Griechisches Festland II Tag 4: Thessaloníki, Ouranoúpoli, Thessaloníki – Schon wieder Klöster
Die religiösen Themen reißen nicht ab. Heute gibt’s wieder Klöster.
Bilder sind unter Umständen noch nicht vergrößerbar.
2014 habe ich einer Freundin Haribo-Gummibärchen nach Finnland geschickt. Auf dem DHL-Paketaufkleber stand drauf, dass er für alle EU-Länder gilt, mit einigen Ausnahmen. Die meisten Ausnahmen waren mit bekannt, aber was bitte ist der „Berg Athos“ und warum kann man dorthin kein Paket schicken?
Also schnell auf Wikipedia nachgelesen: Áthos (eigentlich Ágion Óros – Heiliger Berg) ist eine autonome Mönchsrepublik auf dem östlichsten der drei Finger der Chalkidikí. Erinnert erstmal an den Vatikan, allerdings handelt es sich beim Áthos um griechisch-orthodoxe Klöster. Die Kirche von Griechenland (griechisch-orthodoxe Kirche i.e.S.) hat zwar ein Oberhaupt, derzeit Hierónymos II., der ist aber Erzbischof von Athen und daher nicht auf dem Berg ansässig.
Das Staatsgebiet darf nicht von Frauen und weiblichen Nutztieren (außer Katzen, um der Mäuseplage Herr zu werden, sowie Bienen) betreten werden. 100 orthodoxe Laien und 10 sonstige Pilger pro Tag dürfen die Republik auf dem Seeweg besuchen – jeweils nur Männer. Betreten oder Verlassen der Republik auf dem Landweg ist verboten (siehe weiter unten). Tagestourismus ist nicht zulässig, man muss dort für einige Nächte (normalerweise 3) bleiben und den Klöstern übernachten (in der Einreisegebühr von 30 Euro enthalten), von denen es 20 gibt. Außer den Pilgern und Mönchen gibt es noch Arbeiter. Der Haupthafen Dafní besteht z.B. nur aus letzteren, dazu ebenfalls später mehr.
Nun könnte man denken, dass das die nur grob 2.000 Einwohner umfassende Republik keine großen Auswirkungen haben kann. Allerdings führte ein Immobilienskandal um das Kloster Vatopédi 2008 zum Sturz der griechischen Regierung. Kurzum: Das Kloster besaß aufgrund eines Geschenks der byzantinischen Kaiser vor fast 1000 Jahren angeblich den 42 Quadratkilometer großen, aber extrem flachen Vistonída-See 200 Kilometer in Richtung Türkei entfernt an der ägäischen Nordküste. Die Regierung tauschte den wertlosen See gegen 260 wertvolle Immobilien im Gesamtwert von 100 Millionen Euro, die das Kloster aber teils sofort weiterverkaufte. Der See soll jetzt zu einem Biotop im Nationalpark Ostmakedonien und Thrakien werden.
So viel zum Hintergrund – stark verkürzt.
Wer keine Einreiseerlaubnis (Diamonitírion) hat, kann höchstens eine Küstenfahrt im dem Schiff an der Westküste mit Start in Ouranoúpoli buchen. An der Route befinden sich folgende Klöster, Skiten (Skite: sozusagen eine Ansammlung von Mönchsbehausungen, die aber abhängig von einem richtigen Kloster sind) und sonstige Siedlungen:
- Kloster Dochiaríou
- Kloster Xenofóndos
- Kloster Agíou Panteleímonos (Rossikón)
- Kloster Xiropotámou
- Dafní
- Kloster Símonos Pétras
- Kloster Osíou Grigoríou
- Kloster Dionysíou
- Kloster Ágiou Pávlov
- Néa Skíti /Skíti Thotókou)
- Skíti Agías Ánnis
Neben diesen finden sich diverse (oft verlassen wirkende oder verfallene) Einzelgebäude, vor allem direkt am Wasser.
Mit dem öffentlichen Bus der KTEL Chalkidikí ist eine Tagestour praktisch unmöglich. Der einzige Bus, mit dem man eine der beiden Abfahrten der Küstenfahrt (10:30 oder bei mindestens 25 Buchungen zusätzlich ca. 14:00) erwischt, fährt zum Zeitpunkt des Blogposts um 6 Uhr morgens vom Busdepot östlich von Thessaloníki. Dort muss man mit dem Bus 45 erstmal hinkommen, was kein einfaches Unterfangen ist.
Einfacher ist es da, einen Tagesausflug als Paket zu buchen. Kostet 55 Euro. Im Preis ist die Küstenfahrt enthalten (20 Euro). Los geht es mit dem Minibus um 7 Uhr von Hotels an der Hauptstraße von Thessaloníki. Unterwegs gibt es einen Stop bei der Gavanás-Bäckerei in Anthemoúnda bei Polýgyros. Es ist übrigens weltweit normal, dass bei Ganztagestouren mit Abfahrt vor 9 Uhr ein Café besucht wird, wo man Frühstück kaufen kann.
Der Fahrer hat es eilig, daher sind wir schon um 9:30 in Ouranoúpoli. Dort gibt es im Prinzip drei Sehenswürdigkeiten: Den Prosphoríos-Turm (meist nur Turm von Ouranoúpoli genannt), die Kirche der Heiligen Konstantin und Elena sowie Zygos-Kloster (Frangókastro).
Ich schaue mir den Turm an. Er erzählt – gegen 3 Euro Eintritt – die Geschichte des Ortes. Der Turm stammt zwar aus dem Jahr 1344 (wahrscheinlich ist er jedoch noch älter), wurde aber durch das australische Paar Loch bekannt, das sich nach dem Ersten Weltkrieg um Flüchtlinge aus diesem Krieg kümmerte. Später wurde die Anzahl der Flüchtlinge durch den Griechisch-Türkischen Krieg (nach dessen Ende 1922 Griechenland und die Türkei die Bevölkerung der jeweils anderen Religion zwangsumsiedelte) und einem Erdbeben 1932 erhöht.
Im Turm gibt es außerdem archäologische Funde zu sehen – ich finde da vor allem den Schmuck interessant – und Modelle einiger Athos-Gebäude: Katholikon (Hauptkirche eine orthodoxen Klosters) des Klosters Xiropotámou (in zwei Varianten), das komplette Kloster Xenofóndos im Maßstab 1:200 sowie der Speisesaal des Klosters Megístris Lávras (das wichtigste Kloster auf Áthos).
Eigentliches Highlight des Turms ist eigentlich das Betreten des Daches, aber das ist gesperrt.
Genug bla, jetzt Bilder von der Athos-Küstenfahrt. Wir müssen einen halben Kilometer Abstand halten. Nein, das sind nicht die Corona-Abstandsregeln auf dem Áthos, sondern die Frauen-Abstandsregeln. Jedes Boot mit Frauen an Bord muss 500 Meter Abstand halten.
Erstes Kloster nach etlichen Ruinen an der Küste ist nach einer Dreiviertelstunde das Kloster Dochiaríou. Das Bild ist durch einen Kran verschandelt, der Bildern aus dem Internet zufolge auch schon seit Jahren dort steht.
Ein Kloster liegt hingegen außerhalb der Athos-Halbinsel und ist daher öffentlich zugänglich: Zygos oder Frangokastello genannt. Das ist allerdings nur eine Ruine. Sie ist offizielle Ausgrabungsstätte des griechischen Kulturministeriums – vermutlich eine der am wenigsten besuchten, denn sie liegt 2,5 Kilometer Schotterstraße (die aber mit Auto befahrbar ist) von Ouranoúpoli entfernt.
Zeit zum Besuch habe ich nicht und von außen sieht man nicht viel. Direkt nebenan ist die Grenze zu Athos:
Und das mitten in der EU...
Zurück in Thessaloníki lasse ich mich beim Galeriusbogen absetzen. Von dort aus besuche ich einige Sehenswürdigkeiten. Auf dem Aristoteles-Platz präsentiert die Uni gerade ihren Rennwagen, weshalb dort viele Leute zugucken. Hier ein paar sonstige Motive aus der Stadt:
Auf die Kirche Ágios Pávlov bin ich durch den Reiseführer von Reise-Know-How aufmerksam geworden. Dort ist sie auf dem Cover – wird aber im gesamten Buch nicht erwähnt und auch das Bild ist nicht beschriftet. Bleibt nur die Google-Bildersuche.
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