Kríti (Kreta) V Tag 1: Chóra Sfakíon, Arádena (Schlucht, Brücke, alte Häuser), Glyká Nerá und Mermaid Island, Ímbros-Schlucht, Réthymno: Insel nicht verfügbar
Endlich wieder schlaflos auf Kreta...
Dieser Blogpost behandelt den 17. Juni 2023. Die Posts der Serien entstanden größtenteils jeweils am Folgetag.
Das jetzt ist wie bei Teneriffa eine Buchung aus der Aktion von Corendon, die vor kurzem noch einmal für den Sommer war. Da kommt dann auch noch was, was aber länger ist als das hier.
Ich habe wie immer kaum geschlafen bei diesem Nachtflug um 3:20 ab Hannover (das war mal später, wurde aber zweimal geändert). 0 Uhr aufstehen, der e-up! bringt mich nach Langenhagen Mitte und verbraucht dabei 28 SOC – viel weniger als letztes Mal, denn diesmal habe ich den richtigen Reifendruck. Der Zug sollte eigentlich fünf Minuten später fahren wegen Bauarbeiten, stand schon den ganzen Tag in der App. Am Ende ist er aber doch pünktlich und ich verpasse ihn knapp. Na gut, dann gehe ich halt zu Fuß von Langenhagen Mitte zum Flughafen. Das dauert etwa 35 Minuten, sodass ich ungefähr zeitgleich mit der nächsten S-Bahn am Flughafen bin.
Erstmals fliege ich von Terminal B. Das ist etwas verwirrend. Ein älteres Ehepaar ist auch verwirrt, aber nicht wie ich beim Finden der Sicherheitskontrolle sondern beim Finden ihres Check-in-Schalters. Die beim Schalter von Corendon hatten wohl gemeint, Check-in für Kreta sei noch nicht. Verzweifelt sprechen sie eine Mitarbeiterin des Flughafens an, die die Sache aufklärt: Der Mitarbeiter am Corendon-Schalter kennt Kreta nicht, nur Heraklion. Oh man.
Dann kann ich jetzt ja fragen, wo hier die Sicherheitskontrolle ist: Da, wo „Wartebereich“ dran steht. Finde ich nicht eindeutig. Es hibt im Terminal B zwei Sicherheitskontrollen, von denen nur eine geöffnet hat. Es existiert ein luftseitiger Weg zwischen alle Gates des B-, aber auch des C-Terminals. Das Terminal A ist luftseitig nicht mit den anderen verbunden.
Der Flieger landet pünktlich in Iráklio. Mietwagenübernahme ist auch schnell, da kann ich ja versuchen, nach Gav́dos zu kommen, dem geografisch südlichsten Punkt Europas. Dafür muss man nach Chóra Sfakíon (auch Sfakiá). Das Schiff hält zwar unterwegs auch in Loutró und Agía Rouméli, aber ersteres ist per Straße schwerer und letzteres gar nicht zu erreichen. Vorteil an der Planung: Ich kann auf der Bootsfahrt noch etwas schlafen und nach Ankunft im Hafen heute keine Verkehrsteilnehmer oder mich selbst durch Müdigkeit am Steuer gefährden.
Der Weg führt zunächst über die VOAK (oder wie Google Maps jedes Mal sagt: Ethnikí Odós Rethýmnou Iraklíou / Vórios Odikós Áxonas Krítis „Nationalstraße von Réthymno–Iráklio, nördliche Straßenachse Kretas“) an der Nordküste. Irgendwann geht es dann einmal quer durch die Berge an die Südküste. Mitten in den Bergen meint das Auto, ich sollte mal tanken. Also kurz bei Google Maps entlang der Route gesucht: Tankstellen nur an der Nordküste, 35 Minuten Umweg. Okay, dann schaffe ich es nicht zum Schiff. Ich suche mal nicht entlang der Route sondern einfach so. Ergebnis: Es gibt so einige Tankstellen direkt an der Straße nach Chóra Sfakíon. Ich fahre bei der nächsten ran. Man habe nicht so viel, erklärt man mir. Der Maximalumsatz beträgt 20 Euro. Gut, nach Chóra Sfakíon reicht’s und für den halben Rückweg wohl auch.
An der Straße durch die Berge sind die meisten Schilder zerschossen. Die Griechen sind ein sehr schießwütiges Volk und Straßenschilder sind beliebte Ziele – offenbar vor allem die mit Hirsch drauf, aber auch andere. Aktuell liegen unzählige Kretische Steinmarder (Martes foina bunites) tot auf den Straßen, die überfahren wurden. Sei werden seit 20 Jahren nicht mehr gejagt und haben sich daher vermehrt. Von unserem Steinmarder unterscheiden sie sich durch die geringere Größe und den weniger deutlichen bis fehlenden weißen Halsfleck.
Am Hafen von Chóra Safkíon dann Ernüchterung: Die Verbindung nach Gav́dos wurde wetterbedingt eingestellt. Toll. Jetzt bin ich ziemlich weit weg von allen Alternativplanungen. Beim Lesen diverser Reiseführer habe ich divere Marker in Google Maps gesetzt. Einer ist mehr oder weniger in der Nähe, nämlich Arádena.
Auf dem Weg dorthin ist aber ein unfreiwillige Pause in Anópoli angesagt, da auf dem Dortplatz, der Teil der Straße ist, eine militärische Gedenkfeier mit Kranzniederlegung stattfindet. Aufgrund des starken Windes fliegt zwar der ein oder andere Kranz (eigentlich sind es zwei zusammengebundene Palmenwedel) weg und die Soundanlage funktioniert auch nicht wie gewünscht, aber es muss ja auch nicht alles perfekt sein. Nach einer halben Stunde ist die Veranstaltung vorbei.
Arádena
Arádena ist für drei Sachen bekannt: Die Schlucht, die Brücke und die Ruinen des alten Dorfes.
Die Arádena-Schlucht verläuft von hier auf 4,5 Kilometern zum Meer. Ich treffe ein älteres deutsche Ehepaar. Die Frau erklärt mir, wenn man das vernünftig organisiert, fährt man mit dem Bus nach Arádena, läuft die Schlucht und fährt mit dem Boot zurück nach Chóra Sfakíon. Unterwegs gebe es eine Abkürzung über Holzleitern – für die, die sich das trauen.
Die Arádena-Schlucht wird in Arádena überspannt von der gleichnamigen Brücke. Sie kann einspurig von Fahrzeugen und gleichzeitig von Fußgängern genutzt werden. Die Brücke wird zudem für Bungee-Jumping genutzt. Die Fahrbahn besteht aus Holzbrettern.
Jetzt feht nur noch das alte Dorf. Die erwähnte Frau erklärt mir, dass das Dorf aufgegeben wurde, als eine Fehde zwischen den Einwohnern von damals noch zwei nahe beeinander liegenden Dörfern tobte.
So langsam kehren einige Einwohner zurück. Neben einer kleinen Kantína (das ist der griechische Ausdrück für einen Imbiss) direkt neben der Brücke sind einige Bauernhäufer bewohnt. Ebenfalls instand gehalten wird – natürlich – die Kirche Ágios Nikólaos.
Glyká Nerá (Sweetwater) & Mermaid Island
Auf dem Weg zwischen Loutró und Chóra Sfakíon liegt fahren die Badeboote noch Glyká Nerá an. Jetzt, wo keine Boote fahren, kann man den Strand nur zu Fuß erreichen. Am einfachsten geht das von der untersten der zahllosen Spitzkehren der Strßae zwischen Chóra Sfakíon und Anópoli, wo auch ausreichend Platz zum Parken am Straßenrand ist und auch ein offizielles Schild auf den Wanderweg hinweist. “Goats against Facists and Tourists” (Ziegen gegen Faschisten und Touristen) hat jemand dort an die Feldwand gesprüht. Solange es nur Ziegen sind, ist das ja nichts Neues. Schließlich stellen sie sich ja immer mitten auf die Straße.
Einfach ist der Wanderweg aber nicht. Heute kommt zudem noch der insbesondere in der Nähe zur Straße sehr starke Wind. Der Weg ist gut da markiert, nämlich alle paar Meter. Dortmund-Fans folgen einfach ihren Vereinsfarben. Unterwegs gibt es eine Stelle, wo man recht nah am Wasser entlang läuft und vielleicht etwas Wasser abbekommt.
Glyká Nerá ist ein FKK-Strand. Auch Wildcampen wir hier praktiziert. Es handelt sich übrigens um normales Meerwasser – kein Wunder, Süßwasser heißt auf Englisch ja auch nicht Sweetwater sondern Freshwater. In den meisten anderen Sprachen ist der Begriff übrigens wie im Deutschen Süßwasser, im Griechischen allerdings Glykó Neró und nicht Glyká Nerá.
Offiziell bewohnt sind von den zahllosen kretischen Inseln nur Kreta selbst und Gav́dos. Aber vielleicht gibt es noch eine weitere, nämlich Mermaid Island („Meerjungfraueninsel“)? So heißt die Insel vor Glyká Nerá, auf der sich eine Taverne befindet. Ein Felsen wurde dazu durch Einsatz von reichlich Beton geebnet. Auch die Badeboote machen hier fest.
Ich esse auf der Insel einen Dákos. Natürlich, ich bin ja auf Kreta.
Ímbros-Schlucht
Auf Kreta gibt es viele Schluchten. Die bekannteste heißt Samariá, auch die Ríchti-Schlucht (meist Ríchtis genannt) ist recht bekannt. Die Arádena-Schlucht hatten wir eben angesprochen. Wer es ruhig angehen lassen möchte, der ist bei der Ímbros-Schlucht (auch Ímpros oder Ímvros geschrieben) genau richtig. Die Wanderung ist einfach (auch für kleinere Kinder machbar), der Eintritt (2,50) ist günstiger als Samariá und am Ende gibt es einen Transfer zurück zum Parkplatz für 5 bis 7 Euro.
Am besten parkt man beim Restaurant Porofárango gegenüber. Das kostet nichts und man ist schnell am oberen Eingang. Die Länge der Wanderung beträgt 8 Kilometer, ganz runter bis zum Strand 6 bis 7 mehr. Auf halber Strecke (also bei Kilometer 4) befindet sich ein verschlossenes Häuschen mit überdachter Sitzgelegenheit. Das Dach ist mit Fotos vollgeklebt. Eine junge Frau hat die linke Seite ihres Personalausweises hier hingeklebt. Kreta für immer! Leider habe ich gerade keine Schere dabei.
Ich brauche genau 2 Stunden für die Wanderung. Die Schlucht ist trocken. Vor 7 Jahren sei mal kurz Wasser drin gewesen, erklärt ein Mädchen, das am unteren Ende den Rücktransfer organisiert, davor war aber ebenfalls lange nichts. Typisch ist der Transfer auf der Ladefläche eines Pickups, aber dafür sind nicht mehr genug Leute da. Alternative ist ein Minibus. Man kann auch weitere 7 Kilometer nach Chóra Sfakíon laufen, wo ein öffentlicher Bus nach Ímbros fährt. Ich teile mir das Fahrtgeld (25 Euro) mit drei Franzosen, nachdem ich ihnen die Situation mit Händen, Füßen und Geldscheinen erklärt habe, da sie – natürlich – kein Englisch sprechen. Der Fahrer des Minibusses telefoniert die ganze Zeit. Immerhin hat er das Handy in einer Halterung. Die Franzosen finden seine Artikulation lustig und haben die ganze Fahrt über einen Lachflash.
Da die Organisation des Rücktransfers lange gedauert hat (Fahrer musste erst von einer Tour zurückkommen und dann noch einen anderen Fahrer holen) schaffe ich anders als ursprünglich geplant nun keine Sehenswürdigkeiten mehr an der Südküste. Also ab zum Hotel.
Das Hotel Atrium habe ich heute Morgen Last Minute bei Booking.com gebucht. Es kostete 77 Euro mit Halbpension (und City Tax, danke Booking.com) und ist eins der am besten bewerteten in Réthymno an der Nordküste auf halber Strecke zwischen Iráklio und Chaniá. Unmittelbar nach der Buchung hatte ich Angst, dass das Hotel beim Abendessen Dresscode haben könnte, weil es reicht nobel ist, wofür mir eine lange Hose fehlt. Es gibt aber keinen Dresscode. Lange Hose kriegt man bei den kretischen Temperaturen auch kaum vermittelt.
Nach dem Abendessen schaue ich mir die blaue Stunde an und kaufe ein USB-Kabel. Statt eines USB-C-Kabels habe ich zweimal Mikro-USB eingepackt. Sozusagen das Gegenteil von meinem ersten Besuch auf Kreta, wo ich mein Mikro-USB-Kabel vergessen hatte. In einem Laden für Tabakprodukte bekomme ich ein sehr farbenfrohes Kabel, das man dadurch auch nicht mehr vergessen oder im Mietwagen liegen lassen kann, für 4,20 Euro. Ich überlege, ob die Art des Ladens und der Preis von 420 Cent zusammenhängen (die Zahl 420 wird im Internet fürs Rauchen von Gras verwendet, weil sie angeblich der US-amerikanische Polizei-Code dafür ist). Jetzt wo ich ein USB-Kabel habe, kann ich voll davon profitieren, dass der Fiat Panda Hybrid einen Handyhalter hat – das erste Mal, dass ich so etwas bei einem anderen Auto als meinem eigenen sehe.
Das Feuerwerk im Hintergrund ist übrigens rein zufällig mit drauf gekommen. Als ich auf den Auslöser gedrückt habe, war es nämlich noch nicht. Es ging auch nur wenige Sekunden.
So, jetzt aber erstmal schlafen. Aufgrund der recht lauten Straße leider mit Ohropax. Ich verstehe gar nicht, wieso das nur wenige 100 Meter entfernte Minos-Hotel vom letzten Mal so ruhig war. Die Straße hörte man nicht, dafür sogar teils Wellenrauschen...
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