Sri Lanka Abend 7: Primatencamp Polonnaruwa – Nachts in der Forschungsstation
Wenn alles schläft und einer spricht ... dann schlafen die Tiere und es gibt für die Menschen eine spannende Vorlesung im Primatencamp.
Vorlesung
Dr. W. Dittus hält eine Vorlesung über seine Forschung. Er ist als 10-Jähriger von Deutschland ausgewandert, zuerst nach Kanada. Dann ging es weiter in die USA und von dort nach Sri Lanka.
Hier ist er 1968 angekommen. Er sollte hier 3,5 Jahre als Student für seine Doktorarbeit forschen. Finanziert wurde das durch die USA. Da andere nur 1,5 Jahre hatten, hatte er so gute Kenntnisse, dass seine Forschung verlängert wurde.
Er hat zu den Überlebenschancen und Reproduktionserfolg von Affen geforscht. Zunächst waren es 25. Jetzt sind 5000 in seiner Kartei. Die Affen identifizieren sie nur anhand des Aussehens.
Seine Ergebnisse: Die Population ist durch das Nahrungsangebot begrenzt. Sie steigt jährlich stark zur Geburtszeit und fällt gleichsam stark bis Oktober ab auf etwa ein Viertel bis ein Drittel Maximums. Da die Anzahl über die Jahre hinweg gleich bleibt, überlebt somit auch immer statistisch nur ein Nachkomme pro Elterntier.
Es gibt aber eine Hierarchie. Hochrangige Tiere beuten die anderen aus und haben höheren Erfolg bei der Reproduktion und beim Überleben.
Warum sterben Affen und wer stirbt? Die Mortalität beginnt bei etwa 30% pro Jahr bei der Geburt eines Mädchens und 20% bei einem Jungen. Sie fällt daraufhin bis zum 5. Lebensjahr und steigt danach wieder. Die Mortalität der Männchen liegt ab dem 5. Lebensjahr höher, was durch Kämpfe begründet werden kann. Bei 5 Jahren ist zudem bei den Männchen eine Spitze bei der Sterblichkeit. Das ist das Alter (in einem Korridor von 3 bis 7 Jahren), bei dem sie verstoßen werden. 3 - 10 wandern dann mit jungen und degradierten Tiere aus suchen eine Gruppe, deren Anführer sie ersetzen können, i.d.R. durch Töten.
Aber warum haben Männchen vor dem 4. Lebensjahr eine geringere Mortalität? Das liegt an der Bevorzugung durch (ranghöhere) Mütter beim Säugen und der Fellpflege, da unterrangige Mädchen eine Gefahr für eigene Mädchen sind, Jungs die Gruppe aber eh bald verlassen. Auch die Milch ist auch qualitativ höherwertiger. Es dauert etwa 11,4 Jahre, bis Eltern so viel Energie in ihre Mädchen gesteckt haben, wie die Jungs bei deren Auswandern. Interessant dabei: 11,4 ist auch die Generationslänge.
Männer erhalten so genug Energie, um sich im „patriarchalen“ (ich nenne das jetzt einfach mal so) polygamen System durchsetzen zu können. In monogamen Systemen gibt es das Phänomen nicht. Bei den wenigen matriarchalen polygamen Systemen unter Säugetieren (bei denen das Weibchen größer ist) ist es andersherum. Beispiele sind Klammeraffen und Hyänen. Menschen verhalten sich wie die Affen. Auch bei Menschen ist die Muttermilch für Söhne besser als die für Mädchen. (Es wurden bei Menschen und Affen jeweils Eltern mit nur einem Kind betrachtet.)
Weibliche Ceylon-Hutaffen bekommen ihr erstes Kind mit 6. Da sie selbst aber aber noch bis 8 wachsen, entstehen die „besten“ Nachkommen erst später.
Männchen kriegen erst später Kinder, da sie sich vorher nicht durchsetzen können. Ihr Kiefer, der für Kämpfe wichtig ist, wächst bis sie 10 sind. Geschlechtsreif sind sie hingegen schon viel früher.
Abendessen
Nach der Vorlesung gibt es etwas zu essen: Gemüselasagne (mit Pilzen statt Hack), Huhn, Suppe, Dhal Curry, Tomatensalat und – zur Freude der gesamten Gruppe – Pommes mit Ketschup.
Nachtwanderung
Für den relativ heftigen Preis von 1,2×104 kann man eine einstündige Nachtwanderung machen – deshalb macht außer mir wohl auch nur ein anderer mit. Im Optimalfall sieht man Faulaffen (auch Loris), das sind frühe Primaten. Wir (das sind zusätzlich noch zwei Guides) sehen sie relativ schnell. Aber wirklich gut sehen wir sie die ganze Wanderung über nicht. Die Wanderung findet ausschließlich im relativ kleinen Grundstück des Camps und auf der direkt anliegneden Straße statt.



Während der Nachtwanderung kommt der Doktor zu mir und möchte meine Probleme mit meinem Zimmer diskutieren – obwohl es nichts zu diskutieren gibt, was ich ihm auch versuche klar zu machen. Ich werde trotzdem gezwungen, ihm das Zimmer zeigen. Er findet das normal, wir diskutieren und er fragt, wie er mir helfen kann. „Gar nicht, ich hab was gebucht und ich kann es eh nicht mehr stornieren.“
In der Zeit, in der ich völlig sinnlos über sowieso nicht änderbare Dinge diskutieren musste, hat die Nachtwanderungsgruppe eine Kleine Indische Zibetkatze gesehen. Toll.
Die Nachtwanderung geht noch weiter. Wir sehen einige Ameisen. Ich spüre sie dann kurz darauf auch. Ja, sie tun weh.



Man muss sagen, dass sich die beiden Guides wirklich Mühe gegeben haben und auch statt 1 Stunde 1:35 Stunden mit uns unterwegs waren.
Filmstunde
Nach unserer Rückkehr schauen wir den Disney-Film Monkey Kingdom, eine Doku über Hutaffen, die mit Hilfe vom Primatencamp entstanden ist. Ich breche hingegen bald ab, weil ich noch zur Unterkunft muss und das Blog machen. Mein Handy liegt zum Aufladen in meinem Zimmer hier, weil ich dachte, es gäbe im Primatencamp WLAN. Gibt es auch – bloß kein Internet. Okay, gibt es auch, aber die Geschwindigkeit ist in der Größenordnung Byte/s. Es ist selbst zu langsam, um Mails mit einem Mailprogramm abzurufen.
Zum Hotel
Ich hab mir wie gesagt ein Hotel (Aura Villa) gebucht, aber habe Angst vor den Straßenhunden, die jetzt bei Nacht unberechenbar scheinen. Uber ist auch keine Alternative, da hier auf dem Land keine Fahrer in der Nähe sind und ich lange warten müsste. Daher rufe ich beim Hotel an, dass sie mich abholen. Das machen sie.
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