Kykladen IIII Tag 10 (Santoríni-Thíra): Akrotíri-Leuchtturm, Emborío (Goulás, venezianische Burg), Profítis Ilías, Alt-Thíra, Zoodóchos Pigí, Ágios Artémios, Skáros, Firá – Hauptsaison im Mai
Während die meisten Kykladen im Mai noch im Winterschlaf liegen, steppt auf Santoríni schon der Bär und die Infrastruktur ist fast komplett überlastet.
Pünktlich um 8 Uhr fährt die Expréss Skopelítis nach Íos und dann zurück nach Katápola. Es ist an Deck ziemlich windig und es schaukelt. Sonntag ist der einzige Tag, an dem die Strecke von Amorgós nach Thíra direkt bedient wird. Nicht nur von der Expréss Skopelítis, sondern später auch noch von SeaJet – zum sechseinhalbfachen Preis!
Einige Minuten überpünktlich erreicht die kleine Fähre auf dem Weg nach Íos nach gut 3 Stunden Fahrt ihren einzigen Unterwegshalt Órmos Athiniós auf Thíra, der Hauptinsel von Santoríni. Der neue Hafen von Santoríni ist ziemlich voll, sodass ich die Leute von der Mietwagenfirma nicht finde und da anrufe. Die Frau am Telefon ist sehr nett. Es gibt bei der Übernahme noch eine Diskussion, ob ich die Versicherung gebucht habe. Und das, obwohl ich direkt gebucht habe, wie alle Mietwagen auf dieser Reise.
So, nun aber los zum ersten Highlight, dem Lidl. Wenigstens eine Sache, bei der man auf Santoríni am günstigsten weg kommt. Wobei man gegen den Mietwagenpreis jetzt in der Vorsaison auch nichts sagen kann: Ein Tag mit Lieferung für 45 Euro.
Akrotíri-Leuchtturm
Auf Santoríni ist jetzt im Mai nämlich schon viel los. Der kleine Parkplatz vorm Imbiss direkt am Leuchtturm ist voll. Wenden kann man in dem Fall auch nicht, also etwa 50 Meter rückwärts fahren und dann dort parken, wo es wie eine Mischung aus Wendeplatz und Parkplatz aussieht.
Zwar kommt man problemlos auf das Kap, aber die Wege auf den Hügel sind gesperrt. Ich finde einen kleinen Weg, der nicht gesperrt ist, und laufe rauf.
Emborío
Weiter geht es nach Emborío. Ich wähle meine Orte so, dass sie weit weg von den Buslinien der Insel liegen, damit sich der Mietwagen auch lohnt. Falls ich nochmal nach Thíra komme, brauche ich dann vielleicht keinen Mietwagen.
In Emborío besuche ich zuerst einen alten Turm (Goulás), der aber die recht komplizierte Anfahrt nicht wert ist. Die Gouladen der venezianischen Feudalherren waren eine Mischung aus Befestigungsanlage und Speicher.
Also weiter zur venezianischen Burg (Enetikó Kástro/Kastéli). Die Anfahrt ist auch kein bisschen besser, da es sich um eine sehr lange und enge einspurige Straße handelt. Die venezianische Burg ist zwar zunächst noch ausgeschildert, aber irgendwann verläuft man sich im Labyrinth. Die Burg ist kein einzelnes Gebäude sondern beschreibt einen höher gelegenen kleinen Bezirk des Ortes Emborío.
Anders als auf dem Hinweg kommen mir auf dem Rückweg durch die einspurige Straße zwei Autos entgegen. Das eine, ein Touristenauto, biegt kurz vor mir in eine Seitenstraße ab. Das zweite Auto kreuzt mich an einer Stelle, an der die Straße etwas breiter ist. Der Grieche klappt routiniert einfach seinen Seitenspiegel ein und kommt dann knapp an mir vorbei.
Profítis Ilías, Alt-Thíra und Zoodóchos Pigí
Gefühlt heißen ja fast alle Gebirge in Griechenland Profítis Ilías, so auch auf Santoríni, wo es der höchste Berg ist (567 m). Wie auf jedem Berg, der etwas auf sich hält, steht auch hier ein gleichnamiges Kloster. Das war heute aber nur für den Gottesdienst um 4(!) geöffnet und hat inzwischen geschlossen. Neben dem Kloster befindet sich auf dem höchsten Punkt offenbar ein Militärgebäude, das aber sehr zerfassen aussieht.
Es ziehen im Minutentakt immer wieder Wolken von Norden durch. Glaubt man gar nicht, da auf dem Foto oben keine Wolken zu sehen sind. Sie lösen sich offenbar auf, nachdem sie den Profítis Ilías überquert haben. Für das obige Foto benötige ich entsprechend knapp 20 Minuten.
Es ist zwar sehr windig, dennoch trete ich eine Wanderung in Richtung Alt-Thíra (auch Alt-Thḗra) an. Diese Ausgrabungsstätte hat zwar jetzt um 15 schon geschlossen, aber man kann sie bestimmt vom Pass aus sehen. Die Wanderung dauert etwa eine Stunde, da sie wortwörtlich über Stock und Stein führt.
Tatsächlich hat man vom Pass eine gute Sicht auf Alt-Thíra. Obwohl Alt-Thíra auf einem Berg (Mésa Vounó) liegt, ist der Pass vom Profítis Ilías so viel höher gelegen, dass die folgenden Bilder wie Luftbilder aussehen.
Unterhalb von Alt-Thíra befindet sich eine Kirche vor einer Höhle. Das alles heißt Zoodóchos Pigí („lebensspendende Quelle“). Quelle ist gut, das Wasser tröpfelt in sehr geringen Mengen an einer Stelle der stockdunklen Höhle auf den Boden:
Aufgrund der sehr geringen Wassermenge ist das Wasser auf keinem meiner Bilder erkennbar. Es fällt von der Decke in das Loch im weißen Stein in der Mitte des Bildes.
Obwohl die Ausgrabung bereits vor fast zwei Stunden geschlossen hat, ist der Kiosk davor bei meiner Rückkehr von der Quelle im noch geöffnet. Meine Rettung!
Bei Rückkehr zu meinem Auto auf dem Profítis Ilías ist dort ein großes Verkehrschaos ausgebrochen, da mehrere Busse hier hoch wollen.
Da ich mein Auto heute Abend bereits zurückgebe und nicht so viele Sachen mit mir herumschleppen möchte, checke ich im Hotel ein, das auf dem Weg zu meinem nächsten Ziel liegt. Auch das ist ein Hotel.
Ágios Artémios
Das Hotel (Eigenschreibweise Aghios Artemios) liegt im Norden nahe eines Berges, der – selbstverständlich – (kleiner) Profítis Ilías heißt. Warum ich ein Hotel besuche? Weil dieses Hotel gleichzeitig eine Kirche ist.
Die Kirche kann man am Wochenende besuchen und man bekommt eine Führung vom Hotelpersonal. Der besuch ist kostenlos, aber das Personal freut sich über eine Spende in die Trinkgeldbox im winzigen Rezeptionshäuschen am Eingang zum Innebereich, an dem auch die Kirche steht.
Es handelt sich um die größte Kirche in Privatbesitz, vermutlich der Kykladen, zumindest aber auf Santoríni. Der Besitzer des Hotels heißt ebenfalls wie der Heilige Artémios, dem die Kirche geweiht ist. Dabei handelt es sich aber um einen Regionalheiligen. Öffentlich als Kirche in Benutzung ist sie nur am Jahrestag des Heiligen, dem 20. Oktober.
Skáros
Auf Santoríni machen zig Leute jeden Abend etwas, was strengstens verboten ist: Sie besuchen Skáros. Das ist ein Felsen (oder eine Klippe) bei Imerovígli. Es gibt einen recht großen, kostenlosen Parkplatz direkt am Ortsausgang Imerovíglis Richtung Vourvoúlos.
Am Ende der Klippe befindet sich – natürlich – eine Kirche. Und zwar gar nicht mal so eine kleine.
Firá
Jetzt noch kurz tanken und dann das Auto zurückgeben. Der Mann im Büro von Get Santorini ist irritiert. Wer mir gesagt habe, dass ich das Auto hier herbringen solle, fragt er. „Ich“, meine ich, „denn ich habe das bei der Buchung angegeben.“ Sonst hätte ich nämlich den Zuschlag für Rückgabe außerhalb der Öffnungszeiten und Flughafenabholung zahlen müssen – der Mitarbeiter im Hotel war von beidem übrigens wirklich entsetzt. Es stellte sich heraus, dass auf dem Mietvertrag aus irgendeinem Grund die Rückgabe morgen um halb 21 vermerkt war, statt heute. Der Mann im Büro schien wenig begeistert, dass er das Auto jetzt irgendwie von der Straße bekommen muss, da sich vor dem Büro kein Parkplatz befindet.
Überhaupt ist die Parksituation in der Inselhauptstadt Firá (der Name entstand beim Versuch der Türken, den griechischen Namen der Insel auszusprechen) angespannt. Daher war es auch gut, das Auto hier abzugeben, damit ich mich nicht drum kümmern muss. Es fährt alle halbe Stunde ein Bus zum Hotel und das Hotel ist zwei Kilometer vom Flughafen entfernt.
Nun aber erstmal Kraterrandweg und blaue Stunde. Ich laufe ihn einmal bis nach Firostefáni, um die fotografischen Möglichkeiten auszuloten. Letztendlich mache ich die Fotos direkt neben der Bergstation der Seilbahn. Als ich hier auf dem Weg nach Firostefáni vorbei bin, war hier eine hundert Meter lange Schlange von Kreuzfahrtpassagieren, die inzwischen aber abgearbeitet wurde. Die Situation ist somit entspannt.
Der Bus zum Hotel in Messariá ist bereits einige Minuten vor der offiziellen Abfahrtszeit komplett voll und fährt ab. Ja, Santoríni ist bereits im Mai infrastrukturell hoffnungslos überfordert.
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