Kroatien Teil 1: Plitvicer Seen – Weltnaturerbe vs. Weltrekord
Große Seen oder große Party? Vielleicht auch beides.
Dieser Beitrag behandelt den 5. Juli 2025.
Croatia Airlines fliegt seit Dienstag (1. Juli) von Zagreb nach Hamburg (und Kroatien ist seit 2023 sowohl in Schengen als auch in der Eurozone). Zeit für mich, das auch mal auszuprobieren. Also, Wochenendtrip nach Zagreb mit dem zweiten Flieger überhaupt und zurück mit dem dritten. Die Flugtage sind seltsam: Dienstagvormittag, Freitagabend und Sonntagabend. Zwei relativ kurzen Abständen steht somit ein langer Abstand zwischen Dienstagvormittag und Freitagabend gegenüber. Wichtiger Buchungsgrund für mich: Ich möchte mal mit dem BCS3 fliegen, der auf dieser Strecke eingesetzt werden soll.
Obwohl ich mir sicher war, bei Flugbuchung ein Hotel gebucht und mich über das allgemeine Hotelpreisniveau in Zagreb gewundert zu haben, habe ich das offenbar nicht, wie mir erst vor zwei Wochen aufgefallen ist. Und jetzt ist kaum noch was für beide Nächte buchbar und das Preisniveau ist absolut übertrieben. Samstag auf Sonntag kosten alle Hotels in Zagreb über 400 Euro und selbst Hostels sind nicht für unter 100 Euro zu haben.
Zunächst hatte ich keine Ahnung wieso, aber beim Check-in – der Hinflug war jetzt plötzlich mit dem (ebenfalls 150 Passagiere fassenden) A319 statt dem BCS3 – warnte eine Nachricht auf der Website von Croatia Airlines vor dem Konzert von Marko Perković („Thompson“) auf der Pferderennbahn am Sonnabend (5. Juli). Wie mir bei meiner Tagestour erklärt werden wird, versucht der, einen Weltrekord zu brechen: die meisten verkauften Karten für 1 Konzert. Genauer gesagt: eine verdammte halbe Million Karten zum Preis von mindestens 10 Euro. Die sind inzwischen ausverkauft, ich kann also nicht beim Weltrekord dabei sein. Der vorherige Weltrekord lag bei gut 225.000 Karten. Dass das Konzert in Kroatien stattfindet, liegt auch daran, dass Thompson (benannt nach einer Maschinenpistole) wegen Verherrlichung des kroatischen Faschismus in diversen anderen Ländern gar nicht auftreten darf oder durfte (z.B. Österreich und Schweiz).
Abfahrt für mich ist wie immer in Hamburg von Rotenburg (Wümme). Wie mir erst am Bahnhof auffällt, habe ich mich vertan und bin nicht 2 Stunden sondern 1 Stunde vor Abflug am Flughafen. Aber alle Züge sind pünktlich, also passt das schon.
Meine Unterkunft von Freitag bis Samstag ist das At Queens. Ich mag es nicht. Die Klimaanlage ist kaputt und das Bett extrem weich. Immerhin liegt es auf halber Strecke zwischen einer wichtigen Busstation (Kvaternikov trg) auf der Fahrt vom Flughafen und dem Start der Tour:
Plitvicer Seen
Um 8 geht es los. Nach kurzer Fahrt erreichen wir eine Raststätte, die uns als „besonders schön“ und günstiger als der Nationalpark beschrieben wurde. Das mit „schön“ kann ich nicht bestätigen und sie ist zudem viel teurer als der Konzum (Supermarkt) direkt beim Abfahrtspunkt der Tour – und der war für deutsche Verhältnisse auch schon kein Schnäppchen. Von da aus geht es noch 2 Stunden bis zum Park.
Ach ja, Preise. Während in Deutschland alle Nationalparks kostenfrei sind, kosten die Seen 40 Euro Eintritt für eine Tageskarte. Als Gruppe gibt’s wenigstens 5 Euro Rabatt auf diesen Preis. Immerhin: Das Ticket enthält auch die bei Eingang 2 zwingend notwendigen Fahrten mit dem Boot und der Flurbahn. Letztere kommt übrigens von Borco-Höhn aus Rotenburg (Wümme).
Wir starten bei Eingang 2 und fahren mit dem Boot wenige Minuten zum unteren Startpunkt des Obere-Seen-Rundwegs. Als 32-Personen-Gruppe (Zagreb und ein Teil der wesentlich größeren Split-Gruppe; 38 Personen der Split-Gruppe bilden hingegen eine andere Gruppe, die offenbar eine andere Reihenfolge läuft) bekommen wir eine Fähre für uns, die dadurch nur etwa halbvoll ist. Der Himmel ist bedeckt. Gelegentlich kommt mal ganz kurz die Sonne raus. Das muss man dann schnell für Fotos nutzen.

Auffällig ist das unglaublich klare Wasser. Und dass an den Wegen über das Wasser keine Geländer existieren. In Deutschland nicht vorstellbar.




Da das Wasser so klar ist, kann man überall die Fische beobachten, die in den Seen leben. Sie sind recht zahlreich. Graureiher wissen das auch.


Anschließend geht es am großen oberen See, Galovac genannt, zur Haltestelle der Flurbahn.


Es geht also nun runter an die unteren Plitvicer Seen. Der Charakter der Wanderung ist deutlich anders: Man läuft entlang der Klippen zum Eingang/Ausgang 1, der nicht an der Flurbahnnetz angebunden ist.

Außer dem Weg entlang der Klippen kann man auch noch unten an den Seen entlanglaufen. Das ist bei dem von mir gebuchten Tagesflug nicht vorgesehen, somit auch nicht der direkte Besuch des Großen Wasserfalls.


Wer mich kennt, weiß: „nicht vorgesehen“ ist in meinem Wörterbuch nicht vorhanden. Wir haben 20 Minuten Zeit und ich schätze basierend auf Open Street Map, dass man in der Zeit zumindest einmal nach unten, zum Großen Wasserfall und wieder zurück kommt. Unterwegs sieht man auch, dass die eben erwähnte Große Kaskade nicht flach ist, wie sie von oben aussieht.




Nach dem Besuch der See fahren wir zu einem Restaurant. Es ist unklar, welcher Bus jetzt wohin fährt, da die Tour auch von/bis Split und sogar gemischt gebucht werden kann (Gepäck kann auch mitgenommen werden), und unser Busfahrer kein Englisch spricht. Wir haben jetzt wohl eine Stunde Zeit, um im Restaurant zu essen. Dann fahren wir aber immerhin mit dem richtigen Bus zurück nach Zagreb.
Jetzt wird es spannend, denn wir kommen von Süden (der Park ist tatsächlich näher als der Adriaküste als an Zagreb). Auch die Pferderennbahn liegt im Süden von Zagreb. Die Frau, die zu Beginn des Tages die Raststätte als „besonders schön“ bezeichnet hatte, sagte, es sei nicht sicher, ob wir nach Zagreb zurückkehren könnten. Zur Not befindet sich aber auch mein Hotel ist südlich von Zagreb (grob gesagt beim Flughafen).
Der Transfer zurück läuft annährend normal. Wir erreichen unseren Ausgangspunkt 4 Minuten später als auf Get Your Guide angegeben.
Ich mache mit einer aus der Gruppe einen kleinen Rundgang durch Zagreb.



Wir finden einen Aussichtspunkt für die Blaue Stunde für mich. Wirklich toll ist der zwar absolut nicht, es scheint aber auch nichts wirklich Gutes in Zagreb zu geben, sofern man nicht abends auf den Lotrščak-Turm kommt. Der schließt aber aktuell bereits fast eine Stunde (20 Uhr) vor Sonnenuntergang (20:48). Vielleicht funktioniert es im Winter?
Bis zur Blauen Stunde ist es jetzt noch fast eine Stunde. Wir irren ein bisschen umher auf der Suche nach einem Schutzbunker bzw. Tunnel aus den Weltkriegen. Er trägt den Namen Tunel Grič. Er schließt angeblich um 21 Uhr, aber der Eingang, den wir finden (offiziell heißt er übrigens Notausgang 2) ist bereits um viertel vor 21 geschlossen.
Wir irren also noch etwas weiter durch die Stadt. Wir finden aber nur diverse komische Museen und eine Straße, wo die Hauswand komplett mit Kaugummis zugeklebt ist. Auch ein Museum, finde ich – Kaugummi-Museum.

Und mit dem letzten Bild ist es auch nicht schlimm, dass die Bilder vom vorhin ausgesuchten Aussichtspunkt gar nicht mal so schön werden.
Ab zum Hotel.
Übrigens: Abfahrtszeiten an Unterwegsstationen sind bei Bussen und Straßenbahnen in Zagreb nicht bekannt. Es wird – auch an Unterwegsstationen – die Abfahrtszeit am Startpunkt angeschlagen. Der Bus bzw. die Tram fährt von dort so schnell es geht zur Endstation. Auf Google Maps sind zwar Abfahrtszeiten angegeben, zu Schwachverkehrszeiten ist der Bus aber gerne mal 50% schneller.