Perú Abend 22 und Tag 23: Amazonas-Tiefland (Kaiman-Suche, Collpa Cachuela, Pflanzenführung, Sandoval-See, Nachtwanderung) – Wiederholung mit Zusatz

Auch wenn man Dinge wiederholt, sieht man viel Neues. Also los.

geschrieben von Janni Montag, 27. Mai 2024 um 05:20 Uhr

Ich komme um kurz nach 16 in meiner nächsten Lodge an. Der Transfer hat gut geklappt. Mein Guide sei Jesús und mein erster Programmpunkt sei um viertel nach 18 sagt man mir. Und ich bekomme eine Unterkunft. Dies ist besser als in der letzten Unterkunft, aber mitten im Raum steht ... eine ... riesige ... Gefriertruhe. Noch eingepackt. Dafuq? Es gibt keine Stühle, aber die gab es in den vorherigen Dschungelunterkünften auch nicht.

Kaiman-Suche

Um viertel nach 18 scheint nur eine Aktion zu gehen: Kaiman-Suche. Die gibt’s auch wirklich in jeder Unterkunft im Dschungel. Ich frage den Guide, Manuel, nach Jesús. Der sei heute nicht da, da er mit einem Pärchen eine Ayahuasca-Zeremonie macht. Ayahuasca ist eine pyschoaktive Droge. Ich hoffe, dass Jesús danach nicht denkt, über das Wasser und damit über den Jordan zu gehen.

Und damit heißt es: Willkommen zur nunmehr vierten Kaiman-Suche. Einzige Besonderheit: Wir brauchen keine Schwimmwesten. Ansonsten ist man damit in Peru sehr pingelig.

Ein Spoiler vorab: Wir sehen keinen Kaiman, obwohl wir fast bis nach Monkey Island™ fahren.

„Meine Haustiere!“, ruft Manuel. Man hört nur ein Pfeifen wie Vögel das machen. Am Ufer ist aber eine größere Gruppe Wasserschweine. Auch einige Jungtiere sind dabei. Das lustigste daran ist, denen beim Abrutschen am Hang zuzusehen.

Baby-Wasserschweine beim Versuch, einen Hang am Madre de Dios nach unten zu laufen
Baby-Wasserschweine beim Versuch, einen Hang am Madre de Dios nach unten zu laufen
Baby-Wasserschweine beim Versuch, einen Hang am Madre de Dios nach unten zu laufen
Baby-Wasserschweine beim Versuch, einen Hang am Madre de Dios nach unten zu laufen

Nächster Tag. Mein rechter Ellenbogen ist komplett durchstochen. Wirklich komplett. Wie auch immer das passiert ist. Ich will es eigentlich auch gar nicht wissen.

Collpa Cachuela

Um 5 Uhr früh geht es zur Collpa Cachuela, meine vierte Lehmlecke, aber es war jedes Mal eine andere. Eigentlich hätte Green House Tambopata genau diese machen müssen, haben sie aber nicht.

Die Collpa Cachuela ist nordöstlich von Puerto Maldonado und etwa eine Stunde mit dem Boot entfernt. Erster Halt ist die Tankstelle in Puerto Capitáno neben dem Wasai Hotel, dann geht es auf die andere Seite des Flusses zum Hafen, den auch Corto Maltes genutzt hat. Dort schnappen wir uns von einem anderen Boot der Lodge drei Schwimmwesten, die uns fehlen. Dann geht es nochmal eine halbe Stunde zur Lehmlecke weiter. Dabei fängt es an zu regnen. Immerhin: Bei dem grauen Wetter sind auch deutlich weniger Moskitos unterwegs.

Bei der Collpa Cachuela legen wir auf einem „Lehmstrand“ auf der anderen Seite des Flusses an und warten ein Stunde. Nichts passiert. Zwei andere Deutsche und ich beobachten daher einen kleinen roten Vogel im Schilf neben dem „Lehmstrand“. Dieser Rubintyrann ist aber so klein und so weit weg, dass das Bild zu schlecht fürs Blog ist. Immerhin hat es aufgehört zu regnen und zeitweise kommt mal kurz die Sonne raus.

Auf dem Rückweg suchen wir ebenfalls nach Vögeln, aber auch nach Faultieren. Letzteres finden wir sogar:

Männliches Braunkehl-Faultier (ein Dreifinger-Faultier)
Männliches Braunkehl-Faultier (ein Dreifinger-Faultier)

Das Faultier klettert den Baum herunter und dann auf denselben Ast zurück – gar nicht mal so faul, wenn man so einen Frühsport macht.

Männliches Braunkehl-Faultier
Männliches Braunkehl-Faultier
Männliches Braunkehl-Faultier
Männliches Braunkehl-Faultier

(Alle Bilder zeigen dasselbe Faultier. Man beachte die großen Blätter der Pflanzen hier!)

Pflanzenführung

Und die dritte Pflanzenführung. Nur Green House Tambopata hatte keine, denn es steht an einer Straße.

Die Führung wurde als für die Leute, die gestern Ayahuasca hatten, angekündigt, aber wer will, kann mitkommen. Es kommen alle meiner Gruppe mit.

Kopf eines Soldaten der Wanderameisen
Um Wunden zu „nähen“, nimmt man in der traditionellen Medizin hier einen Wanderameisensoldaten genommen, den man von den anderen Ameisen dieser Art durch den gelben Punkt auf dem Kopf deutlich erkennt, macht ihn durch Berührungen wütend und lässt ihn dann die beiden Seiten der Wunden mit dem Unterkiefer zusammenziehen. Dann reißt man den Rest des Körpers ab.

Wir laufen zu den Eingeborenen vom ersten Tag mit Green House Tambopata. Die eingeborenen werden nicht da sein, aber darum geht es auch nicht.

Jesús meint, Malaria, Dengue, Tollwut (bitte!? Sterblichkeit von praktisch 100%) – alles nicht so schlimm! Die Malaria hier seien sowieso die schwachen Varianten. Gefährlich seien die Dasselfliegen, bei denen sich Larven nach einem Stich in der Haut einnisten. Er hat zwei Wunden in der Hand, die davon kämen. Gut, so lange, wie der hier ist, stehen die Chancen ganz gut, dass ich mir in einer Woche keine eingefangen habe.

Wir kommen zu einem gefällten und mit einer Motorsäge in Bretter gesägten Hartholzbaum. Für Bananen gebe es 5 Dollar pro Staude, Holz gebe mehr. Und Bildung gebe es auch nicht – wenn einer nicht zur Schule geht, sei das dem Staat egal. Er sei aus seiner großer Familie der einzige, der etwas mit gelernt hat. Daher machten die Eingeborenen einfach Bäume runter und verkauften das Holz.

„Crying Beetle“, ein essbarer Holzkäfer
„Crying Beetle“, ein essbarer Holzkäfer

Zum Abschluss muss ich noch eine Kakaoschote vom Baum holen – die einzige tiefer hängende Frucht ist noch nicht reif. Die, die ich pflücken soll, sieht zwar auch nicht ganz reif aus und schmeckt auch so, aber gut. Wie immer dürfen wir den süßen Schleim an den Kernen lutschen. Der eigentliche Kakao (also der Kern selbst) soll bitter sein. Ich esse ihn versehentlich ebenfalls und finde ihn nicht bitter.

Sandoval-See

Und das zweite Mal Sandoval-See. Ich hätte auf Wunsch auch Canopy und Zipline machen können, aber ich entscheide mich für den Sandoval-See. Der war beim letzten Mal ganz nett. Zwar ist es heute bedeckt, aber das macht bestimmt nichts.

Auf dem Weg von meinem Zimmer zum Anleger des Hotels fällt mir die Lange Anna, mein Supertele-Objektiv, auf die Betonplatten. Das Glas ist noch ganz, das Gehäuse ziemlich hinüber. Das Frontelement hängt am seidenen Faden. Muss man vermutlich einfach nur kleben, auch wenn eine Plastiktrümmer im Inneren sind. Aber keine Ahnung wie das dann mit konsensierendem Wasser ist. Eigentlich wollte ich eh schon lange das Supertele von Sony haben, jetzt wird’s wohl Zeit. Alle folgenden Bilder dieses Abschnitts sind mit dem kaputten Objektiv gemacht.

Dann geht es per Boot im Prinzip nur eben kurz rüber auf die andere Seite des Flusses. Direkt auf dem kurzen Weg vom Anleger zum Eingang sitzen zwei Fledermäuse in einer Baumwunde.

Fledermäuse am Sandoval-See
Fledermäuse am Sandoval-See

Auf dem Weg zum Anleger passiert nichts, außer dass uns Jesús Ameisen zeigt, die einen „Highway“ am Baum angelegt haben, der wir einer von Termiten aussieht.

Am Anleger gibt es Essen. Das haben wir vorhin von der Lodge bekommen und hierhin mitgenommen. Es ist wieder ein Reisgericht und wie fast immer in Peru wird bei vegetarischen Gericht schlicht das Fleisch durch Champignons ersetzt.

Als die ersten von uns schon ins Boot gestiegen sind, hangeln sich einige Brüllaffen über uns durch die Bäume. Also wieder aussteigen, Affen angucken!

Roter Brüllaffe am Sandoval-See
Roter Brüllaffe am Sandoval-See

Dann geht’s ab aufs Boot und knapp zwei Stunden auf dem See herum.

Sonnenralle („Jungle Peacock“, weil das Männchen mit seinen Flügeln ein Rad machen kann) am Sandoval-See
Sonnenralle („Jungle Peacock“, weil das Männchen mit seinen Flügeln ein Rad machen kann) am Sandoval-See

Die Sonnenralle ist wie der Stinkvogel ein isolierter Vogel, hat aber wenigstens einen einzigen Verwandten, nämlich den Kagu auf Neukaledonien. Ihr wisst schon, den Teil Frankreichs wo sie gerade komplett durchdrehen.

Cayenneralle am Sandoval-See
Cayenneralle am Sandoval-See
Liktor am Sandoval-See
Liktor am Sandoval-See
Grünibis am Sandoval-See
Grünibis am Sandoval-See
Humboldtscharbe am Sandoval-See
Humboldtscharbe am Sandoval-See

Die Humboldtscharbe hat einen auffällig kurzen Schnabel, der wirkt, als wäre er abgeschnitten worden. Erst als wir ein zweites Exemplar mit gleich geformtem Schnabel finden, bin ich überzeugt, dass der Schnabel von Natur aus so kurz ist.

Ansonsten sehen wir eine kleinere Schildkröte, viele Hoatzins (Stinkvögel – unser Guide nennt sie wegen der Federn auf dem Kopf „Punk Chicken“) und ein paar schwarze Kaimane (die immer kurz nach dem Entdecken abtauchten).

Nachtwanderung

Ich verpasse meine Nachtwanderungsgruppe um 1 Minute und schon sind sie über alle Berge. Eine Viertelstunde später geht noch eine Tour. Spoiler: Meine Gruppe sieht meiner Meinung nach die weniger spannenden Tiere. Aber gut.

Mit einem Stock wird eine „Chicken Tarantula“ (Pamphobeteus sp.) aus dem Loch geholt
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Vogelspinnennest – hierin wechselt sie gerade ihr Exoskelett
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Stabheuschrecke
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