Kreta VI Tag 8: Monumentaler Olivenbaum von Kavoúsi, Móchlos, Ríchtis-Schlucht, Zákros-Schlucht – Schluchtenschummel
Die Samariá- und die Imbros-Schlucht bin ich komplett gelaufen, aber heute gibt’s ein paar Abkürzungen
Monumentaler Olivenbaum von Kavoúsi
Direkt an der Nationalstraße liegt Kavoúsi. Größter Stolz des Ortes ist der uralte Olivenbaum an der Straße in die Berge südlich des Ortes. Die Straße ist auf einem kurzen Stück mittendrin nicht befestigt.
Der Baum hat am Stamm einen Durchmesser von 4,7 bis 7,1 Metern (4,1 bis 4,9 Meter in 0,8 Metern Höhe) und einen Umfang von 22,1 Metern (14,2 in 0,8 Metern Höhe). Das Alter wird auf 3250 Jahre geschätzt. Oliven spielen aber bei den auf Kreta lebenden Kulturen seit 9000 Jahren eine Rolle.
Neben dem Baum befindet sich eine kleine Taverne, die aber nicht geöffnet hat. Entweder bin ich am Tage zu früh oder in der Saison zu spät. Also wieder zur Nationalstraße.
Unterwegs halte ich an einem Aussichtspunkt, an dem ich aber schon im Mai 2022 war. Diesmal sind viele Distelfinken zugange. Erst als ich nähe komme, kann ich erkennen, was sie tun: Sie fressen Distelsamen. Ergibt auch Sinn bei ihrem Namen.
Móchlos
Mócholos ist ein kleiner Ort an der Nordküste zwischen Ágios Nikólaos und Sitía. Bekannt ist er vor allem für die Ausgrabungen auf der vorgelagerten Insel, die wie der Ort heißt. Sie wurde von der frühen bis zur späten minoischen Zeit (3000 bis 1500 v. Chr.) genutzt.
Das Problem bei kleinen Inseln: Man muss da irgendwie hinkommen. Es liegen zwar Kaḯkis im winzigen „Hafen“ (eigentich nur ein Anleger aus Beton), aber es fahren keine. Also kann man nur den Ort selbst angucken.
Im Ort gibt dort ebenfalls eine Ausgrabung, die -auch frei zugänglich ist, aber dort steht kaum noch was. Es handelt sich um das Kunsthandwerker-„Viertel“ (zwei bis drei Häuser) aus der minoischen Spätperiode (1500 bis 1425 v. Chr.).
Ríchtis-Schlucht
Ich fahre zuerst zum oberen Ende der Ríchtis-Schlucht wenige 100 Meter östlich von Éxo Moulianá. Dann fällt mir aber auf, dass sie mir zu lang ist, sie einmal nach unten und wieder nach oben zu laufen. Mich interessiert auch weniger die Lachanás-Brücke als vielmehr der Ríchtis-Wasserfall. Der ist einfacher vom unteren Ende zu erreichen.
Wie so oft in Griechenland führt eine befestigte Straße dorthin, die ebenfalls in Éxo Moulianá startet. Also mache ich das so. Ich will ja auch noch die Zákros-Schlucht ansehen heute.
Der Fluss ist größtenteils ausgetrocknet. Das ist im Frühjahr ganz anders.
Besonderer Bewohner der Schlucht sind Süßwasserkrabben. Man sieht sie nicht so oft und muss schon aufpassen, wenn man sie sehen will. Ein großes Exemplar an Land ist hingegen einfach zu erkennen:
Beim Durchwandern der Ríchtis-Schlucht muss der Fluss einige Male überquert werden. Das vorletzte Bild zeigt bereits eine solche Stelle. Hier ist natürlich der niedrige Wasserstand von Vorteil. Da der Fluss aber immer noch ein wenig Wasser führt, ist es in der Schlucht sehr grün.
Nachteil am niedrigen Wasserstand: Der Ríchtis-Wasserfall macht wenig her. Mir ist es zu kalt, um im See unterhalb des Wasserfalls zu baden, aber bei einigen Besuchern ist das anders.
Lichtverhältnisse sind natürlich absolut katastrophal: Gegen die Sonne in einer dunklen Schlucht. Da sieht man natürlich nicht viel. Auch die maximale HDR-Einstellung kann nicht helfen.
Ich bekomme mit, dass ein deutsches Ehepaar um die 50 von oben gekommen sind. Ich biete ihnen an, sie wieder hochzufahren, da ich dorthin muss. Ich entschuldige mich schon mal dafür, dass mein ganzes Auto nach dem Oregano aus Préveli riecht.
Wir gehen zusammen zum Parkplatz, da müssen sie aber noch warten, da ich mir noch die Mündung ansehen möchte, die einige hundert Meter vom Parkplatz entfernt ist. Es handelt sich um einen Kiesstrand, wobei der Ríchtis-Fluss bereits vorher versickert. Aus den großen Steinen haben Leute unzählige Steinmännchen gebaut.
Auf der Straße nach oben kommt uns eine Mittelklasse-Limousine entgegen. Zum Glück an einer Stelle, an der die sonst sehr schmale Straße etwas breiter ist. Wir denken, dass es schwierig sein wird, mit einem so großen Auto zum unteren Parkplatz des Ríchtis-Schlucht zu kommen, aber nur zu.
Trinkgeld gibt’s keines für mich. Ich bin etwas enttäuscht.
Zákros-Schlucht (Schlucht der Toten)
Letzter Programmpunkt heute ist die Káto-Zákros-Schlucht, meist nur kurz Zákros-Schlucht genannt. Sie wird auf Schlucht der Toten genannt, aber nicht weil sie so gefährlich wäre, sondern weil es dort minoische Gräber gab. Auch hier gibt es die Möglichkeit, nur einen Teil zu laufen, nämlich vom Eingang B bis zur Mündung im namensgebenden Ort Káto Zákros. Das ist in einer Stunde machbar, aber der Rückweg dauert etwas länger.
Die Richtung, aus der die Sonne scheint, ist toll, aber leider geht sie schon fast unter. Daher drehe ich nach einer halben Stunde um und laufe denselben Weg zurück. Anders als in der Ríchtis-Schlucht begegnet mir wie beim Olivenbaum, wo ich eine halbe Stunde auf die Sonne gewartet habe, keine Menschenseele. Immerhin sind hier ein paar Ziegen.
Eigentlich wollte ich den Sonnenuntergang am bekanntesten Strand der Region beobachten, aber der Strand ist eher eine versandete Bucht und geht nach Osten, sodass ich mich auf den Weg Richtung Ierápetra mache.
Hier im Südosten der Insel gibt es nur einen Radiosender. Sitía FM spielt Titel, die wohl griechischer Schlager sein dürfen. Eine Stimme kommt mir aber bekannt vor. Shazam sagt: Mýkonos ke Sandoríni (2022) von Élena Tsagrinoú. Die hatte – obwohl Griechin – Zypern beim Eurovision Song Contest 2021 vertreten und war 16. von 26 geworden (zum Vergleich: Ukulele-Jendrik hat Deutschland mit 3 Punkten erwartungsgemäß auf den 25. Platz befördert). Aufgrund der fröhlichen Melodie freue ich mich für sie, dass sie offenbar über ihr damaliges Stockholm-Syndrom aufgrund einer unglücklichen Beziehung mit „El Diablo“ hinweggekommen ist – und auch nicht von den christlichen Fundamentalisten getötet wurde, die in dem Titel einen Skandal sahen und für Drohanrufe beim Sender sorgten. Aber man soll ja nicht gleich den Teufel an die Wand malen.
Über Sandoríni zu singen, ist wohl beliebt, denn als ich im Mai 2022 das erste Mal in Shazam nach einem griechischen Titel gesucht habe, war das ebenfalls das Thema. Das Lied war Paralía („Strand“) von Mános. Da ging es noch um Lefkáda, Náxos und vor allem natürlich Kríti.
Zwischendurch halte ich mal kurz an, um ein Hotel zu buchen. Es wird das Porto Belissario Xenodochío in Férma. Da gibt’s sogar Halbpension. Okay, denkste. Denn bei meiner Ankunft gibt keine Halbpension am heutigen Tag, dem letzten, an dem das Hotel (das heißt das letzte Wort im Namen) geöffnet hat. Und ich bin die letzte Person, die es dieses Jahr gebucht hat. Man freut sich über die unerwarteten 70 Euro Umsatz. Immerhin gibt es morgen Frühstück für die nur 7 Gäste.
Zum Abendessen muss ich somit wieder ein Stückchen laufen. Nicht so weit wie gestern Abend, aber immerhin noch 700 Meter (ein Weg). Länger als fürs Essen an sich hält es mich nicht da, denn die Mücken sind sehr penetrant.
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