Kykladen IIII Tag 2 (Tínos) – Panagía Evangelístria, Smóvolo Ágios Sóstis, Kechrovouníou/Agía Pelagía, Exómvourgo, Ursulinenkloster Loutrá, Pýrgos/Pánormos: Vertrauen in Gott
Vertrauen in Gott ist gut, Maske ist besser. Wenn auch nur über Kinn.
Dieser Beitrag behandelt den 20. Mai und entstand am selben und nächsten Tag.
Gestern Abend habe ich nach dem Check-in im Hotel noch die Wallfahrtskirche (Panagía Evangelístria) in Tínos-Stadt besucht. Ich war überrascht, dass sie jetzt um kurz nach halb 23 noch geöffnet hat, denn laut Internet schließt sie um 20. Während sich die anderen paar Leute nur im Eingangsbereich aufhalten, renne ich überall herum. Das scheint einen Mann, der offenbar hierher gehört, auch nicht zu interessieren.
Zur Wallfahrtskirche nochmal kurz die Story: Die Priestertochter Loúkia träumte 1822 zweimal von der Gottesmutter, die ihr befahl, auf einer Stelle auf dem Hügel graben zu lassen. Gesagt, getan. Am 30. Januar 1823 wurde eine Marienikone gefunden, die angeblich vom Apostel Lukas gemalt wurde und den Griechen im Kampf gegen die Türken neuen Mut auf einen baldigen Sieg machte.
Antiker Turm von Ágios Sóstis – „Smóvolo“
Am nächsten Tag komme ich nochmal auf die Story zurück, aber mein erster Halt ist der Smóvolo-Turm oberhalb von Ágios Sóstis. Er sieht im Prinzip aus wie der Petrus-Turm gestern – nur um das eine oder andere Stockwerk gekürzt.
Das Ding steht mitten in Feldern. Ich suche nach einem offiziellen Weg dorthin. Ein offizielles Schild verspricht dies. Ich folge dem durch Trockenmauern begrenzten unc völlig überwuchterten Weg und lande – im Ort Ágios Sóstis. Na toll, dann also doch von der Hauptstraße querfeldein.
Auf dem Weg dorthin komme ich an einer Ziegenweide vorbei. Ich probiere aus, was die Ziegen von den Pflanzen vorm Zaun fressen. An einem Baum, der von hier auf die Wiese ragt, sind in dem von den Ziegen erreichbaren Bereich alle Blätter abgefressen. Als ich den Ziegen einen Zweig dieses Baumes hinhalte, bricht Panik aus und sie rennen davon.
Kloster Kechrovouníou (Agía Pelagía)
Vorm Kloster erklärt mir ein Mann, ich müsse hier Maske tragen. Er zeigt auf die medizinische Maske, die über seinem Kinn hängt. Ich setze die Maske aber richtig auf und gehe rein. Wahrscheinlich will man sich im Kloster in Sachen Gesundheit nicht auf Gott allein verlassen, denke ich mir.
Etliche Bauarbeiter sind anwesend und tragen allesamt keine Masken. Unter den Besuchern befindet sich eine Studiosus-Reisegruppe, die natürlich Maske trägt. Kurz sehe ich, wie der Mann vom Eingang durchs Kloster läuft und offenbar jemanden sucht, wohl Leute aus der Reisegruppe. Seine Maske trägt er immer noch über das Kinn. Ich werte das mal so, dass das Vertrauen in Gott doch da ist bei ihm.
Vertrauen war auf jeden Fall bei der erwähnten Loúkia da, als sie nach der Marienikone graben ließ. Anschließend nahm sie den Namen Pelagía einer Heiligen aus dem 5. Jh. an und trat in das Kechrovouníou-Kloster ein.
Herz-Jesu-Wallfahrtskirche (Íera Kardía tou Jesu) und Exómvourgo
Der Exómvourgo ist zwar mit 641 Metern nicht der höchste Berg auf Tínos (das ist der Tsikniás, 727 m), aber der auffällgste. Früher war er zudem strategisch sehr wertvoll. Heute befindet sich hier die katholische(!) Wallfahrtskirche Herz Jesu. Auf dem folgenden Bild links daneben ist das Kirchlein Ágios Geórgios.
Kommen wir zuerst zum Exómvourgo. Da kann man von der Herz-Jesu-Kirche in unter 15 Minuten hoch laufen. Es befinden sich dort – neben dem obligatorischen Gipfelkreuz –noch Reste des Kastells, das hier einst stand. Viel ist nicht mehr zu sehen. Es dominieren Sendeanlagen. Einen guten Ausblick hat man natürlich trotzdem:
Dohlen brüten auf dem Berg in den Ritzen der Überreste des Kastells. Durch eine Ritze kann man in die sperrenden Schnäbel schauen.
Ursulinenkloster (Ursulinenkonvent, Ierá Moní Oursoulínon)
Und wir bleiben religiös. Ich besuche nämlich das Ursulinenkonvent. Die Tür ist zu, vor dem Kloster ist nur eine Katze, die mir bis ins nahe Café folgt, wo ich frage. Das Kloster sei aber offen. Also zurück zum Kloster. Ich werde hinein gelassen Geórgios erklärt, die Tür sei wegen eben dieser Katze zu, damit die nicht hineinkommt.
Geórgios ist einer der Freiwilligen, die hier für 3 Euro eine Führung machen und so Geld sammeln für die Restauration. Vor 10 war das gesamte Gebäude verfallen, inzwischen wurde durch die großzügige Spende eines Reeders zumindest Teile restauriert, erklärt der einzige männliche Führer dieser Mädchenschule. Zum Beispiel die Kirche:
Eröffnet wurde das Konvent 1862, die Kirche aus Geldmangel erst später. Zunächst ein Waisenhaus, wurde es später eine Mädchenschule für Handarbeit.
Zeitweise lebten 500 Leute in den relativ kleinen Räumlichkeiten. Eine 30-köpfige Küchen-Crew versorgte sie mit 5 Mahlzeiten täglich. Nach dem zweiten Weltkrieg wurde die weiterführende Schule nach Athen abgegeben. Für die Grundschule fanden sich bald nicht mehr genug Mädchen, sodass die Schule 1983 geschlossen wurde.
Pýrgos (Pánormos) und Órmos Panórmou
So, genug Religion und Kultur. In den verbliebenen maximal zwei Stunden gibt es jetzt noch etwas Natur und Städteplanung. Ach ja Plan. Ich habe keinen Plan, was der Unterschied zwischen Pýrgos und Pánormos ist. Ich vermute, die beiden Begriffe bezeichnen beide dasselbe, nämlich das hier:
Eigentlich ist Tínos noch bekannt für die Taubenhäuser, die es hier überall gibt. Aber nah genug an der Straße finde ich kein schönes. Tauben gibt es hier trotzdem. Auf dem Weg nach Pýrgos muss ich einmal für eine bremsen, die mitten auf der schmalen Straße steht, scheißt und dann ganz langsam von der Straße geht. Na danke.
Órmos Panórmou bezeichnet hingegen klar den kleinen Hafen. ‚Órmos‘ wird hier auf den Schildern mit „Bucht“ übersetzt.
In dem nahen Feuchtgebiet leben einige Gänse (vorwiegend Graugänse), im Wasser gibt es Schildkröten, die ab und zu ihre Schnuten aus dem Wasser strecken.
Nun aber zurück nach Tínos-Stadt.
Und es gibt wieder die gleiche Story mit dem Sprit! Mit drei Strichen übernommen, mit zwei Strichen zur Tankstelle gefahren, für 15 Euro getankt: immer noch zwei Striche. Nochmal 5 Euro: vier Striche.
Ich bekomme Panik, weil schon ein Schiff im Hafen ist und vergesse einige Sachen im Auto. Dass ich mein Stativ vergessen habe, merke ich noch auf dem Weg zur Fähre und drehe um. Aber es ist ein anderes Schiff. Erst als etwas später dauf dem richtigen Schiff bin, fällt mir auf, dass ich auch noch mein USB-Kabel vergessen habe...
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