Corona Ich jetzt auch noch
Mal kurz was zur Coronakrise
Ach ja, die Coronakrise. Um mich selbst mache ich mir keine Sorgen. Ich bin 30 Jahre alt, Nichtraucher, habe keine Krankheiten, bin seit fünf Monaten kerngesund und seit über zwei Jahren nicht arbeitsunfähig gewesen. Am ehesten mache ich mir Sorgen, meine Eltern anzustecken.
Aber von den Veränderungen in Deutschland und der Welt bekommt man ja trotzdem was mit. Und da dieses Blog primär für mich selbst ist, damit ich meine (Nicht-)Gedanken später nachvollziehen kann, möchte ich ein bisschen was schreiben.
Mit Stand heute gibt es im LK Verden 18 Fälle von Corona.
Einschränkungen
Die Einschränkungen beim täglichen Leben gehen immer weiter. Statt wie in den Jahren zuvor einer Armlänge Abstand fordert die Politik jetzt plötzlich zwei.
Dass man seine Großeltern nicht mehr besuchen sollte, finde ich hingegen zu undifferenziert: Man sollte seine Großeltern nur dann nicht besuchen, wenn man nicht bald was erben möchte. „Corona macht geschmacklos“, meinte mein Vorgesetzter heute – und mir war sofort klar: „Dann habe ich wohl Corona.“
Anders als die Tatsache, dass Frisöre zur Grundversorgung gehören und geöffnet bleiben, nimmt Twitter das Ausfallen der Bundesliga mit Humor. Aus dem Revierderby wird das Revirusderby: Haaland darf zwar wegen Social Distancing ungestört zum Tor spazieren. Für ein Doppelpack reicht es wegen der Hamsterkäufe aber nicht, weil rationiert wurde. Nach einem Handspiel muss der Videoassistent klären, ob der Ball desinfiziert werden muss. Nach 3 Minuten Inkubationszeit endet das Spiel unentschieden: Die Punkte werden geteilt, so wie es mit den Nudeln auch sein sollte.
Vor der Sportschau kommt das Sponsoring von Check24: „Der Ball rollt wieder“, heißt es, und man wünsche „eine unvergleichlich spannende Sportschau“. Ohne Sport; der unmittelbar zuvor gezeigte Film wird daher nach einem Bericht über Corona wiederholt. Ich schlage daher per Twitter vor, die Sportschau könne sich ja in Schau umbenennen. Die Sportschau twittert zurück, dass sie ihren Namen eigentlich gern behalten würde.
Hamsterkäufe
Am Sonnabend war ich in den beiden Supermärkten in Kirchlinteln. Eigentlich möchte ich für die Firma ein Brot backen, für das uns ein slowenischer Lieferant eine Backmischung geschickt hat. Da fehlt aber Hefe, die ich – bis heute – nirgendwo auftreiben konnte. Es fehlen auch Backmischungen und fertiges Brot. Dafür gibt es Aufbackbrot und süße Brote in Hülle und Fülle. Ich kapiere das nicht.
Bis gestern sah es in diesem Edeka, über dessen Bau ich vor einigen Jahren ein knappes Jahr berichtet habe, sehr leer aus. An Produkten meine ich nicht, an Menschen. Besonders, weil Nudel- und Backregal einen Gang bilden. Heute gibt es wieder Klopapier (die Vorräte haben sogar den ganzen Tag über gehalten!), Seife, einige Backprodukte, Discount-Nudeln (Marken-Nudeln gab es gestern noch genug) und Discount-Toastbrot. Marken-Toastbrot gibt es nicht, dort hängt stattdessen ein Zettel: Weil das Mehl jetzt in den Haushalten liege, könne kein Brot gebacken werden. Dass Herr Harry in den Supermarkt geht um Mehl zu kaufen, glaube ich allerdings nicht. Sonst müsste er sich nämlich das Hamstern vorwerfen lassen.
Das Fernsehprogramm in Zeiten von Corona
Am Sonntag wurde beim ZDF heute journal Wolfgang Kubicki interviewt. Von der SPD sei er, wird eingeblendet. Beim ZDF arbeiten wohl auch nur noch die Azubis und Praktikanten.
Gestern lief The Masked Singer. Eine Live-Gesangsshow mit Klatschkonserve – und einem großen Teil Kandidaten, die nicht singen können. Ich spreche aus Erfahrung.
Während ich das hier schreibe, läuft auf SAT.1 gerade Big Brother, dessen Bewohner nicht wissen, dass es Corona gibt. Im Anschluss kommt das BILD Corona Spezial. Klingt wie ein Biermischgetränk, ist aber eine Sendung. Die Bundesministerin für Ernährung ist zu Gast. Ich hab den Ton ausgemacht, da ich weiß, dass man den Coronavirus nicht essen sollte. Anschließend hält Merkel ihre Silvesteransprache und in den Nachrichten spricht der bayerische Minsiterpräsident Söder zu seinem Volk – vor einem Stapel Klopapier stehend, auf den er nicht mal eingeht. Ein Stapel Klopapier ist die neue Rolex und das neue iPhone. Angenommen, der Politiker wäre vorbildlich wie von seiner Regierung gefordert zu Hause gewesen, hätte er dort unvorbildlich gehamstert. Ansonsten wäre er unvorbildlich sinnlos in der Öffentlichkeit rumgelaufen. Ich weiß nicht, was schlimmer ist.
Das ist mir zu dekadent, ich schalte zum ZDF. Vielleicht findet Aktenzeichen XY ja diesen Corona, der jetzt schon 26 Tote gefordert hat, allein in Bayern und BaWü waren es gestern jeweils −1.
Mein Dank geht an alle Leute, die sich um die Versorgung der Bevölkerung kümmern. In meinem Fall sind das vor allem die Leute in den Supermärkten.
Corona Ich nochmal
Corona ist nur einmal im Jahr. Vielleicht auch das ganze Jahr. Aber man kann ja auch das ganze Jahr auf Malle sein. Bzw. man könnte, wenn nicht gerade Corona wäre.
Ich habe etwas Angst, dass es so endet wie 2010, wo ich das Blog nahezu täglich für irgendwelchen Quatsch genutzt habe, den ich der Welt mitteilen wollte.
Ebenfalls fast täglich gibt es vom NDR das Coronavirus-Update mit Christian Drosten. (Krasse Überleitung.) Der forderte am letzten Mittwoch: „Wir brauchen Abkürzungen bei der Impfstoffzulassung“, die üblicherweise in drei Phasen abläuft. Bezeichnen wir die Phasen 1 bis 3 doch einfach mit p1 bis p3. Ich verstehe nicht, warum das so kompliziert sein soll. Wahrscheinlich wegen der Bürokratie.
#wirvsvirushack
Ebenfalls chaotisch: #wirvsvirus-Hackathon, ein auch von der Bundesregierung geförderter Kreativwettbewerb. Zwei Tage lang (ab Freitagabend) sollen Leute Probleme in Zusammenhang mit dem Virus finden und lösen. Es gibt 809 Problemvorschläge. Problem 810 sind dann die technischen Probleme der ganzen Veranstaltung, für die sich innerhalb von wenigen Tagen 42.000 Leute angemeldet haben.
Eigentlich soll man beim Anmeldeschluss am Freitag um 14:00 eine Willkommens-Mail bekommen. Die kommt erst 50 Minuten später. Um 14:30 soll die Tabelle mit den Problemvorschlägen versandt werden, über eine Plattform namens Airtable. Die Mail kommt dann um 20 Uhr, Airtable bricht kurzzeitig zusammen. Offenbar ist dieser Airtable eine Luftnummer.
Um und um 16:00 Uhr ist Zugang zu Slack angekündigt, das ist eine Website zur kooperativen Planung. Den Link habe ich immer noch nicht gekriegt, immerhin hat irgendwer einen Link auf Twitter gepostet. Aber es können nur 2.000 Leute auf denselben Link zu Slack klicken...
Pünktlich ist hingegen die „Willkommensansprache“ auf YouTube. Verschiedene Leute werden aus ihren vier Wänden zugeschaltet. Die Bildqualität wird von Person zu Person immer schlechter, die Nutzer spammen im Chat spontan „NEULAND“. Erinnert mich an Julia Klöcklers #dorfkinder-Kampagne:
In der Airtable-Tabelle mit den Problemen gibt es ingesamt knapp 50 Themenbereiche, zu denen es jeweils ca. 3 Kanäle auf Slack gibt. Die Themenbereiche haben eine vierstellige Nummer (zwischen 0001 und 0048), die Kanäle auf Slack dazu haben dieselben Nummern, sind aber ein- bis dreistellig. Die Suche von Slack hilft nicht und so dauert es ein wenig, bis man das verstanden hat.
In den Kanälen spricht man dann über die vorgeschlagenen Probleme des Bereichs. Oder um bei der Sprache des Wettbewerbs (und gefühlt jeder Führungskraft) zu bleiben: Das sind keine Probleme, das sind Herausforderungen. Ganz vorne in der Tabelle hat jede Herausforderung eine Nummer, die ist jedoch abhängig davon, wie der Leser die Tabelle sortiert hat. Die eindeutige Nummer steht in der vorletzten Spalte und die haben die Organisatoren für die Nutzer standardmäßig ausgeblendet. Leider präsentieren viele Leute ihre bereits fertigen Produkte in den Slack-Channels. Das finde ich schade.
Nachdem man Airtable und Slack ver- bzw. überstanden hat, muss man noch Devpost verstehen. Die bebilderte Anleitung nur für die Registrierung ist 16 Seiten lang. Dann sind vermutlich die letzten Nicht-IT’ler – äh sorry – Nicht-IT’ler:innen raus. Übrigens machen erstaunlich viele Frauen mit, das Geschlechterverhältnis scheint mir nahezu ausgeglichen.
Vielleicht sollte man dann zuerst mal einen Hackathon machen, um eine verständliche Plattform für Hackathons zu entwickeln?
Letztendlich erübrigt sich das für mich, da sich für das von mir bevorzugte da von der Arbeit hinlänglich bekannte und heute erst aufgetretene Problem 0522 „Wake-on-LAN“ keine weiteren Leute fanden. Ich fand auch die Themen 1206 „Plague Prevent“ und 1202 „SCG“ interessant, für den Zeitrahmen von 2 Tagen aber zu ambitioniert, auch wenn in der Zeit zunächst nur ein dreiminütiges Video erstellt werden soll.
Insgesamt haben 1139 Teams ein Ergebnis eingereicht. Zum Thema „Plague Prevent“ ist dieses Video erarbeitet worden. Ich bin überrascht, dass die Gruppe das mit dem Szenario Wir vs. Regierung umgesetzt hat. Auch eine weitere Gruppe hat es so gelöst. Eine andere Gruppe hat es als Zweispielerspiel mit dem Szenario Wir vs. Virus umgesetzt. Nur von der Seite Regierung hat es diese Gruppe und diese Gruppe gemacht. Interessante Ideen.
Zumindest haben die ganzen Programmierer jetzt was zu tun gehabt, nicht dass noch einer auf die Idee kommt, einen Computervirus mit dem Namen Corona zu entwickeln, der so starkes Schad- und/oder Verbreitungspotenzial hat, dass in den Nicht-IT-Nachrichten darüber berichtet würde. Das würde eine derart große Verwirrung auslösen...
#hamsterkaufschlager
Am Sonnabend ist bei Twitter wieder viel los mit Wortspielen. Trotz Fußball – der DFB wiederholt nämlich auf seinem YouTube-Kanal das Pokalfinale von 2012, #bvbfcb – lange auf Platz 1 in den Trends bei Twitter: #Hamsterkaufschlager. Wenn man Work From Home von Fifth Harmony bereits ausreichend oft gehört hat, braucht man Abwechslung.
Da wurde der Skandal im Edeka ausgerufen, denn In sieben REWE musst du gehen für Nudeln. Griechischer Wein ist leider aus beim REWE (mein Favorit), da der Fahrer noch an der Grenze steht. Ich mach auch mal mit:
Ihr Name war Corona
Sie war aus Wuhan vor Ort
Sie brachte Sparer zum Kaufen
Das Klopapier war schnell fort
Kauften auch Nudeln, gar keine Frage
Sie nahmen das letzte Mehl
Hat kein’ Sinn bei dieser Lage
Noch in den Rewe zu geh’n
Noch in den Rewe zu geh’n
Und als neue deutsche Nationalhymne Klopapier und Mehl und Nudeln.
Aber Twitter weiß auch: Schlager über Hamsterkäufe – da war doch was... Anfang des Jahres nach dem Dschungelcamp: Die Lidl-Kampagne Januar ist nur einmal im Jahr mit Peter Wackel. Und da findet sich auch der Grund für die aktuelle Klopapier-Knappheit:
Die neue Woche
Die neue Woche bringt dann neue Restriktionen mit sich. Frisörläden sind geschlossen und in bestimmten Märkten (Edeka, Rewe) darf seit Dienstag nur noch mit Einkaufswagen eingekauft werden. Ich bin mir nicht sicher wieso, vermutlich, dass die Anzahl der Leute im Laden begrenzt wird. Der Rewe hat auf das Schild geschrieben, die Leute sollten Einkaufswagen statt eigenen Taschen mitbringen. Dass das auch für Leute gilt, die nur – im wahrsten Sinne des Wortes – eine Handvoll Sachen kaufen wollen, ergibt sich daraus nicht. Wenn Kunden das mit den Einkaufswagen erst am Eingang erfahren, nehmen sie die Einkaufswagen vorm Eingang und schieben sie dann nach der Nutzung zum Aufbewahrungshäuschen, das ihrem Parkplatz am nächsten ist. Das geht bereits in normalen Zeiten nicht auf:
Ebenfalls ein großes Manko bei der Einkaufswagengeschichte: Die Hygiene. Ich weiß nicht, ob durch die verpflichtende Benutzung eines Einkaufswagens nicht mehr Schaden angerichtet wird, als durch die Begrenzung der Kunden geholfen wird.
Bei unserem Lidl gibt übrigens es einen Typen, der aufpasst, während es bei Aldi und Penny offenbar gar nicht kontrolliert wird.
In Soviet Russia...
Letzte Woche habe ich ein Video von Russia Today Deutsch auf Twitter gesehen. Die produzieren primär nur die Sendung Der fehlende Part. Konkret ging es da um die Frage, dass wenn es keinen Test für Corona gäbe, die ganze Sache überhaupt nicht aufgefallen wäre.
Ich selber würde aber vermuten, dass aufgrund des relativ starken Verbreitungspotenzials eine starke Häufung an Beatmungsfällen aufgefallen wäre, die das Gesundheitssystem nicht bewältigt bekommen hätte, bis der Spuk nach einigen Monaten vorbei gewesen wäre. Leute, die einmal Corona gehabt haben, sind aller Wahrscheinlichkeit nach immun.
An anderen Orten kam wegen der Immunität die Frage auf, ob es sinnvoll wäre, junge Ärzte jetzt absichtlich zu infizieren. Sie würden wahrscheinlich nicht viel mitbekommen und wären dann nach 2 oder 3 Wochen immun. Ist halt aber leider nicht komplett risikolos und daher ethisch äußerst fragwürdig.