Teneriffa II (Kanaren VI) Tag 1 und 2: Puerto de la Cruz, Mirador de Mataznos, El Portillo, Teide-Observatorium, Palmetum, La Cumbrilla, Puerto de la Cruz – Hoch hinaus

Mit ganz besonderer Weitsicht

geschrieben von Janni Donnerstag, 1. Juni 2023 um 23:38 Uhr

Dieser Post behandelt den 28. und 29. April 2023. Er entstand größtenteils am 1. Mai.


Am 3. März hielt es Corendon für eine gute Idee, maximal eine Woche lang fast alle Tickets von 10. März bis 30. Juni zum Minimalpreis rauszuhauen. Da macht es auch nichts, dass Handgepäck in dem Tarif 10 Euro extra kostet. Ich hatte noch nichts für das lange 1.-Mai-Wochenende vor. Problem daran: An dem Wochenende wechselt bei Corendon der Flugplan. Die Anzahl der Ziele, zu denen man im April fliegen und im Mai wieder zurückkehren konnte, hielt sich dadurch äußerst in Grenzen: Malle und Griechenland nur im Sommerflugplan, diverse türkische Ziele nur im Winterflugplan. Eine der wenigen Möglichkeiten: Teneriffa. Mit äußerst praktischen Flugzeiten. Minimalpreis bedeutete 49,99 pro Strecke. Schnell gebucht, am nächsten Tag war zuerst das Kontingent für den Rückflug weg, noch einen Tag später dann auch der Hinflug.

Vor zwei Wochen gab es bei EW in dem Zeitraum günstige Preise für Kreta. Da hab ich mich ein bisschen geärgert. Von meiner Lieblingsinsel hängt in meinem Arbeitszimmer ein aus 40 Fotos zusammengesetzter Schriftzug des Inselnamens. Meine Flugnummer XR2251 geht übrigens im Sommerflugplan an einen Flug nach Iráklio, allerdings von Nürnberg. Nicht von Hannover, wohin mich mein E-Up gebracht hat. Mit einer Geschwindigkeit von 80 bis 95 km/h hat er 31 SOC verbraucht.

Mein Rückflug wurde relativ kurzfristig noch um eine halbe Stunde nach hinten verlegt. Solange es nicht wieder 22 Stunden sind wie damals nach Kérkyra. Meine nächste Reise ist übrigens genau dieser Flug, der letztes Jahr nichts wurde. Der wurde kürzlich 5:15 vorverlegt.


Vermutlich ist auch dem Flugplanwechsel zu verdanken, dass der durchschnittliche Gast nicht einfach eine Woche Teneriffa buchen konnte und der Flieger dadurch relativ leer ist, ich würde etwa halb voll schätzen. Ich habe 29C und hinter mir ist alles leer (eine Boeing 737-800 hat 32 Reihen). Ich setze mich daher einfach zwei Reihen weiter nach hinten und habe die drei Sitze für mich. In weiser Erwartung habe ich fünf bis sechs Stunden offline machbare Arbeit von der Firma mitgenommen – und eine Maus. Büro über den Wolken. Ich habe zwar Urlaub genommen, aber 5 Stunden Flug ist halt echt lang. Insbesondere wenn er eine Viertelstunde länger geht, als im Flugplan angegeben.

Vor mir sind einige Typen, die wohl auf dem Weg zum JGA sind. Der Beck’s-Bestand an Bord wird stark dezimiert. Wer auf dem Rückflug gleich seine Trauer über das Urlaubsende mit etwas Alkohol ersticken will, hat wohl pech.

Übrigens: Bei praktisch allen Fluggesellschaften ist offiziell nur Kartenzahlung möglich. Bei Corendon ist hingegen nur Barzahlung drin. Letztes Jahr bei meinem Rückflug von Rhodos habe ich allerdings bei TUIfly ein Nackenhörnchen mit Bargeld gekauft.


Pico del Teide beim Landeanflug auf Teneriffa
Pico del Teide beim Landeanflug auf Teneriffa

Wir parken sehr weit außen. Die erste Wanderung in diesem Urlaub verläuft somit vom Flugzeug zum Ausgang. Mietwagen von Cicar übernehmen. Meine siebte Miete bei denen. Trotzdem muss ich wie sonst nur beim ersten Mal eine Tankkaution hinterlegen.

Ankunft abends auf dem Flughafen Grandilla de Abona, Hotel in Puerto de la Cruz. Was fehlt: Jannik. Der ist dieses Wochenende auch nicht zu Hause, sondern im Außeneinsatz für seine neue Firma... Schade.

Die Pyramiden in Güímar haben wieder zu und ich schaue in Candelaria wieder die Kirche an, in der Hoffnung, dass die Sonne jetzt auch die Vorderseite bescheint. Allerdings geht sie genau in dem Moment hinter den hohen Bergen unter. Vor der Kirche sind 10 Leute mit Instrumenten, die sich als Kakerlaken verkleidet haben und für ein Gruppenfoto posieren.

Also gut, dann ab ins Hotel. Mein erstes auf dieser Reise ist das Las Águilas. Es liegt südlich von Puerto de la Cruz auf einem Hügel und ist von weitem erkennbar. Nach dem Abendessen, das ganz OK ist, besuche ich noch die Umgebung auf dem Hügel. Da ich mein leeres Handy zum Aufladen auf den Zimmer gelassen habe, muss ich mit dem Halbmond vorlieb nehmen, der fast im Zenit steht.

Puerto de la Cruz bei Nacht, vom Hügel des Hotels Las Águilas affiliated by Meliá auf Teneriffa, das hellste Objekt am Himmel ist die Venus
Puerto de la Cruz bei Nacht, vom Hügel des Hotels Las Águilas affiliated by Meliá auf Teneriffa, das hellste Objekt am Himmel ist die Venus

Die auf der Vergrößerung gut erkennbare kleine wagenförmige Anordnung von hellen Sternen genau in der Mitte des Bildes knapp über dem Meer ist übrigens kein Sternbild sondern die Plejaden.

Auf dem Rückweg zum Hotel verlaufe ich mich im Hotelgarten.


Mein Hotelzimmer hat Teideblick. Das klingt romantischer als ‚Autobahnrichtung‘. Die ist fast direkt vorm Hoteln und dank 120 km/h ziemlich laut.

Nach dem Aufwachen fällt mir ein, dass ich noch einen Besuch im Teide-Observatorium buchen wollte. Aber es sind jetzt um halb 9 noch 3 Plätze für heute auf Englisch frei. Deutsche Führungen gibt an diesem verlängerten Wochenende nicht oder nicht mehr. 21 Euro kostet der Spaß.

Teide von Puerto de la Cruz aus gesehen
Teide von Puerto de la Cruz aus gesehen
Panorama von Puerto de la Cruz, vom Hügel des Hotels Las Águilas affiliated by Meliá auf Teneriffa
Panorama von Puerto de la Cruz, vom Hügel des Hotels Las Águilas affiliated by Meliá auf Teneriffa

Na dann mal los. Aber bis 12:30 ist noch genug Zeit. Nicht nur für einen Besuch beim Lidl. Ich habe alle drei Nächte Halbpension, daher brauche ich nur etwas zu trinken. Das Leitungswasser hier war jetzt nicht so geil.

Mirador de Mataznos

Erster Halt ist ein Aussichtspunkt an der Straße von Puerto de la Cruz zum Nationalpark.

Blick vom Mirador de Mataznos auf Teneriffa, links der Pico del Teide, rechts schemenhaft erkennbar La Palma
Blick vom Mirador de Mataznos auf Teneriffa, links der Pico del Teide, rechts schemenhaft erkennbar La Palma

El Portillo (Teide-Besucherzentrum)

Das Teide-Besucherzentrum informiert über die Geschichte und Geologie des Teide. Am Anfang läuft man durch einen „Lavatunnel“, dann gibt es einen Raum mit einer Ausstellung und am Ende kann man sich einen Film ansehen. Der Teide wird darin als Teufel dargestellt, der im Berg wohnt. Den Film gibt es in fünf Sprachen und dauert etwa 10 Minuten.

Nach dem Film besuche ich noch den botanischen Garten des El Portillo. Dieser hat übrigens keine Öffnungszeiten, erzählt man mir. Man soll nur die Pforte schließen, die den Garten vor den eingeführten Kaninchen schützt.

Botanischer Garten des Teide-Besucherzentrums El Portillo auf Teneriffa
Botanischer Garten des Teide-Besucherzentrums El Portillo auf Teneriffa
Kanareneidechse (Männchen) im botanischen Garten des Teide-Besucherzentrums El Portillo auf Teneriffa
Kanareneidechse (Männchen) im botanischen Garten des Teide-Besucherzentrums El Portillo auf Teneriffa

Nun aber ab zum Observatorium.

Teide-Observatorium

Ich bin 25 Minuten vor dem Start da und damit 5 Minuten zu spät. Macht aber nichts, andere sind noch später dran als ich, sagt die offenbar aus Deutschland stammende Frau, die die Gäste empfängt. Ich parke vor der Zufahrt auf einem Parkplatz an einer Straße, die auf Google Maps komplett fehlt – sowohl der öffentliche als auch der private Teil.

Blick vom Teide-Observatorium in Richtung Gran Canaria; links davon der Hügel ist keine Insel sondern das La-Isleta-Gebirge nördlich von Las Palmas, links im Hintergrund schemenhaft Fuerteventura
Blick vom Teide-Observatorium in Richtung Gran Canaria; links davon der Hügel ist keine Insel sondern das La-Isleta-Gebirge nördlich von Las Palmas, links im Hintergrund schemenhaft Fuerteventura

Zumindest mit meiner polarisierten Sonnenbrille ist Fuerteventura deutlich besser zu sehen als auf dem Bild.

Der Führer der Tour, der seit 13 Jahren hier ist, sagt, er habe heute das dritte Mal erst Fuerteventura und heute Morgen das erste Mal Lanzarote gesehen. Er selbst ist Wissenschaftler hier und beschäftigt sich mit dem Tracking von Satelliten mit infrarotem Licht. Auch zwei deutsche Wissenschaftler, die als Gäste an der Tour teilnehmen, forschen auf diesem Gebiet, aber in einem anderen Gebäude.

Teide-Observatorium auf Teneriffa
Teide-Observatorium auf Teneriffa

„Warum sind die Gebäude alle weiß?“, fragt der Führer, „Weil das die billigste Farbe ist.“ – aber nicht nur das, das soll natürlich auch die Hitze abhalten. Daher befinden sich viele Teleskope auf der Spitze höherer Gebäude, da die Hitze auch vom Boden kommt, besonders in den frühen Nachtstunden.

Auf dem obigen Bild befindet sich links (mit offener Tür) das Besucherzentrum. Rechts daneben die Kuppen sind Teleskope mit 150, 70 und 90 cm Durchmesser. Das erstere ist das größe Europas. Bei unserer Ankunft ist nur folgendes sichtlich aktiv, später keines mehr. Das kleine rakenförmige Ding vorne im Bild ist ein GPS-Empfänger. Das Observatorium auf La Palma konnte während des Vulkanausbruchs 2021 eine Erhöhung um 23 Zentimeter messen.

Teleskop Izaña-1 im Teide-Observatorium auf Teneriffa
Teleskop Izaña-1 im Teide-Observatorium auf Teneriffa

Wir besuchen das IAC-80. Das 1991 errichtete Teleskop ist das erste, das von Spanien entwickelt wurde. Es hat eine Apertur von 80 cm, die ihm den Namen geben, und eine Brennweite von 11.000 mm. Meine „Lange Anna“ kommt nur auf 600 mm bei halber Blendenzahl (Lichtstärke). Mit den technischen Angaben der Website, die in einigen Details von denen aus der Führung (die in diesem Blogpost verwendet werden) abweicht, komme ich zu dem Ergebnis, dass der Kamerasensor knapp kleiner als der meiner Kamera.

Im Teleskop IAC-80 im Teide-Observatorium auf Teneriffa
Im Teleskop IAC-80 im Teide-Observatorium auf Teneriffa

Die Kamera ist jetzt 5 Jahre alt und liefert 16 Mebipixel (4096×4096) in schwarz-weiß. Farbbilder gehen nur durch mehrere Fotos nacheinander mit Filtern. Die spiegelnde Schicht aus Aluminium wird alle 2 Jahre neu auf dem Spiegel aufgetragen.

Die Kerbe (Delle) unten rechts im Bild an der (deutschen) Halterung hat auch eine Bedeutung. Sie wurde später eingefügt, als man feststellte, dass das Teleskop dort gegenstößt, wenn die Elevation zu niedrig ist. Dieses Teleskop kann nämlich bis zum Horizont gucken, wo man gerade z.B: das Kreuz des Südens sehen kann.

Die schwarzen Röhren sind Gegengewichte. Wäre die jetzt vorhandene Kamera – die zweite dieses Teleskops überhaupt – nicht exakt genau so schwer wie die alte, hätte man damit das Teleskop ausbalancieren können.

Wir bekommen noch eine kleine Präsentation im Besucherzentrum. Gezeigt wird ein Live-Bild der Sonne der NASA. Auf dem Bild sieht man gut die Sonnenwinde. Wir schauen uns draußen noch kurz das gleiche Bild durch ein kleines, analoges Teleskop an.

Sonnenflecken durch ein kleines analoges Teleskop im Teide-Observatorium auf Teneriffa
Sonnenflecken durch ein kleines analoges Teleskop im Teide-Observatorium auf Teneriffa

Dann scheucht uns der Mitarbeiter vom Hof. Dabei kann man von hier oben gut den Teide sehen. Egal, kann man vom Aussichtspunkt an der Straße nach La Laguna auch:

Ausblick vom Mirador de La Crucita in Richtung des Teide auf Teneriffa
Ausblick vom Mirador de La Crucita in Richtung des Teide auf Teneriffa

Ich besuche noch den Mirador de Chipeque. Obwohl da so einige Leute sind, finde ich den Ausblick nicht so gut wie von anderen Aussichtspunkten hier.

Palmetum

Das Palmetum ist ein botanischer Garten. Er wurde in den 1970ern auf einer Müllhalde errichtet. Das erklärt die erhöhte Lage. Es wurden etwa ein Meter Mutterboden und ein Dezimeter organische Schicht aufgetragen und 21 Entlüftungskanäle für den Müll darunter gelegt, aus denen Gase entweichen können, was aufgrund des Alters aber inzwischen praktisch nicht mehr von Bedeutung ist. Seit 2007 wird hier nach Regeln gearbeitet, die auch bei der Bio-Landwirtschaft zum Einsatz kommen. Bewässert wird die Garten mit teilweise aufbereitetem Wasser aus dem städtischen Klärwerk.

Aufgrund der erhöhten Lage hat man vom Palmetum auch eine gute Aussicht.

Ausblick vom Karibik-Aussichtspunkt des Palmetum auf das Freibad (Parque Marítimo César Manrique) und das Auditorium von Teneriffa
Ausblick vom Karibik-Aussichtspunkt des Palmetum auf das Freibad (Parque Marítimo César Manrique) und das Auditorium von Teneriffa

Karibik-Aussichtspunkt deshalb, weil der Garten nach Regionen/Kontinenten eingeteilt ist. Obwohl im Palmetum kaum Leute außer mir sind, ist der gigantische Parkplatz so gut wie voll gewesen. Das dürfte von den Leuten im Freibad sein.

Palmen im Palmetum auf Teneriffa
Palmen im Palmetum auf Teneriffa
Das so genannte Achteck ist der Zentrale Bereich des Palmetums auf Teneriffa
Das so genannte Achteck ist der Zentrale Bereich des Palmetums auf Teneriffa
Neoregelia johannis aus Brasilien finde ich die spannendste Pflanze des Achtecks im Palmetum auf Teneriffa
Neoregelia johannis aus Brasilien finde ich die spannendste Pflanze des Achtecks im Palmetum auf Teneriffa

Tiere gibt es auch, vor allem Teichhühner, die wir auch in Deutschland kennen. Ich bin von den fotografischen Möglichkeiten des Gartens etwas enttäuscht und mache mich auf ins Anaga-Gebirge.

Auf der Autobahn durch den Hafen ist 50. Keine Wohnhäuser weit und breit und zudem noch gerade Strecke...

Ebenfalls seltsam: Auf meinem Weg durch Anaga-Gebirge komme ich zunächst am Wanderweg El Pijaral vorbei. Ein Schild warnt: Wer keine Besuchserlaubnis hat, dem drohen drakonische Strafen. Ich schaue auf der Website vorbei – das Handynetz ist nicht gut hier – und sehe: im gesamten buchbaren Bereich sind die 45 Plätze am Tag immer ausgebucht. Ist wohl kaputt. Aber egal, wenn sie mich hier nicht haben wollen...

La Cumbrilla im Anaga-Gebirge

Ein bisschen weiter durchs Gebirge erreiche ich La Cumbrilla. Das liegt am Ende der Straße durch das Anaga-Gebirge. Viel zu sehen gibt es hier offenbar nicht. Vielleicht auf einem der längeren Wanderwege, aber dafür habe ich keine Zeit. Abendessen im Hotel ist in zwei Stunden zuende.

Blick von La Cumbrilla in Richtung des Meeres
Blick von La Cumbrilla in Richtung des Meeres

La Palma im Sonnenuntergang

Nach einer Stunde Fahrt muss am großen Hafen-Parkplatz von Puerto de la Cruz aber etwas Zeit sein für den grandiosen Ausblick auf La Palma im Sonnenuntergang.

La Palma im Sonnenuntergang von der Mole von Puerto de la Cruz auf Teneriffa gesehen
La Palma im Sonnenuntergang von der Mole von Puerto de la Cruz auf Teneriffa gesehen

Obwohl ich im selben Ort wie letzte Nacht bin, habe ich ein anderes Hotel. Öfter mal was neues. Obwohl das heute Hotel (H10 Puerto Playa) deutlich günstiger als das letzte ist, gefällt es mir viel besser.


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