Perú Tag 21 und Morgen 22: Amazonas-Tiefland (Pflanzenführung, Aussichtsturm von Collpas Tambopata Inn, Collpa Chuncho) – Weit entfernte Papageien
Weit abseits der Zivilisation: kein Luxus, kein Netz, keine Sauberkeit. Aber ein paar hübsche Tierchen.
Dieser Blogpost und der folgende sind aufgrund fehlenden Internets nicht taggleich.
Ich habe gut geschlafen. Und das erste Mal auf diese Reise ohne Ohropax! Ab und zu musste die Klimaanlage ran – zum Glück habe ich ein Zimmer mit gebucht! – aber letztendlich habe in der Schuhschachtel gut geschlafen. Young-Line-Veteranen beschreibt man das Zimmer mit einem Wort: Wellington. Da weiß jeder, was los ist.
Frühstück im Wasai Hotel ist à-la-carte. Es dauert länger und der Guide zu meiner Abholung ist schon etwas früher da. Das schreibt mir das Hotel per WhatsApp. Auch noch nicht gehabt. Ich bin dennoch pünktlich mit Gepäck beim Check-out, aber das Hotel will noch mein Zimmer überprüfen.
Letztendlich verstehe ich nicht, warum ich überhaupt abgeholt werde, denn das Büro von Paradise Yakari, zu dem wir gehen, ist nur 100 Meter entfernt in der Fußgängerzone.
Aufgrund der Wettervorhersage wird mein Programm getauscht. Man hätte das auch von Anfang an so buchen können, habe ich aber nicht, weil zwei verschiedene Unterkünfte im Paket sind sind. Die Abholung bei Corto Maltes, die ich mal geplant hatte, hätte nur in der ursprünglichen Reihenfolge hätte stattfinden können und die entlegene Unterkunft, bei der ich nicht davon ausging, dass sie Internet haben würde, hatte ich aufs Wochenende gelegt.
Also gibt es jetzt die rund zweieinhalb Stunden Transfer zum Collpas Tambopata Inn. Also offiziell zweieinhalb Stunden. Tatsächlich eher 1 Stunde Minivan, Viertelstunde warten in Filadelfia und dann eine Viertelstunde Boot.
Ganz anders als die anderen, die jetzt in Deutschland angekommen sind, und von denen mindestens einer von der Deutschen Bahn mit einer Stunde Verspätung begrüßt wurde.
Bei Ankunft gibt es Essen. Anders als bisher im Dschungel ist es ein Büffet. Man kann sich also nachnehmen. Dann heißt es Zimmer beziehen und ab zur Pflanzenwanderung.
Plötzlich kommt ein Nabelschwein von einem abzweigenden Weg. Unser Guide seuzft. Chicharron („Schweineschwarte“) ist das (ungewollte) Haustier von Collpas Tambopata Inn. Ein Bauer hat es wohl vor zwei Monaten vorbeigebracht und jetzt lebt es hier. Es ist sehr anhänglich, kriegt aber zumindest von den Guides keine Liebe ab, sondern wird mit dem Fuß beiseite geschoben.
Immer wieder ragen Röhren aus dem Boden, die so aussehen wie Pilze ohne Schirm. Das seien Zikadennester, meint unser Guide.
Einige Ameisenstraßen von Blattschneideameisen kreuzen den Weg. Sie sind sehr breit, teils 20 Zentimeter. Die seien harmlos und nicht aggressiv meint der Guide und hält seine Hand auf die Straße. Die Ameisen ignorieren das.
Wir kommen zum Aussichtsturm, mit 50 Metern und rund 265 Stufen laut Guide der höchste in der Region.
Vom Aussichtsturm hat man einen Blick auf den Regenwald. Der Horizont ist von so weit oben exakt gerade – keine Bäume oder anderen Gebäude ragen hervor. Die Tiere sind leider weiter weg.
Der Turm ist aber nicht wegen der Aussicht beliebt, sondern weil dies der einzige Ort mit Internet in der Umgebung ist – 3 Striche 3G, besser als nichts. Aber auch nur, wenn man ganz oben steht. Daher wird er auch von Mitarbeiter der Unterkunft genutzt.
Dann ist auch schon der (nicht wirklich spektakuläre) Sonnenuntergang, aber da gerade Vollmond ist, ist auch Mondaufgang.
Ach, wobei, Sonnenuntergang war doch ganz okay:
Nun geht es zurück zur Unterkunft. Wir sehen dabei noch einen recht großen Frosch, den der Guide „Diamond Frog“ nennt. Ich konnte dazu nichts finden, daher lasse ich raus.
Dann geht es zur Kaiman-Suche mit dem Boot. Wie immer gibt es nichts Neues außer ein paar Eulen, die man aber kaum sieht und die ich gestern ja schon hatte. Ich hätte auch die Nachtwanderung machen können, die wohl erfolgreicher war, denn sie haben neben den typischen Schrecken und Spinnen auch ein paar Frösche gefunden, darunter ein ganz gelber.
Morgen geht es um Viertel vor 5 los, daher ab ins Bett.
Mein Zimmer ist im Vergleich mit dem der anderen hässlich. Ich habe ein Vierbettzimmer, nur ein Bett ist notdürftig gemacht (Bettlaken liegt lose auf), während es bei anderen wie im Hotel gemacht aussieht. Ein Handtuch habe ich trotz Nachfrage nicht bekommen, während andere es bereits bei Ankunft auf dem Zimmer haben. Zum Glück habe ich Seife von Corto Maltes geklaut.
Über den Betten hängen Moskitonetze an einer Platte, die voll mit Exkrementen irgendwelcher Viecher ist – kapiere ich nicht, denn das Gebäude ist oben zu (Grüße an die Bribri in Costa Rica!). Wie sich jetzt herausstellt, liegt auch auf dem Bettlaken etwas davon (schwer zu erkennen, da das Bettlaken ein braunes Muster hat) und ein einer Ecke ist ein größeres totes Insekt eingequetscht gewesen oder so.
Ich beschwere mich bei der einzigen Person, die noch wach ist – dem Typ an der Bar. Der spricht aber kein Englisch und ruft meinen Guide. Der bestellt einen anderen Typen, der das Bett für mich macht. „Wieso zum Fick arbeitet man im Tourismus, obwohl man kein Wort Englisch spricht?“ rufe ich.
Kurz darauf stoße ich mich an einem rostigen Nagel an den tief hängenden Moskitonetz-Aufhängungen und schneide mir dadurch den Kopf an der linken Seite auf. Blutüberströmt gehe ich ins Haupthaus und beschwere mich erneut. Da es in meinem Zimmer inzwischen kein Wasser mehr gibt, wasche ich mich am Wasserspender. Das blutige Wasser läuft über den Boden des Haupthauses. Mir scheißegal.
Der Barmann sucht schon wieder meinen Guide. Der bringt Tupfer und Antiseptikum und macht meinen Kopf wieder sauber.
Ich habe tatsächlich einigermaßen gut geschlafen. Wieder ohne Ohrstöpsel. Nachts um Viertel vor drei waren die Brüllaffen zwar etwas aktiv (was furchteinflößend sein kann, wenn man das nicht kennt), aber sonst war's okay.
Um 5 Uhr legt das Boot ab. Es soll eine Stunde dauern bis zur Lehmlecke der größeren Papageien. Nach einer Viertelstunde erreichen wir den Checkpoint Malinowski.
Nach einer Viertelstunde Warten auf die Nationalreservat-Tickets am Checkpoint geht es weiter zur Collpa Chuncho. Die Lehmlecke liegt gegenüber einem Kiesstrand, auf dem man sich zum Beobachten setzt. Stühle, Spektive und später Frühstück gibt es von der Unterkunft gestellt. Ein anderes Boot namens Ara Militaris stellt sogar Satelliteninternet – Handynetz gibt es hier aber nicht.
Zunächst befinden sich die Vögel auf den Bäumen. Um halb 7 kommen zuerst die bekannten Weddellsittiche runter, dann die größeren Aras.
Als die Aras wieder weg sind, gibt es wie bereits erwähnt Frühstück auf der Insel. Die Pfannkuchen sind sehr lecker.
Es ist erst kurz vor 8 und wo man schon mal im Nationalreservat ist, kann man auch ein bisschen herumschippern.
Ansonsten sehen wir noch ein Orinoco-Gänse-Paar, einen Rabengeier, einen Reiher, viele Aras, noch mehr Wasserschweine uvm.
Während wir am Pool sind, kommt „Chicharron“ vorbei. Ein Mädel, das gerade erst angekommen ist, spendiert Chicharron ordentliche Streicheleinheiten, die das Pekari sichtlich genießt. Endlich mal jemand, der das arme Schwein lieb hat. Die Kinder einer deutschen Familie haben aber Angst.
Um halb 13 gibt es Mittagessen und um halb 14 geht es zurück nach Puerto Maldonado und von dort weiter nach Paradise Yakari. Spoiler vorab: Im Paradies gibt es ebenfalls kein WLAN und das Handynetz ist extrem instabil und erreicht allenfalls GPRS-Geschwindigkeit, obwohl es technisch HSPA+ ist und man 4 Balken hat. Das Problem hatte ich auch bei Corto Maltes und in Arequipa.
Ich hab irgendwie das Gefühl, man hätte aufhören sollen, als es am schönsten war. Das wäre wohl nach Yacumama gewesen, aber das war abends nach dem letzten Flug.
Geschäftsidee: „German Jungle“. Irgendwer müsste mal im Dschungel bei Puerto Maldonado eine Unterkunft auf deutschem (oder europäischem) Mittelklasseniveau einrichten. Das peruanische Tourismusministerium würde augenblicklich implodieren, weil so viele Sterne und so viel Qualität nicht vorstellbar ist. Gut, Corto Maltes ist auch von einem Franzosen gegründet worden und das merkt man irgendwie schon so’n bisschen.
Die Frau im Büro von Paradise Yakari meinte, das wäre auch gar nicht so schwer. Man kriegt wohl sehr billig ein Grundstück von ein paar hundert Hektar und dann baut man auf ein paar davon seine Lodge und den Rest muss man irgendwie schützen. Fertig ist.
Drum prüfe, wer ein Hotel findet
Ob sich das Internet verbindet
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