Ionisches Meer IIII Tag 1 und 2 (Festland/Epirus): Kérkyra, Igoumenítsa, Agía & Pérdika (Ágios Athanásios, Dymókastro/Alt-Elína, Burg des Ali Pascha), Nekromanteíon Mesopótamos, Váltos/Párga – Fuchsland

Wer gerne Füchse sehen möchte, muss einfach nur nachts in Epirus herumfahren. Was man sonst noch sehen kann, klären wir aber auch.

geschrieben von Janni Montag, 14. August 2023 um 09:35 Uhr

Dieser Artikel behandelt Freitag den 11. August und vorgestern. Er entstand am Tag, bevor er eingestellt wurde.


Wieder so ein Corendon-Sonderangebot. 54,99 Euro für den Flug plus 10 fürs Handgepäck. Aber ich wollte auch schon seit letztem Jahr zu Mariä Entschlafung (15. August) nach Griechenland, vor allem nach Páxos.


Der Flieger landet um 16:31, leicht überpünktlich (Plan wäre 16:40). „Wird eng“, meint ein Ehepaar so um die 60 neben mir. Sie wollen auch um 17:30 rüber nach Igoumenítsa.

Nach der sinnlos kurzen Busfahrt vom Fliger zum Terminal (so um die 50 Meter) mache ich mich gleich auf den Weg zum Hafen. Den Hafen auswählen, ist bei Google keine gute Idee, weil es nur einen Marker gibt. Besser die Fährgesellschaft eingeben, in meinem Fall Kérkyra Seaways. Das sind in meinem Gehtempo etwa eine halbe Stunde.

Eigentlich kostet das Ticket 9 Euro. Wenn man aber 10 gibt, kriegt man kein Geld zurück. Das wird dann auch als Preis aufgedruckt.

Das Boot heißt Eádas (offizielle Transkription ist Aiantas, ich halte meine aber für korrekt). Es ist zwar erst 15 Minuten vor Abfahrt, das Ding ist aber schon gerappelt voll. Könnte daran liegen, dass es ein paar Euro günstiger ist als Kérkyra Lines. Die beiden ergänzen sich zu mehr oder weniger einem 1,5-Stunden-Takt.

1:15 soll die Fahrt dauern. 2 Stunden dauert sie. Ich glaube, das Ehepaar aus dem Flugzeug hat es nicht geschafft.

Dann noch das Auto übernehmen und – natürlich – erstmal zu Lidl, Abendessen und Getränke für die Zeit auf dem Festland organisieren.

Meine Unterkunft heute und morgen liegt eine ganze Ecke südlich von Igoumenítsa in Sarakínito (auch Sarakina genannt). Benannt ist der Ort nach dem gleichnamigen Strand, was „der Sarazenische“ bedeutet und sich wohl auf Piraten bezieht.

Von Igoumenítsa nach Süden gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Autobahn oder Küstenstraße. Ich nehme die Küstenstraße. Die Orte unterwegs (Plateriá, Sývota, Pérdika) sind leider weniger fotogen als gedacht. Einige Autos stehen aber auf dem Parkplatz/Aussichtpunkt nahe des Strandes Mikrí Ámmos ein kleines Stück Südöstlich von Sývota.

Sonnenuntergang, gesehen vom Aussichtspunkt oberhalb des Strandes Mikrí Ámmos bei Sývota
Sonnenuntergang, gesehen vom Aussichtspunkt oberhalb des Strandes Mikrí Ámmos bei Sývota

Unterwegs wird es plötzlich hinter mir kurz hell. Wurde ich geblitzt? Mit 40 km/h außerorts? Mit weißem Licht? Bei Google Street View nachgesehen, aber ist kein fester Blitzer. Hmm

Bis zu diesem Punkt habe ich in meinem Leben 2 Füchse gesehen, einen 2022 (nachdem ich meine Eltern nachts zum Flughafen gebracht habe) und einen 2023 (als ich mich nach Teneriffa auf dem Heimweg von Hannover verfahren habe). Jetzt sehe ich auf dem Weg zur Unterkunft etwa 15 Stück, die sehr dünn wirken.


Nächster Tag. Bett war hart, typisches Griechenland-Problem. Harte Betten sind meiner Erfahrung nach bei 10 bis 50 Zimmern typisch. Darunter und darüber gibt es meist weiche Betten.

Ágios Athanásios

Noch ein Problem: Wetter. Mal gucken, wie ich das hinbekomme. Wetter-Online meint, wenn ich jetzt losfahre, kriege ich beim Kloster Ágios Athanásios ein paar Minuten Sonne ab. Und es stimmt:

Kloster Ágios Athanásios zwischen Pérdika und Agiá
Kloster Ágios Athanásios zwischen Pérdika und Agiá

Das Kloster besteht aus einer Kirche (auf dem Bild oben ist sie links) und einem weiteren Gebäude (rechts), offenbar ein Wohngebäude. Neben der Kirche befindet sich ein hohler Baum. Die Baumhöhle ist voller Haarschmuck (Haargummis, Spangen usw.) sowie einigen Ketten und sonstigen Gegenständen.

Direkt beim Kloster gibt es einen großen Parkplatz, der bei Menschen mit Wohnmobil beliebt ist: Es ist schattig, eine öffentliche Toilette befindet sich in der Nähe und beim Kloster gibt es eine Quelle.

Dymókastro (Alt-Elína)

Wo ich schon mal in der Nähe bin, kann ich auch mal eben aufs Dymókastro hoch. Folgt man der Stichstraße mit dem Kloster weiter, kommt man nämlich kurz darauf nach Karavostási, wo sich das das Kástro bestimmt über 100 Meter hoch erhebt. Die Burg wurde im später 4. Jahrhundert angelegt und umschloss 70 Hektar. In Hellenistischer Zeit wurde der ummauerte Bereich im Westen auf insgesamt 150 Hektar ausgedehnt.

Was in Epirus (neugriechisch Ípiros – „Festland“) nachts die Füchse sind, sind tagsüber die Laubheuschrecken. Sie sind wirklich überall. Anders als der Name Pérdika verspricht, sehe ich aber keine Rebhühner.

Laubheuschrecke der Gattung Eupholidoptera
Laubheuschrecke der Gattung Eupholidoptera
„Schrein“ in Dymókastro (Alt-Elína) bei Karavostási zwischen Pérdika und Agiá
„Schrein“ in Dymókastro (Alt-Elína) bei Karavostási zwischen Pérdika und Agiá

Wenn man gegen den Uhrzeigersinn läuft, sieht man nicht, dass es sich um einen Rundweg handelt. Auch auf OpenStreetMap fehlt der entsprechende Teil.

Von Dymókastro hat man zudem einen guten Blick auf Andípaxos, Páxos und den Süden von Kérkyra.

Wie fast alle frei zugänglichen historischen Orte in Griechenland wurde auch dieser nach seiner Einrichtung vor rund 20 Jahren dem Zerfall preisgegeben. So schlimm ist der Zustand der Treppe aber nicht – sie ist bloß sehr lang.

Ich besuche noch kurz den Strand von Karavostási. Mich interessiert die dortige Küstenhöhle, aber die ist nicht ohne Boot oder Schwimmen einsehbar.

Zeit fürs Mittagessen. Ein Arbeitskollege schwärmt von der Fastfoodkette Goody’s. Er war zwar noch nie in Griechenland, aber in Bulgarien gibt’s die wohl auch. In Griechenland gibt es sie nicht auf den Inseln, weshalb man als Tourist in der Regel nicht in Kontakt damit kommt. Es gibt sich aber zwischen den Inseln – auf den Schiffen von Blue Star Ferries.

Auf dem Weg dorthin prüfe ich aber noch, was mich gestern „geblitzt“ hat – eine von den LED-Straßenlaternen mit Bewegungsmelder. Letztes Jahr habe ich sie auf Kérkyra in Ágios Stéfanos Afliótes gesehen und hat das auch nicht so geil geklappt, als ich mit dem Fahrrad unterwegs war.

Tote Füchse sehe ich übrigens nicht an der Straße, aber einen toten Dachs.

Burg des Ali Pascha

Zurück in der Nähe meiner Unterkunft in Agiá gibt es die im 19. Jahrhundert zur Unterdrückung der Bevölkerung erreichtete Burg des Ali Pascha. Genau wie das Dymókastro ist sie frei zugänglich. Es ist wenig los. Laut Reiseführer fährt die Flurbahn (das ist der rechtlich korrekte Begriff für einen Touri-Zug auf Reifen) aus Párga hierhin.

Burg des Ali Pascha in Agiá bei Párga
Burg des Ali Pascha in Agiá bei Párga
Gewölbe in der Burg des Ali Pascha in Agiá bei Párga
Gewölbe in der Burg des Ali Pascha in Agiá bei Párga
Irgendwo in den Gängen der Burg des Ali Pascha in Agiá bei Párga
Irgendwo in den Gängen der Burg des Ali Pascha in Agiá bei Párga

Eigentlich möchte ich in Agiá noch die Windmühle und den Wasserfall besuchen, aber die Parkplatzsituation ist angespannt.

Nekromanteíon Achérondas in Mesopótamos

Da es laut Wetter-Online noch einige Zeit dauern wird, bis in Párga die Sonne wieder rauskommt, besuche ist östlich von Párga das Nekromanteíon (Totenorakel) in Mesopótamos, errichtet oberhalb des sich hier auffällig schlängelnden Flusses Achérondas (altgr. Achéron). Obgleich die einzige Straße dorthin durch ein Wohngebiet nicht für den Autoverkehr freigegeben ist, stehen so einige Autos auf dem Parkplatz. Ich parke unterhalb des Wohngebiets.

Nekromanteíon in Mesopótamos bei Párga, rechts das Museum; die Kirche Ágios Ioánnis ist wegen Statikproblemen gesperrt
Nekromanteíon in Mesopótamos bei Párga, rechts das Museum; die Kirche Ágios Ioánnis ist wegen Statikproblemen gesperrt

Das Nekromanteíon wurde von Herodot erwähnt, der im 5. Jh. v. Chr. lebte. Der griechische Archäologe Sotírios Dákaris (1912–1996) identifizierte aus der Beschreibung den Hügel von Mesopótamos, auf dem im 18. Jahrhundert die Kirche Ágios Ioánnis gebaut wurde. Man fand grub 1958–64 und 1976/77 einige Mauern aus, auf denen die Kirche statisch sehr unklug steht, und einen unterirdischen Tunnelgang. Der Tunnel kann über eine extrem steile Metalltreppe besucht werden.

Tunnel des Nekromanteíon in Mesopótamos bei Párga
Tunnel des Nekromanteíon in Mesopótamos bei Párga

Außerdem wurden etliche große Krüge (Durchmesser 1 Meter) gefunden, die hier ausgestellt werden.

Ob es sich hierbei wirklich um das von Herodot beschriebene Nekromanteíon handelt, ist allerdings umstritten. Das ausgegrabene Areal könnte auch ein Adelssitz gewesen sein.

Kirche Ágios Ioánnis im Nekromanteíon in Mesopótamos bei Párga
Kirche Ágios Ioánnis im Nekromanteíon in Mesopótamos bei Párga

Ich finde, der Himmel passt wunderbar zu einem (vermeintlichen) Totenorakel.

Párga

Als ich auf dem Weg zum Nekromanteíon durch Párga musste, ist mir die katastrophale Parksituation aufgefallen. Ich parke daher an einer Straße in Váltos. Nach Westen hin geht Párga nahtlos in diesen Ort über, der anders als Párga nur lose bebaut ist.

Zwischen Párga und Váltos befindet sich auf einer Halbinsel die venezianische Burg von um 1570. Sie ist tagsüber öffentlich zugänglich. Von hier aus hat man einen tollen Blick auf Párga und das vorgelagerte Inselchen Panagía mit Kirche und Festung.

Blick von der venezianischen Burg von Párga auf den Ort und die Insel Panagía
In der venezianischen Burg von Párga
In der venezianischen Burg von Párga
Blick von Váltos auf die venezianischen Burg von Párga
Blick von Váltos auf die venezianischen Burg von Párga

Aber natürlich bin ich für die Blaue Stunde hier.

Párga und Panagía in der Blauen Stunde
Párga und Panagía in der Blauen Stunde
Panagía vor Párga in der Blauen Stunde
Panagía vor Párga in der Blauen Stunde

Um 21:15 und damit mehr als eine Stunde nach der offiziellen Schließzeit (20 Uhr) kommt ein alter Mann mit Trillerpfeife und schmeißt die noch zahlreich vorhanden Touristen aus der Burg. Ist ist sozusagen Fürst Takeshi von Párga.


Jetzt ins Hotel. Anstatt einfach umzudrehen und wieder von Váltos auf die Hauptstraße zu fahren, vertraue ich auf Google Maps. Nachdem ich eine winzige Straße verpasst habe, möchte mich Google über irgendwelche kleinen Wege leiten. Als sich der Weg zunehmend in ein kleines (trockenes) Flussbett verwandelt, schaffe ich es auf mir im Nachhinein unerklärliche Art und Weise, zu wenden und ohne Schrammen im Seat Ibiza zum Hotel zu kommen. Heute Nacht sind auch nur 3 Füchse auf der Straße.


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