommen könnten! Denn wenn man vom Nathrex weiter in die Kapelle gehen möchte, sieht man über der Tür das Jüngste Gericht und für die Verdammten geht es im Lavastrom direkt in die Hölle.
Also eine Geschichte mit Happy End! Aber vielleicht doch nichts für Kinder...
Ágios Nikólaos Anapavsás
Ágios Nikólaos ist der Hotspot für Touristen im Osten Kretas. Oh, äh, falsch.
Ágios Nikólaos ist am westlichsten gelegene aktive Kloster. Es ist direkt nördlich von Kastráki. Ich finde, es ähnelt sehr dem Roussánou, ist aber etwas größer. Die Dachterrasse bietet hier einen herrlichen Blick über Kastráki und die Umgebung.
Nach der Rückgabe des Pedelecs gehe ich direkt zum Bahnhof, obwohl es bis zur Abfahrt des Zuges noch 30 Minuten hin ist. Das ist auch sinnvoll, denn am Ticketschalter steht ein Schild: ausnahmslos keine Fahrkarten ab 10 Minuten vor Abfahrt (auf Englisch). Bisschen unspontan und altbacken wirkt die griechische Bahn.
Und das bestätigt sich: Denn eingesetzt wird altes Wagenmaterial der Deutschen Bahn. Dass da die Klimaanlage nicht funktioniert, versteht sich von selbst. Auch wenn es nicht 35° wären. Nach dem Umstieg in Paleofarsálos (einem der sehr wenigen nennenwerten Umsteigepunkte im griechischen Eisenbahnnetz – erbaut mitten im Nirgendwo ohne eine Siedlung in der Nähe) setze ich mich im elektrisch betriebenen Regionalzug so, dass ich den Luftzug der offenen Fenster möglichst komplett abbekomme. Verdunstungskälte funktioniert ja zum Glück unabhängig von irgendwelcher Technik.
Es ist übrigens grundsätzlich möglich, sich über die Verbindungen der griechischen Bahn in der DB-App zu informieren. Beachtet dabei: Nicht alle Anschlüsse sind in beiden Systemen vorhanden. So gab es im April eine Fahrt spät abends von Kalambáka nach Lárissa mit nur 1 Minute Aufenthalt und Umstieg in Paleofarsálos. Diese Verbindung konnte man bei der OSE buchen, während die Deutsche Bahn sie nicht mal anzeigte. Wie bereits gestern erwähnt gibt es das auch andersherum: Um 13:40 fährt derzeit ein Zug von Thessaloníki nach Lárissa, wo er um 15:15 ankommt. Um 15:35 fährt von dort ein Zug nach Paleofarsálos, wo man nach Kalambáka weiterfahren kann. Der Anschluss in Lárissa ist jedoch bei der OSE nicht online buchbar. Ich weiß nicht, ob es vor Ort buchbar ist.
Preisberechnung: Der Preis hängt davon ab, ob man AP bzw. PROA fährt oder IC. Erstere zwei sind Nahverkehrszüge und nicht reservierbar. ICs sind reservierungspflichtig. Die Reservierung hängt von der Wagenklasse ab, die als A oder B bezeichnet wird. B ist günstiger, A schnell ausgebucht. Anschlüsse mit Beteiligung eines IC kosten gemeinsam gebucht genausoviel wie einzeln (in meinem Fall 10,20 für den ersten Abschnitt im IC, 16 für den Regionalzug), während reine Nahverkehrsverbindungen günstiger werden, wenn man mehrere bucht. Günstiger als eine Fahrt alleine. So kostet eine Fahrt von Thessaloníki nach Paleofarsálos im Regionalzug wie schon erwähnt 16 Euro und von Paleofarsálos nach Kalambáka 5 Euro. Beides zusammen kostet 15,20 Euro. Und dieses Volk hat mal in der Mathematik Meilensteine gesetzt...
Kommentare
Es gibt noch keine Kommentare zu dieser News.