Malediven Tag 1 und 2: Malé, Vilimalé/Vilingili – Velana Calling
Es gibt Leute, deren Traumziel sind die Malediven. Und es gibt mich, der da ist, weil der Direktflug nach Sri Lanka zu teuer war.
Dienstag startet die Young Line Sri Lanka. Ich mag die Flüge der Golf-Airlines nicht, weil man zwei Segmente hat, die beide zum Schlafen zu kurz sind. (Plot Twist: Für Mai/Juni habe ich sie aus Mangel an Alternativen trotzdem buchen müssen.) MPR bietet aber nur diese Flüge an.
Bei einer Reise, die an einem Dienstag startet, nehme ich noch das Wochenende mit, allerdings wüsste ich auch nicht, was drei oder vier Tage um Colombo machen sollte (die Hauptstadt wird in der MPR-Reise ausgelassen) und für planloses Umherwandern ist es mir nicht sicher genug.
Beim Flugvergleich ist mir aufgefallen, dass einige Golf-Airlines keine Non-Stop-Flüge nach Sri Lanka anbieten, sondern einen Zwischenstop auf den Malediven haben. Vielleicht kann man da bleiben?
Ja, kann man. Es gibt einen günstigen Flug Freitagabend mit Austrian. Zurück geht beim von mir favorisierten zweiten Termin aber nicht. Ausschließlich Quatsch-Verbindungen! Aber: Der erste Termin hat eine interessante Verbindung über Bengaluru. Kostet nicht viel und ich fliege endlich mal mit der 747! Also buchen!
Wenn man die Malediven nur für einen Zwischenstop besucht, kann man das Thema Resort-Insel vergessen. Seit etwa 20 Jahren darf man aber auch auf den bewohnten Inseln übernachten. Das ist schon allein deshalb sinnvoll, da man für die Flüge bzw. Schnellboote auf oder von den Resortinseln oft eine Zwischenübernachtung braucht. Daher gibt es einige Hotels nur für diesen Zweck, was aber auch mir gelegen kommt.
In der Gruppe zur YLT-Reise später kam Neid auf, weil ich auf die Malediven fliege. „Einer muss ja immer übertreiben“, meinte ich. Dabei mach ich das nur, weil ich kein Geld für die Direktflug habe. Kannste nix machen. Ich zahle für die Flüge (inkl. dem nun notwendigen Zwischenflug morgen Abend) zusammen etwa so viel wie die anderen für ihre, sofern kein Flugzuschlag fällig ist.
Vienna Calling
Start ist in Hamburg. Zurück geht es nach Frankfurt und dann mit der Bahn nach Bremen. Letzteres war inklusive, zurück nach Hamburg hätte selbst mit der Bahn 200 Euro mehr gekostet. Ergibt Sinn.
Ich habe als Zubringer nach Wien den Flug mit Austrian gewählt. Man hätte auch mit Eurowings fliegen können, aber das wäre knapp (55 Minuten Umsteigezeit) und 85 Euro teurer geworden. Ich hab mal wieder die Ruhe weg und bin noch am Gate am Arbeiten, als Last Call ist. Zu meiner Überraschung wird der Last Call nicht zur Hintergrundmusik Vienna Calling von Falco angesagt.
Überhaupt scheint man bei Austrian nur auf Klassik zu stehen. Im Flugzeug läuft beim Ein- und Aussteigen Klassik, überwiegend Mozart. Langweilig! Warum nicht Falco, die EAV oder direkt mal Moneyboy? Und wenn es in die Flugzeugkabine geht, dann natürlich Kabinenparty. Fluggesellschaften sind wohl doch einfach langweilig. Wobei, bei Virgin Atlantic lief auch Popmusik beim Einsteigen.
Wien ist einer dieser unfassbar schrecklichen Flughäfen, wo Gates weniger als 90 Minuten vor Abflug bekanntgegeben werden – und das Gate offiziell 45 Minuten vor Abflug schließt. Dabei ist das Terminal G (immerhin war das vorab bekannt), obwohl ziemlich groß, kaum in Benutzung. Ein Flug alle 2 Stunden aber zig Gates. Zum Vergleich: Das Gate in Hamburg stand bereits 48 Stunden vor Abflug beim Check-in fest.
Und noch etwas macht den Flughafen furchtbar: Ich konnte im ganzen Terminal G genau 1 funktionierende Steckdose finden.
Als das Gate bekanntgegeben wird, steht am Gate bereits „gate open“. Ich hab zwar vorhin gesagt, Fluggesellschaften seien langweilig, aber „gate open“ ist der offizielle Fachausdruck für „Gate geschlossen“ – als „gate open“ angekündigte Gates sind niemals geöffnet, denn das hieße „Boarding“. Ein bisschen Humor hat man also doch, auch wenn der Witz auf Kosten der Fluggäste ist.
Ich gehe mal wieder als letzter an Bord. „Sie sind Herr Kettenburg?“ werde ich am Gate empfangen. „Man kennt mich schon. Ich bin der letzte.“, meine ich. Nein, da kämen noch drei Pärchen. Eins steht auch schon hinter mir.
Beim Einsteigen – mein Platz ist fast ganz hinten – muss ich längere Zeit an einer komplett freien Reihe warten. Ich überlege, ob ich mir da hinsetze, da nach mir keiner kommt. Aber ich weiß ja nicht, ob die zwei Pärchen noch kommen. Zu meiner Überraschung ist im hinteren Teil sehr viel mehr frei. Auch zwei Reihen hinter meiner ist eine Reihe frei, die vorletzte mit 3 Sitzen am Fenster. Also setze ich mich da hin.
Nach 30 endlosen Minuten dann die Durchsage: „Boarding is completed“, das ist unnötig kompliziert für „alle drin“. Yay, Reihe für mich auf einem Nachtflug. Bei Kurzstrecken nichts Besonderes, aber bei Langstrecke natürlich richtig geil. So kann ich auch einigermaßen schlafen. Obwohl ich gelegentlich von Turbulenzen aufwache, schaltet der Kapitän das Anschnallzeichen nicht an. Gewichtiger ein Unterschied zwischen Kurz- und Langstrecke ist aber, dass bei Langstrecke ständig Leute den Gang auf und ab laufen und einen anstoßen, wenn man seine Füße auch nur einen Zentimeter übers Sitzende hinaus hält. Bei einem 3-Uhr-nachts-Flug von Hannover nach Iráklio sind die Leute hingegen zu müde, um sich zu bewegen.
Velana Calling

Und das ist jetzt leider auch das letzte Bild mit einigermaßen klarem Himmel. Später wird noch ein einziges Bild mit Sonne kommen. Ansonsten setzt sich das extrem schlecht Wetter der letzten Woche fort.
Ankunft im Hotel, Summer Beach. Beach auf der Hauptinsel? Ja. Direkt gegenüber ist ein künstlicher Strand (er trägt auch nur diesen Namen, „Artificial Beach“). Noch ein Unterschied zu Resortinsel: Dies ist ein muslimisches Land. Man muss komplett angezogen sein. Der Strand ist durch einen Wellenbrecher vom offenen Meer getrennt, also eher eine Lagune. Ich bekomme Early Check-in und darf kurz nach Ankunft aufs Zimmer (gegen viertel vor 11).
Ein Traum aus Wellblech – Stadtrundgang Malé
Ich habe ein bisschen gedöst. Ostwärts fliegen ist furchtbar. Als ich danach das Hotel verlasse, nieselt es. Als ich ein Stückchen vom Hotel weg bin, fängt es an zu schütten. Ich befinde mich da gerade im Lonuziyaaraiy Park. Ein Teil davon ist zum Glück überdacht.
Als es nach einer halben Stunde mal kurz nachlässt, laufe ich zum Hotel. Die Straßen stehen bereits zu großen Teilen unter Wasser. Erst um 15:30 hat es aufgehört und ich traue mich nach draußen.

Dann mal los. Malé ist wirklich hässlich. Viel gibt es nicht zu sein. Wikivoyage geht sogar noch weiter und schreibt: „Sehenswürdigkeiten im klassischen Sinn gibt es nicht.“ Die meisten Sehenswürdigkeiten sind Moscheen. Alles befindet sich in wenigen 100 Metern Umkreis westlich des Flughafen-Fährhafens.

Aufgrund des Platzmangels ist viele so zugebaut, dass es sich nicht vernünftig fotografieren lässt. Und durch die Wellblecharchitektur der meisten Moscheen sind sie auch echt nicht hübsch. Angenehmer Ausreißer:

Gut, also Landschaft haben wir nicht. Gebäude haben wir durch. Was ist mit Tieren? Also an der Anzahl scheitert es nicht:

Ansonsten gibt es hier noch den aus Deutschland bekannten Fischreiher.

Als einziges Säugetier begegnen mir heute einige Flughunde. Immer wieder sieht man flinke Echsen.
Ach ja, ich hatte ja gesagt, es gibt noch ein Bild mit Sonne! Das hier:

Ich besuche einen Supermarkt. Den Malediven werden absurde Preise von 10 Dollar für eine Flasche Wasser nachgesagt. Im Supermarkt kosten 1,5 Liter Wasser 6 Rufiyaa (35 Cent). Daneben steht Monster Energy Zero Sugar – bei einem Preis von 145 Rufiyaa sollte man besser ausschlafen.
Vilimalé (auch Villimalé, Vilingili oder Villingilli)
Okay, wenn’s mit Malé nichts wird, dann vielleicht Vilingili?
Ich habe bei Ankunft 20 Euro gewechselt. Als ich am offenbar geschlossenen Bankschalter stand, hat mich jemand dort weggelockt und zu einem zwielichtigen Typen an einem der zig Hotel-Stände geführt. Von dem habe ich für 20 Euro 340 Rufiyaa bekommen – das Verhältnis 17:1 liegt erheblich (zu meinen Gunsten) über dem Wechselkurz der besagten Bank (15,3) und dem offiziellen Wechselkurs (16,2). Ich bin davon ausgegangen, dass ich das für die Fähre brauche. Da die Website der Nahverkehrsorganisation ausländische Besucher blockiert, wusste ich nicht, wie viel das für Ausländer kostet. Ergebnis: Das gleiche wie für Einheimische – und zwar 3,25, etwa 18 Cent. Und man kann sogar mit Karte zahlen, eventuell aber nur mit Mastercard.
Die Boote fahren allen paar Minuten und das 24 Stunden am Tag. Bei meiner Ankunft ist es 17:46, das sind eine halbe Stunde bis Sonnenuntergang.

Außer dem o.g. Strand ist hier nichts. Es ist recht laut, weil auf der winzigen Insel ein großes Kraftwerk ist.
Der Sonnenuntergang wird farblich ziemlich schön, nur leider ist nach Westen alles mit den Baustellen für die Verlängerung der Malesina (Malediven-China-Brücke) zugepflastert, dass man nichts mehr vom Horizont sieht. Also lieber Richtung Malé gucken:


Ich esse auf Vilimalé in einem indischen Restaurant (Halftime). Das Essen kostet 50 Rufiyaa (knapp 3 Euro). Wer sagt eigentlich immer, dass die Malediven teuer sind? Resort sind teuer, nicht die Malediven.
Auf dem Rückweg von der Fähre zum Hotel besuche ich nochmal den Lonuziyaaraiy Park. Der ist aber jetzt wegen einer (Groß-)Familienfeier größtenteils gesperrt.

Ach komm, einen Bonus machen wir noch, nochmal die King Salman Mosque:

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