Kykladen IIII Tag 3 (Sýros): Ágii Anárgyri, Kastrí, Ferekídis-Höhle, Kloster Agía Varvára, Felsenkapelle Ágios Stéfanos, Ermoúpoli (Rathaus, Ágios Nikólaos) – Die Menschenleere (Teil 2)

Nächster Tag, aber immer noch keine Menschen.

geschrieben von Janni Sonntag, 25. Juni 2023 um 00:18 Uhr

Dieser Blogpost behandelt den 21. Mai 2023. Er entstand überwiegend taggleich. Am Tag, an dem er eingestellt wurde, ist übrigens genau wie am Tag, von dem er handelt, Parlamentswahl in Griechenland. Wählen ist fast so große Volkssportart wie Steuerhinterziehung.


Das Dolphin Bay habe ich ausgewählt, weil der Michael-Müller-Reiseführer das Frühstücksbüffet so lobte. Aufgrund der geringen Anzahl an Gästen wird – verständlicherweise – kein Büffet aufgetischt.


Gegen 10 Uhr kommt die Sonne raus. Diesig ist es trotzdem. Blauen Himmel können wir heute wohl vergessen.

Was mache ich heute? Die Entscheidung fällt schwer:

Wegweiser in Galissás auf Sýros weist nach Ermoúpoli, Kíni und zum Nordpol
Ermoúpoli, Kíni oder zum Nordpol? Also zum Nordpol schon mal nicht, denn der ist eine Sackgasse.

Okay, dann fahr ich halt nach Delfíni. Dort gibt es die Tierrettung God’s Little People für Katzen. Allerdings scheint es nicht so, als ob sie geöffnet ist. Die Tore sind verschlossen, an denen sich Schilder befinden, die warnen, dass das Aussetzen von Tieren illegal ist.

Ich schaue auf Google Maps nach, da steht, es sei geöffnet. Die Rezensionen sind Quatsch, denn die Leute waren nicht hier. Sie haben lediglich die fünfte Folge der Netflix-Serie Cat People (2021) gesehen (oder fanden das zugehörige Ferienhaus überteuert). Laut Website der Tierrettung ist ein nach ihr benannter eigener Film seitens Netflix geplant.

Da ich jetzt auf der Suche hier so lange herumgestreunt bin ich eine Katze, hat das nahe Kloster Agía Varvára bei Kíni seine Mittagspause, die von 12 bis 16 geht. Na toll.

Als ich die Planung gemacht habe, habe ich mir aufgeschrieben, dass ich den Norden der Insel erst besuchen sollte, wenn es im Süden nichts mehr gibt, weil der Norden menschenleer ist. Nach Durcharbeiten der Sehenswürdigkeiten im Reiseführer und auf Google Maps kam ich aber gestern zu dem Ergebnis: Im Süden gibt es keine gar Sehenswürdigkeiten.

Áno Sýros
Áno Sýros

Im Norden besuche ich als erstes den Pýrgos, den höchsten Berg der Insel. Man kann bis auf den Gipfel fahren, wo sich Sendeanlagen befinden. Viele Antennen sind beschädigt, eine trommelförmige Antenne von einem Meter Durchmesser liegt auf der Straße. Die Einrichtung zerfällt wohl zusehens, ebenso das dazugehörige Windrad. Der Ausblick ist auch nicht so toll.

Mir fällt die kleine Agía-Ekateríni-Kapelle die Straße etwas weiter unten auf. Sie ist weiß gestrichen, aber nur die Fugen. Die Feldsteine schauen hervor. Das Grundstück der Kapelle ist jedoch verschlossen. Anscheinend wird die Tür ausgetauscht, die deshalb gerade fehlt und mit einer Plane verschlossen wurde.

Ágii Anárgyri

Weiter nördlich thront eine weitere Katholische Kirche. Sie ist meinen absoluten Lieblingsheiligen geweiht, den Heiligen Geldverächtern (Ágii Anárgyri – ‚Heilige Ohnsilberlinge‘) Kosmás und Damianós. Das finde ich interessant, weil ich immer dachte, dass dies typisch orthodoxe Heilige (und Märtyrer) seien.

Katholische Ágii-Anárgyri-Kirche auf Sýros
Katholische Ágii-Anárgyri-Kirche auf Sýros

Die Kirche nimmt jedoch laut Aushang – sofern mein Griechisch dafür reicht – erst morgen wieder ihren Betrieb auf.

Siebenpunkt
Siebenpunkt

Vorgeschichtliche Siedlung Kastrí

Nördlich der Ágii-Anárgyri-Kirche liegt die nahezu verlassen wirkende Siedlung Chalandrianí. Dort startet der Weg zur vorgeschichtlichen Siedlung Kastrí. Man wandert im Prinzip von ganz weit oben nach ganz weit unten und dann wieder hoch. Gehzeit pro Strecke je 1 Stunde.

Am Wegesrand stehen zahlreiche Thymian-, und Salbei-Büsche. Der Thymian blüht derzeit strahlend violett. Darauf fliegen die Balkan-Schachbretter (Schmetterlinge) hier im wahrsten Sinne des Wortes, aber es sich auch etliche Bienen dort.

Balkan-Schachbretter auf blühendem Thymian auf Sýros
Balkan-Schachbretter auf blühendem Thymian auf Sýros

Wie wenig hier los ist, erkennt man daran, dass auf dem Weg etliche Spinnweben (von nicht ganz kleinen Spinnen) gespannt sind. Und an der Anzahl der darin gefangenen Insekten.

Kastrí auf Sýros
Kastrí auf Sýros
Windflüchter-Baum auf Sýros
Windflüchter-Baum auf Sýros: In welche Richtung weht hier wohl der Wind?

Ferekídis-Höhle

Ach ja Wind... Ein Stück südlich befindet sich in der Nähe des Meeres die Müllhalde von Sýros. Und an einem Berg die Höhle des Philosophen Pherekídes, der Lehrer von Pythagóras gewesen sein soll.

Als ich in Richopó parke, kommt ein Mann aus dem Haus gegenüber. Ich habe Angst, dass ich Ärger fürs Parken kriege. Aber er will mir nur die Story erzählen, die ich aber auch schon so oder so ähnlich aus dem Reiseführer kenne:

Der Wind hat etliche Plastiktüten den Hang hoch bis vor die Höhle geweht. Die Höhle wird zwar inzwischen frei von Plastiktüten gehalten, ist aber voll mit Ziegenkot. Die Müllhalde wird von Raben und Möwen besiedelt.

Die Ferekídis-Höhle ist die linke der beiden Höhlen, rechts die Müllkippe von Sýros
Die Ferekídis-Höhle ist die linke der beiden Höhlen, rechts die Müllkippe von Sýros
Ferekídis-Höhle auf Sýros
Ferekídis-Höhle auf Sýros

Kloster Agía Varvára

Anders als heute Mittag hat das Kloster geöffnet. Ich finde keine Menschenseele – nur eine eher scheue Glückskatze. Das Kloster selbst ist ein Waisenhaus, Kindergarten und Schule für Handarbeit. Also im Prinzip das, was das Ursulinenkloster gestern auf Tínos mal war.

Das Kloster finde ich gar nicht so interessant. Die Kirche ist verschlossen, aber der Schlüssel steckt. Das war gestern auch bei der kleinen Kirche unterhalb der katholischen Bischofskirche in Áno Sýros der Fall. Die Kirche des Agía-Varvára-Klosters ist innen in einem angenehmen Blau gehalten, was mir gefällt.

In der Kirche des Kloster Agía Varvára auf Sýros
In der Kirche des Kloster Agía Varvára auf Sýros

Das nahe kleine Kini-Aquarium hat leider nur in der Woche geöffnet und das auch nur von 10 bis 13. Genau meine Arbeitszeiten.

Ich kaufe mir im nahen Galissás zwei Pítas bei Manousos’ Corner, eins mit Challoúmi (3,60) und eins mit Féta (3,20) um mal vegetarische Optionen auszuprobieren. Mit Fleisch kostet es hier 3 Euro.

Ágios Stéfanos

Das Kirchlein (oder due Kapelle) Ágios Stéfanos ist bekannt für seine Lage. Man erreicht es vom Ende der von Galissás kommenden befestigten Straße in etwa 25 Minuten, wobei ein Höhenunterschied von etwa 250 Metern überwunden werden muss.

Felsenkapelle Ágios Stéfanos auf Sýros
Felsenkapelle Ágios Stéfanos auf Sýros

Ich erwarte einen Rückweg von einer Stunde, unterschätze meine Kondition jedoch gewaltig und sitze nach nicht einmal 20 Minuten wieder im Auto. Das ist auch gut, denn es fängt an zu regnen. Ich habe bis hierher bei allen Programmpunkten heute exakt 0 Menschen getroffen, mit Ausnahme des einen Anwohners in Richopó.

Da ich noch 80 Minuten bis zur Autorückgabe habe, mache ich noch Rundfahrt einmal um die komplette Südhälfte Sýros’. Dauer: 40 Minuten. Die Insel ist winzig. Noch kurz tanken und dann Auto zurückgeben.

Die Frau bei Vassilikos, die mein Auto zurücknimmt, ist sehr nett. Ich kann meinen Rucksack bei ihnen lassen, bis in einer Stunde (laut Plan) die Fähre abfährt.

Ermoúpoli am Abend

Bis die Fähre kommt, schaue ich mich ein bisschen in der Umgebung um.

Als erstes besuche ich den Miaoulí-Platz. Gesprochen wird das Miau-Li. Dann braucht sich auch keiner wundern, dass es auf Sýros so viele Katzen gibt. (Benannt ist der Platz aber nach der Statue des Admirals Andréas Miaoúlis, die auf dem nächsten direkt hinter mir steht.)

Der Platz wird vom Rathaus dominiert, erreichtet 1876–1881 vom deutschen Architekten Ernst Ziller. Das Bild ist eigentlich mit falschen Einstellungen entstanden (HDR trotz viel Bewegung) und ich bin überrascht, dass es so schön geworden ist, also ohne Geisterbilder.

Rathaus von Ermoúpoli auf Sýros in der Abendämmerung
Rathaus von Ermoúpoli auf Sýros in der Abendämmerung

In der Nähe befindet sich die Kirche Ágios Nikólaos. Geöffnet ist sie laut Google von 7 bis 11. Tatsächlich hat sie jetzt geschlossen. Beim letzten Mal waren wir abends hier.

Ágios Nikólaos in Ermoúpoli auf Sýros in der Blauen Stunde
Ágios Nikólaos in Ermoúpoli auf Sýros in der Blauen Stunde

Abfahrt der Fähre ist mit 40 Minuten Verspätung, bis zu meinem Ziel, Ágios Geórgios auf Irakliá, erhöht sich das auf 55 Minuten. „Bist du Janni?“, fragt mich (auf Englisch) ein Typ in meinem Alter, als wir am Ausgang warten. Er ist der Besitzer meines nächsten Hotels, Éolos (sie selbst schreiben sich Aíolos oder Aéolos). Er kommt gerade zufällig mit seinem Auto aus Athen und nimmt mich mit zu seinem Hotel auf einem Hügel über Ágios Geórgios.


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