Kreta VI Tag 7: Zarós-See, Kloster Ágios Geórgios Selinári, Kloster Aréti, Spinalónga – Geschickt vom Himmel

Gott schenkt uns Klöster, aber schickt er auch Lepra als Strafe?

geschrieben von Janni Dienstag, 28. November 2023 um 01:10 Uhr

Zarós-See

Ich besuche direkt nach dem Frühstück und Checkout den Zarós-See, um Fotos zu machen. Das findet eine Graugans- und Warzenenten-Gruppe am Ufer zwar nicht so toll, aber mehr als Fauchen passiert da nicht. Kurz darauf kommt eine Gruppe junger Leute, die deutlich sorgloser als ich nah an den Vögeln vorbeiläuft.

Zarós-See auf Kreta
Zarós-See auf Kreta

Zarós ist bekannt für sein Wasser. Und genau so einen riesigen Wasser-Lkw habe ich jetzt vor mir. Er lässt mich aber recht bald vorbei.

Um 12:30 Uhr habe ich in Ágios Nikólaos ein „Date“ mit Nostos Cruises nach Spinalónga. Der Weg ist zwar nicht kurz, aber verläuft größtenteils über die VOAK. So habe ich reichlich Zeit, um mir unterwegs ein bisschen was von meinen Markern auf Google Maps anzusehen. Los geht’s.

Kloster Ágios Geórgios Selinári

Das Kloster Ágios Geórgios Selinári liegt direkt an der Autobahn, genauer gesagt: Aftokinitódromos 90 Evropáikos Odós 75 Ethnikí Odós Iraklíou Agíou Nikoláou Vórios Odikós Áxonas Krítis (Autobahn 90, Europastraße 75, Nationalstraße Iráklio–Ágios Nikólaos, Nördliche Straßenachse Kretas). Gefunden habe ich es, weil Google es mir nach der Suche nach dem gleich folgenden Kloster vorgeschlagen hat und ich fand, dass es interessant aussah. Kommt man aus Richtung Iráklio, sieht man es von weiter weg am Berg liegen und fragt sich: „Und wie soll man da jetzt hinkommen und wo soll man parken?“ Aber der Eingang mit der Treppe hoch zum Kloster befindet sich direkt neben einem Café an der Autobahn. Das Café hat Parkplätze senkrecht zur Autobahn. Ausparken wird spannend, weil man dazu rückwärts auf die Autobahn fahren muss.

Im Kloster Ágios Geórgios Selinári an der VOAK auf Kreta
Im Kloster Ágios Geórgios Selinári an der VOAK auf Kreta

Leider steht die Sonne ungünstig. Eine Stunde zuvor wäre wohl mehr Licht gewesen, aber jetzt ist die Sonne hinter dem Berg, dessen Hang man links auf dem Bild sieht.

Man kann nur das kleine Kirchlein rechts besuchen, das ich aber wenig spannend finde. Die große Kirche links ist nicht geöffnet. Viel zu sehen gibt es hier somit nicht. Vielleicht ist es ja beim nächsten Kloster anders?

Zum Glück sind beim Ausparken dann keine Autos auf der Autobahn.

Kloster Aréti (Moní Aretíou, Agía Triáda)

Irgendwo im Nirgendwo im Hinterland von Eloúnda steht das Kloster Aréti, erbaut Ende des 16. Jahrhunderts. Es steht direkt an einer etwas größeren Straße zwischen Kalýdi und Skiniás. Von Kalýdi kommend zweigt eine Straße hinter das Kloster ab, wo man auch parken kann.

Ich finde allerdings den Eingang nicht. Als ich fast schon aufgegeben habe, finde ich doch den Eingang. Es ist eine Tür an einer Rampe vom Parkplatz nach unten.

Das Kloster ist von hohen und starken Mauern umgeben. Im Inneren befinden sich drei Kirchen: Agía Triáda (Heilige Dreifaltigkeit) als größte im Zentrum, Ágios Lázaros direkt am (zweiten) Eingangstor und Frommen Makários der Ägypter/Große/Ältere innerhalb der Gebäude an der nördlichen Mauer (zur Durchgangsstraße).

Im Kloster Aréti auf Kreta, links die Hauptkirche Agía Triáda
Im Kloster Aréti auf Kreta, links die Hauptkirche Agía Triáda

Der Mönch begrüßt mich. Er zeigt mir die Ausstellung (wobei „Ausstellung“ und „Shop“ innerhalb von Klöstern Synonyme sind). Er drückt auf eine Essenz auf meine Stirn und wir üben Handschläge. Danach schaue ich mich weiter im Kloster um.

In der Hauptkirche Agía Triáda im Kloster Aréti auf Kreta
In der Hauptkirche Agía Triáda im Kloster Aréti auf Kreta

Und nein, das Bild ist nicht schief! Die Kirche ist schief. Die Leinen und Ketten, die von der Decke hängen, sind exakt vertikal.

Im Kirchlein Ágios Lázaros im Kloster Aréti auf Kreta
Im Kirchlein Ágios Lázaros im Kloster Aréti auf Kreta
Im Kirchlein Ósios Makários (Frommer Makários der Ägypter) im Kloster Aréti auf Kreta
Im Kirchlein Ósios Makários (Frommer Makários der Ägypter) im Kloster Aréti auf Kreta

Nun aber ab nach Ágios Nikólaos und dann nach Spinalónga.

Blick hinab auf Pláka mit der Insel Spinalónga (links)
Blick hinab auf Pláka mit der Insel Spinalónga (links)

Das rechts ist übrigens keine Insel sondern Chersónisos Spinalóngas („Spinalónga-Halbinsel“). Zusammen mit Spinalónga und Kolokýtha (dazu später mehr) bildet sie den Kalydón-Archipel.

Spinalónga, gesehen vom Aussichtspunkt zwischen Pláka und Eloúnda auf Kreta
Spinalónga, gesehen vom Aussichtspunkt zwischen Pláka und Eloúnda auf Kreta

In finde überraschend schnell einen Parkplatz in Ágios Nikólaos und kann mich daher noch in der Stadt umsehen. Das beschränkt sich auf den Voulisméni-See.

Voulisméni-See in Ágios Nikólaos auf Kreta
Voulisméni-See in Ágios Nikólaos auf Kreta

Die Insel im Hintergrund ist Ágii Pándes („Allerheiligen“), den Touristen als Kri-Kri Island (Insel der Kretischen Wildziege) verkauft, da die Ziege dort einen ihrer letzten – künstlich angelegten – Rückzugsorte hat.

Jetzt ist Abfahrt der Ostria nach Spinalónga. Tickets gibt’s direkt vorm Schiff, aber nur Barzahlung (20 Euro). Es liegt direkt vorm Hotel Casa Porto, in dem ich im Mai 2022 war. Ich hätte dort gern wieder übernachtet, aber es hat schon geschlossen. Mitarbeiter bekleben die Fenster von innen mit Zeitungen.

Die Saison bei Nostos Cruises endet morgen, aber danach ist nicht Schluss. Neben der Variante mit Führung um halb 13 gibt es auch die Grillfahrt um 10, die nach dem Besuch von Spinalónga gegenüber der Insel Kolokýtha am Strand der Spinalónga-Halbinsel eine Barbeque beinhaltet. Diese Grilltour wird dienstags auch außerhalb der Saison angeboten.

Kirchlein oben auf der Insel Ágii Pándes (Kri-Kri Island) bei Ágios Nikólaos auf Kreta
Kirchlein oben auf der Insel Ágii Pándes (Kri-Kri Island) bei Ágios Nikólaos auf Kreta

Auf Ágii Pándes gibt es zwei Kirchen, eine venezianische (katholische!) von Mitte des 13. Jahrhunderts und eine weiß getünchte griechisch-orthodoxe aus dem 19. Jahrhundert. Der Leuchtturm auf der kleinen Insel (daher heißt sie Mikronísi) wurde 1903 von den Franzosen errichtet.

Insel Kolokýtha bei Spinalónga vor Kreta, auf der Rückseite soll sich die Höhle des türkischen Piraten Barbarossa befinden
Insel Kolokýtha bei Spinalónga vor Kreta, auf der Rückseite soll sich die Höhle des türkischen Piraten Barbarossa befinden

Wir dürfen hier kurz schwimmen. Machen auch so einige. Warum auch nicht, das Meer ist noch 24° warm. Irgendwo da unten soll Atlantis sein, aber ich finde es nicht. Vielleicht ist es doch nur eine Legende? Bis zur Spinalónga-Halbinsel oder Kolokýtha darf man nicht schwimmen.

Danach geht es einmal um Spinalónga herum und dann dort an Land.

Da erst die französische Führung ist, erfolgt das Erkunden der Insel zunächst auf eigene Faust. Dafür hat man rund eine Stunde Zeit.

Bastion Spinalónga
Bastion Spinalónga
Blick über Spinalónga
Blick über Spinalónga
Windflüchter-Bäume oben auf Spinalónga
In welche Richtung hier wohl der Wind weht?
Marktstraße aus osmanischer Zeit auf Spinalónga, von den Leprakranken weitergenutzt
Marktstraße aus osmanischer Zeit auf Spinalónga, von den Leprakranken weitergenutzt
Haupttor von Spinalónga
Haupttor von Spinalónga

Die „Führung“ besteht nur daraus, dass der Guide einmal in einem Gebäude ohne Dach etwas erzählt:

Spinalónga war ursprünglich eine byzantinische Insel. Als klar war, dass sie auf Dauer nicht zu halten konnten, wurde es dann die Venezianer verkauft. Da man ständig Ärger mit Piraten hatte, wurde ganz Kreta unter Lucas Michael befestigt. Viel geholfen hat es nicht, denn fast die gesamte Insel fiel 1645 bis 1648 an die Osmanen. Iráklio hilft 21 Jahre länger durch, Spinalónga hingegen bis 1715, und wechselte dann diplomatisch den Besitzer. Da die Osmanen die Nicht-Muslime unterdrückten, gab es häufige Aufstände. Bekannter Ort des Widerstandes war 1866 das Kloster Arkádi, dazu kommen wir am letzten Tag noch.

Nachdem Kreta dann mehr oder weniger unabhängig wurde, waren aber immer noch 300 Osmanen auf Spinalónga. Alles Zivilisten, also militärische Vertreibung nicht möglich. Daher hat man im Jahre 1902 Leprosen hingeschickt. Dann haben die Osmanen die Insel schnell verlassen.

Seit 1913 ist Kreta Teil von Griechenland. Dadurch bekamen die Leprosen Krankengeld, aus dem sie auf der Insel ein Dorf errichteten. Auch eine Kirche gab es, wobei von 1903 bis 1957 keiner der sieben Priester Lepra bekam, was als Zeichen Gottes gesehen wurde. Und als Zeichen, dass Lepra eine Strafe Gottes wäre.

Nachdem auf Spinalónga ein Krankenhaus errichtet worden war, war es einer der ersten Orte Kretas mit Strom. Mit der Erfindung von Penicillin konnte man Lepra heilen. Die Leprakranken wurden von der Insel runtergeschickt in ihre Heimatdörfer, damit sie erzählen konnten, dass Lepra eben doch keine Strafe Gottes ist, sondern heilbar. Einige wollten nicht runter, sodass die Insel erst im Januar 1958 ganz leer war. Ein Priester musste noch vier Jahre länger hier bleiben, weil orthodoxe Zeremonien bis 5 Jahre nach dem Tod wiederholt werden müssen.

Auf Spinalónga gibt es 34 Zisternen, von denen 17 venezianisch, 11 osmanisch und 9 von den Leprosen errichtet worden sind. Wasser konnte man sauber halten, indem man Kalk nutzte, Fische aussetzte oder – eine osmanische Idee – Olivenöl einen schützenden Film auf der Oberfläche bilden ließ.

Anders als of behauptet, gibt es auf Spinalónga keine Massengräber und keine Leichenverbrennungen. Letzteres ist übrigens bis heute in der Orthodoxie verboten. Eine Heirat unter den Leprakranken war verboten, allerdings gab es trotzdem 36 Kinder, die entzogen wurden, damit sie nicht krank würden, allerdings wurden 7 dennoch krank.

Und heute? Trotz Penicillin ist Lepra nicht ausgerottet, da man während der Inkubationszeit von vielen, teils über 20 Jahren, ansteckend ist.

Es ist also keine Führung, wo man zusammen über die Insel geht. Gerade auf einer Lepra-Insel hätte ich die Informationen ja eher Stück für Stück erwartet. Okay, der Witz war unangemessen.

Dann geht’s auch schon ziemlich bald zurück nach Kreta. Also viel zu wenig Zeit auf der Insel, denn ich bin nicht einmal rumgekommen. Unterwegs können wir auf Ágii Pándes Kretische Wildziegen sehen:

Kretische Wildziegen (Kri-Kri) auf Ágii Pándes bei Ágios Nikólaos auf Kreta
Kretische Wildziegen (Kri-Kri) auf Ágii Pándes bei Ágios Nikólaos auf Kreta

Nach Rückkehr nach Ágios Nikólaos fahre ich nochmal nach Pláka, wo ich vorhin ein Bild der Komplettansicht von Spinalónga gemacht habe. Oben auf Spinalónga habe ich nämlich Scheinwerfer gesehen und gehe davon aus, dass sie nachts bestimmt schön angestrahlt wird. Wird sie nicht. Ich fotografiere daher stattdessen Pláka, aber die Bilder überzeugen mich nicht.


Das Hotel heute, Meliti, steht in Chavánia, direkt nordwestlich von Ágios Nikólaos. Es ist zwar erst der 30. Oktober, aber ich muss schon 1,5 Kilometer zum nächsten Restaurant (Kri-Kri) laufen, wo ich dann auch noch alleine bin. Im Hotel vermute ich auch, dass ich fast alleine bin,aber als ich zurückkomme, ist der eine Parkplatz voll. Ich bin froh, dass ich rückwärts eingeparkt habe, als noch niemand da war.


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