Georgien Abend 1 und Tag 2: Bagrati-Kathedrale, Mozameta-Kloster, Gelati-Kloster – Klöster, Kirchen, Kathedralen
Georgien ist jetzt nicht so das typische Urlaubsziel, also durch eine interessante Option. Und eine vergleichsweise einfache Möglichkeit, zwei Stempel im Reisepass zu sammeln.
Dieser Post behandelt den 8. und 9. September 2023. Einzelne Teile entstanden auf dem Rückflug, der Rest auf dem Flug nach Kreta (24. Oktober).
Wizz Air fliegt dieses Jahr von Hamburg erstmals nach Kutaissi. Zeit, das mal auszuprobieren. Außerdem ist das mal wieder eine Reise vom Typ „Wenn Marco-Polo-Reisen nicht will...“, denn 2021 hatte ich mal eine Reise nach Georgien gebucht, die dann wegen Corona abgesagt wurde.
Allerdings fliegt hier mit Wizz von den Gästen her wohl eher Kutaissi nach Hamburg, womit ich nicht gerechnet hätte. Da ich die Flüge für den Mindestpreis bekommen habe, ging ich zudem davon aus, dass die Route nach einer Saison wieder eingestellt wird (aber sie ist aktuell schon für zwei weitere Saisons buchbar). Der Flieger, A321neo HA-LGA
, ist auch gut gefüllt – und eine Stunde zu spät. Besser als der letzte Flug auf dieser Route (Montag), denn da war der Flughafen Kutaissi gesperrt und alle Flüge gingen von/ab Tiflis, zzgl. 5 Stunden Verspätung.
Auf den Schaltern mit der Passkontrolle stehen jeweils eine georgische und eine Europaflagge. Auch im Terminal hängen überall diese beiden Flaggen. Georgien möchte nämlich gerne in die EU. Ob das geografisch passt, ist eine andere Frage, aber Zypern liegt ja auch nicht in Europa (sowie die Kanaren und einige Landesteile Frankreichs – die außereuropäischen Teile der Niederlande, einige französische und die abhängigen Gebiete von Dänemark sind nicht in der EU).
Und nach der Einreise kommt man auch gleich mit dem größten Rätsel in Kutaissi in Kontakt: Am Flughafen Kopitnari-Dawit der Erbauer gibt es zwar Busse nach Batumi und Tiflis, aber keinen Nahverkehr nach Kutaissi. An der Straße vorm Flughafen kommen theoretisch gelegentlich Minibusse namens Marschrutki (von dt. „Marschrute“) vorbei, aber dafür müsste man bestimmt Georgisch sprechen und lesen können. Letzteres wird durch das parellele Verwenden von 3 georgischen Schriften erschwert, die keiner anderen Schrift ähneln. Wenn hier Dinge zweisprachig angegeben sind, dann insbesondere in reliösen Kontexten nicht auf Englisch sondern auf Russisch. Um ein bisschen was vorweg zu nehmen: Ich frage ein bisschen rum, aber außer die Förderung lokaler Taxiunternehmen kann ich keinen Grund für das Fehlen von Busverbindungen in Erfahrung bringen. Wer nicht handeln will, kann die App Bolt benutzen, wie ich anhand der zahlreichen entsprechenden Autos feststelle. Es gibt auch WLAN im Flughafen. Die Fahrt kostet knapp 30 GEL (11 Euro), ist an Tagesrandlagen in Richtung Flughafen aber schwierig. Die Fahrt mit dem Marschrutka kostet 2 GEL, habe ich mir sagen lassen.
Mein Taxifahrer versteht kein Englisch. Den Fahrpreis handeln wir über die Taschenrechner-App seines Handys aus.
Unterwegs sieht man dann auch, warum Georgien nicht in der EU ist: Mit den ganzen Kühen auf der Straße und so mancher Architektur sieht es hier eher aus wie in Indien. Außerdem gibt es eine große Zahl von Straßenhunden. Die Kühe auf der Straße kommen abends von selbst nach Hause. Das gilt auch für Schweine und Pferde, die man in ländlichen Gebieten sieht.
Er lässt mich irgendwo im Zentrum raus. Hier gibt es dann auch keine Nutztiere auf der Straße. Der Ort, an dem sich ausgestiegen, ist gar nicht schlecht, denn so laufe ich einmal durch den überdachten Markt von Kutaissi (mit vorwiegend landwirtschaftlichen Produkten), komme an einem (recht vollen) Supermarkt vorbei und bekommen von der „Kettenbrücke“ einen Blick auf den Rioni und die Bagrati-Kathedrale.
Mein Hotel liegt mehr oder weniger direkt an der Kathedrale. Es hat auch eine Dachterrasse, aber die Sicht auf die Kathedrale wird durch einen großen Nadelbaum auf dem Grundstück der Kathedrale blockiert.
Typische Aktivität der Touristen ist, auf die zerfallene Mauer östlich neben der Kathedrale zu klettern und dort auf die Stadt zu blicken. Ich denke mir, dass sie sich bestimmt den Sonnenuntergang ansehen – und dann fällt mir ein, dass die Sonne ja in der anderen Richtung untergeht. Hinter der Mauer befinden sich einige Ruinen von Wohnhäusern.
Nachdem ich sie mir von außen angesehen habe, besuche die Kathedrale von innen. Ich bin mir unsicher, ob ich fotografieren darf und lasse das lieber bleiben. Dann hole ich aus dem Hotel mein Stativ für die Blaue Stunde.
Ich gehe in die Innenstadt zu Budget Georgia, einem Anbieter für Ausflüge. Aufgrund der sehr schlechten Wettervorhersage für den Samstag habe ich vorab nichts gebucht. Ich frage, was sie so anbieten. Von den Tagesausflügen ist fast alles ausgebucht, aber es gibt noch einen einzigen Platz bei einem Ausflug in die Natur. Na gut, dann mache ich halt das. Eigentlich wollte ich weiter nach Süden in Richtung Türkei, weil da besseres Wetter sein soll, aber gut.
Es hat die Nacht über stark geregnet, sodass es wohl eine Unwetterwarnung gab. Die Wege der von mir gebuchten Tour sind dadurch zu aufgeweicht und durch mögliche Erdrutsche zu gefährlich. Daher wurde die Tour gegen Mitternacht abgesagt, wo ich aber schon geschlafen habe, um meinen Tagesrhythmus für den frühen Rückflug vorzubereiten.
Ich gehe noch vorm Frühstück zu Budget Georgia. Einzige Alternative ist die Klostertour. Die geht nur drei Stunden. Die Differenz zu meiner Buchung für die lange Tour bekomme ich bar ausgezahlt. Da ich auch direkt ab der Bagrati-Kathedrale mitmachen kann, kann ich sogar noch zum Frühstück im Hotel.
Bagrati-Kathedrale
Gebaut wurde die Kathedrale im Jahr 1003 als Zeichen der Einheit Georgiens. Aufgrund dieser Bedeutung wurde sie in ihrer Geschichte dreimal schwer beschädigt und durch die Osmanen zerstört. Die Ruine wurde von den Sowjets als Zeughaus für die Armee genutzt.
Gemeinsam mit dem Gelati-Kloster (dazu später mehr) ist sie ein Weltkulturerbe. Der 2010/11 erfolgte Wiederaufbau mit der postmodernen Empore und – viel schlimmer – einem Aufzug an der Außenseite befindet sie sich aber nicht mehr in dem für diesen Status nötigen Originalzustand. Eigentlich müsste das Kulturerbe-Status aberkannt werden. Da das Gelati-Kloster aber noch im Originalzustand ist und es zusammen mit der Kathedrale als nur ein einziges Kulturerbe zählt, ist die Aberkennung schwierig.
Mozameta-Kloster
Nächster Halt des Minibus – wie nicht wenige Fahrzeuge in Georgien trotz Rechtsverkehr ein Rechtslenker – ist das Mozameta-Kloster (auch Motsameta-Kloster). Es befindet sich oberhalb einer Flussschleife des hier meandernden Roten Flusses. Spartaner sollen hier so viele Leute getötet haben, dass der dann blutige Fluss diesen Namen erhielt.
Gebaut wurde das Kloster im 8. Jahrhundert von David Constantine. Größere Änderungen hat es seither nicht erfahren.
In der Klosterkirche findet gerade ein öffentlicher Gottestdienst statt. Man kann trotzdem das dort übliche Ritual durchführen, nämlich dreimal durch den kleinen Tunnel unter dem Alter hindurchzukriegen.
Gelati-Kloster
Dawit der Erbauer, nach dem auch der Flughafen in Kopitnari benannt ist, erbaute im 11. Jahrhundert dieses Kloster. Er selbst wird übergroß in zahlreichen Wandgemälden der Klosterkirche dargestellt. Die meisten sind leider durch Restaurationsarbeiten verdeckt.
Eine Besonderheit ist, dass sich Dawit unter der Schwelle des Tors zum Grundstück des Klosters begraben, denn er wollte wissen, wer sein Kloster betritt. Der Eingang wurde allerdings inzwischen verlegt.
Das Gelände diente nicht nur als Kloster, sondern auch als Universität. Wir besuchen die Sternwarte. Damit sie es dunkel hatten, versteckten sich die Astronomen in einem Kellerraum, der durch eine Klappe im Boden erreicht werden konnte. Ebenfalls unter dem Fußboden befand sich das Weinlager in der Halle, in die wir danach kommen. Wir können hinabsteigen.
Wir haben noch ein bisschen Freizeit und können etwas vom Quellwasser trinken, das hier an einem Brunnen austritt.
Nun geht es zurück nach Kutaissi. Auf dem Weg behindern uns einige Kühe, die einfach nicht von der Straße wollen.
Nach dem Ende der Tour lasse ich mir vom Guide ein paar Tipps für den besten Chatschapuri-Laden geben. Chatschapuri („Quarkbrot“) ist ein bisschen wie Pizza, aber mit einem leicht wässrigen Käse als einzigem Belag (keine Soße). Es gibt zahlreiche lokale Varianten. Ich nehme eine Version mit rohem Dotter in der Mitte. Allen Varianten gemeinsam ist die große Menge. Wenn du ein Chatschapuri isst, bist du für den Rest des Tages komplett satt.
Und weil ich so satt bin, hole ich mir auch kein Eis zum Nachtisch, obwohl es direkt neben dem Restaurant Gelato gibt und ich in Gelati war.
In der Nähe befindet sich zudem der extrem kitschige Kolchis-Brunnen.
Stadtrundgang
Da es immer wieder regnet, gehe ich in einem trockenen Moment zurück zum Hotel. Gute drei Stunden später mache ich mich nochmal auf den Weg durch die Stadt. Auf einem Berg thront ein Tivoli (so nennt man einen Freizeitpark, bei dem man pro Fahrt zahlt). Die Attraktionen sind meist sehr alt und es streunen viele Straßenhunde umher, die teils aggressiv sind. Vom Freizeitpark fährt eine Seilbahn in die Innenstadt, aber ich nehme die Treppe.
Wie man auf dem Bild gut sieht, ist der Rioni heute vom vielen aufgeschwemmten Schlamm braun gefärbt.
Ich besuche dann doch noch den eben erwähnten Eisladen. Eine Kugel kostet 3 GEL, etwa 1,10 Euro. Die Eisbecher scheinen ein deutlich besseres Preis-Leistungs-Verhältnis zu haben.
An der Bagrati-Kathedrale spielt eine typisch georgische Band Volkslieder für eine deutsche Fotoreisegruppe, die hier einen ihrer letzten Tage hat. Sie fragen eine Gruppe junger Mädels, ein Gruppenfoto zu machen. Dann stellt sich heraus, dass die Mädels den Auslöser nicht gedrückt haben und ich darf ran. Das sollte kein Problem sein, meint der Organisator – ich hätte ja eine Sony und so wie man die Knöpfe bei der Sony Playstation durchdrücken muss, sollte das Auslösen mit der Leica kein Problem sein.
Teil der zerfallen Mauer ist auch eine Turmruine, die aber nach Aussagen verschiedener Leute kein Brunnen ist, obwohl sie durch den Zerfall so aussieht. Von dort aus hat man einen Blick auf einen anderen Berg Kutaissis, wo sich die Georgskirche befindet.
Dann ist es auch schon Zeit fürs Hotel, denn mein Schlafrhythmus ist zufällig so, dass ich morgens um 4 Uhr für den Rückflug ganz gut aufstehen kann.
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