Kykladen IIII Tag 1 (Ándros): Petrus-Turm, Kloster Ágios Nikólaos, Apikía (Sáriza-Quelle, Steinbrücke, Pithára-Wasserfall), Agías Marínas, Ándros-Stadt, Kloster Panachrántou – Grüne Insel 2
Korfu gilt als grüne Insel Griechenlands. Ándros auch, zumindest der Kykladen. Der Vergleich...
Dieser Blogpost behandelt den 19. Mai 2023. Er entstand taggleich.
Um 7:30 startet in Rafína die Fast Ferries Ándros nach... nun ja... Ándros. Sie fährt aber noch weiter.
Ándros ist eine typische Ferieninsel der Athener und beliebt für Wochenendausflüge. Zum Glück ist aber Freitagmorgen.
Ankunft in Gav́rio, dem Hafen Ándros’, ist mehr oder weniger pünktlich. Im Büro vom Mietwagenanbieter ist gerade niemand, da kann ich mir im nahen Supermarkt noch etwas Verpflegung für den Tag holen.
Avance vermietet Autos auf fast allen Kykladen. Nur mit Vollkasko. Sozusagen das, was Cicar auf den Kanaren ist. Die Kiste ist ein roter Peugeot 108 und ziemlich klapprig trotz „erst“ 43385 Kilometern runter.
Ándros ist die einzige Insel auf meiner Reise, auf der ich nicht übernachte. Fährverbindungen zwischen Kykladen sind nämlich alles andere als einfach, denn viele seltenere Verbindungen gibt es nur ein- oder zweimal wöchentlich, insbesondere wenn man nicht mit den unfassbar teuren Seajets fahren möchte. Im Prinzip ist die ganze Reise um die Verbindung Sýros–Irakliá in der Nacht von Sonntag auf Montag herum gebaut.
Petrus-Turm (Pýrgos Ágios Pétros)
Das bedeutendste Baudenkmal Ándros’ ist der 20 Meter hohe St.-Petri-Turm direkt bei Gav́rio. Der Turm stammt aus der hellenistischen Zeit (3. bis 1. Jh. v.Chr.), das Fundament könnte älter sein. Somit heißt natürlich auch nicht der Turm St. Petri, sondern der Ort, in dem er steht. Er steht auch nicht im Ort sondern ein Stückchen unterhalb. Google Maps möchte mich über Wege lotsen, bei denen ich bezweifle, dass man die selbst mit einem 4x4 befahren könnte.
Das Bild ist absolut lotrecht aufgenommen: Der Horizont befindet sich genau in der Mitte und ist exakt horizontal. Der Turm ist somit schief. Ansonsten sieht er auf dem Bild noch ganz heile aus, aber das täuscht. Auf der anderen Seite fehlen Steine und von der Wendeltreppe sind auch nur noch Reste vorhanden. Hinein kommt man jedoch nicht, da die Tür mit einem Gitter verschlossen ist.
Am Fuße des Turms befindet sich eine Kapelle aus Schieferplatten erbaut. Sie ist mit einer modernen Tür ver- und abgeschlossen.
Nach einem kurzen Stopp am Strand Ágios Kyprianós, benannt nach dem dort befindlichen Kirchlein, fahre ich auf die nördliche Pass-Straße.
Kloster Ágios Nikólaos
Ziemlich abgelegen liegt das Kloster Ágios Nikólaos. Nachdem ich es von außen betrachtet habe, weil ich es laut Reiseführer für geschlossen halte (es hat nur bis 12 auf und ich bin um kurz nach 12 angekommen), suche ich doch den Eingang. Mir kommt ein verwirrter Holländer entgegen. Ich helfe ihm, das eiserne Tor zu öffnen. Er erzählt mir, dass man doch rein könne. Das Ende der morgendlichen Öffnungszeiten ist auf dem Schild notdürftig in eine ‚13‘ geändert worden, wie mir dann auffällt.
Ein Mönch, der gerade Blätter von Zweigen abreißt, ruft den Abt. Der ist etwa in meinem Alter und spricht gut Englisch. Das Kloster stammt aus dem 11. Jahrhundert, erzählt er mir, und gibt mir ein mit Goldfarbe verziertes Bild der Agía Veroníka (Hl. Veronika) auf Karton. Er zeigt mir die Klosterkirche, in der man wie immer nicht fotografieren darf. Weiter ins Kloster hinein darf ich auch nicht. Aber ich darf aus der Quelle trinken, auf der das Kloster im 11. Jahrhundert gebaut worden sei. Die meisten der heutigen Gebäude stammen aus dem 16. bis 18. Jh.
Apikía: Sáriza-Quelle, Steinbrücke und Pithára-Wasserfall
Jetzt was trinken! Praktischweise befindet sich bei meinem nächsten Stopp in Apikía die landesweit bekannt Sáriza-Quelle. Es wird in Flaschen abgefüllt und im ganzen Land verkauft. Wer persönlich vor Ort ist, kann das mineralhaltige Wasser kostenlos abfüllen. Und wenn man schon mal da ist, kann man auch gleich die Steinbrücke aus dem Jahr 1780 und den Pithára-Wasserfall besuchen. Von der Quelle sind es dorthin jeweils gut 10 Minuten, wobei zur Steinbrücke ein erheblicher Höhenunterschied besteht.
Am Wasserfall habe ich Glück, denn im Sommer fließt hier oft kaum Wasser. Außerdem sind jetzt Frösche und Kaulquappen da.
Im Hochsommer würde ich aber auch die Kykladen wohl nicht noch einmal besuchen wollen. Auch wenn da mein übernächster Halt, die Fóros-Höhlen geöffnet wären, was sie nur von Juli bis September sind.
Kloster Agías Marínas
Ebenfalls geschlossen hat das nahe Kloster. Google Maps möchte mich unbedingt über geschlossene oder nicht asphaltierte Wege dorthin bringen, obwohl eine vernünftig ausgebaute Straße existiert.
Das Kloster macht auch von außen was her, sieht es doch wie eine Festung aus und nicht wie ein Kloster.
Man sieht ganz gut, dass Ándros für eine Kykladen-Insel überraschend grün ist – als grüne Insel gilt in Griechenland normalerweise Kérkyra.
Ándros-Chóra (Ándros-Stadt)
Nach dem bereits erwähnten erfolglosen Besuch der Fóros-Höhlen fahre ich nach Ándros-Stadt. Auf dem Weg befindet sich zwar die Erzengel-Kirche in Mesariá, aber ich finde keine Parkmöglichkeit in dem Ort.
In Ándros-Stadt gibt es ausreichende Parkmöglichkeiten nahe der autofreien Innenstadt, deren Zentrum die Platiá Kaḯris bildet. In der Nähe befindet sich auch die Panagía-Kirche.
Eigentlich hatte ich gedacht, dass man bis ans Ende der Halbinsel laufen kann. Allerdings ist der westlichste Teil, auf dem sich die venezianische Burg Mésa Kástro befindet, eine echte Insel. Lediglich die „venezianische Brücke“, eine nicht gerade stabil wirkende Brücke aus Schieferplatten, verbindet sie mit dem „Festland“.
Hinter dieser Insel befindet sich ein Felsen, der komplett vom Tourlítis-Leuchtturm eingenommen wird, der sozusagen das Wahrzeichen von Ándros zu sein scheint. Sehen kann man dennoch von Ándros-Stadt aus, aber nur vom exponiert im Norden der Altstadt auf einer winzigen Landzunge gelegenen Kirchlein Agía Thalassiní bzw. noch besser von dessen naher Brandungsmauer.
Bevor ich Ándros-Stadt wieder verlasse, gibt’s das obligatorische Píta. Beim Restaurant Giatáki kostet es 3,90 und man kann zwischen den Optionen Zaziki und Soße wählen. Ich nehme letzteres und es schmeckt sehr gut.
Kloster Panachrántou
Letzter nennenswerter Stopp heute ist dieses Kloster aus dem 10. Jh., das sich im südlichen Gebirge Ándros’ nahe der höchsten Stelle des Passes befindet. Man hätte es auch in wenigen Minuten von den Fóros-Höhlen aus erreichen können, der Reiseführer aus dem Michael Müller Verlag (der einzige deutschsprachige Kykladen-Reiseführer) empfiehlt jedoch den Weg von der anderen Seite, den ich auch nehme, aber bei Ankunft am Kloster mit Blick auf die Straße runter zu den Fóros-Höhlen nicht nachvollziehen kann.
Kurz nach mir erreicht eine Gruppe junger Leute (ich würde ein Alter von um die 20 schätzen) das Kloster. Sie bekommen vom Abt die Klosterkirche gezeigt, sodass ich und zwei Frauen auch rein dürfen. Sie ist erstaunlich dunkel. Außerdem können wir uns praktisch im ganzen Kloster umsehen.
So, nun aber ab zurück nach Gav́rio. Fürs (Be-)suchen der Ruinen von Strófilas, angeblich die älterste Stadt Europas, bleibt keine Zeit.
Als ich dort losfahre, fällt nach rund 130 Kilometern die digitale Tankanzeige von den zwei Strichen (Sechsteln), mit denen ich heute Morgen losgefahren bin, auf einen Strich. Also muss ich doch noch tanken. Das ist hier ziemlich teuer (2,04 Euro pro Liter, gut 20 Cent teurer als auf Korfu).
Also tanke ich für 10 Euro. Nichts passiert, immer noch nur ein Strich. Also nochmal fünf Euro. Zack – drei Striche. Ich bin den ganzen Tag mit zwei Strichen gefahren und jetzt überspringt er diesen zweiten Strich beim Tanken von nicht mal zweieinhalb Litern? Es gibt schon einen Grund, warum ich digitale Tankanzeigen hasse.
Die Frau an der Mietwagenstation – dieselbe wie bei Übernahme – ist überrascht, dass ich das Auto mit mehr Benzin zurückbringe als bei Übernahme. Ich erzähle ihr die Story. Sie lacht.
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